IBM stellt große Mengen Speichercode Open Source

28.06.2006
Im Storage-Markt vertieft sich der Graben zwischen den beiden Lagern um IBM auf der einen und EMC, HP und Symantec auf der anderen Seite. Mit der Ankündigung von Big Blue, große Mengen Softwarecode an die Open-Source-Initiative Aperi zu übertragen, hat das Unternehmen bei der SNIA gepunktet.

IBM kündigte gestern an, Software für das Speicher-Management im Umfang von rund einer Million Codezeilen an die Open-Source-Initiative Aperi zu übertragen. Die Gründung dieses Gremiums hatte der Konzern im vergangenen Jahr selbst initiiert. Auch die Aperi-Mitglieder Fujitsu Ltd. und McData wollen Software Open Source stellen. IBM teilte ferner mit, Aperi werde Mitglied der Eclipse Foundation. Dieses inzwischen unabhängige Open-Source-Gremium war ursprünglich ebenfalls von Big Blue ins Leben gerufen worden.

Die wichtigste herstellerunabhängige Handelsvereinigung im Speichermarkt, die Storage Networking Industry Association (SNIA), hat die Ankündigung begrüßt und Aperi ihre volle Unterstützung zugesagt. Man erwarte, dass das Open-Source-Gremium zu einer schnellen Verbreitung des SNIA-Standards SMI-S beitragen werde.

Aperi gegen Gang of Five

IBM-Wettbewerber hatten diesen Vorstoß wohl erwartet und vor wenigen Tagen vorsorglich ein Gegenlager ins Leben gerufen, die so genannte Gang of Five. Sie besteht aus EMC, HP, Symantec, Hitachi Data Systems und Sun Microsystems - letzterer Anbieter hatte sich erst kürzlich entschieden, der Aperi-Gruppe den Rücken zuzukehren und mit den Wettbewerbern zu paktieren. Zur Aperi-Initiative gehören neben IBM unter anderem Network Appliances, McData, Fujitsu, LSI Logic, Brocade Communications Systems, CA und Cisco.

Obwohl sich beide Lager zum Speicher-Management-Standard SMI-S von der SNIA bekennen und jeweils gewisse Mengen an Sourcecode offen legen wollen, gibt es Unterschiede. Die Gang of Five, die einen weitaus größeren Marktanteil hält als die rivalisierende Gruppe, bekennt sich bislang nicht zu einer Open-Source-Strategie. Sie will aber größere Mengen Software in nicht genau beschriebener Weise als "Shared Storage Management Code" offen legen. Das Quintett nimmt für sich in Anspruch, tiefer in der SNIA verwurzelt und an deren Standards orientiert zu sein als die Aperi-Organisation, die letztendlich außerhalb der SNIA gegründet worden sei.

IBM steht indes auf dem Standpunkt, dass sich Open-Source-Bewegungen außerhalb von Handelsorganisationen bilden müssen. "Die meisten Standardisierungsorganisationen wurden gegründet, um die Entstehung von Spezifikationen voranzutreiben. Normalerweise veröffentlichen sie keinen Code", sagte Karla Norsworthy, Standards Vice President bei IBM. Sie konzedierte, dass es in der Aperi-Organisation auch darum gehen könne, über den noch unreifen und limitierten SMI-S-Standard der SNIA hinauszugehen, damit quelloffene Softwarebausteine zusammengeführt werden könnten.

"Aperi wird SMI-S implementieren. Aber wie alle Open-Source-Gremien wird auch Aperi mit Erweiterungen des Standards experimentieren", sagte die IBM-Managerin. "Jedes Aperi-Mitglied hat aber zugestimmt, SMI-S zu nutzen, und das Ziel ist es, diesen Standard zu implementieren. Ich denke, das werden wir erreichen." Weiter hieß es bei IBM, der Sourcecode werde schon nächste Woche an Aperi übergeben. In rund 30 Tagen werde dann die angekündigte Untergruppe innerhalb der Eclipse Foundation gegründet sein. (hv)