Kernprobleme: Wissensmangel, Komplexität und Kosten

Hürden bei der Cloud-Migration

04.10.2018 von Jens Dose
Bei der Cloud-Migration kommt es in vielen Unternehmen noch zu grundlegenden Problemen, die den Prozess behindern und Kosten verursachen.

Cloud-Computing ist in den meisten Unternehmen angekommen. Die Frage für die Mehrheit lautet nicht mehr ob, sondern wann welcher Teil der IT wie in die Wolke migriert wird. Das sehen auch die Analysten von Gartner. Die Marktforscher prognostizieren, dass sich 28 Prozent der Ausgaben in Schlüsselbereichen der IT bis 2022 in die Cloud verlagern sollen. 2018 liege der Anteil bei 19 Prozent.

Auf dem Weg in die Cloud gibt es einige Hürden zu nehmen.
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Der US-amerikanische Cloud-Access-Security-Broker (CASB)-Anbieter Bitglass hat 20.000 Unternehmen und Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Großbritannien und den Niederlanden untersucht. Demnach setzen bereits 84 Prozent mindestens eine Cloud-Anwendung ein.

Das Vertrauen in die Wolken-IT steigt also. Sollen eigene Anwendungen in die Cloud verlagert werden, stehen Unternehmen jedoch aktuell noch vor einigen Herausforderungen.

Die größten Hindernisse

Das Analystenhaus Forrester hat im Auftrag von IT-as-a-Service-Anbieter Rackspace 326 Unternehmen in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und den USA befragt. Demnach kämpfen die meisten Betriebe mit drei Problemen bei der Migration in die Cloud:

Durch fehlendes Know-how werden wichtige Herausforderungen in der Planungsphase und der Migrationsstrategie nicht bedacht. Das führt schließlich zu höherem Zeit- und Kostenaufwand - was dem eigentlichen Ziel der meisten Cloud-Initiativen zuwiderläuft: Kosten senken.

Es wird noch komplexer

Die Cloud-Angebote unterscheiden sich signifikant, so dass je nach Anwendung, die migriert werden soll, ein bestimmter Anbieter eher geeignet ist als ein anderer. Damit geht der Trend mittelfristig in Richtung Multi-Cloud. Laut dem Report "Future of Multi-Cloud" von Foresight Factory im Auftrag von F5 Networks werden Unternehmen in den kommenden Jahren ihre Workloads vermehrt solchen Public oder Private Clouds zuweisen, die bestimmte Anforderungen wie Geschwindigkeit, Agilität und Sicherheit am besten erfüllen.

Gerade in Deutschland spielt zudem der Datenschutz eine zentrale Rolle. Viele Anwendungen werden nicht in die Public Cloud, sondern in die - zumindest gefühlt - sicherere Private Cloud verlagert.

Damit wird die ganze Sache noch komplizierter. Die jeweiligen Clouds und Anwendungen müssen parallel verwaltet und gegen Angriffe geschützt werden. Die Übersicht zu behalten, ist hierbei zentral. F5 rät daher zur Implementierung eines robusten, zukunftssicheren Gesamtsystems aus integrierten Sicherheits- und Cloud-Lösungen, das Verantwortlichen mehr Kontext, Kontrolle und Transparenz bezüglich der Bedrohungslandschaft bietet. Auch hier ist spezielles Know-how gefragt.

Wissen ist Macht

Beim Cloud-Computing ist die Zeit des Experimentierens vorbei. Will ein Unternehmen migrieren, gilt es primär, das nötige Know-how aufzubauen, um unvorhergesehene Komplikationen und damit Mehrkosten zu vermeiden.

Laut einer aktuellen Lünendonk-Studie profitieren derzeit viele IT-Dienstleister von den Wissenslücken der Anwender. 2018 soll der Umsatz der Anbieter von IT-Beratung und IT-Service in Deutschland um 11 Prozent steigen. Als einer der Haupttreiber dafür geben 79 Prozent der Dienstleister an, dass Kundenunternehmen mehr Unterstützung bei der Einführung neuer Cloud-Services benötigten. Darunter fallen Beratungen hinsichtlich der Cloud-Strategie, den Sourcing-Optionen und der Implementierung, Orchestrierung sowie Vernetzung der verschiedenen Cloud-Lösungen.

Internes Know-how aufbauen

Will ein Unternehmen sich nicht von einem Dienstleister abhängig machen, sondern internes Cloud-Wissen aufbauen, gibt es verschiedene Anlaufstellen.

Natürlich bieten die Provider selbst Trainings und Zertifizierungen an. Neben spezifischem Know-how für das jeweilige Produkt wird dabei auch Grundwissen vermittelt, das auf einen Großteil der Cloud-Umgebungen anwendbar ist. Auch für die freie Cloud-Architektur OpenStack finden sich beispielsweise bei Rackspace Möglichkeiten zur fundierten Aus- und Weiterbildung. Solche Trainings liefern eine gute Grundlage, wenn klar ist, welche Cloud-Umgebung am besten zum Geschäftsszenario passt. Nutzt ein Unternehmen zum Beispiel bereits viele Microsoft-Office-Anwendungen wird Azure wahrscheinlich in die engere Auswahl kommen. Im Hinblick auf den Trend zur Multi-Cloud sollten sich Unternehmen aber nicht auf dem erworbenen herstellerspezifischen Wissen ausruhen, sondern auch Wissen für andere Produkte aufbauen.

Ein breiter gefächertes Training erhalten Unternehmen bei Beratungshäusern oder Service-Anbietern. Der TÜV Rheinland etwa bietet Lernpfade nach den Jobrollen Cloud-Administrator, -Entwickler und -Architekt an - entweder herstellerunabhängig oder zugeschnitten auf Amazon Web Services (AWS), Microsoft Azure und Google Cloud Platform (GCP). Des Weiteren konzentriert sich beispielsweise TechData Academy auf IT-Entscheider. Deren Kurs soll dabei unterstützen, aus verschiedenen Cloud-Angeboten auszuwählen. Dabei werden sowohl Private, Public und Hybrid Cloud sowie die Produkte der großen Hersteller behandelt als auch die Abgrenzung zu Hosting-Angeboten. Bei spezialisierten Trainings-Anbietern wie dem SANS Institute finden sich schließlich Kurse für Teilbereiche wie Cloud-Security.

Change-Management und Nutzerschulungen können helfen, kulturelle Widerstände im Inneren abzubauen. Gleichzeitig kann dadurch wertvolles Wissen aufgebaut werden, das den Grundstein legt für den reibungslosen Ausbau der übergeordneten Cloud-Strategie in Richtung Multi-Cloud.