DSL-Bremse

Hält Ihr DSL was es verspricht?

17.10.2008 von Thorsten Eggeling
Hohe Datentransferraten bei DSL-Anschlüssen klingen sehr verlockend, doch oft bleibt die erreichte Leistung hinter den Erwartungen zurück. Schuld sind nicht immer die Provider. Wir zeigen Ihnen wie Sie selbst mit einigen kleinen Tricks auf das DSL-Gaspedal treten können.

DSL mit bis zu 16.000 kBit/s - das klingt schon sehr schnell. Aber wie kann ich wissen ob mein Anschluss diese Geschwindigkeit auch erreicht? Oft ist das nämlich gar nicht der Fall. Das hat aber nichts mit Betrug seitens des Providers zu tun. Schuld ist die kleine Phrase "bis zu", denn das kann auch deutlich weniger als die versprochenen 16.000 kBit/s bedeuten. Darüber hinaus werden Dienste mit hohem Transfervolumen gezielt gedrosselt. Davon betroffen sind zum Beispiel Bit-Torrent-Downloads, die dann viel langsamer als Downloads von einem Webserver sind.

Auf Analysieren und Tunen kommt es an. Nicht immer ist der Anbieter schuld, wenn die Datenübertragung hinkt. Ist der Router zu schwach oder falsch eingestellt, treten Verzögerungen auf. Hier lesen Sie, wie Sie die tatsächliche Geschwindigkeit beim Download messen und die Ursachen für geringe Transferraten ausfindig machen können.

Analyse: Tempo mit Bordmittel testen

Die Geschwindigkeit von DSL-Verbindungen kann optimiert werden.

Für eine erste, einfache Diagnose genügt die Anzeige des DSL-Modems/Routers. Die weit verbreitete Fritzbox von AVM etwa zeigt unter „Erweiterte Einstellungen, DSL-Informationen“ auf der Registerkarte „DSL“ die Leitungskapazität an. Hier steht die bei Ihrer Telefonleitung physikalisch maximal verfügbare Übertragungsrate. Hinter „Aktuelle Datenrate“ sehen Sie, welche Geschwindigkeit tatsächlich erreicht wird – jeweils für den Up- und Download. Alle Werte sollten ungefähr den im Vertrag mit dem Internet-Provider versprochenen Datenraten entsprechen. Wenn hinter „Latenz“ etwas anderes als „0 ms“ oder „fast“ steht, kommen die Datenpakete aus dem Internet verzögert an. Für Downloads hat das keine Konsequenz. Nur bei zeitkritischen Online-Spielen führt eine höhere Latenz zu Problemen.

Leitungsqualität: Bei „Signal/Rauschabstand“ ist ein höherer Wert besser (mehr als 10 dB) und bei „Leitungsdämpfung“ ein niedriger (bei 16.000 kBit/s maximal 18 dB). Ist der Signal-Rauschabstand zu niedrig und/oder die Leitungsdämpfung zu hoch, kommt es zu Synchronisations-Problemen und Verbindungsabbrüchen. Ein Indiz dafür sind hohe Fehlerwerte hinter „CPE“ (Customer Premises Equipment) und „COE“ (Central Office Equipment). In diesem Fall verschieben Sie auf der Registerkarte „Einstellungen“ den Regler in Richtung „Sicher“. Auf einer schlechten beziehungsweise zu langen Leitung zwischen DSL-Modem und Vermittlungsstelle ist eine Verbesserung aber nur durch Reduzierung der Bandbreite möglich. Das macht die Verbindung stabiler, doch die Download-Geschwindigkeit sinkt dabei natürlich auch. Endgültig lässt sich dieses Problem nur mit einem Ausbau des Leitungsnetzes aus der Welt schaffen.

Tipp: Bei der heimischen Verkabelung sollten Sie darauf achten, dass das DSL-Modem möglichst nah am Telefonanschluss steht. Denn mangelhaft abgeschirmte Verlängerungskabel für die TAE-Dose erhöhen die Störanfälligkeit ebenfalls.

Test: Geschwindigkeit online prüfen

Die Anzeigen der Fritzbox liefern einen ungefähren Anhaltspunkt für das DSL-Tempo. Mehr Aufschluss gibt ein praxisnaher Test zwischen einem Server im Internet und Ihrem PC. Kostenlos geht das online. Ihr Resultat können Sie anschließend mit den Ergebnissen anderer Nutzer und der Topliste vergleichen. Während des Tests sollten Sie alle anderen Internet-Anwendungen schließen und den PC per Kabel anschließen. Zum Start klicken Sie in der Weltkarte einfach auf einen Server in Ihrer Nähe. Bei DSL 16.000 mit 1000 KBit/s Upstream ergeben sich meist Werte um 12.000 KBit/s für den Download und knapp 900 KBit/s für den Upload. Das Ergebnis liegt meist unter den von der Fritzbox ermittelten Werten, hängt aber stark von der Auslastung des Servers ab. Für ein aussagekräftiges Ergebnis sollten Sie den Test daher mehrfach wiederholen und auch andere Gratis-Dienste wie den PC-WELT DSL Speedtest nutzen.

Torrent-Downloads messen

Glasnost testet, ob der Bit-Torrent-Transfer künstlich beschränkt ist

Eigentlich sollte die erreichbare Transferrate unabhängig vom verwendeten Programm und Übertragungsprotokoll sein. Wer jedoch die DSL-Leitung mit Tauschbörsenprogrammen ständig voll ausnutzt, verschiebt die Mischkalkulation des Internet-Providers zu dessen Ungunsten. Einige Anbieter reduzieren daher die Download-Rate bei bestimmten Ports oder Protokollen. Ob das bei Ihrem Provider der Fall ist, prüfen Sie über die Website des Max-Planck-Instituts für Software-Systeme. Der Test erfordert das kostenlose Java-Plug-in für den Browser.

Auf der Ergebnisseite sehen Sie dann die erreichten Transferraten und erhalten einen Hinweis, wenn eine Drosselung bestimmter Ports oder des Bit-Torrent-Protokolls feststellbar war. Sind nur die Ports betroffen, genügt es, diese in der Konfiguration des Bit-Torrent-Programms zu ändern. Andernfalls hilft es nur, den Provider zu wechseln.

Tuning: DSL optimieren

Mit speedtest ermitteln Sie die tatsächliche Geschwindigkeit

Wenn sich bei den Geschwindigkeitstests keine Auffälligkeiten ergeben haben und die Download-Geschwindigkeit trotzdem nicht immer befriedigend ist, müssen Sie nach anderen Fehlerquellen suchen. Das englischsprachige Gratis-Tool TCP Optimizer 2.0.3 (für Windows 95 bis XP) unterstützt Sie beim Tunen Ihrer Verbindung. Das Tool stellt die Verbindungsgeschwindigkeit ein, legt den MTU-Wert fest (die Paketgröße, die maximal übertragen werden kann) und die maximale Datenmenge, die ein Server sendet, bevor ein Feedback kommt (Rwin-Wert). Probieren Sie ruhig einige Werte aus.

Router optimieren: Das Betriebssystem im DSL-Modem/Router (Firmware) kann Fehler aufweisen, die sich auch auf die Stabilität der Verbindungen auswirken. Bei der Fritzbox beispielsweise steht im Firmware-Menü, welche Version derzeit installiert ist. Über „Automatisches Update“ holt sich die Fritzbox eigenständig eine neue Firmware. Bei anderen Geräten müssen Sie das Update meist über die Website des Herstellers herunterladen und über die Web-Oberfläche des Routers installieren.

Ports freischalten: Bit-Torrent-Downloads laufen nur mit voller Geschwindigkeit, wenn der PC aus dem Internet direkt erreichbar ist. Dazu müssen Sie die vom Bit-Torrent-Client verwendeten Ports in der Firewall öffnen, die in fast jedem Router integriert ist. Bei der Fritzbox gehen Sie dazu ins Menü „Einstellungen, Internet, Portfreigabe, Portfreigabe“. Mehr Infos zu Ports und den unterschiedlichen Methoden der Portfreigabe finden Sie unter.

Ältere Router austauschen: Betagte Router sind mit heutigen DSL-Geschwindigkeiten und der Anzahl der Verbindungen bei Nutzung von Tauschbörsen-Software meist überfordert. Ein Firmware-Update hilft hier nur in seltenen Fällen weiter. Wenn Sie das Gerät austauschen, achten Sie darauf, dass es mindesten ADSL2+ unterstützt, also den heute aktuellen Standard.

Dieser Beitrag stammt von der COMPUTERWOCHE-Schwesterpublikation pcwelt.de.