High-end-Notebooks

Grimaldi statt Aldi: Notebooks für Reiche

09.05.2008
Der Markt für Notebook-Schnäppchen ist riesig, das Segment der Edel-Notebooks hingegen winzig. Deren Komponenten sind handverlesen wie die Kundschaft - alles eine Frage von Budget und Geschmack.

Nicht nur in der Gesellschaft, auch bei den Kunden von Notebooks geht die Schere immer weiter auseinander. Auf der einen Seite finden sich Mini-Mobilrechner wie der "Eee PC" von Asus, die schon zum Preis von 300 Euro grundlegende Computerfunktionen mitbringen. Am oberen Ende ist hingegen das Goldene Zeitalter angebrochen: Mit Bergkristallen verzierte Cover sind hier der kleinste gemeinsame Nenner für die oberen Zehntausend, Diamanten kennzeichnen die oberen Zehn - Case-Modding für Reiche. Andere Hersteller setzen auf die schiere Kraft der Maschinen und kompromisslose Spieler, um den Preis in die Höhe zu treiben. Gemacht wird, was gefällt. Und der breiten Masse muss es nicht gefallen. Hauptsache, nicht normal.

Alienware macht den Anfang

Alienware

Weltschnellstes Notebook von Alienware: Kostet rund 4.500 Euro und eignet sich für professionelle Hobby-Spieler.
Foto: Anbieter

Die Firma Alienware ist ein Pionier der brachialen Rechenleistung, und daran hat sich auch seit der Übernahme durch Dell nichts geändert. Hier regiert allein die Kraft, während der Chic nicht viel zu melden hat. Beim 15,4-Zoll-Notebook "Area-51 m15x" hat der Hersteller dankenswerterweise auf sonst übliche Applikationen des Gehäusedeckels (Spoiler) verzichtet. Dafür muss man damit leben, dass der Rechner buntes Licht in die Umgebung abstrahlt. Optisch ist Alienware immer noch Meilen von Apple entfernt, aber schließlich zählen die inneren Werte. Diese sind beeindruckend, wenn man sich nicht im Griff hat und sein System wie in der Dönerbude "mit alles" konfiguriert. In diesem Fall sollte man aber auch in der Lage sein, die Leistung des Rechners abzurufen - mit Office hat das nicht viel zu tun.

In der Basis-Konfiguration steckt leider gerade einmal 1 GB Arbeitsspeicher und ein schwachbrüstiger "Core 2 Duo", der mit 1,8 GHz getaktet ist. Die Aufrüstung auf den "Core 2 Extreme X9000" mit 2,8 GHz schlägt derzeit mit knapp 700 Euro zu Buche. Dafür leisten sich Sparer ein komplettes Notebook, auf dem ebenfalls Windows Vista "läuft". Aber dies ist nicht der Platz für preissensitive Gemüter, es geht ums Prinzip

Apple

Bei Apples MacBook Pro ist bereits bei 3.300 Euro Schluss mit der Aufrüstung. Restgeld muss man in Peripheriegeräte investieren.
Foto: Apple

Apple ist der Gegenentwurf zu Alienware, indes verzichtet die Kultmarke bei allem Chic nicht auf eine performante Ausstattung bereits in den Basismodellen. Da das Bessere stets der Feind des Guten ist, kann man natürlich auch die Apple-Geräte hochklicken. Das "MacBook Pro" mit 17 Zoll Monitor kostet ab 2.500 Euro in der Grundversion, laut Apple Store sind darin 7,37 Euro "Urheberrechtspauschale" enthalten. Da freut sich der Urheber. Die Sparta-Version des Pro-MacBooks bietet einen Intel Core 2 Duo mit 2,5 GHz, 2 GB Arbeitsspeicher, eine langsame Viertel-TB-Platte und ein optisches Laufwerk. Wer's braucht, kann zentrale Komponenten aufrüsten, ohne dass man Gefahr läuft, in der Bank künftig mit Namen angesprochen zu werden - das begrenzte Angebot macht es schwer, 1.000 Euro Aufpreis zu erzielen. Folglich bietet Apple schöne und schnelle Notebooks, die mit 3.300 Euro für die Hardware an dieser Stelle nicht aus dem Budgetrahmen fallen - leider.

VooDoo

Die Geister scheiden sich an VooDoo-Notebooks der HP-Tochter. Airbrush kostet extra, bei 2 GB RAM ist das Ende der Fahnenstange erreicht.
Foto: FragBook

Was Alienware für Dell, ist VooDoo für Hewlett-Packard (HP). Deren PCs heißen "Omen", die Notebooks "Envy" - der Neid soll den Mitmenschen ins Gesicht geschrieben stehen. Die Wahl fällt schwer: 20 Zoll mit AMD für den Startpreis von 2.500 Euro oder 17 Zoll mit Intel ab 2.650 Euro. Die Website bietet die Möglichkeit, bei der Konfiguration nicht einzelne Komponenten anzuklicken, sondern in den Bereichen Office, Gaming, Grafik und Entertainment vier verschiedene Einstellungen zu wählen: Medium, Hoch, Extrem und Insane. Letzteres bedeutet bekloppt, ist aber vermutlich hier irgendwie positiv besetzt. Wieso auch Verrückte nur 2 GB RAM auswählen können, erschließt sich allerdings nicht. So ist man schließlich in der 17-Zoll-Variante bei 4.800 Euro gelandet. Davon werden 200 Euro für den Versand berechnet. Für rund 250 Euro kann man sich noch ein Arschgeweih auf sein VooDoo-Notebook tätowieren lassen. Wer's mag.

Dell

Dieses Gerät - nennen wir es Notebook - von Dell bietet Heavy Metal fürs Geld, lässt sich aber kaum ausbauen.

Die Texaner sind Meister der hölzernen Umschreibung: "In nur wenigen Sekunden wird aus Ihrem XPS M2010 aus einer optisch ansprechenden und tragbaren "Aktenmappe" mit lederähnlicher Oberfläche und glänzenden Akzenten und Rundungen und Linien wie bei einem Sportwagen ein komplettes Unterhaltungssystem." Die Idee der abnehmbaren Funktastatur ist ziemlich gut, und die beweglichen Klampen am Heck erlauben einen persönlich einstellbaren Betrachtungswinkel des 20-Zoll-Monitors. Zudem fühlt sich das Dell-Gerät gut an - man gewinnt immerhin den Eindruck, für sein Geld einen Gegenwert in Hardware erhalten zu haben. Mit seinen 8,2 Kilogramm Lebendgewicht erinnert der XPS M2010 aber auch spontan an eine mit Kunstleder bespannte Parkkralle.

Innen herrscht bisweilen unspektakuläre Gefälligkeit. Zwei Intel-Prozessoren stehen zur Auswahl, ein paar Platten auch. Allerdings ist die Grafikkarte (256 MB ATI Mobility Radeon X1800) aus dem Jahr 2006 kein Knaller, und ein anderes Modell steht nicht zur Wahl. Überhaupt ist es kaum möglich, das "Notebook" in schwindelerregende Performancehöhen aufzumotzen. Immerhin sind acht Lautsprecher und ein Subwoofer im Gehäuse untergebracht. Fazit: Nichts für aushäusige Spieler, sondern für DVD-Betrachter in den eigenen vier Wänden, die das Gerät niemals wegräumen müssen, und das auch nicht wollen, weil man es ohnehin nicht kann.

Falcon Northwest

Falcon NW bietet bemalte Cover für Individualisten an. Das hat seinen Preis.
Foto: FragBook

Die Website des US-Anbieters Falcon Northwest bietet den schönsten Cursor, der wie ein bewegliches Fadenkreuz stilisiert ist. Klar: Es geht um Gaming, und zwar nicht für die inzwischen als Superzielgruppe auserkorenen Gelegenheitsspieler ("Casual Gamer"), sondern für hauptberufliche Enthusiasten des simulierten Schusswechsels. Demzufolge heißen die Notebooks auch "FragBooks". Es gibt zwei Serien, die beide einen 17-Zoll-Bildschirm bieten, von denen einer besser auflöst. Ansonsten sind alle Komponenten Verhandlungssache. Die Prozessoren reichen bis zum Core 2 Duo Extreme mit 2,93 GHz beziehungsweise dem Quad Core mit 2,66 GHz. Maximal 4 GB Speicher passen ins Gehäuse, bei zwei Grafikkarten "nVidia GeForce 8700m SLI" kommt dann ein GB VRAM hinzu. Drei Festplatten finden auch noch Platz, etwa für RAID 0, 1 und 5.

Knapp 5,5 Kilo wiegt das Paket, wenn es voll aufgerüstet ist. Der Preis von über 4.100 Dollar ist nur auf den ersten Blick heftig. Richtig teuer wird es, wenn mal bemalte Notebook-Gehäuse bestellt. Das Modell "Flames" schlägt mit über 800 Dollar Aufpreis zu Buche. Zudem kostet die 32 GB Solid State Disc (SSD) satte 1.500 Dollar on top. Klickt man auf alles, was Rang und Namen hat, landet man ohne Maus bei 10.173,12 Dollar. Da die US-Währung jedoch derzeit nichts wert ist, sind das (Stand: Ende April 2008) nur 6.500 Euro - gut investiertes Geld, schließlich geht es ums eigene Überleben.

Cyber System

Der Hersteller Cyber System bietet (nahezu) die gleichen High-end-Komponenten zur Auswahl wie Falcon Northwest, dafür liegt die Firma fast vor der Haustür, wenn man in Augsburg wohnt. Wer kein Geld hat, kann sich hier seinen Boliden auch auf Pump leisten, also finanzieren oder leasen. Bei einer Laufzeit von 36 Monaten muss man in der höchsten Ausbaustufe mit Raten von über 200 Euro kalkulieren. 6.500 Euro sind das obere Ende, wenn man auf ein grässlich bemaltes Notebook-Cover verzichtet. Für die Kunst gibt es nicht etwa Geld vom Hersteller zurück, sondern man wird extra zur Kasse gebeten. Die Notebook-Serie "Q17 Extreme" unterstützt die Schlagworte "SLI" und Quadcore". Ihre doppelt verbaubaren Grafikkarten "nVidia GeForce 8800M GTX" sind nach heutigen Maßstäben außerordentlich flink. 4 GB RAM und bis zu drei Festplatten (eine als SSD wählbar) runden den Rechner ab. Zudem kann man noch Windows XP als Betriebssystem kaufen.

Ego Lifestyle

Lifestyle fürs Ego: In ein paar Jahren wird man seinen PC nicht mehr nach der CPU aussuchen, sondern nach der Bespannung.
Foto: ego

Die Marke "Tulip" hat eine gewisse Tradition in der IT-Branche: Laut "CW" ist die niederländische Firma nach Apple der zweitälteste PC-Hersteller der Welt, also streng genommen der älteste PC-Hersteller. Tulip hat es zuletzt mit den Querelen um den vermeintlichen Konkurs der einstigen Tochter Commodore in die Schlagzeilen geschafft, aber auch mit Lifestyle-Notebooks der Serie "Ego". Allerdings gehören diese seit Dezember ebenfalls nicht mehr zur Firma mit dem Tulpenlogo, sondern werden jetzt von der freigekauften Unternehmung Ego Lifestyle angeboten. Die 12-Zoll-Rechner sehen aus wie kleine Handtäschchen und lassen sich mannigfaltig konfigurieren - wohlgemerkt außen, nicht innen. Dort wohnen ein AMD-Turion-Chip, eine unbedeutende ATI-Grafikkarte, Windows Vista und Microsoft Office. Immerhin wurden 2 GB Arbeitsspeicher verbaut, die Festplatte fasst 160 GB. Der Rest ist unspektakulär (um in diesem Zusammenhang das Wort "Standard" zu vermeiden).

Ganz weit vorn sind die optional verfügbaren Hüllen für die Hardware, die nicht in "Serien" und "Produktfamilien" angeboten werden, sondern in vier verschiedenen "Collections". Die Firma ist in jedem Fall das beste Beispiel dafür, wie man aus Hardware Gold machen kann - sobald das Marketing stimmt. Auch wenn der Fokus stark auf Äußerlichkeiten gesetzt wird, können sich traditionelle Computerbauer von Egos Strategie eine Scheibe abschneiden. In Deutschland sind die Rechner in Düsseldorf (Galleria Kaufhof) und Berlin (KaDeWe) erhältlich, zu Preisen schweigt sich die Website aus. Vor einem Jahr hatten wir noch einen "Basispreis" von 4.000 Euro recherchiert, mit Alcantara-Bespannung. Das Top-Modell verfügt über 18 Karat an Weißgold-Ornamenten und 6,9 Karat Diamanten. Wenn man lieb fragt, kann man vermutlich auch 6,9 Karat Weißgold und 18 Karat Diamanten bekommen. Oder zwei mal 18 Karat.

Luvaglio

Ein Medienmärchen, der Eine-Million-Dollar-Rechner. Wieso sollte eine Firma aus London Dollar verlangen, wenn Sie auch Pfund nehmen könnte?
Foto: Luvaglio

Oben ist die Luft dünn, der Blick wird unscharf, und auch die Preispunkte liegen weit auseinander. Im Frühjahr 2007 machte die britische Firma Luvaglio auf sich aufmerksam, weil sie angeblich das teuerste Notebook der Welt auf den Markt bringen wollte. Kostenpunkt: eine Million Dollar. Das Web ist immer noch voll von Seiten, die auf weitere Ankündigungen verweisen. Auf CW-Anfrage per schnöder Mail hat das "Unternehmen" natürlich nicht reagiert. Immerhin sollte das Gerät ein "selbstreinigendes Display" bekommen, das hätte uns schon interessiert.

Zum Ausgleich für die Frustration des Lesers, jetzt spontan kein Notebook für eine Million Dollar kaufen zu können, haben wir noch ein ganz besonderes Gerät reserviert:

Bonusbook: IBM Thinkpad

Früher war beileibe nicht alles besser, wie ein Blick in das CW-Archiv verrät: 12.000 Mark mussten vor zehn Jahren auf den Tisch von IBM gelegt werden, um stolzer Besitzer eines Business-Notebooks zu werden. Immerhin konnte man schon damals optional ein DVD-Laufwerk einbauen lassen. Und die Akkulaufzeit wurde bereits 1998 hochgerechnet. Alle Features im Überblick:

12.000 Mark für diese Kiste - 1998 war die PC-Welt für IBM noch in Ordnung.
Foto: IBM

"Am oberen Ende soll der "Thinkpad 770X" bei IBM für Umsatz sorgen. Der als mobile Workstation bezeichnete Rechner soll im November zu einem Preis ab 12.000 Mark zu haben sein. Er nutzt Intels schnellsten Chip (damals: 300 Megahertz Pentium II) für Mobilrechner und kommt mit 128 MB Hauptspeicher, der sich auf 320 MB erweitern lässt. Zudem hat er auf der eingebauten Festplatte Platz für über 8 GB an Daten. Wer damit nicht auskommt, kann die Kapazität über eine zweite Platte verdoppeln. Das TFT-Display mit einer Diagonale von 13,7 Zoll leistet eine Auflösung von 1280 x 1024 Pixel. Zusammen mit 8 MB Videospeicher und AGP-Unterstützung soll das Jumbo-Notebook auch 3D-Anwendungen augenfreundlich anzeigen. Statt einem CD-ROM-Laufwerk mit zehn- bis 24facher Geschwindigkeit lässt sich wahlweise ein DVD-Laufwerk einbauen. Die Funktionen für 3D-Sound, Videowiedergabe im MPEG-II-Format und zur Dolby-Audioausgabe sind werkseitig eingebaut, ebenso wie die Lautsprecher. Die Batterien reichen nach IBM-Angaben für dreieinhalb Stunden.

Die zweite Neuvorstellung "Thinkpad 600" wiegt 2,2 Kilogramm und ist 36 Millimeter hoch. Auch sie kommt mit dem 300-Megahertz-Pentium-II. Weitere Merkmale sind 64 MB RAM, Festplatte mit 5,1 oder 6,4 GB, TFT-Display mit 13,3-Zoll-Diagonale und Modem. Disketten- und CD-ROM-Laufwerk lassen sich - auch gegen ein zweites Akku-Paket - austauschen. Die Preise für den Thinkpad 600 starten bei rund 12.700 Mark.

Beim "Thinkpad 560Z" kann bei der CPU zwischen dem Pentium II mit 300 oder 233 Megahertz gewählt werden, ebenso bei der Festplatte, die 4 oder 6,4 GB fasst. 12,1 Zoll misst das TFT-Display in der Diagonale. Mit einem Gewicht von 1,9 Kilogramm und einer Bauhöhe von 31 Millimetern ist er die portabelste der Neuvorstellungen. Zu haben ist er ab knapp 8.800 Mark." (ajf)

Kontrastprogramm: Billige Mini-Notebooks