Wie die Presseagentur AFP berichtet, sieht es die oberste Verbraucherschützerin als ihre Aufgabe, das Mysterium um die explodierenden iPhone-Bildschirme zu lösen und bei Gefahr für Konsumenten durchzugreifen. Sie brauche für einen Einfuhrstopp nicht die Erlaubnis von Apple, soll Kuneva gegenüber Reportern erklärt haben: "Sind die Geräte gefährlich, werde ich einen Rückruf anordnen."
Nach eigenen Angaben hat Kuneva aus Großbritannien, Frankreich und Deutschland Beschwerden über zerplatzte iPhone-Displays erhalten. In einigen Fällen kam es sogar zu Verletzungen. Ein Mädchen soll sogar Feuer gefangen haben, als das Gerät direkt vor ihr in Brand geriet, berichtete sie in Brüssel.
Der EU-Kommisarin zufolge werde derzeit in unabhängigen Laboren in Frankreich geprüft, ob es ein Problem mit dem Handy oder dessen Akku gibt oder ob es sich bei den Vorfällen um unsachgemäßen Gebrauch handelt. Die EU brauche hundertprozentige Klarheit von einem Mitgliedsstaat, dass diese Geräte gefährlich sind, erklärte Kuneva. Sobald sie aber von den französischen Behörden diese Information erhalte, werde sie im Interesse der Konsumenten handeln.
Keine leeren Drohungen
Dass es sich bei dieser Ankündigung nicht um eine leere Drohung handelt, beweisen zahlreiche Fälle. So wurden 2008 nach Angaben der EU insgesamt 1866 Produkte vom Markt genommen - ein Großteil davon wurde - wie das iPhone - in China hergestellt. Kuneva selbst verwies auf Kaffeemaschinen vom Typ Senseo. Diese wurden im April von der EU zurückgerufen, weil sie die Hände der Verbraucher verbrühten.
Apple hatte der EU Mitte August versichert, dass es sich bei den Berichten von explodierenden Bildschirmen um Einzelfälle gehandelt habe. Die splitternden Displays seien dabei auf mechanische Beschädigungen des Gehäuses zurückzuführen. Laut Apple sei auf die Gehäuse äußerer Druck ausgeübt worden. Hinweise auf überhitzte Akkus gebe es dagegen nicht, so das Unternehmen weiter. Die BBC berichtete dagegen, dass auch Benutzer in Großbritannien, Holland und Schweden sowie Belgien ähnliche Fälle gemeldet hätten.
In Internet-Foren zweifeln allerdings etliche User an den Erklärungsversuchen seitens Apple. Erschwerend kommt hinzu, dass der Versuch des Unternehmens, einem Geschädigten in Großbritannien einen Maulkorb zu verpassen, nicht unbedingt als vertrauensbildende Maßnahme betrachtet wird. Dort habe Apple, so ein Times-Bericht, einem Geschädigten das Gerät nur nach Abgabe einer Verschwiegenheitserklärung ersetzen wollen.