RHEL, openSUSE, SLES, Ubuntu & Co.

Empfehlenswerte Linux-Distributionen für Server

10.12.2015 von Jürgen Donauer
Linux als Serverbetriebssystem aus dem Data Center nicht mehr wegzudenken. Es existieren diverse ausgewiesene Serverdistributionen. Im folgenden Artikel haben wir empfehlenswerte Lösungen mit ihren jeweiligen Stärken zusammengefasst.

Linux als Serversystem ist schon lang kein Exot mehr. Die Frage ist nur, auf welche Distribution man setzen soll. So einfach lässt sich das leider nicht beantworten. Theoretisch können Sie aus jeder Linux-Installation einen Server machen. Es gibt allerdings dedizierte Systeme, mit denen das Aufsetzen eines Servers einfacher ist. In diesem Artikel stellt TecChannel einige Distributionen vor, die speziell für den Einsatz als Server gedacht sind.

Die Auswahlkriterien für die richtige Distribution sind vielfältig. Das reicht von professioneller Unterstützung über eigenes Linux-Wissen bis hin zum Einsatzgebiet. Sie werden für einen einfachen Dateiserver für ein mittelständisches Unternehmen sicher kein Support-Paket im Wert von mehreren Tausend Euro kaufen wollen. Die Lage sieht natürlich bei hochverfügbaren Systemen aus, deren Ausfall jede Menge Geld kostet. Ebenso sollten Sie zwischen kostenlosen und kostenpflichtigen Linux-Distributionen abwägen.

Der Quasi-Standard: Red Hat Enterprise Linux

Der Linux-Distributor Red Hat ist im Serverbereich derzeit Marktführer. Die Firma hat zwar auch eine Desktop-Ausgabe, konzentriert sich allerdings hauptsächlich auf den Servermarkt.

Die kostenpflichtige Distribution gibt es als Version 7.2. Gegenüber der noch unterstützten Version 6.x bringt RHEL 7.2 XFS als Standard-Dateisystem mit sich und kann bis zu 500 TByte skalieren. Weiterhin sind Linux Container inklusive Docker im Portfolio. Auch in Sachen Applikations-Isoliierung und -Security hat Red Hat Verbesserungen vorgenommen.

Die Red-Hat-Entwickler legen sehr viel Wert auf Stabilität und ausgiebiges Testen. Deswegen werden neueste Technologien sorgfältig und häufig etwas langsamer integriert als bei der Konkurrenz. Das ist aber kein Nachteil, weil das Betriebssystem als sehr zuverlässig und solide gilt. Wer sozusagen "On the Edge" experimentieren möchte, kann auf das von Red Hat gesponserte Fedora-Projekt zurückgreifen. Erst wenn sich Technologien dort bewährt haben, übernehmen die Entwickler diese in Red Hat Enterprise Linux.

Red Hat und CentOS arbeiten außerdem nun enger zusammen. Wer ein auf Red Hat basiertes Server-System haben möchte und selbst dafür den Support übernimmt, kann auch CentOS einsetzen. Im Zuge der Zusammenarbeit wurde ausdrücklich darauf hingewiesen, dass CentOS nun mehr oder weniger die offizielle Community-Server-Variante ist. Auch wer sich mit dem Red-Hat-Ökosystem beschäftigen möchte, ist bei CentOS gut aufgehoben. Hier kann man eigentlich alles lernen, was man zu Red Hat wissen muss.

Wenn eine große Version veröffentlicht wurde, gibt Red Hat in gewissen Abständen Punktversionen aus. Diese enthalten dann in der Regel Updates und unterstützen neuere Hardware. Aber auch gewisse Neuerungen fließen ein. Natürlich richtet man sich an moderne Gegebenheiten und RHEL 7 ist für Virtualisierung, die Cloud und Big Data bereit.

Das System erkennt die Hardware und startet den Installations-Assistenten Anaconda. Folgen Sie diesem einfach. Red Hat bietet bereits eine Auswahl an möglichen Szenarien für den Einsatz des Servers. Sie können aber auch zum Beispiel das Basispaket wählen und dann das System mit der Auswahl von weiterer Software individuell anpassen. Wer eine grafische Oberfläche und entsprechende Administrations-Tools haben möchte, kann dies so bestimmen. Ansonsten installieren sich die Serverpakete ohne X-Server und bieten nach dem Neustart eine schlichte Konsole.

Bildergalerie:
Einsatzgebiet
Welche Art von Server bestimmen Sie in dieser Maske.
Mehrwert
Sie können bereits während der Installation Zusatzpakete angeben und einspielen lassen.
Webserver
Beim Basis-Server ist die Webunterstützung per Standard nicht dabei.
Grafisch
Sollten Sie eine grafische Benutzerpberfläche installiert haben, gibt es auch entsprechende Administrationswerkzeuge.
Platzwahl
Hier partitionieren Sie das System.

In Sachen Virtualisierung setzt RHEL auf KVM (Kernel-based Virtual Machine). Damit lassen sich unmodifizierte Windows- oder Linux-Abbilder betreiben. Jede virtuelle Maschine erhält private, virtualisierte Hardware.

Ein weiterer großer Vorteil von RHEL ist die Langzeitunterstützung. Während die Lebenszeit von Fedora-Ausgaben nur 13 Monate beträgt, garantiert Red Hat bis zu zehn Jahre. Red Hat Enterprise Linux Server gibt es ab 349 US-Dollar pro Jahr. Die Preise staffeln sich je nach Unterstützungsvertrag und auch nach den eingesetzten CPUs. Eine komplette Preisliste finden Sie im Online-Shop des Anbieters.

Ein besonderes Lob muss man für das vorbildliche Online-Handbuch aussprechen. Hier findet der Administrator eigentlich alles, was sein Herz begehrt. Übersichtlich und sehr umfangreich sind die Dokumente gehalten. Allerdings sollten Sie der englischen Sprache mächtig sein.

SUSE Linux Enterprise Server

Die kommerzielle Ausgabe von openSUSE geht in SLES auf. Das Betriebssystem wurde eine gewisse Zeit von Novell vertrieben. Letzteres wurde allerdings von Attachmate gekauft, die SUSE nun wieder als eigenständiges Unternehmen betreiben. Das Serverbetriebssystem ist allen Linux-Kennern ein Begriff. Wie bei SUSE gewohnt, führt YaST durch die Installation. Das ist sehr angenehm. Es lassen sich während des Einspielens bereits unter anderem Netzwerk- und Firewall-Einstellungen konfigurieren.

Im Gegensatz zu Red Hat und Ubuntu ist bei der SLES-Installation eine grafische Oberfläche per Standard dabei. Dieser Umstand führt an einigen Stellen zu Kritik. Je mehr unnötige Pakete installiert sind, desto mehr potenzielle Sicherheitslücken sind im System enthalten. Auf der anderen Seite kann die Administration mit einer grafischen Oberfläche deutlich angenehmer sein.

YaST ist ganz klar eine herausragende Stärke von SUSE Linux Enterprise Server. Dieses grafische Konfigurations-Tool lässt sich einfach und verständlich bedienen und führt schnell zum Ziel. Hier ist SLES vielen anderen Linux-Distributionen voraus. Administratoren steht ein Werkzeug zur Verfügung, mit dem sie das komplette System im Griff haben. Für die bekanntesten Serverdienste bietet die Distribution grafische Verwaltungs-Tools an. Dazu gehören Samba, FTP, Webserver und vieles mehr.

Bildergalerie:
Vorschlag:
YaST schlägt dem Anwender ein Partitions-Schema vor.
Alles grafisch:
Selbst die Zeitzone richten Sie mit Mausklicks ein.
Installationseinstellungen:
Das ird YaST tun, wenn Sie auf Installieren klicken.
Installation:
Je nach Rechner und Software-Umfang, dauert die Installation von SLES 12 etwas.
YaST:
Wer es nicht grafisch mag, kann YaST auch via Kommandozeile ausführen.

Auch die Virtualisierung lässt sich mittels YaST verwalten. SUSE Linux Enterprise Server stellt Administratoren dabei XEN oder KVM zur Auswahl. Mit den entsprechenden Verwaltungs-Tools können Sie virtuelle Gäste einrichten und installieren. XEN setzt natürlich voraus, dass der richtige Kernel gestartet ist.

Wer einen flexiblen, einfach zu administrierenden Linux-Server sucht, fährt mit SUSE Linux Enterprise Server sicher nicht schlecht. Die Preise für SLES fangen bei 670 Euro pro Jahr an. Die aktuelle Version ist SLES 12. Unterstützung gibt es bis zu zehn Jahre.

Natürlich schläft man auch bei SUSE nicht und SLES 12 adressiert moderne IT-Anforderungen in Bezug auf hochverfügbare, sichere und Unternehmens-entscheidende IT-Services hinsichtlich physischer, virtueller und Cloud-Umgebungen. Kurz vor der Veröffentlichung von SLES 12 hat der Linux-Distributor außerdem das SUSE Customer Center gestartet. Dort haben SUSE-Kunden die Möglichkeit, die Abonnements, Patches und Updates zentral zu verwalten. Außerdem lässt sich so die Kommunikation mit dem SUSE-Support etablieren.

Ubuntu Server mit MAAS-Unterstützung

Ubuntu ist in erster Linie für seine Desktop-Distribution bekannt und der Shooting-Star der vergangenen Jahre. Das von Canonical gesponserte Projekt stellt aber auch eine Servervariante zur Verfügung, die sich immer größerer Beliebtheit erfreut. Administratoren müssen sich bei Ubuntu überlegen, wie lange der Server im Einsatz sein soll beziehungsweise welchen Wert man auf Sicherheits-Updates legt. Die April-Ausgabe von geraden Jahreszahlen enthalten Langzeitunterstützung von fünf Jahren. Alle anderen Versionen werden 9 Monate lang unterstützt.

Aktuell sind Ubuntu 15.10 und die LTS-Variante (Long Term Support) 14.04 "Trusty Tahr". Aber auch Ubuntu 12.04 wird derzeit noch mit Updates versorgt. Für Unternehmen sind die Nicht-LTS-Varianten für den produktiven Einsatz eher uninteressant.

Ubuntu 14.04 LTS bringt OpenStack 2014.1 (Icehouse) mit sich. Weiterhin befindet sich Xen 4.4 an Bord. Es ist darauf hinzuweisen, dass der Xen-Hypervisor 32-Bit-Architekturen seitens der CPU nicht mehr unterstützt. Sie können allerdings weiter 32-Bit-Dom0 auf einem 64-Bit-Hypervisor betreiben. Ebenso enthalten sind Ceph 0.79, Libvirt 1.2.2, MAAS 1.5 und Juju 1.18.1.

Ubuntu 14.04 bietet weiterhin offizielle Unterstützung für MySQL 5.5. Viele andere Distributionen sind per Standard auf das kompatible MariaDB umgestiegen. Ubuntu bietet neben MySQL 5.5 auch optional MariaDB 5.5 und MySQL 5.6 an.

Ubuntu unterstützt schon länger UEFI Secure Boot. Somit lässt sich das Betriebssystem auch auf Rechnern installieren, die mit aktiviertem UEFI Secure Boot betrieben werden sollen.

Ubuntu Server setzt in Sachen Virtualisierung unter anderem auf KVM. Der Virtual Machine Builder soll Administratoren das Erstellen von virtuellen Instanzen vereinfachen. Weiterhin ist Qemu 2.0.0 verfügbar. Wegen Inkompatibilitäten lassen sich virtuelle Maschinen, die unter Ubuntu 12.04 erstellt wurden, nicht live auf 14.04 migrieren.

Bildergalerie:
Sprachwahl:
Bei Ubuntu 14.04 wählen Sie die Sprache gleich am Anfang.
Einzelserver:
Hier können Sie einen Server installieren, oder eine Installation für MAAS wählen.
Module:
Das System lädt die notwendigen Komponenten.
Name:
Benennen Sie Ihren Server, wie Sie möchten.
Partitionieren:
Hier richten Sie die Massenspeicher ein.
Software:
Sie können hier bestimmen, für welchen Zweck der Server eingesetzt werden soll.

Angenehm an Ubuntu Server ist, dass die Entwickler auf jeglichen Schnickschnack verzichten und somit den Ansprüchen eines reinen Servers gerecht werden. Auch die für Ubuntu unkomplizierte Firewall ufw ist vorhanden, und Administratoren können schnell Zugriffsregeln aktivieren oder einrichten. Teilweise ist der Assistent aber zu rudimentär. Eine Möglichkeit, die IP-Adresse während der Installation zu vergeben, sollte schon vorhanden sein.

Der Ubuntu Server gilt als solide und stabil. Nicht umsonst bieten Firmen wie Dell Server mit diesem Betriebssystem an. Die Firma hinter Ubuntu, Canonical, bietet für Ubuntu Server professionelle Unterstützung an. Ubuntu Advantage bekommen Sie für einen Standard-Server für 700 US-Dollar pro Jahr.

Mittlerweile gibt es auch ARM-Unterstützung für Ubuntu Server. ARM-CPUs werden auch in den Server-Räumen immer interessanter und als einer der ersten Server-Anbieter für ARM hat sich hier Canonical derzeit einen kleinen Vorteil verschafft. Sie finden weitere Informationen in den Veröffentlichungshinweisen.

Debian als Server

Debian ist eine der ältesten Linux-Distributionen und erfreut sich weiterhin großer Beliebtheit, auch wenn Kritiker immer wieder bemängeln, dass die aktuelle Version bereits veraltet ist, wenn sie erscheint. Debian gilt als außerordentlich stabil und eignet sich daher gut als Serversystem. Die derzeit aktuelle Version ist Debian 8.2 "Jessie" und damit sollte man eine ganze Weile über die Runden kommen.

Das Debian-Repository ist riesig und bietet eigentlich alles, was man als Serverdienst benötigt. Allerdings gibt es keine einheitlichen Administrationswerkzeuge, und Administratoren sollten gute Linux-Kenntnisse mitbringen. Wie bei allen Linux-Distributionen können Systemverwalter natürlich zur unabhängigen und kostenlosen Systemverwaltungssoftware Webmin greifen, um sich das Leben zu erleichtern.

Wer es sich zutraut, kann auch mit dem instabilen Zweig Debians spielen. Der Name ist ein wenig irreführend, da sogar der instabile Zweig sehr stabil ist. Debian ist in drei Zweige aufgeteilt. Edge eignet sich sicher nicht für einen Server, da hier neue Pakete ausprobiert werden. Sind diese als stabil genug gekennzeichnet, wandern sie in den instabilen Zweig, der beizeiten wiederum in eine neue Ausgabe aufgeht.

Bildergalerie:
Debian 7:
Sie können das System live starten oder den grafischen Installations-Assistenten aufrufen.
Sprachwahl:
Auch Debian können Sie komplett auf Deutsch umstellen.
Name:
Wie Sie Ihr Debian-Systen nennen, bleibt Ihnen überlassen.
Partitionieren:
Hier richten Sie die Festplatten ein. Sie können auch das System entscheiden lassen.
Installation:
Je nach Server-Performance, dauert das etwas.

Ein großer Vorteil von Debian ist, dass es die Linux-Distribution für eine Vielzahl an Architekturen gibt. Neben i386 und amd64 stehen auch Abbilder für PowerPC, Sparc, Mips, Itanium, S390 und ARM zur Verfügung.

Browser- statt Turnschuh-Administration: Collax Business Server

Der Collax Business Server ist ein Rundum-Sorglos-Paket, das sich für ungeübte und fortgeschrittene Administratoren sehr gut eignet. Die Installation erfolgt in wenigen Schritten und ist recht simpel gehalten. Paketauswahl gibt es keine, und somit entfällt die Qual der Wahl. Die entsprechenden Dienste werden alle installiert und dann später bei Bedarf aktiviert. Sehr angenehm ist allerdings, dass Sie während der Installation gleich eine IP-Adresse festlegen können.

Die Administration des gesamten Servers erfolgt über eine übersichtliche Webschnittstelle. Sie rufen dafür eine verschlüsselte https-Verbindung auf Port 8001 auf: https://<IP-Adresse>:8001

Nach einem ersten Aufruf der Webschnittstelle legen Sie die Passwörter für root und das admin-Konto für die Webschnittstelle fest. Beim Aufrufen der Administrationsoberfläche werden Administratoren feststellen, dass der Collax Business Server kaum Wünsche offenlässt. Das Betriebssystem stellt unter anderem die Serverdienste DNS, DHCP, Webserver, Datenbankserver, SMB/CIFS, Mail und Jabber zur Verfügung. Ebenso sind eine Firewall und eine eingebaute Sicherungslösung vorhanden. Mit Nagios integriert, haben Administratoren zusätzlich einen guten Überblick, was sich auf dem Server abspielt.

Bildergalerie:
Installation:
Sie können das System auch als Live-CD evaluieren.
Netzwerk:
Während der Installation dürfen Sie eine IP-Adresse festlegen.
Installation:
Die Installation und der Erststart des Systems dauern etwas.
Root:
Rufen Sie die Web-Administration auf, legen Sie unter anderem ein Kennwort für root fest.
CBS:
Die Web-Oberfläche von Collax Business Server ist schick und übersichtlich.
MySQL:
Die Datenbank administrieren Sie mittels phpMyAdmin.

Dank der vorhandenen Assistenten lassen sich die Serverdienste ohne spezielle Kenntnisse und das Editieren von Konfigurationsdateien einrichten. Bei der Administration des Datenbankservers mittels phpMyAdmin ist das Anmelden ein wenig verwirrend. Hier lauten Benutzername und Passwort admin und cx.

An dieser Stelle soll die mitgelieferte Online-Dokumentation noch erwähnt werden. Kommen Sie nicht weiter, hilft ein Klick auf das unscheinbare Fragezeichen in der oberen rechten Ecke. Als Tester muss man wirklich betonen, dass es Spaß macht, diese vorbildliche Dokumentation zu lesen; sie ist komplett in deutscher Sprache vorhanden.

Den Collax Business Server darf jeder herunterladen und ausprobieren. Die kostenlose Lizenz darf sowohl kommerziell als auch privat genutzt werden. Einschränkungen sind dabei, dass die Lizenz maximal für fünf Anwender zugelassen ist und ein Jahr lang gilt. Weiterhin können Sie mit der kostenlosen Lizenz eine E-Mail-Domäne einsetzen. Support gibt es bei der kostenlosen Version keinen. Wenn die Lizenz nach einem Jahr abgelaufen ist, können Sie sich eine neue herunterladen. Wer Collax Business Server herunterladen möchte, muss sich bei der Firma registrieren.

Univention Corporate Server

Univention Corporate Server (UCS) bringt eine integriertes Identitäts- und Infrastruktur-Mangement-System mit sich. Eine Administration erfolgt auch hier komplett über eine Web-Schnittstelle. Das umfasst Server, Clients und Anwender, sowie eine ganze Reihe an Server-Applikationen.

Das Identitäts-Management bietet Single-Sign-On-Funktionen sowie Zwei-Faktor-Authentifizierung für Anwender und Cloud-Services. Weiterhin gibt es einen Active-Directory-kompatiblen Domänen-Service, damit Kompatibilität mit Microsoft-Betriebssystemen gewährleistet ist. Darüber hinaus unterstützt die aktuelle Version auch Docker.

Administratoren können über ein eigene App Center UCS-Komponenten und -Applikationen installieren.

Univention Corporate - Setup -
Univention Corporate 4.0
Der erste Teil des UCS-Installers ist mit dem von Debian GNU/Linux identisch, sieht man mal vom Univention-Branding ab.
Univention Corporate 4.0
Das Partitionieren erfolgt per Default automatisch, ein manuelle Layout ist aber bei Bedarf möglich.
Univention Corporate 4.0
Der Partitionierer unterstützt aber auch LVM und Software-RAID.
Univention Corporate 4.0
Essentiell für UCS: Das Erstellen einer UCS-Domäne.
Univention Corporate 4.0
Erst im späteren Verlauf des Installers wird es UCS-spezifisch, wie hier das Konto-Setup. Insgesamt hat der gesamte Installationsverlauf im Vergleich zum Vorgänger optisch deutlich an Format gewonnen.
Univention Corporate 4.0
Im Rahmen der Softwareauswahl wird bei der Installation festgelegt, welche Rolle UCS spielen soll, etwa als Virtualisierungsplattform

Weiterhin sind Funktionen vorhanden, die das Virtualisieren von Server- und Desktop-Betriebssystemen ermöglichen. Das Unternehmen weist darauf hin, dass alle Univention-Produkte 100 Prozent Open-Source sind.

Univention Corporate - Webinterface -
Univention Corporate 4.0
Die neue Startseite von UCS 4.0-1.
Univention Corporate 4.0
Die neue farblich gruppierte Startseite des Admins-Modus.
Univention Corporate 4.0
Farblich Zuordnungen erleichtern das Zurechtfinden.
Univention Corporate 4.0
Wurde UCS etwa im Verlauf der Grundinstallation als Virtualisierungsplattform vorgesehen, richtet das System automatisch ein Bridge-Device ein.
Univention Corporate 4.0
Das Modul Software.
Univention Corporate 4.0
Das Modul Software-Aktualisierungen.
Univention Corporate 4.0
Das neue App-Center.
Univention Corporate 4.0
Thirs-Party-Anwendungen im AppCenter.
Univention Corporate 4.0
Zarafa im App-Center mit Kauf-Option.

Univention Corporate Server ist für den persönlichen Gebrauch kostenlos. Dazu holen Sie sich aus dem Download-Bereich die Lizenz "UCS Download / USC Core Edition". Das ist auf jeden Fall eine hervorragende Möglichkeit, die Linux-Server-Distribution zu evaluieren.

Wer UCS nicht herunterladen und installieren möchte, kann sich alternativ mit dem Betriebssystem vertraut machen. Die Firma stellt eine Online-Demo zur Verfügung. Dort können Sie die Browser-basierte Schnittstelle, die Univention Management Console (UMC) unter die Lupe nehmen und danach entscheiden, ob Sie die Testfahrt auf einen eigenen Server ausweiten möchten.

SME Server als Gateway und mehr

SME Server ist eine kostenlose Servervariante, die sich mittels Weboberfläche administrieren lässt. Das Projekt blickt bereits auf viele Jahre Entwicklungserfahrung zurück und ist durchaus eine günstige Alternative für kleine und mittelständische Unternehmen.

Die Installation ist schnell und einfach durchgeführt. Nach dem Neustart bietet das System sogar an, eine Sicherung einzuspielen. Sehr angenehm ist zudem, dass sich die IP-Adresse vor einem Einsatz festlegen lässt. Sollten Sie zwei Netzwerkgeräte zur Verfügung haben, können Sie aus der Distribution auch auf einfache Weise ein Gateway erzeugen.

Bildergalerie:
SME Server 8
SME Server: Basiert auf CentOS, was wiederum auf Red Hat Enterprise Linux setzt.
SME Server 8
Test: Vor einer Installation kann man das Medium auf Fehler überprüfen.
SME Server 8
Sprache: SME Server lässt sich auch auf Deutsch installieren.
SME Server 8
Installation: Je nach Rechner, dauert das Einspielen eine Weile.
SME Server 8
Restore: Haben Sie eine Sicherung, können Sie diese hier wieder einspielen.
SME Server 8
Netzwerk: In dieser Maske können Sie während der Installation eine IP-Adresse festlegen.
SME Server 8
Anmelden: Die Anmeldung zum GUI lautet admin, nicht root.
SME Server 8
Verwaltung: SME Server lässt sich zum Großteil im Browser administrieren.
SME Server 8
ClamAV: Der Virenscanner lässt sich so einstellen, dass er periodisch auf schädliche Dateien prüft.

Nach erfolgreicher Erstkonfiguration können Sie die Webschnittstelle unter http://<IP-Adresse>/server-manager/ aufrufen. Hier haben Sie die Möglichkeit, sich als Benutzer admin mit dem vorher festgelegten Passwort anzumelden. Ganz so mächtig wie der Collax Business Server ist SME nicht. Dafür kostet diese Serverdistribution aber auch nichts. Für E-Mail, Datei- und Druck-Server, Gateway und FTP-Server taugt das Betriebssystem aber allemal. Sie können SME Server auch als Domänenkontroller einsetzen.

Die derzeit aktuellen Versionen sind SME Server 8 und 9. Sie basieren auf CentOS und werden beide aktiv gewartet. Sie können über die Weboberfläche unter anderem Anwender anlegen, Drucker konfigurieren, E-Mail-Server verwalten und Quotas festlegen. Weiterhin ist sehr angenehm, dass sie mit nur einem Klick ClamAV aktivieren können und das System somit anweisen, den Server zum Beispiel täglich auf Viren zu untersuchen. Was in der Webadministrations-Oberfläche allerdings fehlt, dass sie den Zeitpunkt nicht genau bestimmen können. Natürlich können Sie das via Konsole und Cronjobs realisieren.

Das Projekt ist auf jeden Fall einen näheren Blick wert. Ein Lob geht an dieser Stelle an die sehr gute Dokumentation, die auch in deutscher Sprache zur Verfügung gestellt wird.

Das Fedora-Projekt und CentOS als Alternativen zu Red Hat

Fedora wird von Red Hat gesponsert und ist sozusagen Red Hats Spielwiese. Als produktives Serversystem eignet sich die kostenlose Linux-Distribution nur bedingt, da es lediglich 13 Monate Unterstützung für die einzelnen Ausgaben gibt, doch als Testsystem für künftige Technologien, die in Red Hat Enterprise Linux einfließen, ist es perfekt. Ebenso ist das Betriebssystem gut geeignet, um sich mit Red Hat vertraut zu machen, ohne gleich den Geldbeutel öffnen zu müssen.

Mit der grafischen Installationsroutine ist es nicht besonders schwer, Fedora zu installieren. Es ist übersichtlich und bringt den Anwender gezielt zum Ergebnis. Die derzeit aktuelle Version Fedora 23 enthält ein umfangreiches Softwarelager, das kaum Wünsche offen lässt. Sie finden alle bekannten Open-Source-Programme und entsprechende Serverdienste.

Bildergalerie:
Fedora 20:
Ausprobieren oder installieren?
Deutsch:
Bei der Installation wählen Sie die Sprache.
Partitionieren:
Hier können Sie die Festplatten-belegung bestimmen.
Installation:
Das dauert eine gewisse Zeit. Es kommt auf die Geschwindigkeit des Computers an.
Desktop:
Fedora 20 kommt per Standard mit GNOME.
Einstellungen:
Hier können Sie das System konfigurieren.

Wer sich mit der aktuellen Red-Hat-Welt vertraut machen möchte, installiert sich besser CentOS ein. Seitdem zwischen Red Hat und CentOS die Fronten geklärt sind und zweiteres mehr oder weniger die offizielle Community-Server-Distribution ist, hat Fedora in diesem Bereich etwas an Status eingebüßt. Wer allerdings einen Blick in die Red-Hat-Zukunft riskieren möchte und sich nicht vor neuen Technologien scheut, ist bei Fedora besser aufgehoben.

Wer immer am Ball bleiben möchte, ohne neu installieren zu müssen, dürfte sich über FedUp in neueren Fedora-Versionen freuen. Mit diesem Mechanismus können Sie Fedora-Versionen upgraden und müssen bei Ausgabe einer neuen Version nicht abermals installieren.

Bildergalerie:
Aus den Quellen Red Hats
CentOS 7
Sprache:
Sie können die Distribution komplett auf Deutsch installieren.
Software-Auswahl:
Während der Installation mit Anaconda können Sie dem Server bereits einen Richtung geben.
Anaconda:
Hier stellen Sie alle Details ein und klicken im Anschluss auf Installation starten.
Installation:
Je nach Umfang der Software dauert das Einspielen des Betriebssystems etwas.

Der Vollständigkeit halber soll das kostenlose CentOS nicht verschwiegen werden. Hierbei handelt es sich um eine Linux-Distribution, die aus den quelloffenen Paketen Red Hats entsteht. Auch dies ist als kostengünstige Alternative in Erwägung zu ziehen. Hier gibt es so lange Unterstützung, wie Red Hat quelloffene Updates für die jeweilige RHEL-Ausgabe zur Verfügung stellt.

Das offene SUSE: openSUSE

openSUSE gehört zu einer der beliebtesten Linux-Distributionen für den Desktop. Sie können sich damit perfekt mit dem Prinzip von SUSE Linux Enterprise Server vertraut machen. Auch wenn sich openSUSE eigentlich an Desktop-Anwender richtet, finden Sie in der Distribution alle bekannten Server-Dienste.

Wie bei SLES sticht hier ganz klar die übersichtliche Verwaltungssoftware YaST hervor. Sollten gewisse Serverdienste nicht installiert sein, können Sie diese über die Repositories nachinstallieren.

In Sachen Lebens-Zyklus hat sich bei openSUSE in der jüngeren Vergangenheit einiges geändert. In der Zwischenzeit gibt es so genannte Evergreen-Versionen, die laut eigenen Angaben mindestens drei Jahre Unterstützung genießen sollen. Derzeit ist openSUSE 13.2 die aktuelle Ausgabe. Sie finden die Lebens-Zyklen für openSUSE auf der Projektseite.

Bildergalerie:
KDE-Version:
openSUSE ist eigentlich für den Desktop-Einsatz gedacht.
Yet another Setup Tool:
YaST ist die größte Stärke von openSUSE.
Software-Lager:
Die Repositories von openSUSE sind riesengroß.
Mitglied:
Via YaST können Sie das System auch in eine Windows-Domäne aufnehmen.
Snapper:
Mit diesem Tool verwalten Sie die Btrfs-Snapshots.
Virtualisierung:
Auch Xen- und KVM-Server können Sie bequem via YaST einrichten.
1-Klick:
openSUSE bringt die Möglichkeit mit, auf software.opensuse.org suchen und danach mit nur einem Klick die Software installieren zu können.

Weiterhin gibt es nun eine so genannte Rolling-Distribution, die sich openSUSE Tumbleweed nennt. Im Gegensatz zu Factory, wo sich instabile Pakete befinden, sind die Tumbleweed-Pakete getestet. Allerdings sollten Sie im Hinterkopf behalten, dass es bei Rolling-Distributionen schon mal knallen kann und keiner wird einen produktiven Server mit so einem Betriebssystem betreiben.

Wenn Ihnen drei Jahre reichen, dann können Sie openSUSE als Alternative in Betracht ziehen. Brauchen Sie kommerziellen Support und wollen im SUSE-Universum bleiben, kommen Sie an SLES wohl nicht vorbei.

Fazit

Wer einen unternehmenskritischen Server einsetzen möchte, sollte auf jeden Fall zu einer Distribution mit professioneller und auch Langzeitunterstützung greifen. Aus unserer Auswahl wären das auf jeden Fall Red Hat Enterprise Linux, Suse Linux Enterprise Server, Collax Business Server, Ubuntu Server oder Univention Corporate Server. Als Ausnahme könnten Entscheider andere Lösungen in Betracht ziehen, wenn es vor Ort auf Linux spezialisierte Firmen gibt, die einem bei Bedarf unter die Arme greifen.

Wer über gute Linux-Kenntnisse verfügt oder nur einen Testserver benötigt, kann Geld sparen. Auch die anderen hier vorgestellten Linux-Distributionen eignen sich als Server. Allerdings sind Sie in Sachen Unterstützung auf Foren oder sich selbst gestellt.

Ein großes Lob geht an dieser Stelle noch einmal an den Collax Business Server. Die Administrationsoberfläche ist übersichtlich, verständlich und sehr einfach bedienbar. Gerade für kleinere und mittelständische Unternehmen, die mehr breites als tiefes Linux-Wissen im Haus haben, verdient Collax eine ganz klare Empfehlung. (cvi)