Der große alte Mann der deutschen IT-Szene zeigte allen, wo es künftig langgeht. Als Hasso Plattner, SAP-Gründer und jetziger Aufsichtsratsvorsitzender, im Mai dieses Jahres die Bühne der Kundenkonferenz Sapphire betrat, präsentierte er seinem Publikum iPhone und iPad und demonstrierte, wie sich mit den populären Geräten aus dem Hause Apple SAP-Applikationen wie di e neue On-Demand-Software Business ByDesign mobil bedienen lassen. Plattners Auftritt und die wenige Tage zuvor bekannt gegebene Übernahme des Datenbank- und Mobility-Spezialisten Sybase machen klar, welche Marschroute der größte deutsche Softwareanbieter einschlagen will: Anwender sollen SAP-Anwendungen künftig auf verschiedenen Plattformen mobil nutzen können.
Experten zufolge könnte der damit verbundene Plan, mehr Anwender zu gewinnen, aufgehen. Der Markt für mobile Unternehmenslösungen steht vor einem Generationenwechsel, sagen die Analysten von Berlecon Research. Es gebe eine Reihe neuer Möglichkeiten, die Unternehmenskommunikation und Geschäftsprozesse zu optimieren, so das Ergebnis eines Anfang September veröffentlichten Reports. "Die verbesserte Performance und Usability mobiler Endgeräte, die innovativen Möglichkeiten zur Anwendungsentwicklung auf neuen mobilen Plattformen sowie die höhere Qualität und Zuverlässigkeit mobiler Netzwerke bringen neuen Schwung in den Mobile-Enterprise-Markt", stellt Berlecon-Director Andreas Stiehler fest.
Neue Impulse allerorten
Vor allem die rasante technische Entwicklung hat das Interesse an mobilen Lösungen auf Anbieter- wie auf Anwenderseite befeuert. Bestes Beispiel sind die mobilen Endgeräte wie Handys, Smartphones und Tablet-Rechner. Deren Leistung und Funktionsumfang ist in den vergangenen Jahren regelrecht explodiert. Mehr Rechenpower, höhere Speicherkapazitäten und längere Akkulaufzeiten haben das Einsatzspektrum deutlich erweitert. Dazu kommen Verbesserungen in Sachen Usability, wie sie vor allem Apple mit seinem iPhone initiiert und vorangetrieben hat. Zusätzliche Impulse erhielt der Mobility-Sektor zuletzt durch steigende Verfügbarkeit, Qualität und Zuverlässigkeit mobiler Netzinfrastrukturen. GPRS steht hierzulande mittlerweile flächendeckend zur Verfügung, und UMTS breitet sich auch immer weiter aus. Zudem steht mit LTE eine neue Breitbandtechnik in den Startlöchern, die nochmals einen Leistungsschub verspricht, was die Übertragungsraten und -geschwindigkeit betrifft. Der harte Wettbewerb zwischen den Mobilfunk-Providern, der zu sinkenden Tarifen führt, forciert die Nutzung mobiler Techniken zusätzlich.
Wunsch nach Mobile wächst
Auf Seiten der Business-Anwender wächst das Bedürfnis nach mobilen Enterprise-Lösungen, haben die Berlecon-Experten festgestellt. Hintergrund sind organisatorische Veränderungen in den Konzernen, die aufgrund von erwarteten Effizienzsteigerungen oder als Antwort auf die Internationalisierung der Geschäfte angegangen werden. Dabei sind insbesondere zwei Trends zu beobachten:
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Viele Unternehmen justieren ihre Organisationen neu. Klassische Strukturen werden zunehmend von eher Projekt-orientierte Strukturen mit kleinen dezentralen Einheiten sind auf dem Vormarsch und lösen klassische Organisationsformen ab. Die zunehmend vernetzt agierenden Abteilungen benötigen mobile Arbeitsplatzumgebungen, da immer mehr Arbeitszeit fern von herkömmlichen, fest eingerichteten PC-Arbeitsplätzen verbracht wird.
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Der immer härtere Wettbewerb erfordert von den Unternehmen schnelle und flexible Reaktionen. Während bereits etliche Prozesse nach den Prinzipien "Lean Production" und "Just in Time" gestrafft und beschleunigt wurden, sind im Bereich der mobilen Prozessunterstützung noch längst nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft.
Für die IT-Abteilungen sind die wachsenden mobilen Anforderungen in mehrfacher Hinsicht eine Herausforderung:
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Viele Mitarbeiter wollen Funktionen und Applikationen ihrer Smartphones und Tablet-Rechner, die sie privat nutzen, auch im Beruf verwenden. Die IT-Verantwortlichen stellt das vor die Aufgabe, den drohenden Wildwuchs an mobilen Applikationen und Endgeräten einzudämmen sowie Sicherheitslücken möglichst schnell zu schließen. Experten zufolge helfen Verbote an dieser Stelle wenig weiter. Vielmehr müssten die Unternehmen integrierte Lösungen entwickeln, die den Mitarbeitern mehr Kommunikationsmöglichkeiten bieten, aber auch zentral administrierbar sind.
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Neue mobile Plattformen geben zwar Impulse für die Entwicklung neuer Anwendungen, erschweren den Anwendungsentwicklern und Anwenderunternehmen aber die Entscheidung, auf welche Plattform sie setzen sollen. Die Wahl fällt schwer, zumal die meisten mobilen Betriebssysteme proprietär arbeiten und Standards für Interoperabilität im Mobility-Umfeld fehlen.
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Trotz dem allgemeinen Trend zur Konsolidierung ist die Zahl der Insellösungen gerade im Mobility-Bereich eher gestiegen. Nicht selten betreiben Firmen getrennte Infrastrukturen für das Festnetz und die mobilen Endgeräte. In vielen Unternehmen müssen verschiedene mobile Zugangslösungen parallel unterstützt werden. Experten raten den Anwendern, auch an dieser Stelle die Konsolidierung zu forcieren, um den Administrationsaufwand in Grenzen zu halten.
Daran arbeiten die Softwarehersteller
Trotz aller technischen Komplexität und Unwägbarkeiten wittern die Softwareanbieter neue Geschäfte mit mobilen Business-Lösungen. Ihr Angebot soll weit über die bis dato etablierten mobilen Applikationen für Servicetechniker, Vertriebsmitarbeiter oder den Kundensupport hinausgehen. SAP will beispielsweise sämtlichen Mitarbeitern in Unternehmen Kleinstapplikationen anbieten, mit denen sie ihren Arbeitsalltag effizienter gestalten könnten, erläutert Thorsten Stephan, Leiter Solution Management für den Bereich Mobile Applikationen bei SAP. Als Beispiel nennt er Apps für mobile Zeiterfassung und Reisekostenabrechnung. SAPs Ambitionen reichen aber noch weiter. Apps sollen künftig den Kundenkontakt und damit die Geschäftsanbahnung erleichtern. Beispielsweise könnten laut Stephan Versicherungskunden, bevor sie ein Formular ausfüllen und per Post an ihren Versicherer schickten, die entsprechenden Daten auch über eine entsprechende App direkt in das System eingeben. Das sei effizient und senke die Fehleranfälligkeit, da Medienbrüche vermieden würden. Die Ziele, die sich der größte deutsche Softwarehersteller gesteckt hat, liegen hoch. Über eine Milliarde Nutzer will der Konzern so über kurz oder lang für seine Anwendungen gewinnen.
Mit den komplexen Business-Applikationen, die SAP in den vergangenen Jahrzehnten entwickelt hat, haben die neuen mobilen Business-Apps allerdings nur wenig gemein. Die Herausforderung liegt Stephan zufolge darin, Geschäftsprozesse aus der Business-Suite nativ auf einer Vielzahl von mobilen Endgeräten zum Laufen zu bringen. Dabei sollen sich die jeweiligen Apps nahtlos in die entsprechenden Plattformen einpassen: "Wir wollen unseren Kunden auf dem iPhone die iPhone-User-Experience und auf dem Blackberry die Blackberry-User-Experience anbieten und keinem Anwender vorschreiben, welches Gerät er nutzen soll." Die Apps sollen, wie Nutzer das in den Stores gewohnt sind, schnell zu installieren, sofort zu nutzen und einfach zu bedienen sein.
SAPs Schaltzentrale ist die mit der Sybase-Akquisition übernommene Mobility-Plattform. Stephan verweist auf die darin enthaltene Middleware und das Geräte-Management. Aus seiner Sicht wird es auch in Zukunft leistungsstarke Management-Tools brauchen, um den mobilen Wildwuchs zu bändigen. Der SAP-Mann geht davon aus, dass der Markt von einer Vielzahl unterschiedlicher mobiler Plattformen und Endgeräte geprägt sein wird. Um diese Vielfalt zu beherrschen, vertrauen die Walldorfer auch auf ihre Partner. Zwar werde SAP selbst auch Geschäftsprozesse mobil anbieten, kündigte Stephan an, es wäre jedoch vermessen, an dieser Stelle alles selbst machen zu wollen. Der SAP-Manager verweist auf das offene Schnittstellenverzeichnis, auf das Entwickler zugreifen könnten. SAP hofft speziell im Smartphone-Bereich auf zahlreiche neue Partner, die wissen, wie man Apps iPhone- und Android-gemäß entwickelt. Stephan verspricht diesen Firmen Unterstützung. Die Entwickler sollten schnellstmöglich Kleinstapplikationen auf den Markt bringen können, ohne sich vorher umfänglich auf die SAP-Schnittstellen ausbilden lassen zu müssen. Der SAP-Manager stellt Pakete aus Standardschnittstellen für die einzelnen Plattformen sowie Software Development Kits (SDKs) in Aussicht.
Apps gibt’s für alles
Wie SAP arbeiten auch andere Softwareanbieter am Ausbau ihrer mobilen Infrastruktur. Beispielsweise hat Oracle in Apples App Store erste Kleinstapplikationen für iPhone und iPad platziert. Neben dem BI-Tool "Oracle Business Indicators" können die Nutzer Apps für Reisekostenabrechnungen sowie verschiedene CRM-Werkzeuge herunterladen. Sage, Anbieter von Business-Software für kleine und mittelständische Unternehmen, hat Ende August gemeinsam mit der Deutschen Telekom die iPhone-App "einfachLohn mobile" vorgestellt. Anwender sollen damit den Lohnabrechnungsservice auch auf dem Apple-Gerät nutzen können. Darüber hinaus arbeitet der Hersteller an iPhone- und iPad-Clients für seine CRM-Anwendungen. Salesforce.com kündigte vor kurzem an, die Enterprise-Social-Networking-Funktionen rund um seine SaaS-Lösungen auszubauen. Mit "Chatter Mobile" sollen Anwender künftig Social-Media-Funktionen auf Geräten von Apple und RIM sowie ab dem kommenden Jahr auch auf der Android-Plattform nutzen können.
Die kleineren Anbieter wollen beim Spiel um die mobilen Apps ebenfalls mitmischen. Beispielsweise sollen die Nutzer von Canias ERP über verschiedene mobile Endgeräte auf die Business-Software zugreifen können. Dabei könnten sie nicht nur Daten lesen, sondern auch Informationen in das System einspeisen, verspricht der Anbieter. ERP-on-Demand-Anbieter Myfactory hat Apps für iPhone und iPad im Programm, mit deren Hilfe Anwender Funktionen für CRM, Umsatzanalysen und andere Reports nutzen können sollen. ECM-Hersteller Optimal Systems will seinen Kunden ab Oktober mobile Lösungen für Apple- und Android-Plattformen offerieren. Über eine spezielle Schnittstelle soll damit der Zugriff auf das firmeninterne Enterprise-Content-Management-System (ECM) möglich sein.
Schöne neue mobile Business-Welt
Ob die neue mobile Business-Welt dann wirklich so einfach zu nutzen sein wird wie die aktuellen Info- und Entertainment-Angebote, die derzeit millionenfach aus den App-Stores heruntergeladen werden, bleibt abzuwarten. Schließlich handelt es sich bei den geplanten ERP-, CRM-, BI-Apps nicht um isolierte Anwendungen die nur auf dem Smartphone oder Tablet laufen. Die Business-Apps greifen auf die höchst sensiblen Kernsysteme in den Unternehmen zu. Das erfordert ausgefeilte Berechtigungskonzepte sowie Sicherungsmechanismen - für die Verbindung und für die Daten, die womöglich aus dem Firmennetz auf das mobile Endgerät heruntergeladen werden. Statistiken, wie viele Mobilrechner und Mobiltelefone Tag für Tag verloren beziehungsweise gestohlen werden, dürften den IT-Verantwortlichen angesichts der neuen Mobilitätsvisionen den Angstschweiß aus den Poren treiben.
Es verwundert daher nicht, dass sich die Softwarehersteller nur langsam an ein mögliches Massengeschäft mit Business-Apps herantasten und derzeit vieles noch im Experimentierstadium steckt. Ein Blick in die App-Stores und Bibliotheken zeigt, dass das Angebot derzeit noch überschaubar ist. Es hat den Anschein, dass Anbieter wie Anwender noch ausloten, welche Möglichkeiten das neue Feld wirklich bietet. Anwenderunternehmen müssen herausfinden welche Apps sich hinsichtlich Aufwand, Risiko und Nutzen wirklich lohnen. Auch die Anbieter müssen noch etliche Hausaufgaben erledigen. So gilt es, tragfähige Geschäftsmodelle rund um die neuen mobilen Angebote zu entwickeln. Die neue mobile Welt verlangt außerdem neue Lizenzmodelle. Wenn irgendwann wirklich eine Milliarde Menschen auf SAP-Systeme zugreifen, sei es direkt oder indirekt, wird der Softwarekonzern kaum für jeden dieser Nutzer eine Lizenz in Rechnung stellen können. Hier sind flexible, nutzen- oder transaktions-bezogene Abrechnungsmodelle gefragt.
Symbiose: Mobility und Cloud Computing
Zusätzlichen Antrieb könnte der Trend zur Mobilisierung allerdings durch einen anderen IT-Trend erfahren - das Cloud Computing. Jürgen Gallmann, CEO von Visionapp, bezeichnet Cloud Computing als Grundlage der mobilen Zukunft: "Erst wenn Daten und Anwendungen überall, jederzeit und aktuell verfügbar sind, lassen sie sich mobil nutzen." Workloads fielen dabei nicht lokal, sondern auf den Servern in der Cloud an. Gallmann zufolge hat dieses Modell viele Vorteile. Anwender könnten Anwendungen einfach aus der Cloud beziehen und nach Verbrauch bezahlen. Zudem müssten sie sich nicht um die Sicherheit kümmern. Dieser Aspekt verlagere sich komplett zum Provider. Gleichzeitig sei die zentralisierte Bereitstellung effizienter und umweltschondender, als alles redundant auf vielen Endgeräten vorzuhalten und zu betreiben. Gallmanns Fazit zur Symbiose zwischen Mobility und Cloud Computing: "Mobility gewinnt jenseits des Telefonierens erst in der Cloud neue Möglichkeiten. Umgekehrt wird Cloud Computing vor allem durch Mobility neuen Schwung erfahren."
Diese Erkenntnis scheint auch bei den etablierten Softwareherstellern angekommen zu sein. So spielt in SAPs Mobility-Strategie die Cloud-Komponente eine wichtige Rolle. Der Anbieter plane Cloud-basierende Services, um seinen Kunden die Verwaltung ihrer mobilen Plattformen zu erleichtern, kündigte SAP-Manager Stephan an. Dabei gehe es in erster Linie um die Verbindung in das SAP-Backend. Während die Blackberry-Geräte von Haus aus für den Business-Einsatz ausgelegt seien, gebe es für die Apple- oder die Android-Plattform keine Server, die eine Firewall überbrückten und so eine Verbindung in das Intranet einer Firma herstellten.
Dafür will SAP künftig mit eigenen Cloud-Diensten Sorge tragen. Anwenderunternehmen müssten also nicht selbst aufwendig eine eigene Infrastruktur aufbauen und betreiben, um den drohenden Wildwuchs der vielen verschiedenen Plattformen und Geräte zu bändigen und im Griff zu behalten, erläutert Stephan. "Davor graut den Kunden natürlich." Die Cloud-Services regelten, welche Nutzer sich mit welchen Apps in welche Teile des firmeninternen SAP-Systems einklinken dürften. Dazu zählen auch sämtliche Security-Aspekte, betont der SAP-Manager. Dadurch behalte die IT die Kontrolle über die Datenhaltung im SAP-Backend.
So finden Sie die richtige mobile Lösung
Die Analysten von Berlecon Research raten Anwendern, ihre Mobility-Lösung besonders sorgfältig auszuwählen. Eine universelle, für alle Einsatzszenarien geeignete mobile Unternehmenslösung gebe es nicht. Darauf sollten die IT-Verantwortlichen achten:
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Enge Zusammenarbeit zwischen IT und Business: Basis für die Wahl der richtigen Mobilarchitektur sind die Geschäftsprozesse. Die IT-Verantwortlichen müssen daher im Bilde sein, welche Anforderungen die Business-Seite an die mobile Infrastruktur hat. Um diese Anforderungen und Wünsche zu spezifizieren, ist "ein enger Austausch zwischen IT, Fachbereichsverantwortlichen und Nutzern schon in der Konzeptionsphase unerlässlich", betont Berlecon-Analystin Melanie Flug. Dabei sollte die Usability nicht unter den Tisch fallen. Dieser Aspekt ist ein wesentliches Erfolgskriterium für die Akzeptanz von mobilen Lösungen.
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Unternehmensübergreifende Mobility-Strategie: Die IT-Verantwortlichen sollten ihre Mobility-Strategie von Anfang an unternehmensweit ausrichten. Das ist aus Sicht der Experten essenziell, um Synergieeffekte auszuschöpfen, beispielsweise durch Konsolidierung der Endgeräte oder durch gesparte Betriebs- und Lizenzkosten.
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Zeit und Kosten für Anpassungen: Mobile Unternehmenslösungen lassen sich in aller Regel nicht in einem Schritt vollständig einführen. Letztlich müssen Middleware, Frontend-Anwendungen, Endgeräte, Netztechnik und Backend-Systeme reibungslos zusammenspielen. Dafür sind in der Praxis oft nachträgliche Anpassungen erforderlich, zum Beispiel zusätzliche Funktionen oder Verbesserungen an der Benutzerschnittstelle. Anwender sollten daher von vornherein Zeit und Geld dafür einplanen, raten die Berlecon-Experten.
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Tests unter Live-Bedingungen: Viele mobile Lösungen befinden sich noch in einem frühen Stadium ihrer Entwicklung. Teilweise sind sie von Praxistauglichkeit noch weit entfernt. Zudem wird im Endgeräte- und Plattformmarkt so schnell gearbeitet, dass mit technischen Unzulänglichkeiten zu rechnen ist. Tests unter Live-Bedingungen können helfen, die Mängel rechtzeitig aufzudecken. Allerdings lassen sich praxisnahe Tests nur dann entwickeln, wenn zuvor die Anforderungen klar spezifiziert wurden.
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Investitionssicherheit und Betriebskosten: Bei der Auswahl ihrer mobilen Lösung müssen die IT-Verantwortlichen darauf achten, dass die Investitionssicherheit gewährleistet ist und die Betriebskosten nicht aus dem Ruder laufen. Neben der zentralen Software müssen schließlich weitere Komponenten wie Endgeräte und Netzinfrastruktur angeschafft und verwaltet werden, was wiederum Kosten nach sicht zieht.
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Die richtige Plattform: Derzeit existieren verschiedene Plattformen am Markt, die jedoch in der Regel proprietär arbeiten. Das macht die Entscheidung nicht gerade einfach. Eine offene Lösung, bei der die Anwendungslogik für verschiedene Endgeräteplattformen entwickelt und betrieben wird, ist aufwendig und teuer. Andererseits birgt eine Ein-Geräte-Strategie wegen der damit verbundenen Log-in-Effekte erhebliche Risiken, da die Technik- und Marktentwicklung sich schnell ändern kann und derzeit kaum absehbar ist. "Das Ringen um die Vorherrschaft bei den mobilen Plattformen sorgt für Unsicherheit", stellt Berlecon-Analystin Flug fest. Um Investitionsrisiken zu mindern, sollten Unternehmen daher bei der Lösungswahl Mehr-Geräte-Strategien ernsthaft prüfen.
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Geräte- und Sicherheits-Management: Um den Administrationsaufwand in Grenzen zu halten, sollten die IT-Verantwortlichen rechtzeitig klären, inwieweit die in Frage kommenden Lösungen ein Geräte-Management bieten beziehungsweise ob ein solches als Zusatzlösung integriert werden kann. Außerdem müssen die IT-Verantwortlichen ein Auge auf das Sicherheits-Management haben. Dabei geht es nicht nur um sichere Datenübertragung, sondern auch um geschützten Datenzugang. Dazu zählen Berechtigungskonzepte für den Zugriff auf das Backend sowie die Sicherheit der Daten auf den Endgeräten selbst. Schließlich gehen Smartphones schnell verloren.
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Anpassung und Weiterentwicklung: Geschäfts- und Prozessanforderungen ändern sich schnell. Die IT-Verantwortlichen sollten daher bei der Auswahl einer mobilen Lösung prüfen, mit welchem Aufwand sich Frontend und Anwendungslogik an veränderte Geschäftsbedingungen anpassen lassen. Das Spektrum der Möglichkeiten ist breit gefächert: Es reicht von einfachen grafischen Designer-Tools bis hin zu speziellen Entwicklungsumgebungen, die jedoch ein gewisses IT-Know-how voraussetzen.
Zahlen und Prognosen
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Laut dem Branchenverband Bitkom nutzen inzwischen rund zehn Millionen Deutsche die Internet-Funktionen ihres Smartphones beziehungsweise Handys.
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Ende 2012 werden Unternehmen rund ein Viertel ihres IT-Etats für Mobility, also für entsprechende Geräte, Services, Applikationen sowie Entwicklung, Sicherheit und System-Management der mobilen Infrastruktur aufwenden, prognostiziert Saugatuck Research.
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Die Analysten von Forrester Research wagen zu prophezeien, dass Tablets gemessen an den Verkaufszahlen im Jahr 2012 Netbooks und 2013 auch Desktop-Computer überflügeln werden.
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Nach einer Analyse der Investment-Bank Piper Jaffray soll der Marktanteil von Android OS bis 2015 auf über 50 Prozent steigen, Apple kommt dann auf etwa 20 bis 30 Prozent. Die Analysten begründen ihre Prognose mit der wachsenden Anzahl von Geräten, die mit dem Google-Betriebssystem auf den Markt kommen, während Apple immer nur ein aktuelles iPhone-Modell verkauft.
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IDC zufolge werden die Verkaufszahlen von Smartphones im laufenden Jahr gegenüber 2009 um 55,4 Prozent zulegen. Weltweit sollen 2010 fast 270 Millionen Geräte verkauft werden. Im vergangenen Jahr waren es 173,5 Millionen.
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Die Marktforscher von Research2guidance gehen davon aus, dass deutsche Nutzer 2010 rund 755 Millionen Apps auf ihre Mobiltelefone herunterladen werden. Das entspricht einem Plus von 78 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Anbieter könnten damit hierzulande mit einem Gesamtumsatz von 343 Millionen Euro rechnen. 2009 waren es 190 Millionen Euro.