Informelle Rekrutierung

Effiziente Personalsuche im sozialen Netzwerk

11.11.2009 von Peter Gruber
Wie kleine und mittelständische Betriebe sehr preiswert Personal suchen, hat jetzt eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung ans Licht gebracht. Lesen Sie mehr über effiziente Recruiting.

Betriebe orientieren sich bei der Personalsuche und Stellenbesetzung nicht ausschließlich an formellen Verfahren. Bei der Personalrekrutierung nutzen Firmen der Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zufolge auch sehr stark informelle Wege, indem sie beispielsweise durch persönliche Kontakte der Mitarbeiter auf Kandidaten aufmerksam werden oder Empfehlungen einholen. Solche, auf persönlichen Bekanntschaften beruhende Formen der Personalsuche und Stellenbesetzung werden als Rekrutierung mit Hilfe "sozialer Netzwerke" bezeichnet.

Stellenbesetzung durch Mund-zu-Mund-Propaganda

Im vergangenen Jahr 2008 griff nahezu die Hälfte der Betriebe (49 Prozent) bei der Suche nach geeignetem Personal auf persönliche Kontakte ihrer Mitarbeiter zurück. Bei Kleinstbetrieben mit weniger als zehn Mitarbeitern lag der Anteil sogar bei 53 Prozent. Großbetriebe mit 200 und mehr Beschäftigten nutzten hingegen nur zu einem Drittel soziale Netzwerke. Dort, so das IAB, sind bei der Stellenbesetzung formale Strukturen wesentlich stärker etabliert. In kleinen Betrieben könnten dagegen durch die größere soziale Nähe Informationen leichter informell eingebracht werden. Insgesamt kamen 29 Prozent der Neueinstellungen über soziale Netzwerke zustande.

Soziale Netzwerke erhöhen die Produktivität

Die Wahrscheinlichkeit, einen geeigneten Mitarbeiter zu finden und einzustellen ist laut IAB-Studie größer, wenn durch die persönlichen Kontakte bereits nützliche Informationen vorliegen. Den Arbeitsforschern zufolge wird auch die Produktivität eines Betriebes erhöht, weil die Rekrutierung und Stellenbesetzung mit Hilfe sozialer Netzwerke die Gefahr einer Fehlentscheidung verringert und dadurch Kosten gespart werden. Ferner, so die Studie, kann ein Betrieb eine freie Stelle möglicherweise schneller besetzen, weil sich die Zeiten für Ausschreibung, Bewerbungsfrist und Bewerbungsverfahren deutlich verkürzen. Ebenso besteht die Chance, Leerzeiten zu verringern. Sie können entstehen, wenn ein geeigneter Kandidat seine Arbeit erst zeitverzögert aufnehmen kann und es dadurch zu Problemen in der Produktion kommt.

Ein Betrieb gewinnt auf jeden Fall, wenn er die Kosten der Rekrutierung senkt oder Fehlentscheidungen vermeidet. Die Höhe dieser Kosten variiert jedoch von Betrieb zu Betrieb und von Stelle zu Stelle. Kleine Unternehmen dürften stärker von Netzwerken profitieren, weil sie in der Regel keine eigene Personalabteilung haben. Insbesondere bei Kleinstbetrieben übernimmt der Inhaber oft das gesamte Management. Seine Arbeit fehlt an anderer Stelle, wenn er Zeit auf die Personalsuche verwendet

Jobs für Personen mit und ohne Qualifikation

Stellen mit niedrigen Qualifikationsanforderungen werden der IAB-Untersuchung zufolge besonders häufig über das Personalbeschaffungsmittel des persönlichen Kontakts besetzt. 21 Prozent der Neueinstellungen über Netzwerke erforderten keinen Berufsabschluss. Dies war nur bei 14 Prozent der Neueinstellungen ohne Netzwerke der Fall. Aber auch bei Stellen im oberen Segment des Arbeitsmarktes wurden verstärkt persönliche Kontakte genutzt, stellten die Arbeitsmarktforscher fest.

Job-Karussell für Malocher

Laut dem Report suchten 57 Prozent der Betriebe in der Land- und Forstwirtschaft, 54 Prozent der Unternehmen im Baugewerbe und 52 Prozent der Firmen in Handel, Gastgewerbe und Verkehr neue Mitarbeiter über persönliche Kontakte. Häufig handelte es sich auch um Jobs mit schwierigen Arbeitsbedingungen: 18 Prozent der Stellen, die im Jahr 2008 über soziale Netzwerke besetzt wurden, waren zum Beispiel mit körperlicher Anstrengung, unregelmäßigen Arbeitszeiten, Lärm- oder Hitzebelastung verbunden. Bei Anstellungen, die auf anderen Wegen vergeben wurden, lag der Anteil dagegen nur bei zehn Prozent.

Die IAB-Studie steht im Internet unter http://doku.iab.de/kurzber/2009/kb2409.pdf zum Download bereit.