Digitales Sprachtraining

E-Learning passt zur agilen Arbeitswelt

25.03.2019 von Sabine Schnorr
Fremdsprachenunterricht im Meetingraum nach festem Stundenplan – in vielen Unternehmen läuft die Weiterbildung tatsächlich noch so. Der Grund: Der zwischenmenschliche Kontakt im Sprachtraining wird großgeschrieben. Viele wissen nicht: In Zeiten der Digitalisierung kann E-Learning das auch leisten.
  • Die Globalisierung führt zu einem erhöhten Bedarf an fremdsprachlicher Weiterbildung.
  • Rund 54 Prozent der Unternehmen nutzen bereits digitales Sprachtraining oder haben dies vor.
  • Digitales Lernen schließt zwischenmenschlichen Unterricht nciht aus.

Die sprachliche Weiterbildung in deutschen Unternehmen ist in den letzten zwei Jahren um rund elf Prozent gestiegen. Dieses Ergebnis brachte jüngst die "eLearning Benchnarking-Studie" des eLearning Journals ans Licht, die auch den Bereich "Betriebliches Sprachtraining" abfragte. Gründe für die verstärkte Nachfrage und die zunehmenden Angebote sind die Globalisierung sowie digitale Vernetzung der Arbeitswelt. Mehrsprachige Kundenbetreuung per Chat, Videokonferenzen mit Lieferanten auf der ganzen Welt und telefonische Kundenakquise in neuen Märkten sind heute Standard.

Die Digitalisierung des Sprachtrainings ist mittlerweile nicht selten Teil einer übergeordneten Unternehmensstrategie.
Foto: Wright Studio - shutterstock.com

Sichere Sprachkenntnisse wirken sich positiv auf jeder Ebene eines Unternehmens aus, weil sie zum Beispiel zur Verbesserung

• des Kundenservice,

• des Talent-Managements,

• der internen Kommunikation sowie

• der Beziehung zu Geschäftspartnern und Dienstleistern führen.

Es verwundert daher nicht, dass knapp drei Viertel der befragten Betriebe dem Sprachtraining in den kommenden Jahren große Relevanz beimessen.

Digitales Sprachtraining ist gefragt

E-Learning ist dabei eine verbreitete Methode, die weiter an Beliebtheit gewinnt. Rund 54 Prozent der Unternehmen nutzen bereits digitales Sprachtraining oder haben dies in naher Zukunft vor. Eine Entwicklung, die aufgrund der Digitalisierung und in Zeiten von Home-Office und Job-Rotation logisch und nachvollziehbar ist. Lokale Präsenz ist längst kein Muss mehr. Nicht nur zu Hause, auch in unserem Berufsalltag bewegen wir uns in erster Linie digital, vernetzen uns und nutzen Plattformen zur Collaboration. E-Learning fügt sich in diese agile Arbeitswelt optimal ein, weil es zeitgemäß ist und eine globale Lern-Community etabliert. Jenseits von statischen Lehrplänen und überholtem Frontalunterricht gewährt diese moderne Lehrmethode Lernenden vollkommene Flexibilität, weil sie orts- und zeitunabhängig ist. Dieser Vorteil ist für den Großteil der Unternehmen, genau genommen 80 Prozent, der entscheidende Grund für computergestütztes Sprachtraining.

Aber auch strategische Motive spielen eine Rolle. Die digitale Kompetenz von Unternehmen ist heutzutage Imageträger und Aushängeschild für eine innovative, zukunftsweisende Unternehmenskultur. Die Digitalisierung des Sprachtrainings ist deshalb nicht selten Teil einer übergeordneten Unternehmensstrategie. 53 Prozent der Studienteilnehmer bestätigten diesen Trend.

E-Learning kann auch zwischenmenschlich sein

Angesichts so entscheidender Vorteile und mit Blick auf die Entwicklung unseres Medien- und Arbeitsverhaltens, drängt sich die Frage auf: Warum werden smarte Sprachlernmethoden noch nicht in allen Betrieben eingesetzt? Einen Grund dafür offenbart die Studie: Knapp 40 Prozent der Firmen entscheiden sich aufgrund des fehlenden persönlichen Kontakts der Sprachschüler gegen den Einsatz von E-Learning in der sprachlichen Weiterbildung. Dieser Gedanke ist jedoch unzutreffend, denn digitales Sprachtraining kann durchaus abwechslungsreich, kreativ, individuell und dennoch zwischenmenschlich gestaltet werden. Letzteres ist sogar ein wesentlicher Mehrwert von E-Learning, der vielen offenbar noch nicht bekannt ist: In Zeiten der permanenten Kommunikation auf Social-Media-Kanälen setzen Anbieter von Sprachlernsystemen längst auf intensive Austauschmöglichkeiten und nachhaltige Kommunikation mit Tutoren und Kollegen. Fakt ist: E-Learning hat viele Facetten, der persönliche Kontakt ist eine davon.

E-Learning: Wie Mitarbeiter neue Skills im Job erlernen
E-Learning im Job und Talent-Management
Unternehmen müssen im Talent-Management neue Wege gehen und verstärkt in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter investieren. Folgende Tipps zum Thema E-Learning können den Experten von Right Management zufolge helfen, die Weichen in Sachen Skills und Ausbildung neu zu stellen und das Lernen attraktiv zu gestalten.
Tipp 1: Lernen ohne Ausbilder
Um Neues zu lernen, muss nicht immer ein Ausbilder präsent sein. E-Learning erlaubt Experten, Lehrpläne granular zu entwerfen, Kurse oder einzelne Lektionen aufzuzeichnen und alles über eine Online-Plattform abrufbar zu machen. Damit ist E-Learning ein wichtiger Schritt in Richtung selbstbestimmtes Lernen.
Tipp 2: Lernfreude im Team
Online- und selbstbestimmtes Lernen bedeutet nicht notwendig allein lernen. Die gemeinsame Schaffung von Lerninhalten sowie das Kategorisieren und Teilen von Content sind gut geeignet, einen Geist der Zusammenarbeit zu schaffen. Geschieht das unter Zuhilfenahme von Elementen aus Social Media, Smartphone-Apps und Spielen, erleben die Mitarbeiter die Faszination der Echtzeit-Zusammenarbeit.
Tipp 3: Lernen überall und jederzeit
In der modernen Business-Welt erweist sich der allgegenwärtige und zeitunabhängige Zugang auch zu sehr spezialisierten Informationen als großer Segen. Ein Lern- beziehungsweise Talent-Management-System sollte dabei auch stark die Aspekte einer zunehmend mobilen Welt berücksichtigen.
Tipp 4: Produktive Lernportale
Bei Weiterbildungsmaßnahmen ist zu vermeiden, dass sich Mitarbeiter langweilen und länger aus dem produktiven Business abgezogen werden. Das gelingt am besten über geeignete Lernportale, vor allem wenn sie populäre Trends wie zum Beispiel Gamification und Mikro-Learning berücksichtigen. Lernen wird so zur arbeitsbegleitenden Sofortmaßnahme, über die Mitarbeiter kontinuierlich ihre Qualifikation verbessern.
Tipp 5: Talent-Management & Learning
Lernen ein starker Treiber für Qualität und Leistung. Sicht- und messbar wird das aber nur, wenn die Disziplinen E-Learning, Personalwesen und IT ihre Synergien ausschöpfen. Tools, die E-Learning und Talent-Management-Programme zusammenführen, sind dafür eine gute Basis.
Tipp 6: Lernbereitschaft fördern
Um Lernakzeptanz bei den Mitarbeitern zu erzielen, empfiehlt sich für Unternehmen ein Mix aus traditionellem Lernen und digitalen, selbstbestimmten Lernprogrammen. Letztere wiederum sollten die gesamte Palette von einfachem E-Learning über Mischprogramme bis hin zu virtuellen 3D-Elementen abdecken.

Virtuelle Klassen und persönliches Live-Coaching

Die Bedürfnisse und Ziele jedes Einzelnen stehen dabei immer im Fokus. Der Mitarbeiter kann frei wählen, mit welchem Angebot er seine Lernkurve möglichst effizient gestalten möchte. Bevorzugt er die Schulung im virtuellen Klassenverband, weil er so schneller an sein - mitunter messbares - Ziel kommt, dann sind gemeinschaftliche Sessions für ihn die richtige Weiterbildungsform. Natürlich spielt dabei auch der Lerninhalt eine wesentliche Rolle. Sollen beispielsweise mehrere Mitarbeiter auf dieselbe Veranstaltung trainieren oder arbeiten an unterschiedlichen Standorten am selben Thema, dann ist Live-Tutoring im virtuellen Klassenverband ein effizienter Weg, gezielte Lernerfolge zu generieren. Dabei haben Dozenten die Möglichkeit, ihr Wissen weltweit zu teilen, Lernende wiederum können gegenseitig voneinander profitieren.

Ein Live-Coaching ist aber nicht nur im Gruppenverband möglich. Auch individuelles Einzeltraining mit einem persönlichen Tutor, der den Mitarbeiter während seines Trainings kontinuierlich begleitet, ist gängige Praxis im digitalen Sprachtraining. Dabei tauschen sich die Schüler online mit einem Muttersprachler aus. Je nach Bedarf kann der Tutor sich dabei zuweilen mehr Zeit für den einzelnen Mitarbeiter nehmen und keiner von beiden muss dafür Reisezeit oder -kosten investieren. Ein Außendienstmitarbeiter, auf den eine mehrtägige Geschäftsreise mit internationalem Kundenkontakt vom Verhandlungstisch bis zum lockeren Abendessen wartet, wird sprachliche Sicherheit vermutlich am besten im intensiven Einzelcoaching erlangen.

Ganz anders gestaltet sich dies bei einem Mitarbeiter, der eine Sprache komplett neu erlernen möchte. Hier kann mitunter eine mehrdimensionale Lernerfahrung via Bild, Text und Phonetik die Lösung sein. Ähnlich leicht wie Kindern der Erwerb einer neuen Sprache fällt, wird durch diese aktive Auseinandersetzung mit den Inhalten ein leicht zugängliches, intuitives Lernen ermöglicht. Information trifft Unterhaltung und bedient auf diese Weise den aktuellen Zeitgeist.

Gamification für Digital Natives

Das Arbeiten in einer multimedialen Umgebung mit vielen verschiedenen Möglichkeiten gestaltet sich insbesondere für die jüngeren Generationen, die "Digital Natives", abwechslungsreich und motivierend. Mit modernen Gamification-Angeboten, die einige Anbieter von Sprachlernsystemen heutzutage anbieten, wird stupides, statisches Büffeln in eine positive Learner Experience verwandelt. Komplexe Lerninhalte werden lebendig gestaltet und sorgen für einen nachhaltigeren Wissenstransfer. Durch das völlige Eintauchen in den sprachlichen Kontext ist der Lernende permanent von der neuen Sprache umgeben und kann sich mit einer globalen Lern-Community vernetzen und austauschen. Die zwischenmenschliche Komponente stellt demnach auch im computergestützten Sprachtraining einen großen Mehrwert dar. Denn nach wie vor ist Interaktion eine Schlüsselkomponente bei der Vertrauensbildung ins eigene sprachliche Können. Unternehmen tun also gut daran, Alternativen zu alten Wegen zu finden und die Chancen, die der digitale Spracherwerb bietet, für die betriebliche Weiterbildung zu nutzen. Denn auch E-Learning kann Interaktion und zwischenmenschlichen Austausch!