Cloud-Pakt zwischen SAP und Microsoft

DSAG hofft auf Vorteile und warnt vor Abhängigkeiten

30.11.2017 von Martin Bayer
Der Cloud-Pakt von SAP und Microsoft kann Anwendern neue Alternativen und damit Vorteile bringen, sagen Vertreter der DSAG. Allerdings nur, wenn man leicht zwischen den Providern wechseln kann und sich so Abhängigkeiten vermeiden lassen.

Vertreter der Deutschsprachigen SAP Anwendergruppe (DSAG) beurteilen die Cloud-Kooperation zwischen SAP und Microsoft grundsätzlich positiv. Neben integrierten Angeboten für Kunden und der gegenseitigen Nutzung der Cloud-Angebote des jeweiligen Partners planen Microsoft und SAP, künftig Cloud-Lösungen und den dazugehörigen Support gemeinsam zu entwickeln und zu vermarkten. SAP-Kunden könnten demzufolge in Zukunft, von beiden Anbietern zertifiziert und unterstützt, S/4-HANA-Lösungen in Microsofts Cloud-Plattform Azure betreiben. Das teilten Ende November SAPs Vorstandssprecher Bill McDermott und Microsoft-CEO Satya Nadella mit.

SAP und Microsoft wollen künftig ihre Cloud-Angebite stärker integrieren.
Foto: Gonzalo Aragon - shutterstock.com

"Aus technischer Sicht ist die Kooperation von SAP und Microsoft für die Kunden sicherlich von Vorteil", schreibt Jean-Claude Flury, Vorstand Business Networks Integration der DSAG. Hier würden sich zwei große Anbieter von substanziellen Anything-as-a-Service-Plattformen (Xaas) zusammenschließen, heißt es in einem offiziellen Statement der Anwendervertreter zu dem Cloud-Pakt. Unternehmen erhielten damit mehr Freiheit und Alternativen zu SAP oder Amazon Web Services. Alternativen bei denen man leicht von einem Anbieter zu einem anderen wechseln kann, solange der Service standardisiert ist, formuliert Flury die Erwartungen der SAP-Anwender. Dieser Wechsel zwischen verschiedenen Cloud-Providern ist derzeit aber meist alles andere als einfach, warnen viele Experten.

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DSAG warnt vor weiteren Abhängigkeiten

Nur wenn die Kooperation zu einer stabilen Beziehung und ein solcher Zusammenschluss konsequent und im Interesse beider großen Partner gelebt werde, profitiere auch der Kunde, sagt der DSAG-Vertreter. "Das muss und wird sich jedoch erst noch zeigen." SAP verlasse sich im Cloud-Infrastruktur-Bereich immer stärker auf Dritte. Darauf müssten sich die Kunden einstellen. Flury warnt, dass dadurch auch Abhängigkeiten von einem weiteren Anbieter entstehen könnten. Die Kunden seien dann darauf angewiesen, dass die Kooperation Bestand hat. "Schließlich sind sie diejenigen, die leiden, wenn es Probleme in der Partnerschaft gibt."

DSAG-Umfrage: SAP-Anwender investieren mehr Geld
Budgets für IT-Investitionen
Um fast fünf Prozent sollen die IT-Budgets der SAP-Anwender in diesem Jahr wachsen.
Investitionen in neue Geschäftsmodelle
Ein gutes Drittel der befragten SAP-Anwender schätzt Investitionen in neue Geschäftsmodelle als wichtig beziehungsweise sehr wichtig ein.
Business Suite bleibt gesetzt
Vier von fünf SAP-Anwendern stecken weiter Geld in die Business Suite. Für ein Drittel ist diese klassische Lösung sogar der Hauptinvestitionsbereich.
S/4HANA-Umstieg ungewiss
Ein Drittel der Befragten DSAG-Mitglieder hat noch keine Entscheidung darüber gefällt, ob ihr Unternehmen auf die neue Anwendungsgeneration von SAP umsteigen soll.
SAP-Cloud bleibt Nebensache
Für die SAP-Anwender stellen die Cloud-Lösungen aus Walldorf meist nur flankierende und ergänzende Elemente dar. Die Investitionen hier bleiben überschaubar.

Grundsätzlich sollten Unternehmen darauf achten, ihre in der Cloud gebuchten Services transportabel zu halten, rät die DSAG. Anwender sollten daher vorsichtig bei "Spezialitäten" eines Anbieters sein, die von anderen Providern nicht angeboten würden und schwer durch Alternativen abdeckbar seien. Prinzipiell gelte es auch bei solchen Szenarien die gleichen Fragen wie bei jedem Einsatz von Cloud-Lösungen zu beantworten:

Gerade die zuletzt genannte Frage spiele insbesondere bei der Verfügbarkeit oder schwer einzugrenzenden Problemen in der Funktionalität eine wichtige Rolle, mahnt die Anwendervertretung.