IT-Systeme auf die nächste Generation einstellen

Digitalisierung fordert die Versicherer heraus

24.04.2015 von Bertram Geck und Jörg Puchan
Die Generation Y ist anspruchsvoll. Vor allem auch was die Informationsbeschaffung und das Kaufverhalten betrifft. Versicherungsunternehmen scheinen jedoch beim Thema Digitalisierung sowie in der Erstellung neuer zielgerichteter Angebote hinterherzuhinken.
  • Die Generation Y erwartet mehr digitale Angebote von ihren Versicherern.
  • Nur solche Versicherungen, die ihre Angebote gezielter auf ihre Zielgruppe zuschneiden, haben eine Zukunft.
  • Die IT der Versicherer muss agile Funktionen bereitstellen, um diese Anforderungen erfüllen zu können.
Die Kunden der Generation-Y empfinden, dass ihre Erwartungen zur Nutzung von internetfähigen mobilen Geräten nicht ausreichend erfüllt werden.
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In einer Studie zu Versicherungen hat Capgemini 2015 festgestellt, dass die Kundenzufriedenheit der Generation-Y (18-34 Jahre) bei etablierten Versicherern deutlich nachlässt. Für die Studie wurden 15.000 Kunden aus 30 Ländern zu ihren Erfahrungen mit Versicherungen befragt. Die meisten Befragten beantworteten die Fragen eher mit einer neutralen, als mit einer guten Beziehung und bewerteten, unabhängig von ihrer Herkunft, die etablierten Versicherer eher als schwach in ihrem digitalen Portfolio.

"Die sinkende Kundenzufriedenheit und aktuelle Herausforderungen rund um Big Data sowie die zunehmende Zahl regulatorischer Anforderungen und die wirtschaftliche Unsicherheit zwingen die Versicherer, ihre Kernkompetenzen mit einer höheren Servicequalität zu verbinden", so Dr. Uwe Korte, Leiter Business & Technology Versicherungen bei Capgemini. "Die internen Strukturen müssen stärker auf den Kunden ausgerichtet werden, um auch bei der nächsten Kundengeneration erfolgreich zu sein."

Der Umfrage nach sind in allen Ländern die Kunden weniger zufrieden als im vorigen Umfragezeitraum. Besonders in reifen Märkten ist die Zufriedenheit um 10-15% gesunken.

Generation Y erwartet mehr Mobilität

Besonders die Kunden der Generation-Y empfinden, dass ihre Erwartungen zur Nutzung von internetfähigen mobilen Geräten nicht ausreichend erfüllt werden.

Die Versicherer sollten das digitale Angebot verbessern. Ein multimodales und persönliches Kundenerlebnis muss digital integriert werden. Social-Media, mobile Geräte und Onlinekommunikation müssen mit persönlicher Beratung verknüpft werden. Dies spiegeln auch die Kongresse der Versicherungsbranche wider, die sich um IT und Innovationsfähigkeit drehen.

Web-Tools für Social Media Marketing
Web-Tools für Social Media Marketing
Soziale Netzwerke spielen im modernen Marketingmix eine immer wichtigere Rolle. Mit den richtigen Tools lassen sich Kampagnen effizient im Browser planen, durchführen und auswerten. Im Folgenden eine Vorstellung leistungsfähiger Alternativen, die sich in der Praxis bewährt haben.
Buffer
Buffer bietet sowohl Privatanwendern als auch Unternehmen einen einfachen Weg, Status-Updates in den wichtigsten sozialen Netzwerken nach Zeitplan zu veröffentlichen.
SocialBro
Bei Socialbro handelt es sich um einen funktionsreichen Analytics-Service für Twitter, der 2011 von einem spanischen Startup gestartet wurde und sich in der Branche bereits einen Namen machen konnte.
HootSuite
Wenn es darum geht, die Unternehmenskommunikation in den sozialen Netzwerken zu optimieren, gilt der aus Kanada stammende Service HootSuite mit über neun Millionen Nutzern als eine der besten Alternativen, die der Markt zu bieten hat.
Sprout Social
Eine weniger bekannte, aber dennoch interessante Alternative zu HootSuite ist Sprout Social. 2010 in Chicago gegründet der SaaS-Dienst ebenfalls als ein zentrales Management-Dashboard für Marketer, die verschiedene Social-Media-Profile effizient an einem Ort verwalten möchten.
WebZunder
Mit WebZunder präsentiert sich eine deutsche Lösung, die sich als eine günstigere und einfachere Alternative zu den Schwergewichten aus den USA positioniert. Mit dem Web-basierten Social-Media-Tool aus München sollen kleinere Unternehmen, die selbst wenig Erfahrung in Social Media haben und sich keinen Marketing-Experten leisten können, in die Lage versetzt werden, sich in den sozialen Netzwerken erfolgreich zu präsentieren.
SocialBench
SocialBench ist ein leistungsstarkes Marketing-Tool, das in Hamburg entwickelt wird und Community-Management-Funktionen, die für die Arbeit im Team konzipiert sind, umfangreiche Analytics und Werbungsmanagement in einer ganzheitlichen Plattform vereint.
Quintly
Quintly ermöglicht die effektive Analyse und Steuerung der eigenen Unternehmenspräsenz in den wichtigsten sozialen Netzwerken. Der aus Köln stammende Cloud-Dienst bietet eine funktionsreiche und professionelle Plattform an, die zahlreiche Analytics-Werkzeuge für Marketing-Spezialisten bereitstellt.
Nimble
Die Grenzen zwischen Social Media Marketing und Kundenmanagement verschwinden zunehmend. Vor diesem Hintergrund gewinnen Social-CRM-Tools wie Nimble immer weiter an Bedeutung.

Digitalisierung als Lösung

So diskutierten Experten immer wieder über neue Produkte und Prozesse. Digitalisierung ist ein hoch aktuelles Thema in der Versicherungsbranche. Omnikanalfähigkeit, 360 Grad Sicht auf den Kunden, Mobilität, Governance und Effizienz sind Schlagwörter, die immer wieder fallen. Die Strategen der Versicherungsunternehmen suchen nach innovativen Bedienkonzepten und Interaktionsmöglichkeiten, um die Kundenerlebnisse zu verbessern und über alle Kanäle zu ermöglichen.

Einfluss der Digitalisierung

Wenn die Potenziale der Digitalisierung ausgenutzt werden, zeigen sich die Effekte wie es Vorreiter in der Industrie (Stichwort Industrie 4.0) demonstrieren: Die Organisationen können hoch dynamisch zusammenarbeiten und damit ganz neue Dimensionen der Effizienz und Effektivität erklimmen.

Produkte können durch Integration von Unternehmens-IT, Zulieferer-IT und Produkt-IT smarter werden und neue Mehrwerte anbieten. IT-Versicherungsexperte Dirk Weingärtner von SoftProject, Ettlingen erläutert, wie die Produkte zusammenhängen und welche Herausforderungen es gibt: "In den komplexen Datenstrukturen der Backend-Systeme lagern Informationen über Tarife, Kunden und Abhängigkeiten. Diese komplexen Zusammenhänge müssen bei einem neuen Produkt oder einer modernen Web-Plattform in eine einfach und intuitiv nutzbare Oberfläche für Endkunden oder Außendienstmitarbeiter gebracht werden. Die Herausforderung liegt in der Nutzung und Vereinfachung von jahrzehntelang gewachsenen Daten- und Infrastrukturen."

Die Prozesse können durch die Digitalisierung in Teilprozesse aufgespalten werden. Diese können wieder aufgespalten werden. Beliebige Teilprozesse können auf beliebigen Infrastrukturen ablaufen. Damit sind das Datenmanagement, die Fähigkeit zum Outsourcing und die Dokumentierbarkeit für alle Aspekte der Unternehmens-IT greifbar geworden.

Aktuelle Software-Trends – Cloud, Mobilität, Big Data, Industrie 4.0
Welche Trends und Entwicklungen erwarten Sie für den Software-Markt 2015?
Sven Denecken – SAP: "Unternehmen müssen etablierte Geschäftsmodelle verändern, dazu ist Software nötig. In Europa müssen wir das Thema Industrie 4.0 und das Internet der Dinge ernst nehmen, sonst verpassen wir diesen wichtigen digitalen Trend."
Welche Trends und Entwicklungen erwarten Sie für den Software-Markt 2015?
Hakan Yüksel – Oracle: "Generell werden die Kunden in noch höherem Maße als bisher die Sicherheitskonzepte der Anbieter hinterfragen. Sicherheit wird daher das zentrale Thema bei der weiteren Verbreitung von SaaS und im Software-Markt 2015 allgemein sein."
Welche Trends und Entwicklungen erwarten Sie für den Software-Markt 2015?
Markus Dränert – Lexware: "Nach unserer Einschätzung wird die Nachfrage zu Cloud-Services 2015 weiter zunehmen, einen radikalen Wechsel zur Cloud erwarten wir jedoch noch nicht. Ergänzende Services werden jedoch an Bedeutung gewinnen."
Welche Trends und Entwicklungen erwarten Sie für den Software-Markt 2015?
Peter Dewald – Sage: "Im Jahr 2015 wird die Software in ihrem Funktionsumfang schlanker und in ihrer Nutzung einfacher werden. Der Markt braucht einfache, mobile und jederzeit verfügbare Software, die das ohnehin komplexe Arbeitsleben erleichtert."
Welche Trends und Entwicklungen erwarten Sie für den Software-Markt 2015?
Günther Igl – Microsoft: "Die digitale Transformation wird Impulse quer durch alle Branchen und Wertschöpfungsbereiche unserer Wirtschaft und Gesellschaft geben. Mobile und Cloud sind dabei die wichtigsten Megatrends."

Herausforderungen für Versicherer

Wo liegen denn noch die großen Herausforderungen, die Organisationen meistern müssen, um die Chancen zur Digitalisierung zu nutzen?

Capgemini über vernetzte Autos (Connected Cars)
Capgemini über vernetzte Autos
Das vernetzte Auto - inwieweit theoretische Möglichkeiten und praktische Umsetzung auseinanderklaffen, haben die Analysten von Capgemini untersucht.
Besuch beim Händler
So schnell dürfte der stationäre Autohandel nicht aussterben. Schließlich wollen die Kunden das Auto "in echt" sehen und eine Probefahrt unternehmen. Das motiviert jedenfalls 72 Prozent beziehungsweise 61 Prozent der Befragten zu einem Besuch beim Händler, wie die Studie "Cars online 2014" zeigt.
Beliebte Services
Offenbar lassen sich Kunden in den aufsteigenden Märkten stärker von den neuen Services begeistern als Konsumenten in den reifen Märkten. Ob es um Sicherheit, Services oder Infotainment geht - überall ist das Interesse der Verbraucher in den aufsteigenden Ländern größer.
Daten teilen
Die Verbraucher wurden gefragt, wem sie Einblick in ihre Daten gewähren würden. Dabei liegen Hersteller und Händler vorn. Der Versicherung dagegen möchten noch nicht einmal vier von zehn Befragten Einblick geben.
Investitionen: Hersteller versus Händler
Ein anderer Aspekt ist die unterschiedliche Vorgehensweise von Herstellern und Händlern. Während 56 Prozent der Hersteller aktuell in ihre IT investieren wollen, sind es nur elf Prozent der Händler. Die Frage bezog sich auf den Einsatz von Smartphones und Tablets sowie Apps (Quelle: Studie "Neue Technologien im Autohaus).
Gründe für Investitionen in Apps
Motivation zum Investieren ist für Hersteller der Blick nach vorne. Sie nennen Zukunftsorientierung als wichtigsten Grund. Händler wollen vor allem die Kundenbindung stärken.
Auswirkungen der Smartphones
Hersteller schreiben Smartphones und Tablets stärkere Auswirkungen auf ihre Aktivitäten zu als Auto-Händler.

Herausforderungen für Lösungsanbieter

Auch Softwarehersteller müssen ihre Produkte entsprechend umgestalten. Es bedarf eines angepassten Portfolios, um die Unternehmen von Beginn an bei ihren Prozessen und dem digitalen Wandel zu unterstützen. Denn ohne ein ausgereiftes Prozessmanagement macht eine Multikanal-Technologie keinen Sinn. Durch die notwendige Aufrüstung der Unternehmens-IT von Versicherungen soll beispielsweise die Kundenkommunikation auf Portalen verbessert und das Risiko von Zusammenbrüchen bei Massenereignissen gesenkt werden. Während viele Unternehmen beim Eintreffen einer Facebookanfrage bisher viele Schritte durchlaufen müssen, bis die Anfrage beim richtigen Ansprechpartner landet, wird dieser Schritt mit Hilfe der richtigen BPM-Suite künftig ins System integriert und damit automatisiert.

Neue Ausrichtung der IT-Architektur als Antwort

Die Digitalisierung erfordert oft eine neue Ausrichtung der IT Architektur. Die Architektur muss Funktionalitäten anbieten, die agil zur Verfügung gestellt werden und gleichzeitig die gewohnte exzellente Qualität der Funktionen sicherstellen. Qualitätssicherung erfährt bei der aktuellen Agilität des Serviceangebots eine neue Relevanz.

So können bei gleichen Backend-Systemen neue Funktionen für die Kunden realisiert werden und auf der anderen Seite, ohne die Kundenfunktionen zu stören, die Backend-Systeme effizienter gemacht werden. Business Process Management (BPM) zur Definition der geschäftlichen Anforderungen und eine diensteorientierte Architektur mit einem Enterprise Service Bus (ESB) zur modularen Realisierung der Anforderungen helfen dabei. Jede Versicherung hat bereits grundsätzlich ein Prozess-Management zur Dokumentation und Unterstützung ihrer IKS-Anforderungen.

Baut man auf diesem BPM-System auf und erweitert es um einen ESB, so kann man mit dieser BPM/ESB-Plattform den Schalter zur Automatisierung umlegen und damit die Abläufe einerseits auf Compliance-Richtlinien hin überprüfen und andererseits Fehler in den Abläufen sofort erkennen und automatisch überprüfen lassen.

10 Thesen zur Digitalisierung
Zehn Thesen zur Digitalisierung
In Zusammenarbeit mit dem IT-Dienstleister Dimension Data hat Crisp Research Ende letzten Jahres die unabhängige Studie "Digital Business Readiness" umgesetzt. Ziel war es, ein Stimmungsbild deutscher Unternehmen zum aktuellen Stand ihrer digitalen Transformation zu zeichnen. Hier finden Sie Zehn Thesen, die sich aus dieser Studie ableiten lassen
1. Die digitale Transformation ist bereits in vollem Gange ...
... und hat mittlerweile sämtliche Branchen mehr oder minder fest im Griff. Dennoch steht die Wirtschaft noch am Anfang eines langen Transformationsprozesses.
2. Die digitale Transformation wird die Unternehmen ...
... in den kommenden Jahren in Gewinner und Verlierer spalten.
3. Das Gros der deutschen Unternehmen hat erkannt, ...
... welche weitreichenden Implikationen der digitale Umbruch nach sich zieht. Die absolute Mehrheit sieht sich gut bis sehr gut dafür aufgestellt. Allerdings haben nur 42 Prozent bislang eine funktionierende Digitalstrategie.
4. 39 Prozent der befragten Unternehmen sehen sich als Profiteure ...
... und Gestalter des digitalen Wandels. 61 Prozent bezeichnen sich als Mitläufer und Skeptiker.
5. Es gibt einen klaren Zusammenhang zwischen Digital Excellence ...
... und der erfolgreichen Implementierung einer Digitalstrategie. So haben bereits zwei Drittel (67 Prozent) der Digital Champions (Profiteure und aktive Gestalter) ihre Strategie erfolgreich implementiert und mit der Umsetzung in die Praxis begonnen.
6. Die IT-Abteilungen sind die entscheidenden Akteure, ...
... wenn es gilt, die Strategie zu entwerfen und die Aktivitäten im Prozess der digitalen Transformation zu steuern und umzusetzen. Allerdings wirkt das Thema weit über die Grenzen der IT-Abteilung hinaus.
7. Die Kunden sind Treiber der digitalen Transformation.
Von ihnen gehen die Veränderungen aus.
8. Das Rechenzentrum ist das Epizentrum der Digitalisierung.
Für mehr als zwei Drittel der Befragten (68 Prozent) ist es die alles entscheidende Basis der Digitalisierung.
9. Für eine zukunftssichere Infrastruktur ...
... sind Investitionen nötig, die über das Rechenzentrum hinausgehen.
10. Mehr als 80 Prozent der Unternehmen glauben, ...
... dass sie für eine konsequente Umsetzung der digitalen Transformation professionelle Partner brauchen. Diese sollten eine hohe Kompetenz bei der IT-Integration sowie umfangreiches Prozess- und Branchen-Know-how mitbringen.

Dirk Weingärtner hat schon viele Versicherungen beraten und stellt immer wieder fest: "Ist dieses Monitoring für Versicherungen einmal integriert, dann bietet es sowohl einzelne Kennzahlen wie auch komplette Überwachung von komplexen versicherungsinternen oder auch teilweise ausgelagerten Prozessen. Anpassungen und Erweiterungen in der Modellierung können sofort in die Automatisierung und Ausführung gebracht werden, wenn die Verknüpfung von BPM und ESB gewährleistet ist."

Somit werden auf der einen Seite aufsichtsrechtliche Anforderungen erfüllt, auf der anderen Seite trägt die BPM/ESB-Plattform sowohl zur früheren Risikoerkennung wie auch zur schnelleren Nutzung von Geschäftschancen bei. Versicherungen, die diese Flexibilität integriert haben, können schnell auf die Bedürfnisse ihrer Kunden eingehen und Innovationen zeitnah realisieren. (bw)