Twitter, Instant Messaging, Presence Management, Unified Communications and Collaboration, Video-Conferencing, Web-Conferencing, Social Networking - neue Techniken und Plattformen zum Kommunikationsaustausch gibt es genügend. Doch welche werden sich im Arbeitsalltag durchsetzen? Und wie verändert die Technik unser Kommunikationsverhalten? Die COMPUTERWOCHE hat hierzu Branchenvertreter befragt.
Karsten Lereuth, BT: Nahtlose Verschmelzung
Der Wecker klingelt, ich stehe auf, mache mir einen Kaffee und blättere auf meinem iPad die wichtigsten Tageszeitungen durch. Dann werfe ich einen Blick auf die E-Mails: Zu einer davon habe ich eine Frage, die ich mit dem Kollegen schnell besprechen möchte. An seiner Presence-Anzeige sehe ich aber, dass er gerade in den USA weilt und deshalb so früh noch nicht erreichbar ist. Durch eine Suche in unserem internen Social Network finde ich heraus, dass es zwei weitere Kollegen gibt, die an dem Thema arbeiten und meine Frage beantworten können. Einer von ihnen, Peter Schmidt, ist schon erreichbar. Durch einen einfachen Klick baue ich eine Verbindung auf. Natürlich probiere ich nicht wie früher alle Telefonnummern durch - unsere VoIP-Plattform Ribbit findet selbst heraus, auf welchem Gerät der Kollege gerade zu erreichen ist. Peter sagt, er habe das Produkt, um das es geht, gerade bei sich. Also klicke ich auf die VidetTaste und erweitere unser Gespräch zu einer Videokonferenz. Mittlerweile versucht eine Kollegin aus dem Vertrieb, mich dringend zu erreichen. Weil ich gerade nicht ans Telefon gehen kann, hinterlässt sie eine Nachricht auf meiner einheitlichen Voice-Box, die dann in Text umgewandelt und mir zugeschickt wird. Ich leite sie gleich weiter an den zuständigen Experten und setze mein Gespräch mit Peter fort. Weil das Taxi wartet, ich das iPad aber nicht mitnehmen möchte, leite ich die Videokonferenz auf mein Smartphone um und kann nahtlos weiterkonferieren. Später im Büro schalte ich meinen Thin Client ein. Vier Kollegen haben mir E-Mails wegen der Projektplanung geschickt. Ich klicke auf alle vier Kontakte und starte spontan eine Telefonkonferenz, weil das Thema so effizienter geklärt werden kann. Jeder von uns öffnet den Projektplan - aber nicht seine eigene Version, sondern wir arbeiten auf unserer Dokumentenplattform alle parallel an demselben Dokument. Die aktualisierte Fassung liegt danach sofort für jeden zugänglich auf dem Server.
Klingt noch sehr visionär? Ja und nein. Die Komponenten sind alle schon vorhanden, viele davon setzen wir bei uns schon heute täglich ein. Im Moment arbeiten wir daran, die Vernetzung der einzelnen Elemente zu optimieren. Denn das ist für mich Unified Communications: die nahtlose Verschmelzung aller Kommunikationskanäle, die wir nutzen. Dadurch sparen wir Zeit, weil das Suchen nach Telefonnummern und Ansprechpartnern wegfällt und wir immer das Endgerät und das Kommunikationsmedium verwenden, das in der jeweiligen Situation am komfortabelsten und praktischsten ist.
Jörg Fischer, Alcatel-Lucent: Menschen effizient suchen und erreichen
Wie kommunizieren wir in der Zukunft? Uneingeschränkter, individueller, multimedialer und mobiler. Kommunikation im Geschäftsalltag bedeutet vor allem ein effektives, effizientes und sicheres Suchen, Finden und Erreichen von Menschen, Informationen und Prozessen. Unified Communications ist eine individuelle Kommunikationsarchitektur, bestehend aus standardisierten Kommunikationsdiensten mittels moderner multimedialer Netze, die den Menschen genau das Beschriebene ermöglicht. Das Neue an UC sind nicht die Kommunikationsdienste selbst, sondern deren zunehmender Grad der Standardisierung und deren Vereinigung zu einer individuellen Kommunikationsumgebung. Sie bringt den Geschäftsprozessen schnellere Informationsflüsse und ermöglicht damit noch effizientere und effektivere Entscheidungsfindung. Die Nutzer kommunizieren einfach. Sie machen sich weniger Gedanken um das wie, denn das übernimmt die UC-Umgebung. Unnötige Störungen der Geschäftsprozesse beim Sender und Empfänger durch mehrfache ineffiziente Hin-und-Her-Nicht-Erreichbarkeit werden der Vergangenheit angehören.
Moderne Kommunikationstechniken sind für die Anwender da und weniger dafür, den Innovations- und Forscherdrang der ITK-Abteilungen zu befriedigen. Es geht darum, den Menschen, völlig unabhängig von der installierten technischen Basis, ein einheitliches Anwendergefühl zu verschaffen, vor allem mittels einer einfachen Bedienbarkeit mit möglichst wenigen Endgeräten. Kommunikationsdienste werden mit den Geschäftsprozessen vereinigt, wie etwa intelligente Arbeitsablaufverteilung (Intelligent Workflow Distribution) und interaktive Web-Portale (Interactive Portal). Darüber hinaus werden mittels flexibler Teamfunktionen Call- und Service-Center die internen Wissensressourcen (Spezialisten) eines Unternehmens sowie Organisation und Verwaltung noch enger zusammengeführt.
Peer Stemmler, Cisco Webex: Mobiles Kommunizieren prägt mittelfristig die Business-Welt
Auf dem ohnehin schwierigen Gebiet der Wahrsagerei dürften Prognosen über das Kommunikationsverhalten zu den schwierigsten Aufgaben gehören. Der technische Wandel ist hier enorm, und nicht zufällig liegen gerade in der Kommunikation besonders viele schon wieder vergessene Technologien am Wegesrand der Entwicklung. Wer kennt heute noch Teletex? Wer kennt morgen noch Telefax? Und wer hätte umgekehrt vor zehn Jahren darauf wetten wollen, dass sich heute - fast - alles um mobile Kommunikation dreht?
Zumindest mittelfristig ist absehbar, dass der Trend zum mobilen Kommunizieren auch den geschäftlichen Bereich prägen wird. Das ist (auch) eine Folge der Dynamik der Geschäftsprozesse, denn in mehr und mehr Unternehmen sitzen die Mitarbeiter kaum noch an festen Schreibtischen mit traditionellen Telefonen. Viele sind unterwegs und verwenden dabei ohnehin ihre Mobiltelefone. Aber auch intern bilden sich unabhängig von Örtlichkeiten und festen Kommunikationsanlagen temporäre und virtuelle Arbeitsgruppen. Trotzdem müssen Mitarbeiter in die Kommunikationsinfrastruktur eingebunden sein, damit Informationen zuverlässig zum Ziel gelangen - und nur dorthin.
Ein anderer Trend, der uns noch lange beschäftigen wird, ist das noch längst nicht abgeschlossene Zusammenwachsen von IT und Kommunikation. Wie im privaten Bereich werden auch in den Unternehmen der PC oder seine Derivate zur universellen Kommunikationsschnittstelle, über die die Menschen ortsunabhängig zusammenarbeiten. Auch das funktioniert im privaten Bereich heute schon ganz gut. Vielleicht ist es ja ein Metatrend, dass in Unternehmen morgen so kommuniziert wird wie heute in der Freizeit so vieler Menschen: in sozialen Netzen, auf speziellen Kommunikationsplattformen, mit Video-Chats, per Kurznachricht, mit intensivem Multimedia-Einsatz. Wir sollten uns diese Sphäre jedenfalls sehr genau anschauen, wenn wir wissen wollen, wohin die Reise geht.
Frank Pieper, Avaya: Persönlich kommunizieren - über unterschiedlichste Kanäle
Im Austausch mit Kunden, Partnern und Kollegen wird auch weiterhin nichts über das persönliche Gespräch gehen. Die Kanäle, über die wir dieses führen, sind mittlerweile allerdings zahlreich: Neben E-Mail und Telefon stehen auch Chat, Videokonferenz, SMS sowie Social-Media-Plattformen wie Twitter oder Facebook zur Verfügung. Gleichzeitig binden wir mehr Inhalte in unsere Kommunikation ein. Beispielsweise können wir Videos in Websites und E-Mails integrieren, um komplexe Inhalte leichter verständlich zu machen. Der große Erfolg von iPhone und iPad zeigt außerdem, dass die Geräte, die wir für die Kommunikation verwenden, immer smarter und vielseitiger werden. Konnten wir mit einem mobilen Endgerät früher nur telefonieren und SMS oder MMS versenden, sind heute Internet-Zugang, Social Media Dienste, oder Videofunktionen längst selbstverständlich.
Mit Unified Communications machen wir uns unabhängig von einzelnen Geräten. Nicht mehr der Weg, über den wir jemanden erreichen, sondern die Verfügbarkeit des Ansprechpartners, die so genannte Presence, ist entscheidend. Die Kontaktwege wie Handy, Mail oder Chat stehen gleichberechtigt nebeneinander und sind nur noch einen Klick entfernt. Die Verwaltung von mehreren Rufnummern, Mail-Adressen, Nicknames etc. entfällt damit. Technisch ist das Session Initiation Protocol (SIP) der Standard. Doch UC ist ein Kommunikationskonzept und keine Technik. So können wir etwa über Cloud Services immer neue Applikationen für die Kommunikation bereitstellen und sie zu UC-Diensten machen.
Für Unternehmen eröffnet dies die Möglichkeit, schneller und effizienter zu kommunizieren. Wenn Mitarbeiter über verschiedene Kanäle erreichbar sind, wird die Zusammenarbeit flexibler und einfacher. Die Einbindung von Video in die Kommunikation schafft Nähe und verbessert so die Kundenbeziehung. Zudem können Entscheidungen schneller getroffen werden, da alle nötigen Informationen in eine Konferenz eingebracht werden können. Letztendlich können sich Unternehmen moderne Plattformen wie Twitter und Facebook zunutze machen und auf dem Weg kommunizieren, den ihre Kunden und Mitarbeiter zur Ansprache gewählt haben.
Olaf Heyden, T-Systems: Moderne Kommunikation beschleunigt die Geschäftsprozesse
In naher Zukunft wird es keine getrennten Netze und spezifischen Endgeräte mehr geben. Parallel dazu steigen die Interaktionsmöglichkeiten der Kommunikationskanäle. Sie haben sich schon heute zum Teil zu Applikationen entwickelt. Kommunikationsoptionen werden uns zunehmend als integrierte Funktion in den Applikationen begegnen.
Unified Communication & Collaboration ist dabei die folgerichtige Zusammenführung in eine Oberfläche. Integrierte Präsenzinfos, alle Kommunikationsapplikationen und Collaboration laufen über eine IP-basierende Netzplattform. Wichtig ist auch, dass die Funktionen und Daten mobil ebenso unkompliziert zur Verfügung stehen.
Unternehmen überführen mit der Einführung von UCC und VoIP heterogene Netzlandschaften in eine homogene, zentrale ICT-Infrastruktur. Das vereinfacht das ICT-Management und spart Kosten. Außerdem kann jeder Anwender seine Kommunikation und seine Erreichbarkeit individuell steuern. Damit wird die Kommunikation im Unternehmen schneller und effizienter. Die Geschäftsprozesse werden überall da beschleunigt, wo Kommunikation der treibende Faktor ist und Zusammenarbeit, auch über das eigene Unternehmen hinaus, erleichtert wird.
Niculae Cantuniar, Cable & Wireless Worldwide: Telepräsenz ist der Shooting Star im Business-Umfeld
Telepräsenz hat sich in diesem Jahr zum Business-Shooting-Star und Krisengewinner gemausert und nimmt in der Unified Communication & Collaboration (UCC) eine zentrale Rolle ein. Wir erwarten, dass in Zukunft virtuelle Konferenzen in der Unternehmenskommunikation ähnlich wichtig und alltäglich werden wie E-Mails oder Telefonate. Vor dem erfolgreichen Einsatz von UCC-Lösungen ist jedoch eine Analyse der bestehenden Geschäftsprozesse und deren Optimierung unerlässlich. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten können sich Unternehmen so besser auf ihr Kerngeschäft konzentrieren. Realitätsnahe virtuelle Meetings ersetzen zeit- und kostenaufwendige Geschäftsreisen und schonen gleichzeitig die Umwelt, indem sie einen Beitrag zur Reduzierung des Energieverbrauchs und der damit einhergehenden Kohlendioxidemission leisten. Voraussetzung für solche Telepräsenz-Erlebnisse, bei denen alle Beteiligten den Eindruck haben, sich von Angesicht zu Angesicht gegenüberzusitzen, sind leistungsstarke Next-Generation-Netzwerke, die Bild und Ton in Echtzeit übermitteln sowie hochauflösende Videodarstellungen in Full-HD-Qualität und digitale Audiowiedergabe ermöglichen.
Carl Mühlner, Damovo: Emotionale Kommunikation entscheidet über den Business-Erfolg
Die Business-Kommunikation der Zukunft werden drei Elemente prägen: Vernetzung, Geschwindigkeit und Kommunikation. So werden bald die Unternehmensgrenzen fallen und wir werden mit Partnern wie Zulieferern so kommunizieren, als seien sie ein Teil der internen Teams. Dabei wird die Geschwindigkeit, mit der wir kommunizieren, weiter steigen. Was mit Blogs und Instant Messaging begann, wird sich weiter beschleunigen. In einer Welt, in der ich global Technik und Preise auf Mausklick vergleichen kann, werden Emotionen beim Geschäftsabschluss den Ausschlag geben. Die visuelle Interaktion ist dabei entscheidend. Und diese kann über Videosysteme erfolgen. Ob ein Unternehmen den Einstieg in die Kommunikationswelt der Zukunft erfolgreich meistert, wird davon abhängen, ob es ihm gelingt, Technik und die damit arbeitenden Mitarbeiter optimal zusammenzuführen. Auch wenn die IT-Abteilung gerne die Bedeutung der Technik bei UCC betont, über den Erfolg eines Projektes entscheidet das Kommunikationsverhalten und der -Workflow im Unternehmen.
Jürgen Hernichel, Colt: Mit dem Hot Desk weltweit arbeiten
Künftig werden wir im Business-Alltag in immer größeren Netzen und über Cloud-basierende Anwendungen zusammenarbeiten. Auch die Unabhängigkeit vom Arbeitsplatz wird eine größere Rolle spielen. Hier ein beispielhaftes Szenario: Eine Managerin, die sonst in München arbeitet, trifft in der Londoner Niederlassung ein. Dort richtet sie sich schnell einen "Hot Desk" ein, an dem ihr alles technische Equipment zur Verfügung steht, das sie zum Arbeiten braucht. Alle Anrufe werden nun nach London umgeleitet. Per Web-Konferenz kann sie mit ihrem europaweit verteilten Team an einem Dokument arbeiten. Und auf dem Weg zum Meeting ist sie automatisch über ihr Handy erreichbar, da sie generell nur eine einzige Telefonnummer hat.
Eine solche Integration verschiedener Kommunikations- und Kollaborations-Applikationen ist der Kern von Unified Communications (UC). Ich halte die UC-Strategie für einen zukunftsweisenden Trend, da er die Betriebskosten reduziert, die Produktivität steigert und Potenzial für eine allgemeine Prozessoptimierung bietet, die weit über die ITK hinausgeht. Eine entsprechende Information Delivery Platform betreiben beispielsweise wir.
Michael Ganser, Cisco: Video wird die Kommunikation revolutionieren
Video ist die Killerapplikation und einer der treibenden Faktoren für den Collaboration-Markt. Die Art und Weise, wie wir miteinander kommunizieren und arbeiten, wird sich daher nachhaltig verändern. Allein der weltweite Internet-Verkehr wird bis 2014 auf 767 Exabytes anwachsen, das entspricht einem 14-fachen Anstieg. Schon Ende des laufenden Jahres wird der Internet-Videoverkehr klassische Peer-to-Peer-Anwendungen überholen. Die Gesamtspielzeit aller bis 2014 übertragenen Videos wird etwa 72 Millionen Jahre (!) betragen.
Videobasierende Collaboration-Lösungen gehen dabei weit über klassische Conferencing-Anwendungen hinaus: Expertenwissen lässt sich leichter vernetzen, die Innovationskraft nimmt zu - entscheidende Faktoren, die sich auf die Produktivität in Unternehmen auswirken und dadurch Wettbewerbsvorteile schaffen. Allein bei Cisco befinden sich mittlerweile über 800 TelePresence-Räume weltweit in 220 Städten in 53 Ländern im Einsatz. In den letzten drei Jahren haben wir mehr als 880.000 Besprechungen per Videokonferenzsystem geführt, das sind 7300 Meetings pro Woche. Damit konnten die Ausgaben für Geschäftsreisen um über 540 Millionen Dollar reduziert werden. Videokommunikation ist in unseren Augen die Basis für Collaboration-Lösungen. Daher arbeiten wir gleichzeitig an einer Collaboration-Architektur, die neben Video auch auf visuelle und virtuelle Anwendungen aus den Bereichen Social Media und Mobility setzt.
Harald Kiehle, IBM: In Zukunft wieder persönlicher
Ganz gleich, welche technischen Hilfsmittel uns in Zukunft unterstützen werden - eines ist sicher: Die Nutzer wollen wieder persönlicher und unkomplizierter kommunizieren. Das Paradebeispiel dafür, wie unzureichend die Kommunikation heute oft abläuft, ist die E-Mail. Die meisten Menschen ertrinken in einer Flut an E-Mails, viele haben mittlerweile den Kampf gegen die Massen aufgegeben. Im Schnitt erhält ein leitender Angestellter zwischen 150 und 200 E-Mails am Tag. Diese können alle möglichen Inhalte haben - von Besprechungsprotokollen über Kundenbeschwerden bis hin zu Abstimmungen von Arbeitsergebnissen. Oft ziehen sich diese völlig überflüssigen Schleifen durch die Postfächer aller Beteiligten. Das stört und lenkt vom Wesentlichen ab.
Dabei gibt es heute viele Kommunikationswerkzeuge, die für unterschiedliche Aufgaben weit sinnvoller sind als E-Mails. Zum Beispiel eignet sich ein Wiki viel besser zum gemeinsamen Erarbeiten und Abstimmen eines Projektvorhabens oder einer Entscheidungsvorlage. Alle in den Prozess Eingebundenen haben Zugang zu der Vorlage und können sie gleichberechtigt editieren. Der Vorteil: Es gibt kein Versionschaos mehr, man muss sich den Stand der Dinge nicht mühsam aus verschiedenen E-Mail-Fragmenten "konsolidieren".
Eine andere lästige Quelle von E-Mail-Spam sind Protokolle, also die Auflistung der Besprechungsergebnisse, die Verteilung der Aufgaben und die Kontrolle über den Fortschritt. Per E-Mail kommuniziert, führt das zu so sinnlosen Benachrichtigungen an alle, wie dass Kollege Maier in Abteilung 1a seinen Besprechungspunkt 5 erledigt hat. Besser geeignet für diese Aufgabe ist beispielsweise ein Blog oder noch besser eine Aktivität. Hier kann man bequem für alle die Ergebnisse festhalten und den Abarbeitungsstand in den aktuellen Kommentaren dokumentieren. Man hat so eine zentrale Ablage, auf die alle Teilnehmer zugreifen können. Durch die Rückwärtschronologie ist jeder Teilnehmer immer auf dem aktuellen Stand.
Doch bei aller Auswahl an Tools ist es wichtig, dass mit ihnen die Prozesse nicht komplizierter werden. Ein wichtiger Trend liegt daher darin, die Komplexität zu reduzieren. In diesem Zeichen steht beispielsweise unsere Vulcan-Initiative, die auf die Konvergenz von Anwendungssystemen, kollaborativen Funktionen und Endgeräten abzielt. Dem Nutzer bietet sich so eine ganzheitliche Zugriffsmöglichkeit, die dem Menschen intuitive Ansätze bietet, unterschiedliche Aufgaben zu bewältigen. Der Nutzer wird auf alle Informationen über ein einheitliches Cockpit zugreifen, egal ob sie ihn per Mail, Blog-Eintrag oder SMS, als Tabelle, Grafik oder Text erreichen. Diese Oberfläche wird den Fluss an Informationen, der den ganzen Tag über auf den Nutzer zuströmt, strukturieren, ordnen und je nach Nutzung und Bedeutung kanalisieren.
Der entscheidende Unterschied zum E-Mail-Zeitalter: Während bislang die Technik im Mittelpunkt gestanden ist, die den Menschen ihre Prozesse, Formate, ja sogar ihre Denkstrukturen aufgezwungen hat, wird bei dieser neuen Art der Kommunikation der Fokus verlagert: Der Kommunikationsprozess dreht sich wieder um den Menschen und seine ganz unterschiedlichen Bedürfnisse im Arbeitsalltag.
Das gilt nicht nur für die indirekte beziehungsweise zeitversetzte Kommunikation etwa durch Blogs, Briefe oder E-Mails, sondern auch für die direkte Kommunikation über Telefon, Instant-Messaging oder Web-Konferenzen. Sie wird an Bedeutung gewinnen, da der Mensch nach einem ganzen Zeitalter anstrengender E-Mail-Kommunikation wieder verstärkt den persönlichen Kontakt sucht. Eine entscheidende Bereicherung erfährt die direkte Kommunikation durch detaillierte Präsenzdienste. Moderne und zukünftige Unified Communication zeigt nicht nur an, wer der richtige Gesprächspartner für meine Anfrage ist, sondern auch, ob und wie ich ihn am besten erreichen kann, ob per Telefon, IM oder auf anderen Wegen.
Jens Leuchters, Interoute: UC als Cloud-Service wird ein Trend
Unified Communications verstehen wir als Kombination von Sprach- und Datendienstleistungen mit dem Ziel, die Unternehmenskommunikation zu optimieren. Wie in einem Software-as-a -Service-Modell stellt dabei der Dienstleister die Kommunikationsdienste über ein VPN bereit. Die gesamte Infrastruktur befindet sich im Rechenzentrum des Betreibers. Wir bei Interoute kommunizieren bereits komplett mit einer gehosteten VoIP-Plattform und über unser eigenes Glasfasernetz. Ich erwarte eine wachsende Nachfrage von Kunden nach entsprechenden Diensten aus der Cloud. UC als Cloud-Service wird ein Trend . Ähnliche Aussagen machen beispielsweise auch die Analysten von IDC.
Ralf Koenzen, Lancom Systems: Das Off-sein wird wichtiger
Wie kommunizieren wir morgen im Business-Alltag? Immer und überall, könnte die Antwort lauten, die wir heute angesichts breitbandiger (Mobilfunk-)Netze und leistungsfähiger Smartphones wie selbstverständlich geben. Die Frage lautet aber viel eher, wie zielgerichtet und effizient wir kommunizieren. Eines ist klar: Die ständige Erreichbarkeit über viele Kanäle hat auch negative Folgen, zum Beispiel wenn alle Nachrichten ungeachtet ihrer Relevanz ungefiltert durchdringen. Hinzu kommt die Beschleunigung, die Kommunikation durch Push-Mail, Twitter & Co. erfahren hat. Kaum wurde eine Nachricht abgesetzt, erwartet man eine Antwort - quasi in Echtzeit. Hier sind Disziplin und klare Prioritäten gefragt, um nicht vom Treiber zum Getriebenen zu werden. Technische Lösungen wie Unified Communications können da nur bedingt helfen. Immerhin: Sie bündeln diverse Medien auf einer Plattform und ersparen uns die Notwendigkeit, eine Vielzahl von Geräten im Blick zu haben. Dennoch: Je besser die Erreichbarkeit und je größer die Anzahl der Kanäle, umso wichtiger wird das bewusste Off-sein. Denn technisch ist in Zukunft alles möglich. Wir hingegen sind es, die abwägen müssen, ob das sinnvoll ist.
Kay Ohse, Polycom: Intuitive Bedienkonzepte sind gefragt
Der Business-Alltag der Zukunft wird von einer vielfältigen Kommunikationskultur geprägt sein. Die Generation, die noch allmorgendlich den Posteingang vom Hausboten erwartet, weicht bereits in großem Stil der "Internet-Generation", die mit Handy, E-Mail, Web, SMS, Skype, Youtube und vielem mehr groß geworden ist. Für sie ist es völlig normal, all diese Kommunikationsmittel auch im Beruf zu verwenden. Gesteigerte Bandbreiten, verbesserte Codierung sowie gesunkene Übertragungskosten- und Systempreise haben in den letzten Jahren auch die visuelle Kommunikation immer stärker nach vorne gebracht. In Verbindung mit intuitiven Bedienerkonzepten wie dem des iPhone wird sich dieser Trend weiter verstärken.
Die visuelle Kommunikation inklusive der Möglichkeit, Dokumente gemeinsam zu betrachten und zu bearbeiten, wird fester Bestandteil der UC. Damit dies auch herstellerübergreifend reibungslos funktioniert, entwickeln derzeit Organisationen wie das Unified Communications Interoperability Forum (UCIF) die nötigen Schnittstellen und Standards. UC-Lösungen, davon bin ich überzeugt, werden künftig in noch stärkerem Maße als bisher die Effizienz und Produktivität von Unternehmen steigern. Die visuelle Kommunikation ersetzt teure und zeitintensive Dienstreisen und verbessert die CO2-Bilanz. Gleichzeitig lässt sich der "Durchsatz" von Meetings vervielfachen, und da die Konferenzunterlagen sofort bei allen Teilnehmern auf dem aktuellen Stand sind, ist auch die Auswertung von virtuellen Meetings erheblich effizienter als bei Treffen mit körperlicher Präsenz.