Business Intelligence, Nutzungsmodelle

Die Zukunft der Business Software

08.11.2011 von Werner Kurzlechner
Globalisierung, Modernisierung, Cloud Computing, soziale Netzwerke und Vertikalisierung - Mächtige Trends, welche die Nutzung von Unternehmenssoftware beeinflussen.
Die Zukunft der Business Software.
Foto: fotolia.com/Cybrain

Der weltweite Umsatz mit Enterprise Software steigt laut einer aktuellen Untersuchung des Analystenhauses Gartner im laufenden Jahr auf 253,7 Milliarden US-Dollar. Das wären 7,5 Prozent mehr als 2010, als das globale Marktvolumen 235,9 Milliarden Dollar betrug.

Trotz dieses Anstiegs sind nach Einschätzung der Analysten die wirtschaftlichen und finanziellen Unsicherheiten noch nicht gänzlich ausgestanden – Budgetkontrolle bleibt weiterhin das Credo in den Firmen. Umso attraktiver erscheinen neue Wege und Strategien, die Innovationskraft und größere Wettbewerbsfähigkeit auch ohne Mehrausgaben ermöglichen.

Zuwächse bei BI, ECM und SCM

Neben Software für Business Intelligence sind es innerhalb des Marktes für Business Software vor allem die Marktsegmente Collaboration, Enterprise Content Management (ECM), Social Management und Supply Chain Management (SCM), die laut der Analysten den größten Zuwachs zu erwarten haben.

Das Augenmerk der Unternehmen liege auf Modernisierung der Systeme und einer Steigerung von Erträgen und Innovation. Außerdem soll über Modelle wie Software-as-a-Service (SaaS) und Cloud Computing eine möglichst breite Nutzung durch eine Vielzahl von Usern ermöglichen.

Infrastruktur als Service

"Der Fokus der Unternehmenssoftware-Branche liegt auf dem Upgrade von Build-Run-Manage-Technologien, um die Agilität zu verbessern, auf Infrastruktur-Diensten für Cloud-Computing und auf Ergebnistransparenz", sagt Gartner-Analyst Tom Eid.

Der Markt verändere sich derzeit dramatisch wegen der Einflüsse von SaaS, Cloud Computing, Open Source-Software und Web 2.0. Zudem profilierten sich Länder wie Brasilien, Russland, Indien und China immer stärker als Motoren für Innovation und Wachstum.

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Service Oriented Architecture

"Es ist die nächste Welle der Software-Technologie", konstatiert Eid. Damit meint der Experte mehrere weitere Trends. Prozesse, die auf Service-Orientierten Architekturen (SOA) aufbauen und auf bestehende IT-Systeme und Infrastrukturen aufsetzen beispielsweise. Und Anwendungen, die auch mobil genutzt werden können.

Alles in allem macht Gartner fünf langfristige Entwicklungen aus, die die Zukunft der Unternehmens-IT bestimmen:

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation CFOworld. (ph)

1. Globalisierung des Software-Markts

Globalisierung spielt aus Sicht von Gartner in vierlerlei Hinsicht eine entscheidende Rolle für den Software-Markt. Das beginnt bei der Markt-Konsolidierung und der Tendenz zur technologischen Konvergenz, geht weiter über gesellschaftliche Fragen und endet bei Fusionen und Übernahmen auf Seiten der Anbieter.

Die Analysten prognostizieren, dass in den kommenden Jahren Konsolidierungen die derzeitige Marktlandschaft völlig neu gestalten werden. Bisher fragmentierte Teilmärkte werden laut Gartner strukturierter und übersichtlicher, eine Schar von Anbietern wird verschwinden.

Dennoch bleiben in diesem globalen Markt lokale Anforderungen von Bedeutung. Verschiedene Sprachen, Kulturen und Gesetzesregelungen müssen weiterhin unterstützt werden.

2. Implementierung

Das traditionelle Muster des Verkaufs von Lizenz-Software gerät zunehmend aus den Fugen. Mit Cloud Computing, SaaS und auch Platform-as-a-Service (PaaS) stehen alternative Wege zur Verfügung, nur tatsächlich benötigte Software-Services in Anspruch zu nehmen und zu bezahlen. Eine weitere Herausforderung ist die Entwicklung von Lösungen, die auf mobilen Endgeräten genauso gut funktionieren wie auf stationären Rechnern.

Gartner sieht für die kommenden Jahre einerseits eine wachsende Nachfrage nach Anwendungen auf Cloud-Basis. Andererseits sorge der Trend zur Mobilität für eine Öffnung auf dem Markt für Unternehmenssoftware. Mobile Banking, Mobile Commerce und medizinische Diagnostik aus der Ferne sind hier die beherrschenden Entwicklungen.

3. Modernisierung

Es wird immer teurer, alte Anwendungen und Systeme zu warten und auf dem neuesten Stand zu halten. Deshalb sind laut Gartner viele Firmen derzeit dabei, auf quelloffene Open Source-Software und SOA umzurüsten. Damit einher gehe ein Trend zur Modernisierung, Automatisierung von Geschäftsprozessen und Vereinheitlichung des Workflows.

Für das benötigte Upgrade von Systemen und Lösungen nehmen die Firmen in diesem Jahr ordentlich Geld in die Hand, etwa für persönliche Produktivitäts-Tools oder nutzergetriebene Anwendungen. Virtualisierung bleibe dabei ein Schlüsselfaktor, so Gartner.

4. Socialisation

Mit dem Begriff "Socialisation" meint Gartner nicht etwa die gute alte Sozialisierung, nach der einst die Epigonen von Karl Marx strebten. Es geht stattdessen um die wachsende Nutzung von Social Media und Internet-Netzwerken auch für Unternehmenszwecke. Das beinhaltet wachsende Anstrengungen in Bereichen wie Personalisierung, Collaboration und Inhalte, die sich in durch die User definierte Aktivitäten einfügen.

In diesem Zusammenhang erwartet Gartner für 2012 Zuwächse in den Segmenten Unified Communications und Collaboration. Im Jahr darauf seien Context-Aware und Presence-Based Computing an der Reihe – also Anwendungen, die automatisch Inhalte analysieren und die Präsenz der Mitarbeiter in den jeweiligen Systemen auswerten können.

5. Vertikalisierung

Dieser Trend umfasst Lösungen, die maßgeschneidert für die Anforderungen in spezifischen Branchen sind. Gartner beschreibt den üblichen Ablauf in der Anwendungsentwicklung so, dass am Anfang immer eine allgemeine Lösung stehe, die später immer stärker auf spezielle Bedürfnisse getrimmt wird. Teil dieses Trends sind beispielsweise durch Kommunikation ermöglichte Geschäftsprozesse und gemischte Content-Applikationen (Mehr zu den IT-Trends der nächsten Jahre finden Sie hier).

(CFOworld/ph)