Mit Firefox 8 ist eine neue große Version des Mozilla-Browsers erschienen. Sie soll wieder ein bisschen performanter geworden sein. Grund genug, den Open-Source-Browser einem Geschwindigkeits-Test zu unterziehen und gegen Google Chrome 15 und den Internet Explorer 9 von Microsoft ins Rennen zu schicken.
Die von den Herstellern ausgegebenen Benchmark-Tests sind oftmals nicht einmal falsch. Natürlich hat aber jeder Browser Stärken und Schwächen. Somit zieht man auf Entwicklerseite schon gerne die Tests heran, die sich als vorteilhafter erweisen. Die COMPUTERWOCHE hat deshalb die drei unter Windows am meisten genutzten Browser in anerkannten JavaScript-Benchmarks verglichen. Durch Web 2.0, soziale Netzwerke und sogenannte "Rich Internet"-Applikationen ist JavaScript und dessen Performance eine der wichtigsten Komponenten in einem Web-Browser. Dem Test mussten sich Chrome 15, Firefox 8 und Internet Explorer 9 stellen.
Verlauf der Benchmark-Tests
Wie haben wir getestet? Jeder Lauf wurde fünf Mal pro Browser durchgeführt. Das Ergebnis ist somit ein Durchschnitt. Als Benchmark-Tests hat sich die COMPUTERWOCHE für WebKits SunSpider JavaScript Benchmark 0.9.1, Googles V8 Benchmark V6, Futuremarks Peacekeeper und Mozillas Kraken 1.1 entschieden.
Benutzte Hardware und Betriebssystem
Als Betriebssystem kam Windows 7 Ultimate 64-Bit zum Einsatz. Die darunterliegende Hardware ist ein Acer ASPIRE mit vier Gbyte Arbeitsspeicher und einer "Intel Core i5-460M"-CPU mit einer Taktfrequenz von 2.67 Ghz.
Mozillas Kraken 1.1 in Millisekunden - weniger ist besser
Mozillas Benchmarktest fokussiert sich laut eigener Aussage auf Workloads, die der Realität entsprechen. Man hat sich deswegen auf JavaScript konzentriert und keine Funktionen verwendet, die sich nur vorteilhaft auf den hauseigenen Firefox auswirken.
Dies kann die COMPUTERWOCHE so unterschreiben. Googles Chrome 15 hat hier mit Abstand die Nase vorn und landet mit einem Durchschnitt von 6167,6 Millisekunden (hoch 6214,5, tief 6123,4) auf dem ersten Platz. Die Silbermedaille darf Firefox mit 9833,3 Millisekunden (hoch 10195,2, tief 9499,0) einstreichen. Der Internet Explorer 9 ist weit abgeschlagen. Mit 25798,9 Millisekunden braucht er über viermal so lange wie Chrome und ist ungefähr 2,5 Mal langsamer als Firefox 8. IEs schnellster Durchlauf war 24759,5 und der langsamste 26811,1 Millisekunden.
Test: Mozillas Kraken
Futuremarks Peacekeeper - mehr ist besser
Dieser Benchmarktest wird in Punkten ausgegeben. Er misst allerdings nicht nur die Geschwindigkeit der Browser, sondern gibt auch Zeugnis über deren HTML5-Fähigekeiten. Diese Funktionen haben in letzter Zeit deutlich an Gewicht gewonnen und sollen somit nicht unerwähnt bleiben.
Nur Google Chrome 15 erhält sieben von sieben möglichen Punkten in Sachen HTML5-Kompatibilität. Einen Punkt Abzug gibt es bei Mozillas Firefox, der sich mit sechs von sieben Zählern auf dem zweiten Platz einreiht. Microsofts Internet Explorer 9 schafft mit nur drei von sieben Punkten nicht einmal die Hälfte und landet abgeschlagen auf dem letzten Rang.
Im Benchmark-Test selbst ist Google Chrome fast doppelt so schnell wie Firefox und über 100 Prozent schneller als der Internet Explorer. Die Konkurrenten von Mozilla und Microsoft sind hingegen nicht so weit voneinander entfernt. Chromes Durchschnitt liegt bei 1625,8 (hoch 1675, tief 1564), Mozillas Firefox bei 896,2 (hoch 908, tief 886) und Microsofts Internet Explorer bei 758 (hoch 766, tief 743) Punkten. Auch diese Runde geht ganz klar an Googles Browser.
Test: Futuremark Peacekeeper
Googles V8 Benchmark Suite V6 - mehr ist besser
Und schon wieder Chrome mit der Nase vorne. Auch in Googles V8 Benchmark Suite V6 ist Chrome mit Abstand und einem Durchschnitt von 3952,2 Punkten an erster Stelle. Das beste Ergebnis war 4108 und das schlechteste 3849 Punkte.
Mozillas Firefox 8 kann sich wie in den Tests zuvor an zweiter Stelle festigen. Mit 2649,4 Punkten im Schnitt und Hoch-Tief-Werten von 2695 und 2574 ist das die ungefährdete Silbermedaille.
Der Internet Explorer 9 hat auch im dritten von vier Tests das Nachsehen. Mit einem Durchschnitt von nur 1304,2 Punkten ist er damit doppelt so langsam wie Firefox 8 und Chrome 15 ist ziemlich genau dreimal schneller. Das beste Ergebnis des IE war 1370 und das schlechteste 1248 Punkte.
Test: Google V8 Benchmark Suite V6
SunSpider JavaScript-Benchmark 0.9.1 - weniger ist besser
Die Ersten werden irgendwann die Letzten sein, heißt es in einem Sprichwort. Überraschenderweise trifft das in SunSpiders JavaScript-Benchmark 0.9.1 zu. Hier muss sich Googles Chrome 15 mit dem letzten Platz und einem Durchschnitt von 499,4 Millisekunden begnügen. 505,1 Millisekunden war die längste Periode und 487,8 die schnellste, in der Chrome den Test absolvierte.
Aber auch der Firefox kann in diesem Test den Internet Explorer nicht schlagen. Mit einem Querschnitt von 465,1 (hoch 468,9, tief 458,6) liegt er nur knapp vor Chrome, aber doch deutlich hinter dem Internet Explorer.
Der IE9 ist fas 100 Millisekunden schneller als Firefox 8 und brauchte im Schnitt 379,4 Millisekunden. Am schnellsten war der Microsoft-Browser mit 368,2 unterwegs und die längste Testzeit wurde mit 404,0 Millisekunden gemessen. Also Platz Eins für den Internet Explorer.
Test: SunSpider JavaScript Benchmark 0.9.1
Fazit
Mozilla musste viel Kritik einstecken, als die Entwickler die Schlagzahl beim Ausgabezyklus deutlich beschleunigt haben. Bei Chrome sind häufigere Versionen schon lange gang und gäbe. Die Kompatibilitäts-Tests für Unternehmen würden zu aufwendig, man könne kaum Schritt halten, lautete die Kritik an den Open-Source-Programmierern. Die Entwickler von Mozilla hielten dagegen, dass nur mit häufigen neuen Versionen neue Technologien schnell eingebunden werden könnten.
Sieht man sich die Test-Ergebnisse an, hat Mozilla wohl Recht. Der älteste der Browser, Internet Explorer 9, liegt in drei von vier Tests meilenweit abgeschlagen auf dem letzten Platz. Firefox kann bis auf den SunSpider-Benchmark in keiner Weise mit Chrome Schritt halten; aber die häufigen Versionen haben den Mozilla-Browser zumindest deutlich vor den IE gesetzt.
Auch wenn der Internet Explorer einen der Tests für sich gewinnen konnte, ist das Ergebnis dennoch eindeutig. Gerade wenn man die immer wichtig werdende HTML5-Kompatibilität mit einbezieht und Futuremarks Peacekeeper wohl als aufwendigster Benchmark anzusehen ist. Chrome 15 bekommt Gold, Firefox 8 Silber und Internet Explorer 9 Bronze. Google räumt also derzeit nicht ganz zu Unrecht den Browser-Markt mit Siebenmeilenstiefeln auf.