iPhone-"Killer" in Lauerstellung

Die Konkurrenten des Apple-Kultgeräts im Überblick

19.06.2009 von Stephan Wiesend
Mit dem iPhone 3G S und dem Update auf iPhoneOS 3.0 versucht Apple, seine Position im Smartphone-Markt weiter auszubauen. Doch die Konkurrenz schläft nicht.
Der kurz vor dem neuen iPhone in den USA erschienene Palm Pre.

Ein Konkurrent, der Apple den Erfolg streitig machen könnte, ist der PDA-Veteran Palm. Nachdem die Company lange Zeit fast nur noch mit Hiobsbotschaften aufmerksam gemacht hat, könnte ihr nun mit dem neuen Palm Pre ein glanzvolles Comeback gelingen. Federführend bei der Entwicklung des Geräts und neuer Firmenchef ist bezeichenderweise Apples ehemaligen Leiter der iPod-Division Jon Rubinstein.

Das Palm Pre ist bisher nur beim US-Mobilfunkanbieter Sprint mit CDMA verfügbar, eine GSM-Version soll Berichten zufolge möglicherweise bereits im September in Europa verfügbar sein. Das Smartphone funkt über die UMTS-Weiterentwicklung HSDPA (High Speed Downlink Packet Access), fotografiert mit einer 3-Megapixel-Kamera und kann per ausschiebbarer Mini-Tastatur oder Touchscreen bedient werden.

Als erstes Palm-Gerät arbeitet es zudem mit dem neuentwickelten Betriebssystem WebOS auf Linux-Basis. Statt dem Aufdruck "Designed by Apple in California" trägt der Pre übrigens den Text "Inspired by and designed in California" wie die Seite iFixit bemerkt. Der auf die Reparatur von Macs spezialisierte Anbieter hatte einen der ersten Pre gekauft und zeigte in einem Fotobericht eine komplette Zerlegung. Als hervorragend wird das Display beschrieben, laut einem Bericht der Seite Gizmodo soll der Touchscreen sogar besser und präziser arbeiten als der des iPhone.

Allerdings scheint das Gehäuse auch recht scharfkantig zu sein, wie ein nicht ganz ernst gemeinter Käse-Test der Seite Gizmodo zeigt. Für die Eingabe von Text muss man allerdings auf die integrierte Tastatur zugreifen, eine virtuelle Tastatur wie beim iPhone gibt es nicht. Andererseits ist Multitasking , man kann etwa zwischen Webkit-basiertem Browser, Twitter-Client und Musikplayer wechseln. Insgesamt ist das Angebot an Software von Drittanbietern für diese Plattform ist noch recht mager. Immerhin gibt es für alte Palm-OS-Anwendungen bereits einen Emulator. Programme für das WebOS sollen Entwickler in Javascript, HTML und CSS programmieren, was etwas an Apples Dashboard erinnert.Mark/Space hat bereits ein Synchronisierungstool für den Palm Pre angekündigt, der per USB oder WLAN Bürodaten, Musik, Photos und Dokumente synchronisiert.

Angriff der Androiden

Vor allem weil Google mit seinem Markennamen dahinter steht, konnte sich auch das neue Handy-Betriebssystem Android als starker Gegner der iPhone-Plattform positionieren. Die zweite Generation der Android-Handys steht vor ihrem Erscheinen, bei Vodafone gibt es bereits das neue HTC Magic als Vertragshandy ab 25 Euro pro Monat. Ohne Vertrag gibt es das Handy im Handel für um die 350 Euro. Wie iPhone und Pam Pre hat das HTC Magic 320 x 480 Pixel Auflösung, Multitouch ist möglich, wurde aber auf dem kapazitiven Touchscreen deaktiviert . Anders als das erste Android-Modell, das ebenfalls von HTC gebaute T-Mobile G1, verzichtet es auf eine Hardware-Tastatur.

Das ebenfalls auf Linux basierende Google Android ist speziell für Smartphones entwickelt worden, überraschend hat jetzt Acer sogar Netbooks mit dem Google-OS als Betriebssystem vorgestellt. Das Softwareangebot ist aber noch recht mager. Für Entwickler ein Vorteil: Man kann die Programme in der verbreiteten Sprache Java schreiben und Entwicklerwerkzeuge stehen kostenlos zur Verfügung.

Schmucke Oberfläche für Windows-Systeme

Die schicke Oberfläche des HTC Touch Diemond 2 kaschiert die Schwächen des Windows-Mobile-GUI.
Foto: HTC

Im Gegensatz zu Android werden für Windows Mobile Lizenzgebühren an Microsoft fällig. HTC hat auch für dieses System interessante Geräte im Programm, wie etwa das Touch Diamond 2. Bei dem in Webshops zu Preisen um 450 Euro teuren Gerät verwendet HTC eine eigene Bedienoberfläche namens Touch Flo 3D, die eine Bedienung per Touch Screen ermöglicht. Im Unterschied zu früheren HTC-Modellen ist die Bedienoberfläche auch deutlich besser integriert. Auf eine Tastatur wird ebenfalls verzichtet. Hoch aufgelöst ist das Display mit 480 x 800 Pixeln, die Kamera macht Fotos mit 5 Megapixeln.

In der zweiten Jahreshälfte 2009 soll ein wichtiges Update von Windows Mobile auf Version 6.5 erscheinen, das aber keine grundlegenden Neuerungen verspricht. Erst 2010 erscheint dann (voraussichtlich) Windows Mobile 7. Diese Version soll eine komplett überarbeitet Benutzeroberfläche erhalten und auch Gestensteuerung nativ unterstützen.

Software für Windows Mobile und Nokia-Handys

An Software für Windows Mobile-Geräte herrscht kein Mangel, über Anbieter wie Handango kann man auf ein sehr großes und vielfältiges Angebot an Programmen zugreifen. Mit Windows Mobile 6.5 führt Microsoft dann auch ein Pendant zum iTunes AppStore ein.

Auch Marktführer Nokia hat mit dem neuen Topmodell N97 einen spitzen Pfeil im Köcher, um sein Terrain gegen das neue Apple iPhone zu verteidigen. Das neue Flaggschiff der N-Series basiert wie das Musikhandy 5800 Xpress auf Nokias Touchscreen-Plattform Symbian S60 Version 5. Trotzdem verzichtet beim N97 nicht auf eine echte Tastatur. Viel verspricht sich Nokia aber vor allem von dem neuen Internet-Dienst Ovi, der mit Apples iTunes Store konkurrieren soll. Der Ovi Store bietet nicht nur den Kauf von Programmen. Er stellt Dienste wie Musik-Kauf, Datenabgleich, Messaging, Karten und andere Online-Dienste zur Verfügung - natürlich nur für Nokia-Handys.

Fazit

Apples iPhone ist ein Erfolg, der Konkurrenten, die auf verschiedene Betriebssysteme setzen, werden aber immer mehr. Anders als bei Desktop-PCs gibt es hier auch immer noch Überraschungen - wer hätte etwa vor einem Jahr noch ein interessantes Handy von Palm erwartet? Nicht vergessen sollte man auch den Blackberry-Hersteller RIM, der im Herbst ein neues Modell vorstellen wird - entwickelt übrigens in Bochum, dem alten Nokia-Werkssitz. Der größte Vorteil des iPhone ist aber nach wie vor das umfangreiche Softwareangebot des App Store, dem Entwickler kontinuierlich neue Programme hinzufügen.

Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel der COMPUTERWOCHE-Schwesterpublikation Macwelt.