Von PalmPilot bis Palm Pre

Die Evolution der Palm-Geräte

24.02.2010 von Yardena Arar
Bereits lange vor Palm Pre und Pixi hat Palm mit seinen Handheld-Modellen Pionierarbeit für die modernen PDAs und Smartphones geleistet und IT-Geschichte geschrieben. Hier ein Überblick.

Der Hersteller Palm versucht aktuell, mit den Smartphone-Modellen Palm Pre (Testbericht) und Palm Pixi sowie dem neuen Betriebssystem WebOS an seine früheren Erfolge anzuknüpfen. Aktuell ist noch ungewiss, ob es sich dabei um den Beginn einer neuen Ära von Palm oder die letzten Produkte des PDA-Pioniers handelt. Nichtsdestotrotz hat das Unternehmen bereits seinen festen Platz in der IT-Geschichte und der Name Palm war lange Zeit ein Synonym für Handhelds und PDAs. Unsere US-Schwesterpublikation PC-World hat deshalb einen Rückblick mit den wichtigsten Palm-Modellen zusammengestellt. Hand aufs Herz: Welche davon haben Sie einmal besessen?

Palm-Modelle
Palm1000
Der Pilot 1000/5000 besaß die wichtigsten Features des Apple Newton - zu einem deutlich günstigeren Preis.
PalmPilot
Mit ihrer umfangreichen Softwareausstattung waren die PalmPilot-Modelle - für ihre Zeit - revolutionär.
PalmIII
Das Palm III verfügte erstmals über eine Infrarotschnittstelle und stellte zwei Megabyte EDO SD-RAM und zwei MB Flash-ROM zur Verfügung.
PalmV
Der Palm V hatte bereits mit einer Reihe von Mitläufern zu kämpfen. Microsoft und eine Reihe von Palm-Lizenznehmern (etwa Sony mit seiner Clie-Reihe) wollten auf der Erfolgswelle mitreiten.
PalmVII
Der 599 Dollar teure PalmVII, Palms erster PDA mit eingebauter Antenne, floppte.
PalmIIIc
Das erste Farbmodell PalmIIIc riss mit 256 Farben niemanden vom Hocker: Mit Windows CE ausgestattete Konkurrenzmodelle schafften damals bereits 65.000 Farben.
Tungsten und Zire
Mit dem "Tungsten" als Highend-Modell und dem Einstiegsgerät "Zire" wollte Palm(one) jedem Gledbeutel gerecht werden.
Palmphones
Mit dem Treo näherte sich Palm den Vorstellungen der Kundschaft, die eine Kombination aus PDA und Handy mit Quertz-Tastatur gefordert hatte.
Treo 600
Das wegweisende Smartphone Treo 600 entwickelte sich schnell zum Kult-Gadget - zumindest in den USA.
Treo 700w
Das "Treo 700w" war das erste Palm-Gerät, das anstelle von Palms eigenem Betriebssystem mit Windows Mobile ausgestattet war.
Centro
Mit seinem sportlichen Design und dem günstigen Preis sollte das Palm Centro Privatkunden anlocken.
Treo Pro
Das Treo Pro war technisch auf der Höhe der Zeit, mit 550 Dollar jedoch zu teuer.
Palm Pre
Mit dem schicken Slider Palm Pre und einem neu konzipierten Betriebssystem versucht Palm (vergeblich), Marktanteile zurückgewinnen.
Palm Pixi
Das Palm Pixi ist kleiner, leichter, bunter und auch billiger als das Palm Pre.

Der Anfang: Pilot 1000/5000

Aller Anfang ist schwer: Der 160 Gramm leichte Pilot 1000/5000.

Im März 1996, weniger als drei Jahre, nachdem Apples erster Newton MessagePad für viel Medienresonanz aber wenig kommerziellen Erfolg gesorgt hatte, brachte Palm Computing (das damals zu dem Unternehmen U.S. Robotics gehörte) zwei PDAs auf den Markt - den Pilot 1000 und den Pilot 5000. Die Modelle besaßen einige der interessantesten Features (einschließlich der Graffiti-Handschrifterkennung) des Apple Newton, waren aber deutlich günstiger als das 700 Dollar teure Apple-Modell.

Der Pilot 1000 besaß 129 KB Speicher und kostete mit dieser Ausstattung damals 299 Dollar, sein größerer Bruder kam mit 512 KB und kostete 369 Dollar. Beide hatten ein 160x160-Pixel großes grünes Display, das vier verschiedene Grautöne darstellen konnte. Via Kabel und Basistation konnten Kalendereinträge, Kontakte und andere Daten konnten über eine mitgelieferte Basisstation und einer Desktop-Software für Windows (3.1 und Windows 95 sowie mit Mac (ab OS 7) ausgetauscht werden. Als Stromquelle dienten zwei AAA-Batterien, die mit einer mindestens einer Woche verhältnismäßig lange durchhielten.

Die ersten PalmPilots

Schlicht, aber - für seine Zeit - revolutionär: Der PalmPilot

Nachdem Pilot 1000 und 5000 einen soliden Markterfolg erzielt hatten, legte Palm ein Jahr später den PalmPilot Personal und den PalmPilot Professional nach. Die beiden Modelle besaßen Hintergrundbeleuchtung, unterstützten jedoch immer noch nicht Infrarot. Der 299 Dollar teure PalmPilot Personal verfügte über 512 KB Speicher, die 100 Dollar teurere Version PalmPilot Professional bereits 1 MB. Die Datensynchronisation mit dem Windows-PC oder Mac erfolgte entweder per Kabel oder via dem optionalen 14.4-kbps-Modem. Das Design war bereits etwas glatter als beim Urmodell, außerdem wurde die Softwareausstattung erweitert. Zu diesem Zeitpunkt gehörte die Firma Palm übrigens schon zu 3Com, das U.S. Robotics samt Tochterunternehmen übernommen hatte, als Hinweis darauf wurde das 3Com-Logo in oberen rechte Ecke der PalmPilots angebracht.

Einfach nur Palm

Noch heute für viele ein Synonym für den PDA schlechthin: Der Palm III

Nach einem Namensrechtsstreit mit dem Hersteller der Pilot Pens hieß das 1998 vorgestellte Gerät einfach Palm III. Es kostete 400 Dollar und verfügte erstmals über eine Infrarotschnittstelle und stellte zwei Megabyte EDO SD-RAM und zwei MB Flash-ROM zur Verfügung. Wenn man die Batterien wechselte, blieben nun die Daten auf dem Gerät erhalten - ein echter Fortschritt.

Dünn ist in: Der Palm V

Der Palm V hatte bereits mit einer Reihe von Mitläufern zu kämpfen.

Ende 1999 konnte Palm mit Fug und Recht behaupten, dass das Unternehmen Kultstatus erlangt hatte - zumindest in den USA. Jeder Mensch, der sich für wichtig hielt oder es tatsächlich auch war, musste einen Palm benutzen - und das möglichst in der Öffentlichkeit. Doch die Konkurrenz schlief schon damals nicht, Microsoft und eine Reihe von Palm-Lizenznehmern (etwa Sony mit seiner Clie-Reihe) wollten auf der Erfolgswelle mitreiten. Der Palm V sollte dagegenhalten. Er war deutlich schlanker als die Vorgänger, glänzte mit einem metallenen Gehäuse und einer neuen Kabelschnittstelle, besaß ein verbessertes monochromes Display und eine wiederaufladbare Batterie. Allerdings konnte man ihn im Unterschied zu den Batterie-betriebenen Vorgängern nicht mehr wochenlang mit einer einzigen Batterieladung betreiben.

Der erste drahtlose Palm: Palm VII

Palm geht auf Sendung: Das Palm VII.

Fast zeitgleich mit dem Palm V, aber noch vor dem ersten Gerät mit Farbdisplay, brachte das Unternehmen den Palm VII auf den Markt. Dabei handelte es sich um Palms ersten PDA mit eingebauter Antenne. Für 599 Dollar bekam man den kabellosen Gesellen. Doch er floppte zusammen mit seinem Onlineservice Palm.net, dessen Bandbreite mit 8 Kbit/s einfach zu langsam war. Da Browsen im Internet bei dieser "Bandbreite" unmöglich war, erfand Palm die sogenannten WebClipping-Anwendungen. Darunter verstand man von Partnern wie Travelocity, USA Today oder Yahoo zusammengestellten Web-Content. Vom freien Internet verwöhnte Nutzer ließ der relativ teure Service jedoch kalt.

Palm zeigt Farbe: Palm IIIc


Im Vergleich zur Windows-CE-Konkurrenz war der Palm IIIc bereits nicht mehr ganz aktuell.

Während Palm V und Palm VII als hochpreisige Highend-Geräte auf Business-Kunden zielten, war der Palm III das Brot-und-Butter-Modell. Im Jahr 2000, kurze Zeit, nachdem 3Com die Palm-Tochter ausgegliedert hatte, bekam der Palm III ein spannendes Update: Ein Farbdisplay zierte jetzt den Palm IIIc. Dessen Features rissen jedoch niemanden vom Hocker, was kein Wunder war: Während das Palm IIIc gerade einmal 256 Farben anzeigte, schafften die mit Windows CE ausgestatteten Konkurrenzmodelle damals bereits 65.000 Farben. Zudem wirkten die Farben des Palm IIIc verwaschen, bei Sonneneinstrahlung war das Display unleserlich. Nur der Preis entsprach mit 449 Dollar dem Premiumanspruch.

Palm fährt zweigleisig: Tungsten und Zire

Beim Erscheinen des Tungsten E2 (links) und des Zire 72 (rechts) hieß Palm bereits PalmOne.

Unbeeindruckt von der Konkurrenz, entwickelte Palm seine Produktreihe in den nächsten paar Jahren mit den Serien "m100" und "m500" weiter - diese ersetzten den Palm III und Palm V. Zu den neuen Features zählten verbesserte Farbdisplays, außerdem kamen Erweiterungs-Slots für SD- und MMC-Karten hinzu. Im Jahr 2002 änderte das Unternehmen dann seine Namenskonvention und führte zwei neue Markennamen ein: Den "Tungsten" als Highend-Modell mit höherer Auflösung und leistungsfähigerem Prozessor sowie das Einstiegsmodell "Zire", das bereits für 100 Dollar zu haben war. Dafür besaß es dann aber auch nur ein Schwarzweiß-LCD und keinen Erweiterungsslot. Selbst nach der Fusion mit Handspring in 2003 und der Namensänderung in PalmOne hielt die Company an der Zwei-Markenstrategie fest.

Handspring bringt Palm-Smartphones

Das Treo 270 von Handspring kam den Vorstellungen der Business-Kundschaft entgegen.

Seit Beginn des neuen Jahrtausends mehrten sich im Markt die Versuche, PDAs und Handys in einem Gerät zu vereinen. Doch obwohl sich einige Palm-Lizenznehmer abmühten, waren die Ergebnisse jedoch mäßig, die Devices waren klobig, zu schwer und zuwenig Handy-like. Im Gegensatz dazu konnte der Konkurrent Research in Motion (RIM) mit seinem Blackberry immer mehr Business-Kunden für sich gewinnen. Mitte 2002 brachte dann das Unternehmen Handspring, das ehemalige Palm-Mitarbeiter gegründet hatten und 2003 von Palm aufgekauft wurde, einen Handheld namens Treo mit lizenziertem Palm-Betriebssystem auf den Markt. Das Gerät kam den Vorstellungen der Kundschaft schon näher, die eine Kombination aus PDA und Handy mit Quertz-Tastatur gefordert hatte. Für den Treo 270 musste man in den USA 400 Dollar hinblättern, wenn man ihn mit einem T-Mobile-Vertrag kaufen wollte.

Das Treo 600 geht an den Start

Mit dem Treo 600 war Palm/Handspring wieder auf der Höhe der Zeit - allerdings nur vorübergehend.

Im Jahr 2003 gründeten PalmOne und Handspring ein Spin-Off mit dem Namen PalmSource, das die Rechte an dem Betriebssystem Palm OS hielt. Handspring brachte dann im Herbst das wegweisende Smartphone Treo 600. Es besaß eine integrierte Kamera, eine gute QWERTZ-Tastatur und konnte auch sonst überzeugen. 500 Dollar musste man dafür bezahlen zuzüglich Vertragsbindung. Der "Treo 600" entwickelte sich schnell zum Kult-Gadget, Entsprechendes gilt für das Nachfolgeexemplar "Treo 650".

Vernunftehe mit Windows

Das Treo 700w stattete Palm erstmals mit Windows-Betriebssystem aus.

2005 wurde aus PalmOne wieder Palm Inc. Die Company konzentrierte sich zunehmend auf die Entwicklung von Smartphones. Das erste wichtige Produkt war der "Treo 700w", der anstelle von Palms eigenem Betriebssystem mit Windows Mobile ausgestattet war. Im Januar 2006 erstmals auf der Consumer Electronics Show (CES) vorgestellt, verkaufte sich der Treo 700w - vor allem in den USA - relativ gut. Mitverantwortlich dafür waren die Anpassungen, die Palm (ähnlich wie viele Windows-Mobile-Lizenznehmer) an der Software vorgenommen hatte.

Neuer Fokus auf Privatkunden

Mit Blick auf die Privatkunden entwickelt: Das Palm Centro.

Nachdem Palm erkannt hatte, dass zunehmend mehr Privatkunden mit einem zeitgemäßeren Smartphone liebäugeln, kam im Herbst 2007 das "Centro" auf den Markt. Das Gerät fiel kompakter als die Vorgängermodelle aus und sollte durch sein sportliches Design überzeugen. Und durch seinen Preis, der in den USA 99 Dollar in Verbindung mit einem 2-Jahresvertrag betrug.

Das Treo Pro als Lückenfüller


Gut, aber nicht gut genug: Das Palm Treo Pro.

2008 kam das Ende für den klassischen Treo, der - vor allem im Vergleich mit dem neu vorgestellten Apple iPhone - buchstäblich alt aussah. Da Palms neues Betriebssystem aber noch nicht fertig war, sollte zunächst ein Hardware-Update Abhilfe schaffen. So entsprach das "Treo Pro" mit seinem superschlanken Design zumindest optisch dem allgemeinen Trend. Technisch war das Smartphone mit Quadband-GSM, HSDPA- und UMTS-Unterstützung sowie WLAN und GPS auf der Höhe der Zeit, lediglich der Preis war mit 549 Dollar etwas zu hoch angesetzt.

Neuer Hoffnungsträger Palm Pre

Im Januar 2009 stellte Palm auf der CES in Las Vegas den Palm Pre zusammen mit dem neuen Betriebssystem WebOS vor, das das alte PalmOS ablöst. Mit dem Slider-Smartphone will Palm Marktanteile zurückgewinnen - ob das gelingt und sich der Pre gegen Blackberry, Apple iPhone und den Android-Handys durchsetzen kann, muss die Zukunft zeigen.

Für den Palm Pre und künftige Modelle hat Palm das Betriebssystem WebOS völlig neu entwickelt. Es ist komplett auf die Bedienung via Touchscreen ausgelegt und eng mit Web-Anwendungen wie Facebook und Google verknüpft – daher der Name. In den USA, wo das Gerät exklusiv von Sprint angeboten wird, muss man 200 Dollar in Verbindung mit einem 2-Jahresvertrag bezahlen. Hierzulande soll der Palm Pre im Herbst bei o2 angeboten werden. Preise und ein genauer Erscheinungstermin stehen noch nicht fest.

Pixi: Das Palm Pre erhält ein Geschwisterchen

Anfang September hat Palm mit dem Palm Pixi ein zweites Smartphone mit WebOS als Betriebssystem vorgestellt. Das Palm Pixi ist kleiner, leichter, bunter und vermutlich auch billiger als das Palm Pre. Wichtigster Unterschied ist die kleine Tastatur unterhalb des 2,6 Zoll kleinen Displays - beim Slider-Modell Pre ist das Keyboard ausziehbar. Neu sind auch die austauschbaren Gehäuserückseiten. Palm will dafür eine "Artist Serie" auf den Markt bringen. Mehrere Zeichner und Künstler haben dafür bunte, künstlerische Gehäuse gestaltet. (mb)

Palm Pixi
Palm Pixi
Das Palm Pixi ist kleiner, leichter und voraussichtlich billiger als das Palm Pre.
Palm Pixi Größenvergleich
Anders als das Slider-Modell Palm Pre hat das Pixi eine feste Volltastatur integriert. Auch das Display ist etwas kleiner.
Palm Pixi schräg
Softwareseitig setzt Palm erneut auf das neu entwickelte WebOS.
Palm Pixi Rückseite
Um die relativ schlichte Rückseite (mit 2-Megapixel-Kamera) aufzupeppen, bietet Palm austauschbare Gehäuse-Cover an.
Palm Pixi Hummingbird
Zu den von Zeichnern und Künstlern gestalteten Motiven zählt aktuell "Hummingbird" von Cole Gerst...
Palm Pixi Red Barn
..."Red Barn" von Melissa Hutton...
Palm Pixi Skin
..."Skin" von Sheri Bodell...
Palm Pixi Skull
..."Skull" von Jeremy Fish...
Palm Pixi Two Fish
...sowie "Two Fish" von Michelle White.

Dieser Beitrag beruht auf einem Artikel der CW-Schwesterpublikation PCWorld.com.