Im Interview: Professorin Anette Weisbecker

"Die Digitalisierung krempelt unsere Gesellschaft um"

02.06.2014 von Peter Ilg
Die digitale Revolution und ihren Folgen für unsere Gesellschaft ist das Kernthema des Wissenschaftsjahres 2014. Wie weit ist der Prozess in Deutschland vorangeschritten, wo stehen wir im internationalen Vergleich? Wie sieht die Zukunft unserer Kommunikation, Industrie und Arbeitswelt aus? Professorin Anette Weisbecker, stellvertretende Institutsleiterin am Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO, weiß Antworten.

COMPUTERWOCHE: Wo steht Deutschland im Wettbewerb mit anderen Ländern, was den Wandel hin zur digitalen Gesellschaft anbelangt?

Weisbecker: Wenn man den IT-Markt in Deutschland als Basis nimmt, steht Deutschland ganz gut da. Laut Studien des IT-Branchenverbands Bitkom und dem Monitoring-Report des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie liegt Deutschland nach den USA, Japan und China auf dem vierten Platz nach Umsätzen mit IT-Produkten und –Dienstleistungen. Es steht also ganz gut um die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands im internationalen Vergleich.

Professorin Anette Weisbecker, Fraunhofer IAO: "Wenn Deutschland im IT-Bereich wettbewerbsfähig bleiben will, braucht es qualifizierte, gut ausgebildete Mitarbeiter."
Foto: Fraunhofer

Wie gut beherrschen wir neue Technologien, um diese nutzbringend für uns einzusetzen?

Weisbecker: Da muss man unterscheiden zwischen Unternehmen und Privatanwendern. In den Unternehmen klappt die Umstellung auf neue Technologien wie Cloud Computing, Big Data und Industrie 4.0. Bei den Privatnutzern sieht es nicht so rosig aus, wenn man Deutschland im weltweiten Vergleich betrachtet. Die Deutschen sind mit neuen IT-Technologien zurückhaltender als die Bürger anderer Länder. E-Government ist noch ausbaufähig. Bei der elektronischen Verwaltung mangelt es noch an der Akzeptanz und Durchgängigkeit der Dienste, die angeboten werden.

Was braucht Deutschland, dass es hinsichtlich IT wettbewerbsfähig bleibt und eventuell sogar stärker wird?

Weisbecker: Die Unternehmen brauchen qualifizierte Mitarbeiter, das setzt eine gute Ausbildung voraus. Qualifikation bezieht sich aber nicht nur auf die Erstausbildung. Lebenslanges Lernen sind keine Schlagwörter, sondern Notwendigkeiten.

Haben wir gute Hochschulen, an denen modern unterrichtet wird?

Weisbecker: Auf jeden Fall. Wir haben hier sehr gute Hochschulen, die eine gute Ausbildung vorantreiben. Auch dazu gibt es Befragungen. Die kommen zu dem Ergebnis, dass Deutschland weltweit auf Platz 6 liegt und damit im guten oberen Mittelfeld. An der Spitze liegen Finnland, Südkorea und die Niederlande. Die Qualität der Ausbildung halte ich in Deutschland für sehr gut und auch die zahlreichen MINT-Initiativen, die es über Jahre hinweg gibt, zeigen Wirkung. Die Zahl der Ausbildung junger Menschen in den MINT-Berufen, also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, steigt an.

Fachkräftemangel - Die Zahlen -
39.000 offene IT-Stellen...
...zählt der Branchenverband Bitkom 2013 in der ITK- und in den Anwenderbranchen.
13.800 offene Stellen...
...haben Anbieter von Software und IT-Dienstleistungen.
15.000 neue Arbeitsplätze....
...sind voraussichtlich dieses Jahr in der ITK-Branche entstanden. Das sind 10.000 weniger als 2012.
Mit mehr als 52.000 Erstsemestern..
ist ein Rekord an Studienanfängern in der Informatik erreicht.
Informatik...
...ist nach Wirtschaftswissenschaften und Maschinenbau das Studienfach mit den meisten Studenten.
50 Prozent...
...beträgt die Quote der Studienabbrecher in Informatik.
17.000 Informatikabsolventen....
...verlassen 2013 die deutschen Hochschulen. Im Jahr 2000 waren es rund 5600 Informatikabsolventen.
22 Prozent der Informatikstudenten....
..sind Frauen. Vor 30 Jahren betrug der Anteil der Informatikstudentinnen 19 Prozent.
Erstmals über 40.000 Auszubildende...
...gibt es im Ausbildungsjahr 2013/2014 in den IT-Berufen.
Im September 2013 standen 14.050 Ausbildungsplatzbewerbern...
....12.532 gemeldete Stellen gegenüber. Das Verhältnis von 1,1 Bewerbern auf eine Ausbildungsstelle entspricht exakt dem Wert für den gesamten Ausbildungsmarkt in Deutschland.
Um 1,7 Prozent erhöhte...
..sich die Zahl der Ausbildungsverträge gegenüber dem Vorjahr. Verantwortlich dafür ist das starke Plus bei den Fachinformatikern, während die Zahl der Systemelektroniker zurückgingen.

Warum sind solche Initiativen überhaupt notwendig, woher kommt die ablehnende Haltung gegenüber diesen Fächern?

Weisbecker: Der Knackpunkt ist der, dass man sehr früh ansetzen muss, um das Interesse zu wecken. Das muss in der Schule beginnen – und wird auch schon mit Initiativen wie dem Girls‘ und Boys‘ Day getan. In der Schule kann beispielsweise auch die Experimentierfreudigkeit geweckt und damit gezeigt werden, wie interessant Technik sein kann. Die Schwierigkeit ist, dass das Interesse an technischen Fächern grundsätzlich gering ist.

Deutschland ist Vorreiter bei Industrie 4.0

In welchen Punkten ist Deutschland im internationalen Vergleich stark?

Weisbecker: Auf jeden Fall stark ist Deutschland im Bereich IT als Querschnitttechnologie und deren Nutzung in anderen Branchen, aktuellstes Beispiel dafür ist Industrie 4.0. Bei diesem Thema ist Deutschland in einer internationalen Vorreiterrolle, IT-Dienste und Dienstleistungen anzubieten. Und in Lösungen zum wirksamen Datenschutz und Datensicherheit sind wir stark.

Industrie 4.0 auf der Hannover Messe 2014 -
Industrie 4.0 auf der Hannover Messe
Das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), das Centrum Industrial IT (CIIT) sowie die TU Berlin habe auf der Messe den Stand der Forschung rund um Industrie 4.0 gezeigt.
DFKI: Smart Factory
Fertigungsmodule von Festo, Rexroth, Harting, Phoenix Contact und Lapp Kabel wurden so kombiniert, dass sie gemeinsam individuell gestaltete Visitenkartenhalter produzieren konnten. Zweimal am Tag wurde die Reihenfolge einiger Module verändert. Die Produktion lief in den nicht betroffenen Anlagen weiter.
DFKI: Smart Factory
Auf der Rückseite der Anlage versorgte ein gemeinsamer Backbone die Module mit Druckluft, Strom und Kommunikationsdiensten.
DFKI: Smart Factory
Jeder gefertigte Visitenkartenhalter enthielt einen RFID-Chip. Er lieferte den einzelnen Anlagen die erforderlichen Produktionsdaten.
CIIT: Arbeitsplatz der Zukunft
Das CIIT veranschaulichte Industrie 4.0 mit Hilfe von Lego-Figuren, die am Messestand gefertigt wurden. Zum Start konnten Besucher aus drei verschiedenen Lego-Vorlagen wählen und am Terminal eine individuelle Gravur eingeben.
CIIT: Arbeitsplatz der Zukunft
Die Beschriftung der Figuren erfolgte vollautomatisch (im Bild ist der Roboter zu sehen). Die Information darüber, welche Figur mit welcher Gravur versehen werden musste, speicherte das System auf einem RFID-Chip, der auf dem Trägersystem für die Legofiguren integriert war.
CIIT: Arbeitsplatz der Zukunft
Am Handarbeitsplatz führte eine Datenbrille durch den Bearbeitungsprozess. Unter anderem zeigte sie dem Fertigungskollegen, welcher Box das nächste zu verwendende Bauteil zu entnehmen ist.
TU Berlin: Gestensteuerung
Die TU Berlin steuert Roboter mit Hilfe von Gesten. Per Fingerzeig zeichnet der Benutzer die gewünschten Bewegungen des Roboterarms vor. Damit sollen sich Roboter einfach und schnell neu programmieren lassen.
Wibu: Verschlüsselung
Einen Koffer voller Dongle präsentierte Wibu Systems auf der Messe.
Wibu: Verschlüsselung
Mit Hilfe der Hardwarekomponenten lassen sich Industrieanlagen schützen. Hier wird das Besticken von Fußballschuhen gesichert. Die Wibu-Hardware verschlüsselt die von Designern entworfenen Stickmuster.
Wibu: Verschlüsselung
Auf der Rückseite des Windows-CE-basierenden Terminal wird der USB-Dongle eingesteckt.

Und wo muss eventuell nachgebessert werden? Sie sagten bereits, dass Deutschlands Privatnutzer im internationalen Vergleich nachhinken.

Weisbecker: Die Jungen sind gut verankert, sie nutzen das Internet auf vielfältige Art und Weise. Man sollte mehr Technikfreundlichkeit hinbekommen, um mehr Akzeptanz für neue Technologien in der gesamten Bevölkerung zu finden.

Wie erreicht man Technikfreundlichkeit, wie schafft man Akzeptanz für IT bei Älteren?

Weisbecker: Im Vordergrund steht die Benutzbarkeit. Die Produkte müssen einfach, verständlich und leicht bedienbar sein. Um das zu erreichen gibt es viele Initiativen, in denen es um Benutzerfreundlichkeit der Produkte geht. Der zweite Teil ist der Aufbau von Vertrauen, beziehungsweise dem Abbau von Ängsten, die Menschen im Hinblick auf Datenschutz und Datensicherheit haben. Da wirken Fälle wie Snowden und Abhören durch die USA sicherlich kontraproduktiv. Solche Skandale nähren die Ängste was Datenschutz und Datensicherheit betrifft.

Dabei ist Deutschland doch gerade auf diesem Gebiet stark, wie Sie eben sagten.

Weisbecker: Die Technologien haben wir und die Unternehmen können diese Technologien und Dienstleistungen im professionellen Bereich vermarkten. Rechenzentren, die in Deutschland stehen und die Daten nach deutschem Recht verarbeiten und speichern, sind sehr sicher. Aber Privatanwender müssen für Datenschutz und Datensicherheit erst einmal sensibilisiert werden: welche Gefahren gibt es und wie können die umgangen werden. Privatpersonen müssen wissen und verstehen, welche technologischen Möglichkeiten sie nutzen können, um Datenschutz und Datensicherheit für sich selbst zu gewährleisten. Sensibilisierung und Know-how-Aufbau sind vonnöten.

Die bekannten Unternehmen aus der internationalen IT-Branche sind allesamt amerikanische Firmen: Microsoft, Google, Facebook. Deutschland hat mit SAP nur ein bekanntes IT-Unternehmen. Wenn wir doch im Markt weit vorne liegen, womit werden dann Umsätze generiert?

Weisbecker: Die Amerikaner sind führend mit Basistechnologien. Deutschland hat seine Stärken in der anwendungsorientierten Software. SAP zum Beispiel für betriebswirtschaftliche Software. Und es gibt viele mittelständische Softwareunternehmen bei uns, die für bestimmte Branchen Applikationen entwickeln. Das ist eine große Stärke Deutschlands.

SAP
2016
Auf der Kundenkonferenz Sapphire kündigte SAP im Mai eine Kooperation mit Microsoft an. Beide Hersteller wollen künftig SAPs In-Memory-Plattform HANA auf Microsofts Cloud-Infrastruktur Azure unterstützen. Microsofts CEO Satya Nadella sagte: "Gemeinsam mit SAP schaffen wir ein neues Maß an Integration innerhalb unserer Produkte."
2016
SAP und Apple wollen gemeinsam native Business-iOS-Apps für iPhone und iPad entwickeln. Experten sehen SAPs Festlegung auf eine mobile Plattform kritisch und monieren fehlende Offenheit. Anwendervertreter reagierten überrascht und verlangten Aufklärung was die neue Mobile-Strategie bedeutet.
2015
Im Sommer verunglückt SAP-CEO Bill McDermott bei der Geburtstagsfeier seines Vaters. Er stürzt mit einem Glas auf der Treppe und verliert nach einer Operation ein Auge. Im Herbst meldet sich der US-amerikanische Manager als wieder voll einsatzfähig zurück.
2015
Im Februar stellt SAP mit S/4HANA eine neue Generation seiner Business-Software und damit den Nachfolger für die Business Suite vor. SAP definiere damit das Konzept des Enterprise Resource Planning für das 21. jahrhundert neu, pries SAP-Chef Bill McDermott die Neuentwicklung. Für den Großteil der Unternehmen dürfte das Produkt noch Zukunft bleiben, konterte die Anwendervereinigung DSAG. Die Prioritäten vieler Kunden lägen eher auf klassischen Projekten rund um das ERP-System.
2014
SAP-Technikchef Vishal Sikka gibt im Mai seinen Posten auf und wird CEO von Infosys. SAP sucht lange einen Nachfolger für Sikka, holt im November schließlich den langjährigen Microsoft-Manager Quentin Clark für diesen Posten.
2012
Die Walldorfer setzen mit dem Kauf des amerikanischen Cloud-Computing-Anbieters SuccessFactors ihren Weg ins Cloud-Geschäft fort – nachdem kurz zuvor Wettbewerber Oracle RightNow übernommen hat. Der Kaufpreis lag mit 2,4 Milliarden Euro über die Hälfte höher als der aktuelle Marktwert. Cloud-Services werden mit der SuccessFactors-Lösung vor allem im Human-Ressources-Umfeld angeboten. Außerdem schnappt sich SAP den weltweit zweitgrößten Cloud-Anbieter für Handelsnetzwerke Ariba für 3,3 Milliarden Euro.
2011
In 2011 ist das Formtief vergessen, die Walldorfer fahren die besten Ergebnisse ihrer Geschichte ein. Die Innovationsstrategie geht auf, auch wenn zwischendurch gezweifelt wurde, ob SAP seinen Kunden nicht davon-sprintet: 2011 implementieren die ersten Kunden die In-Memory-Plattform HANA, immer mehr Kunden nutzen die mobilen Lösungen, die aus dem Sybase-Deal entstanden sind.
2010
Der Paukenschlag: Hasso Plattner reißt mit dem Aufsichtsrat das Ruder herum. Der glücklose Léo Apotheker, der zuvor mit der Erhöhung der Wartungsgebühren viele Kunden vor den Kopf gestoßen hatte, muss gehen. Die neue Doppelspitze aus Bill McDermott und Jim Hagemann Snabe verspricht den Anwendern wieder mehr Kundennähe. CTO Vishal Sikka wird Vorstandsmitglied und SAP übernimmt Sybase, einen Anbieter für Informationsmanagement und die mobile Datennutzung, zum Preis von etwa 5,8 Milliarden Dollar.
2008
Mit der Erhöhung der Wartungsgebühren von 17 auf 22 Prozent und den Modalitäten des „Enterprise Support“, die viel Aufwand für die Anwender bringen, verärgert SAP seine Kunden massiv. Trotz intensiver Auseinandersetzung auf dem DSAG-Kongress bleibt SAP bei seiner Linie. Mittlerweile ist Léo Apotheker zweiter Vorstandssprecher neben Kagermann. Ende des Jahres beugt sich SAP dem Kundenwiderstand.
2008
Die größte Übernahme in der Unternehmensgeschichte: 2008 kauft SAP den Business-Intelligence-Spezialisten Business Objects für 4,8 Milliarden Euro und wird damit der bisherigen Strategie untreu, aus eigener Kraft zu wachsen. Die Integration mit der eigenen SAP-BI-Palette gestaltet sich aufwendig und wird sich über mehrere Jahre hinziehen. Die 44.000 BO-Kunden sollen dabei helfen, die Kundenzahl bis 2010 auf 100.000 zu steigern.
2007
Über viele Jahre hinweg entwickelt SAP an der SaaS-ERP-Lösung Business byDesign für kleinere Unternehmen. Rund drei Milliarden Euro wurden laut „Wirtschaftswoche“ im Entstehungsprozess versenkt. Trotz der Arbeit von 3000 Entwicklern kommt die Software Jahre zu spät. Obwohl innovativ, hat es die Lösung schwer im deutschen Markt. 2013 wird byDesign ins Cloud-Portfolio überführt.
2006
Mit „Duet“ bringen SAP und Microsoft eine gemeinsame Software auf den Markt, mit der sich MS Office einfach in SAP-Geschäftsprozesse einbinden lassen soll. 2006 wird auch die Verfügbarkeit der neuen Software SAP ERP angekündigt, die auf dem SOA-Prinzip (Service oriented Architecture) basiert.
2003
Abschied des letzten SAP-Urgesteins: Hasso Plattner zieht sich aus dem Vorstand zurück und geht in den Aufsichtsrat, Henning Kagermann wird alleiniger Vorstandsprecher. SAP stellt die Integrationsplattform NetWeaver vor, die Basis für künftige Produkte sein soll. Die Mitarbeiterzahl liegt jetzt bei 30.000.
2002
Der ERP-Hersteller will das bisher vernachlässigte Feld der KMUs nicht mehr dem Wettbewerb überlassen. Auf der CeBIT 2002 stellt SAP mit Business One eine ERP-Lösung für kleine bis mittelständische Unternehmen mit rund fünf bis 150 Mitarbeitern vor. Doch einfach haben es die Walldorfer in diesem Marktsegment nicht. Zu stark haftet der Ruf an den Walldorfern, hauptsächlich komplexe und teure Lösungen für Konzerne zu bauen.
1999
Die New Economy boomt und der E-Commerce hält Einzug bei SAP: Plattner kündigt die neue Strategie von mySAP.com an. Die Software soll Online-Handels-Lösungen mit den ERP-Anwendungen auf Basis von Webtechnologie verknüpfen. Im Vorjahr hatten die Walldorfer ihr Team um die Hälfte verstärkt, jetzt arbeiten 20.000 Mitarbeiter bei SAP. Weil die Kunden beim Umstieg mehr zahlen sollen, gibt es längere Zeit Gegenwind, schließlich werden die Internet-Schnittstellen auch im Rahmen der R/3-Wartung geboten. Derweil ist die Zentrale gewachsen.
1997
Die SAP-Anwender organisieren sich in der Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe e.V. (DSAG), um ihre Interessen gemeinsam besser vertreten zu können. Laut Satzung ist das Ziel des Vereins die „partnerschaftliche Interessenabstimmung und Zusammenarbeit zwischen SAP-Softwarebenutzern und SAP zum Zweck des Ausbaus und der Verbesserung der SAP-Softwareprodukte“.
1997
Der ERP-Hersteller feiert sein 25. Jubiläum, zum Gratulieren kommt Bundeskanzler Helmut Kohl, der im Jahr darauf von Gerhard Schröder abgelöst wird. Der Umsatz liegt bei über sechs Milliarden Mark, das Geschäftsergebnis erstmals über der Milliarden-Grenze. Mehr als zwei Drittel werden im Ausland erwirtschaftet. SAP beschäftigt knapp 13.000 Mitarbeiter und geht an die die Börse in New York (NYSE).
1995
1995 versucht der ERP-Anbieter erstmals, in Zusammenarbeit mit Systemhäusern den Mittelstandsmarkt zu beackern. Es sollte noch einige Jahre dauern, bis sich mehr mittelständische Unternehmen auf die komplexe Software einlassen wollten. Mit knapp 7.000 Mitarbeitern erwirtschaftet SAP einen Umsatz von 2,7 Milliarden Mark, mehr als doppelt so viel wie noch zwei Jahre zuvor. Rudolf Scharping, damals noch SPD-Parteivorsitzender, kommt zu Besuch.
1993
Shake-Hands zwischen Plattner und Gates. SAP schließt ein Kooperationsabkommen mit Microsoft ab, um das System R/3 auf Windows NT zu portieren. SAP kauft zudem Anteile am Dokumentenmanagement-Anbieter IXOS. Zum ersten Mal überschreiten die Walldorfer die Milliardengrenze beim Umsatz.
1992
Seit 1992 wird R/3 ausgeliefert. Die Walldorfer hatten die Software für die AS/400 von IBM konzipiert, nach Performance-Problemen wich man auf Unix-Workstations mit Oracle-Datenbank im Client-Server-Prinzip aus. Das internationale Geschäft wächst: 1992 verdient die SAP im Ausland schon knapp die Hälfte von dem, was sie in Deutschland einnimmt. Der Gesamtumsatz beläuft sich auf 831 Millionen Mark. 3157 Mitarbeiter sind jetzt für SAP tätig.
1991
In diesem Jahr steigt Henning Kagermann (rechts im Bild), der seit 1982 die Entwicklungsbereiche Kostenrechnung und Projektcontrolling verantwortet, in den Vorstand auf.
1990
SAP übernimmt das Softwareunternehmen Steeb zu 50 Prozent und das Softwarehaus CAS komplett, um das Mittelstandsgeschäft zu verstärken. Die Mauer ist gefallen und die Walldorfer gründen gemeinsam mit Siemens Nixdorf und Robotron die SRS in Dresden. Die Berliner Geschäftsstelle wird eröffnet und SAP hält seine erste Bilanzpressekonferenz ab.
1988
SAP geht an die Börse: Hasso Plattner am ersten Handelstag der SAP-Aktie.
1987
Der erste Spatenstich: Dietmar Hopp startet 1987 den Bau der SAP-Zentrale in Walldorf.
1983
1983 zählt das Unternehmen 125 Mitarbeiter und erwirtschaftet 41 Millionen Mark im Jahr. Nach der Fibu adressiert SAP auch das Thema Produktionsplanung und -steuerung. Beim Kunden Heraeus in Hanau wird zum ersten Mal RM-PPS installiert. Im Jahr zuvor hatten die Gründer von SAP (v.l.: Dietmar Hopp, Hans-Werner Hector, Hasso Plattner, Klaus Tschira) zehnjähriges Jubiläum gefeiert.
1979
SAP setzte sich mit dem Datenbank- und Dialogsteuerungssystem der IBM auseinander: Das war der Auslöser eine die Neukonzeption der Software und Grundstein für SAP R/2. Aus den Realtime-Systemen entstand in den 70iger Jahren das Online Transaction Processing (OLTP). So sahen Anfang der 80iger Jahre die Arbeitsplätze bei SAP aus.
1976
Die Software sollte Lohnabrechnung und Buchhaltung per Großrechner ermöglichen. Anstatt auf Lochkarten wurden die Daten per Bildschirm eingegeben – das nannte sich Realtime und das „R“ blieb über Jahrzehnte Namensbestandteil der Lösungen. Weil die Software erstmals nicht nur für ein Unternehmen entwickelt wurde, sondern universeller einsetzbar war, gilt SAP als Miterfinder des Standardsoftware-Ansatzes. Aber auch der Fußball kam nicht zu kurz: Das Computerteam mit Hasso Plattner und Dietmar Hopp auf dem Feld.
1972
1972 gründen die fünf ehemalige IBM-Mitarbeiter Claus Wellenreuther, Hans-Werner Hector, Klaus Tschira, Dietmar Hopp und Hasso Plattner das Unternehmen „SAP Systemanalyse und Programmentwicklung“. Sie wollen eine Standardanwendungssoftware für die Echtzeitverarbeitung schaffen, die sich für unterschiedliche Unternehmen nutzen lässt und die Lochkarten ablöst.

Wie weit vorangeschritten ist Deutschland beim Ausbau von Infrastruktur und Bandbreite?

Weisbecker: Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, dass zum Ende diesen Jahres 75 Prozent aller Haushalte mit Breitbandanschlüssen versorgt sind. Ich denke, dass wir dabei auf einem ganz guten Weg sind.

Das Wissenschaftsjahr 2014 steht unter dem Motto ‚Die digitale Gesellschaft‘. Meinen Sie, dass diese Initiative Deutschland weiter voran bringt? Soll sie das oder wofür ist sie gedacht?

Weisbecker: Das Wissenschaftsjahr ist dafür gedacht, weiter zu sensibilisieren, dass die Digitalisierung unser Leben komplett verändert und zwar im privaten Bereich als auch in der Arbeitswelt. Die Digitalisierung krempelt unsere Gesellschaft um. E-Health und Mobilität zum Beispiel werden im Wissenschaftsjahr bekannt gemacht. Und ja, ich denke schon, dass diese Initiative hilft, unsere Marktposition zu festigen.

Zur Person

Professorin Anette Weisbecker ist stellvertretende Leiterin am Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO und dem Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement an der Universität Stuttgart. Darüber hinaus leitet sie am Fraunhofer IAO das Geschäftsfeld ‚Informations- und Kommunikationstechnik‘, das Unternehmen bei der Konzeption und Erstellung komplexer software-technischer Produkte und Dienstleistungen unterstützt. Weisbecker hat Informatik studiert.