Web-Anwendungen sind überall

Die digitale Transformation verändert das Web-Application-Management

18.05.2015
Quasi untrennbar miteinander verbunden sind die Digitalisierung der Geschäftsmodelle und die Browser-basierenden, häufig auch mobilen Anwendungen. Deren Entwicklung und Betrieb bedeuten eine neue Herausforderung für die IT. Auch die Beziehungen zu externen Dienstleistern stehen auf dem Prüfstand.

Web-Anwendungen sind überall: Einer aktuellen Studie von Pierre Audoin Consultants (PAC) zufolge setzen bereits drei Viertel von 102 befragten Unternehmen Web-Anwendungen ein, um ihre externe Kommunikation zu unterstützen. Für die interne Kommunikation und die Zusammenarbeit innerhalb des Unternehmens nutzen zwei Drittel Browser-basierende Applikationen. Zudem kommen solche Anwendungen in Bereichen wie Beschaffung, Human Resources und Vertrieb/CRM zum Einsatz; die Quote liegt hier bei 40 Prozent - Tendenz stark steigend.

In Auftrag gegeben hat die Studie T-Systems Multimedia Solutions (MMS). Der Unternehmensbereich von T-Systems hat sich darauf spezialisiert, Unternehmen bei der digitalen Transformation zu begleiten. Mit der Studie zielt T-Systems MMS auf eine "Bestandsaufnahme zu Status quo, Herausforderungen und Erfolgsfaktoren beim Web-Application-Management in deutschen Unternehmen".

Diese Bestandsaufnahme sei deshalb wichtig, weil die Bereitstellung Browser-basierender Anwendungen im Zuge der digitalen Transformation immer stärker in den Mittelpunkt des Interesses rücke. Web-Applikationen bildeten die Grundlage für die Digitalisierung von Geschäftsprozessen und -modellen. Neben der Anschaffung oder Entwicklung solcher Applikationen werde jetzt auch deren Betrieb neu überdacht. Von ihm hingen Innovationsgeschwindigkeit, Individualität und Agilität der Anwendungen ab.

Mobility: Trend und Herausforderung

In dem Maße, wie Web-Anwendungen als unternehmenskritisch gelten, müssen sie auch neuen Anforderungen gerecht werden. Die betreffen vor allem Datenschutz und -sicherheit. Zwei Drittel der Befragten nennen die Sicherheit der Web-Anwendungen folglich als den stärksten Investitionstreiber in diesem Bereich.

Die Sicherheitsfrage ist nicht zuletzt deshalb so vordringlich, weil immer mehr Web-Applikationen auch mobil genutzt werden. Wie die Studie nahelegt, wird der Anteil der mobilen Web-Anwendungen in den kommenden 24 Monaten um etwa 40 Prozent wachsen. Dazu der Kommentar von PAC: "Mobilitätsunterstützung ist ein klarer Wachstumstrend und zugleich eine enorme Herausforderung - auch und insbesondere für das Web-Application-Management."

Immer mehr Anwendungen müssten für verschiedene Plattformen parallel entwickelt und getestet werden, erläutern die Analysten. Ganz zu schweigen vom reibungslosen und sicheren Betrieb dieser unterschiedlichen Versionen: "Und das alles bei immer kürzeren Entwicklungszyklen und in der Regel begrenzten Budgets." Folglich bezeichnen rund 60 Prozent der Umfrageteilnehmer das Thema Mobilität als einen (weiteren) Investitionstreiber. Ein dritter Bereich mit hohem Investitionsbedarf in Sachen Web-Anwendungen ist der Komplex "Interne Kommunikation, Vernetzung und Zusammenarbeit".

Cloud, Big Data und IoT weniger dringend

Investiert wird im Web-Application-Umfeld vor allem in Sicherheit, Mobilität und Zusammenarbeit. Andere IT-Trends wie Cloud Computing, Internet of Things (IoT) und Industrie 4.0 sowie Big Data/Analytics sind für die Befragten offenbar noch zu weit weg, um nennenswerte Investitionen auf sich zu ziehen.

Vor allem Big Data werde zwar intensiv diskutiert, so die PAC-Analysten, sei aber kein "Kernthema" für Projekte mit Web-Anwendungen. Allerdings ändere sich das mittelfristig wohl - "mit zunehmender Vernetzung von Kunden, Produkten und Maschinen sowie zunehmender Verbreitung von IoT-Konzepten."

Wenn die Entwicklung mit dem Betrieb ...

Ein ebenfalls noch vernachlässigter Trend sind neue Betriebskonzepte wie "DevOps". Dabei handelt es sich um die koordinierte Zusammenarbeit von Entwicklung und Betrieb. Diese Aufgabe steht bei 78 Prozent der befragten IT-Chefs auf der To-do-Liste. Für sie ist eine "effektivere Zusammenarbeit" zwischen diesen beiden Bereichen "sehr wichtig" (25 Prozent) oder "wichtig" (53 Prozent). 16 Prozent sind hier noch unentschieden. Ganze sechs Prozent zeigen dem Thema die kalte Schulter.

Auf der anderen Seite haben sich der Begriff DevOps und die damit bezeichnete Methode hierzulande noch nicht durchgesetzt: Der Studie zufolge wird die aus den USA stammende Vorgehensweise erst in 15 Prozent der deutschen Unternehmen genutzt. Der Begriff war einem Drittel der befragten IT-Verantwortlichen nicht bekannt. Für ein weiteres knappes Drittel ist das Konzept "nicht von Interesse".

Nach Ansicht der Analysten lassen sich mit Hilfe der DevOps-Methode am besten die hohen Anforderungen hinsichtlich Geschwindigkeit und Flexibilität erfüllen, die Fachbereiche und Firmenleitung heute an die Bereitstellungen der Web-Anwendungen stellen. Diese Anforderungen machten "einen engen Schulterschluss zwischen Entwicklung und Betrieb" notwendig, so PAC - "genauso wie agile und hochgradig automatisierte Umgebungen für Softwareentwicklung und Testing".

Kein reines IT-Thema mehr

Für einen erfolgreichen Einsatz von Web-Anwendungen müssen unterschiedliche Teile der Organisation kooperieren: Das Thema ist längst nicht mehr der IT vorbehalten; es betrifft gleichzeitig die jeweiligen Fachbereiche und die Führungsspitze. "Für das Management von Web-Anwendungen im digitalen Zeitalter ist ein starkes Alignment zwischen Business und IT erforderlich", konstatiert PAC.

Dabei beobachten die Analysten zwei einander ergänzende Trends: Zum einen führe die zunehmende Business-Relevanz zu einem größeren Einfluss von Topmanagement und Fachbereichen auf die Anwendungsentwicklung. Zum anderen werde die IT in Sachen Applikationsbetrieb immer mehr in die Verantwortung genommen, zum Beispiel bei der Inanspruchnahme von Cloud-Angeboten.

Unzufrieden mit dem Dienstleister

Der abschließende Teil der Studie widmet sich dem Thema, das T-Systems MMS am meisten interessieren dürfte. Hier fragte PAC die Anwenderunternehmen nach ihrem Bedarf für und ihren Erfahrungen mit externer Unterstützung. Wie sich dabei herausstellte, greifen mehr als 60 Prozent hinsichtlich des Web-Application-Managements bereits auf aushäusiges Know-how zurück; weitere zehn Prozent planen das. 39 Prozent stimmten der These zu: "Angesichts der zunehmenden Digitalisierung von Geschäftsmodellen und Prozessen steigt der Bedarf an externer Unterstützung beim Management der Web-Anwendungen."

Wie diese Unterstützung aussieht, kann je nach Unternehmen unterschiedlich sein: Einerseits konzentrieren sich viele Management-Leistungen allein auf den Infrastrukturbetrieb, andererseits beziehen mehr als 50 Prozent der Unternehmen zumindest einen Teil ihrer Web-Anwendungen komplett im SaaS-Modell.

Wie PAC weiter herausgefunden hat, tendieren die Anwender angesichts der steigenden Anforderungen dazu, ihre Beziehungen mit externen Dienstleistern neu zu bewerten. Damit verbunden sei eine "hohe Wechselbereitschaft". Mehr als 40 Prozent der Befragten gaben an, in den vergangenen Jahren den Erbringer externer Services gewechselt zu haben.

Der Preis wird zur Nebensache

Der Preis war dabei offenbar eher Nebensache; ausschlaggebend war in etwa 90 Prozent der Fälle die "bessere Abdeckung des Bedarfs". Bemerkenswert ist laut PAC der hohe Anteil an Wechseln (etwa 60 Prozent), die durch explizite Unzufriedenheit mit der bisherigen Leistung ausgelöst wurden.

Bei den Schlüsselqualifikationen des Dienstleisters zeichnet sich ab: Der Anbieter muss unbedingt ein integriertes Security-Konzept vorweisen können (86 Prozent der Befragten). Und Sicherheit bedeutet für die Anwender in den meisten Fällen: Einhalten der deutschen Standards. 70 Prozent bestehen sogar darauf, dass der Dienstleister ein Rechenzentrum in Deutschland betreibt

Zudem sollte der Anbieter die Spezifika des Unternehmens berücksichtigen (72 Prozent der Teilnehmer). Das PAC-Fazit: Der Betrieb von Web-Anwendung ist längst keine Commodity-Disziplin mehr, bei der sich Dienstleister nur durch Kosteneinsparungen profilieren können.

Die Studie in Stichworten

(mhr)