Cisco-Chef Ganser

Die CeBIT ist immer noch eine Impulsgeberin für die ITK-Industrie weltweit

19.02.2009 von Jürgen Hill
Warum Cisco wieder nicht auf der CeBIT ist, wie ITK bei Krisenbewältigung helfen kann und was die Zukunftstechnologien sind - darüber sprach Michael Ganser, Deutschland-Chef von Cisco, mit CW-Redakteur Jürgen Hill.

CW: Herr Ganser, die CeBIT betont dieses Jahr stark den Business-Charakter der Messe. Warum ist Cisco wieder nicht mit einem eigenen Messestand vertreten?

Cisco-Chef Ganser verzichtet auf einen eigenen Messestand und engagiert sich bei seinen Partnern.
Foto: Cisco

GANSER: Wir sind kein großer Aussteller auf der CeBIT, weil wir schon seit Jahren sehr erfolgreich die Cisco Expo veranstalten. Hier zeigen wir gemeinsam mit Partnern, was Cisco sowohl für Service-Provider, große Enterprise-Kunden als auch für den Mittelstand und kleine Unternehmen oder den öffentlichen Sektor leistet. Auf der CeBIT werden wir wieder mit Ironport und mit Partnern zusammen vertreten sein, wie auch in den vergangenen Jahren. Zum ersten Mal wird die Cisco Expo übrigens Ende April in der Messestadt Hannover stattfinden. Unter dem Motto "Collaborate. Innovate. Experience." widmet sich die Expo der Innovationskraft neuer Technologien und Anwendungen.

CW: Engagiert sich Cisco in anderer Form, etwa mit Sonderschauen oder über das Partnerland Kalifornien, auf der Messe?

GANSER: Ja, Cisco Ironport, die Cisco Security Technology Business Unit und führender Anbieter von Anti-Spam-, Anti-Viren- und Anti-Spyware-Lösungen, wird wie bereits gesagt auf der CeBIT vertreten sein. Zudem engagieren wir uns über unsere Partnerunternehmen auf der CeBIT, etwa die Deutsche Telekom, Arcor oder IBM.

Positive Signale aussenden

CW: Was erwarten Sie von der CeBIT 2009?

GANSER: Die CeBIT ist immer noch eine Impulsgeberin für die Informations- und Kommunikationsindustrie weltweit - für die ITK-Branche und davon ausgehend für die gesamte Wirtschaft. In der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise ist es gerade jetzt wichtig, positive Signale zu setzen und aufzuzeigen, was Unternehmen brauchen, um ihre Prozesse und Abläufe effizienter zu gestalten. Investitionen im ITK-Bereich sind wichtig, etwa in Collaboration-Tools, Virtualisierung oder Breitband. Im globalen Umfeld ist es für den Wirtschaftsstandort Deutschland wichtig, nachhaltig Wettbewerbsvorteile zu ermöglichen durch schnelles Agieren und durch die Implementierung collaborativer Prozesse. Diese Prozesse und Tools sollten eine intelligente und schnelle Verbindung intern und extern ermöglichen - jederzeit, überall und über jedes Gerät. Firmen, die in Krisenzeiten investieren, können sich für den Aufschwung präparieren und einen Wettbewerbsvorteil durch Effizienzsteigerung erreichen. Auch ein Trendthema wie Cloud Computing wird auf der CeBIT schwerpunktmäßig vorgestellt, also die zunehmende Verlagerung von IT-Ressourcen und Anwendungen ins Internet - Entwicklungen, die auch für Cisco und unsere Partner bedeutend sind.

CW: Werden Sie selbst auf der CeBIT sein?

GANSER: Ja, ich werde vor Ort sein und einige Podiumsdiskussionen besuchen. Sicher ist auch der Austausch mit unseren Kunden und Geschäftspartnern sehr wichtig.

CW: Welche Auswirkungen wird die Wirtschaftskrise in Ihren Augen auf den ITK-Markt in Deutschland haben?

GANSER: Der ITK-Markt in Deutschland, mit einem Volumen von 145 Milliarden Euro im Jahr 2008, hat eine übergreifende Rolle bei den wirtschaftlichen Entwicklungen. Wir sehen die bedeutende Rolle von IT als Wertschöpfungsfaktor für Unternehmen in Sachen Produktivität, Flexibilität und Innovation. In Deutschland haben die Investitionen in ITK seit Mitte der 90er Jahre etwa ein Drittel zum Wachstum des Bruttoinlandsprodukts beigetragen. Zurzeit fragen Unternehmen verstärkt nach Lösungen wie Collaboration Tools (Unified Communications, Video- und Web 2.0-Technologien) sowie Virtualisierungshardware und -software. Unternehmen, die jetzt auf Collaboration setzen, werden für den nächsten Aufschwung gut gerüstet sein.

Ciscos Situation in Deutschland

CW: Und wie geht es Cisco Deutschland?

GANSER: Cisco Deutschland hat das zweite Quartal sehr erfolgreich abgeschlossen mit einem Wachstum im mittleren Zehnerbereich. Jetzt birgt das Konjunkturpaket II die große Chance, den Bürgerservice deutscher Kommunen und die Wettbewerbsfähigkeit von Kliniken und Schulen nachhaltig zu verbessern. Die ITK-Ausstattung muss dabei eine maßgebliche Rolle spielen. Es liegt nun an den Ländern und Kommunen, die Investitionen so einzusetzen, dass wir das Ziel der Bildungsrepublik Deutschland erreichen. Bis 2014 sollten 75 Prozent der Haushalte mit einem Internet-Anschluss von mindestens 50 Mbit/s versorgt sein. Unternehmen benötigen eine ausreichende Internet-Versorgung, um wettbewerbsfähig zu bleiben und den Anschluss an den globalen Markt nicht zu verlieren. Mit Blick auf den Zugang zu Informationen, den Austausch mit Kunden weltweit sowie das Erschließen neuer Märkte ist Breitband heute eine Grundvoraussetzung.

Es gilt, unseren Kunden zuzuhören und mit ihnen jetzt Investitionen zu realisieren, die langfristig ökonomisch sind.

CW: Ihre amerikanische Mutter hat angekündigt, der Krise mit verstärkten Firmenzukäufen und einem Feuerwerk an neuen Produkten trotzen zu wollen. Gilt das auch für Deutschland?

GANSER: Ich würde das anders formulieren. Ja, selbstverständlich profitieren wir im deutschen Markt von den weltweiten Investitionsentscheidungen von Cisco. Das, was unsere Kunden von uns erwarten, setzen wir hier gemeinsam mit unseren Partnern um.

CW: Gilt das sowohl für den Consumer- als auch den Business-Bereich von Cisco?

GANSER: Ja, das gilt für alle Bereiche. Für den Standort Deutschland sehen wir insbesondere Potenzial bei der Entwicklung von Technologien für eine nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit, den Ausbau als Wissensgesellschaft, den aktiven Bürgerservice, E-Government und das Gesundheitswesen, wie zum Beispiel durch Health-Presence.

CW: Wie wird der deutsche ITK-Markt nach der Krise aussehen?

GANSER: Es ist wichtig, auch in Krisenzeiten sinnvolle und effizienzsteigernde ITK-Investitionen nicht zurückzufahren. Die Anwender wissen das, und wir hören sehr genau zu, was unsere Kunden benötigen. Der deutsche ITK-Markt kann gestärkt und optimistisch wieder aus dieser Krise herauskommen.

Die ITK-Zukunftstechnologien

CW: Was sind für Sie im ITK-Bereich die interessantesten, viel versprechendsten Zukunftstechnologien?

GANSER: Wir sehen die Zukunft in Collaboration-Tools, also in der virtuellen Zusammenarbeit über Firmen- und Ländergrenzen hinweg. Nicht zuletzt durch die Globalisierung hat sich die Art, wie wir arbeiten, in den letzten Jahren gravierend verändert. Das Geschäftsleben erfordert heute eine bereichs- und unternehmensübergreifende Interaktion mit Kollegen, Kunden und Partnern. Visual Networking, also der Einsatz von Video zur internen und externen Kommunikation, Unified Communications und Web-2.0-Applikationen, sind Lösungen, die Collaboration massiv unterstützen und vorantreiben. Die Plattform dafür sind intelligente Netzwerke. Sie verbinden nahtlos unternehmensinterne IT-Strukturen, sämtliche Endgeräte, Zugangsmedien und Business-Applikationen sowie öffentliche Ressourcen wie externe Web-Service-Quellen. Wir liefern mit dem Netzwerk die Plattform, die es ermöglicht, schnelle, sichere und effektive Collaboration zu realisieren.

Collaboration, Innovation, flächendeckende Breitbandversorgung und Ausbildung sind die vier Kernherausforderungen, um den Standort Deutschland in der globalisierten Welt nachhaltig wettbewerbsfähig zu machen. Weitere Schwerpunkte sehen wir in der Virtualisierung im Data Center sowie sämtlicher Applikationen und Entwicklungen im Bereich Cloud Computing.