Glasfaser statt DSL

Breitband geht auch in der Provinz

25.11.2008
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Breitbandige Glasfaserzugänge im Kuhdorf? Die kleine Gemeinde Oerel zeigt, wie sich ein Glasfaserbreitbandnetz auch auf dem Land rechnet.

Dass die Zukunft auch im Consumer-Segment der Glasfaser gehört und DSL im Prinzip schon Tod ist - Stichwort: Übersprechen, Leitungslänge und Parallelität -, bestreitet niemand mehr. Der Ausweg aus diesem Dilemma, die Vernetzung per Glasfaser, schien sich bislang nur in Großstädten zu rechnen. Nachdem viele Kommunen schon bei DSL in die Röhre schauten, drohen sie nun beim Breitband-Internet per Glasfaser endgültig den Anschluss zu verlieren. Dass es auch anders geht will die kleine niedersächsische Gemeinde Oerel beweisen. Das gerade mal 320 Haushalte und 30 Gewerbetreibende umfassende Dorf gönnt sich eine eigene Glasfaserinfrastruktur, um mit der Breitband-Zukunft Schritt zu halten.

"In der Gemeinde Oerel gab es zwar bislang einige DSL-Anschlüsse", beschreibt Bürgermeister Helmut Ringe die Ausgangssituation, "die Vermittlungsstelle für den Ort lag jedoch in Ebersdorf, einer Gemeinde, die sich acht Kilometer entfernt befindet." Damit war es laut Ringe unmöglich, eine akzeptable Bandbreite sicherzustellen. Die Nutzung des Internets und moderner Telekommunikationsdienste war für die Einwohner und Gewerbetreibenden in Oerel damit sehr eingeschränkt, so der Bürgermeister weiter.

Da auf dem Land von den großen Netzbetreibern in der Regel keine Hilfe zu erwarten ist, ergriff man in Oerel selbst die Initiative. Die Gemeinde schrieb ein Projekt zur Breitbandanbindung aus. Das Rennen machte das IT-Beratungsunternehmen Sacoin GmbH aus Oeringen, ein Mitglied der Triple Play Alliance. Gemeinsam mit Saicon gründete der Ort die Gesellschaft "Oerel - Unser Ortsnetz GmbH". Diese soll künftig als Betreiber des neuen Netzes auftreten.

Glaubt man den Beteiligten, dann lag in Oerel die Akzeptanz für das Projekt vom ersten Tag an bei fast 100 Prozent. Eventuell liegt dies auch an den attraktiven Anschlusspreisen des Netzbetreibers. Laut den auf "UnserOrtsnetz.de" veröffentlichten Preislisten kostet ein Internet-Zugang mit 50 Mbit/s im Down- und Upstream 25,90 Euro pro Monat bei einem Datenvolumen von 100 Gigabyte. Das Triple-Play-Angebot aus Internet-Zugang, Telefon und Fernsehen beläuft sich auf 49,90 Euro.