Demnächst auf Ihrem Smartphone

Die besten Tools für Smartphone-Profis

28.04.2008 von Manfred Bremmer
Egal, ob Symbian-, Windows-Mobile-, oder Java-Handy: Diese Anwendungen machen aktuelle Mobiltelefone noch smarter.

Zum tumben Telefonieren ist die neueste Generation von Multimedia-Handys und Smartphones angesichts immer leistungsfähigerer CPUs, schneller Breitbandverbindungen, integrierter GPS und hoch auflösenden Kameras eigentlich zu schade. Nach und nach kommen nun Anwendungen und Services auf den Markt, die den mobilen Kraftprotzen gerecht werden, indem sie ihre Funktionalität erweitern oder bekannte Schwachstellen wie mangelnde Display- oder Tastaturgröße beheben.

Sprachsteuerung

Bereits jetzt weisen einige Handy-Modelle Funktionen zur Sprachsteuerung auf. Diese sind allerdings noch rudimentär, beschränken sich auf einfache Anwendungen wie Sprachwahl und sind relativ fehleranfällig. Dank neuer Technik soll es jedoch schon bald möglich sein, weitaus mehr Funktionen per Sprache auszuführen und somit das Mobiltelefon mehr und mehr freihändig zu steuern.

Einer der Wegbereiter dieser mobilen Revolution ist Nuance Communications. Als Hoffnungsschimmer für zahlreiche US-Bürger, die regelmäßig (und trotz Verboten) am Steuer SMS schreiben, hat der Hersteller aus Burlington, Massachusetts, bereits 2006 die Spracherkennungssoftware "Mobile Dictation" auf den Markt gebracht. Das Programm war bei einem Test in der Lage, einen 160-Zeichen langen Standard-SMS-Text ("The razor toothed piranhas of the genera Serrasalmus and Pygocentrus are the most ferocious freshwater fish in the world. In reality they seldom attack a human.") in 16,32 Sekunden auf ein Handy einzugeben. Der damalige Weltrekordler - ein Teenager in US-Bundesstaat Utah - brauchte 42.22 Sekunden - zum Eintippen des Textes wohlgemerkt. Ein anderer Bestandteil der "Mobile Speech Platform" von Nuance ermöglicht es dem Nutzer, durch Sprache einen MP3-Titel auf seinem Mobiltelefon zu suchen und abspielen zu lassen.

Navigation und Sprache

Äußerst sinnvoll ist auch die jüngst vollzogene Kombination von Spracherkennung und GPS. So stellte Nuance-Partner Navigon auf der CeBIT das Navigationssystem "8110" vor, das eine gesprochene Zieleingabe unterstützt. Mit dem Dienst "Telenav GPS Navigator" von Telenav sind entsprechende Funktionen auch für GPS-Handys verfügbar.

Die Eingabe von Telefonnummer, Zieladresse oder Kurzmitteilungen ist aus Sicht von Nuance jedoch nur der Anfang. Der Anbieter kann sich zahlreiche Szenarien vorstellen, etwa, dass das Handy auf das Kommando "Taxi" die aktuellen GPS-Daten an den bevorzugten Taxidienst weiterleitet und dem Nutzer im Anschluss Bescheid gibt, wie lange er warten muss.

Sprachbefehle als Suchanfragen

Eine andere Vision, nämlich das Internet via Sprache zu durchsuchen, realisiert derzeit Yahoo: In der neuen Version seiner mobilen Such-Software "OneSearch" werden erstmals Sprachbefehle als Suchanfragen akzeptiert. Um die Stimmerkennung auf das Handy zu bringen, ist Yahoo eine Kooperation mit dem Startup vlingo eingegangen. Dessen gleichnamige Software nimmt die gesprochene Suchanfrage auf und schickt die Tonaufnahme an einen Server, der sie via Speech-to-Text-Software in Buchstaben umwandelt und an die Yahoo-Suche weiterreicht. Der Service wird allerdings erst ausgerollt und unterstützt zunächst nur einige Blackberry-Modelle.

Das Microsoft-Imperium schlägt zurück

Zunächst nur für Blackberries: Microsoft-Tochter Der Voice-Dienst von Microsoft-Tochter Tellme.
Foto: Tellme

In eine ähnliche Richtung zielt ein neuer Dienst, den die Microsoft-Tochter Tellme vorgestellt hat: Der Nutzer spricht dabei Namen und Art eines Geschäfts oder Schlagwörter wie "Wetter", "Verkehr", "Karte" oder "Richtung" in das Gerät (mit integriertem GPS) und bekommt anschließend die zu seinem Standort passende Information vom Microsoft-Dienst "Live Search" beziehungsweise Fandango Movie Info geliefert. Microsofts Mobiles Betriebssystem Windows Mobile unterstützt die Anwendung aktuell allerdings noch nicht, stattdessen läuft sie nur auf neueren Blackberrys (in den USA). Versionen für andere mobile Plattformen sollen jedoch folgen.

Bessere mobile Browser

Anders als es manche Werbespots vorgaukeln, macht das mobile Internet nicht wirklich Spaß. Schuld daran sind neben den langsam ladenden Websites vor allem die kleinen Handy-Displays, die oft nur wenig aussagekräftige Ausschnitte davon darstellen. Hilfe bieten Geräte mit größeren Displays wie das iPhone von Apple oder der E90 Communicator von Nokia - oder speziell angepasste Web-Seiten, wie sie viele News-Portale und auch die Computerwoche (http://m.computerwoche.de) bieten. Auch die Suchmaschinenbetreiber wie Google oder Yahoo haben auf den Trend reagiert und ihre Seiten an mobile Endgeräte angepasst. Die Transformation der Suchdienste hat allerdings einen Schönheitsfehler: Werden die Suchergebnisse noch Handy-gerecht angezeigt, führt der dazugehörige Link unter Umständen zu einer herkömmlichen, nicht-adaptierten Web-Seite. Um dieses Problem zu lösen, nutzt Yahoo seit Herbst vergangenen Jahres eine von Novarra entwickelte Lösung. Diese wandelt die Inhalte einer Website automatisch so um, dass diese an die Charakteristika eines Handys bezüglich Bildschirmgröße, CPU und Speicher angepasst sind. Wer nicht warten will, bis Yahoo die Lösung auch hierzulande ausrollt, oder sich hiesige Mobilfunkbetreiber entsprechende Proxy-Server anschaffen, kann sein Glück mit Transcoding Proxies wie www.skweezer.net oder www.mowser.com versuchen. Eine weitere Alternative sind Server-basierende Browser-Proxies wie Opera Mini, Bitstream Thunderhawk oder Skyfire. Thunderhawk ist allerdings nicht ganz kostenlos, der im Betastadium befindliche Skyfire-Browser wird nur für Windows Mobile und zunächst nur in den USA angeboten.

Digitale Speicher

LiveCargo erlaubt es Nutzern, auch über ihr herkömmliches Handy Dokumente einzusehen oder weiterzuleiten.
Foto: Livecargo

Mit dem Mobiltelefon über das Internet auf Fotos, Videos und Dokumente zugreifen ist angesichts der hohen Datenraten eigentlich ein Unding - zumal es für die meisten Geräte auswechselbare MiniSD-Cards oder Memory-Sticks gibt (und das iPhone immerhin 16 Gigabyte internen Speicher aufweist). Dennoch gibt es durchaus Situationen, in denen der mobile Datenzugriff Sinn macht. Im Privatleben könnte man etwa Bekannten direkt auf dem Mobiltelefon Bilder aus dem vergangenen Urlaub präsentieren, ohne seinen Handy-Speicher voll zu machen. Im Business-Umfeld wären verteilte Arbeitsgruppen in der Lage, voneinander unabhängig selbst großvolumige Dokumente zu bearbeiten und sie (eventuell sogar mit einem mündlichen Kommentar versehen) weiterzuleiten - ohne sie zuvor umständlich auf ihr Gerät zu laden. Diese und ähnliche Vorstellungen haben das Startup LiveCargo dazu bewegt, einen Online-Storage-Dienst ins Leben zu rufen, der auch mobile Endgeräte unterstützt. Das Besondere daran: Der Handy-Client ist Java-basierend und damit für nahezu jedes Internet-fähige Endgerät geeignet.

Rasende Videoreporter

Auch Nutzern, die gerne mit ihren Handy-Kameras filmen, sind im Web-2.0-Zeitalter kaum mehr Grenzen gesetzt. So ermöglicht es der von Visivo Communications entwickelte Dienst "Qik", Video-Livestreams vom Handy direkt ins Internet zu senden. Damit nicht genug, kann man Freunde und Bekannte über eine Benachrichtigung in Twitter direkt zu der Übertragung auf ihr Handy dazuholen und sich parallel über ein Chat-Fenster unterhalten. Voraussetzung sind eine mobile Online-Verbindung, idealerweise mit einer Daten-Flatrate, sowie eine kleine Applikation auf dem Handy (aktuell nur Symbian S60) - für eine flüssige Übertragung sorgt Qik mit einigen Tricks.

Aktuell hat Qik mit dem Feature Live-Übertragung noch ein Alleinstellungsmerkmal, aber die Konkurrenz schläft nicht: Das kanadische Unternehmen Movidity arbeitet an ähnlichen Eigenschaften für ihre Mobile-Video-Plattform Movy.tv, die aktuell noch als eine Art YouTube für Handys ausgelegt ist.

Überwachung per Handy

iNowCU hält auf den PC-Client Webcam-Alerts fest und leitet sie auf das Handy weiter.
Foto: InowCU

Nebenbei nutzt die Company die Technik in Form des "Movidity Multimedia Mobilizing Enterprise System" aber auch für die Nutzung von professionellen Überwachungskameras über das Handy, eine Version für Privatnutzer - etwa als Einbruchschutz oder zur Kontrolle des Babysitters von unterwegs - soll folgen. Wer nicht so lange warten will, dem bietet Inca X Mobile mit "iNowCU" bereits ein ähnliches, aber marktreifes Produkt: Die für Windows Mobile und Java entwickelte Lösung macht aus bis zu vier PC-Webcams einen intelligenten Bewegungsmelder, der bei Alarm Bilder oder Video direkt oder per E-Mail-Attachment auf das Handy sendet. Optional kann der Nutzer aber auch von unterwegs auf die Kameras (beziehungsweise den damit verbundenen PC), Geräte ab- oder zuschalten, deren Einstellungen verändern etc. (mb)