Yelp, Qype, Foursquare und Co.

Die besten Bewertungsportale im Überblick

23.07.2012 von Diego Wyllie
Ortsbezogene Empfehlungsdienste, mit denen Anwender die besten Locations in der Stadt finden können, sind auf dem Vormarsch. Dabei werden etablierte Anbieter zunehmend von jungen Startups mit frischen und innovativen Ideen herausgefordert.
Der große Vorteil von Bewertungsportalen ist, dass man vom Wissen der Community profitieren kann.

Als sich das Internet mit Web 2.0 in ein interaktives Medium verwandelt hat, erfreuten sich Bewertungsportale schnell großer Beliebtheit. Hier konnten Internet-User Informationen und ihre eigenen Erfahrungen zu Produkten und Services mit der Welt teilen und von dem Wissen der Community profitieren. Heute kann man sich ein World Wide Web ohne Rezensionen, User-Reviews und Bewertungen kaum vorstellen. In der aktuellen mobilen Ära erleben Bewertungs- beziehungsweise Empfehlungsportale ihre Renessoince. Dank Smartphones und Geolokalisierung können ortsbezogene Empfehlungsdienste heute wertvolle Dienste leisten. Zum einen ermöglichen sie es den mobilen Anwendern, Bars, Restaurants, Geschäfte und sonstige Dienstleister in der Stadt zu bewerten. Zum anderen helfen sie ihnen dabei, die besten Locations in unmittelbarer Umgebung zu finden.

Solche Dienste werden nicht nur in den USA immer populärer. Auch in Europa, und insbesondere hierzulande, gibt es immer mehr Startups, die sich in dem hart umkämpften Markt der "Location Based Services" behaupten wollen. Welche Plattformen den Markt dominieren und mit welchen innovativen Features die Newcomer versuchen, ihre eigenen Communities aufzubauen, erfahren Sie auf den folgenden Seiten.

Die besten Bewertungsportale
1. Yelp
Als Mutter aller Empfehlungsdienste eignet sich “Yelp” sowohl für Einsteiger als auch für Vielausgeher, die kein Lokal verlassen, ohne zuvor eine Bewertung geschrieben zu haben. Der Dienst ist im Web und als mobile App für alle wichtigen Plattformen erhältlich.
2. Qype
Der deutsche Empfehlungsdienst “Qype” aus Hamburg ist als Yelp-Klon entstanden, konnte sich aber als Marktführer in Europa behaupten.
3. Foursquare
Wenngleich ursprünglich nicht als Empfehlungsdienst konzipiert, hat der Check-In-Pionier “Foursquare” heute das Potenzial, den klassischen Lösungen in diesem Bereich mit innovativen Features echte Konkurrenz zu machen.
4. Plazaa
Mit einem besonderen Augenmerk auf Empfehlungen von Freunden, setzt der hiesige Dienst “Plazaa” auf Qualität statt Quantität. Aus dem Grund muss es nicht unbedingt mit Yelp oder Qype konkurrieren. Die Lösung ist als Web-App und im Bereich Mobile nur für iPhone erhältlich.
5. Shoutify
“Shoutify” ist ein weiterer Dienst aus Deutschland, der sich erst in der öffentlichen Betaphase befindet. Damit ist es zunächst eher was für “Early Adoperts”, die gerne neue Dienste ausprobieren. Die Anwendung macht aber einen rundum guten Eindruck und hat sicherlich viel Potenzial.
6. Urbany
Mit “Urbany” steht eine Mashup-Anwendung für iPhone zur Verfügung, die alle wichtigen Empfehlungsdienste unter einen Hut bringt. Anders als die meisten Apps in diesem Bereich ist die Software kostenpflichtig (1,59 Euro im Apples App Store).

Yelp: Der Pionier aus Silicon Valley

Yelp ist der Platzhirsch unter den Empfehlungsplattformen.

2004 in San Francisco durch zwei ehemalige Paypal-Mitarbeiter gegründet gilt "Yelp" heute als der internationale Platzhirsch unter den modernen Empfehlungsplattformen. In Deutschland ist der Online-Service, der mittlerweile rund 46 Millionen User weltweit zählt, erst vor zwei Jahren gestartet. Nachdem Anwender ein Yelp-Profil angelegt haben, können sie Bars, Restaurants und andere Geschäfte und Dienstleistungen aller Art bewerten. Wenn man mit dem Smartphone unterwegs ist, hilft der Dienst, die besten Locations in unmittelbarer Umgebung zu finden. Weitere Features wie Check-In-Angebote und Events runden das Funktionsspektrum der Software ab.

Pro: Punkten kann Yelp in erster Linie mit seiner großen, internationalen und vor allem aktiven Community, die bis dato um die 20 Millionen Bewertungen geschrieben hat.

Contra: Auf Grund seiner großen Userbasis hat Yelp wiederum mit einem Problem zu kämpfen, das leider fast unvermeidbar ist: Spam und Betrug. So ist Yelp aufgrund dubioser Bewertungen oftmals in die Kritik geraten.

Unterstützte Plattformen: Neben dem zentralen Web-Portal bietet Yelp kostenlose mobile Apps für iOS (iPhone und iPad), Android, Blackberry und Windows Phone. Zusätzlich stellt der Hersteller eine für kleine Touchscreens optimierte Website bereit.

Fazit: Als Mutter aller Empfehlungsdienste eignet sich Yelp sowohl für Einsteiger als auch für Vielausgeher, die kein Lokal verlassen, ohne zuvor eine Bewertung geschrieben zu haben.

Qype: Yelp-Klon und Marktführer in Europa

Qype genießt einen sehr guten Ruf in Europa.

Kurz nachdem Yelp in den USA gestartet wurde kamen wie üblich viele Nachahmer, die die Idee eins zu eins kopiert und für den lokalen, europäischen Markt fit gemacht haben. Aus den unzähligen "Me Too"-Anbietern, von denen die allermeisten bereits wieder aus dem Web verschwunden sind, konnte sich die Firma Qype GmbH aus Hamburg behaupten und wurde zu einem der erfolgreichsten deutschen Startups. Heute genießt "Qype" einen sehr guten Ruf in Europa und expandiert mit Erfolg auch in weitere internationale Märkte wie zum Beispiel Brasilien. Was die Kernfunktionalität angeht, gibt es zwischen Qype und dem Originalen kaum Unterschiede.

Pro: Da Deutschland für Qype den Heimatmarkt repräsentiert, ist der Dienst speziell für lokale Geschäfte und kulturelle Gegebenheiten optimiert. Ein weiterer Pluspunkt: Qype kann nicht nur in Großstädten wie Berlin oder Hamburg, sondern auch in kleineren Orten hilfreich sein, da der Anbieter sich gezielt darum bemüht hat, überall im Land aktive Communities aufzubauen.

Contra: Was die Funktionalität angeht, scheint Qype gegenüber Yelp immer einen Schritt hinterher zu laufen. Tolle Features wie etwa Augmented Reality oder Siri-Integration, wie Yelp bietet, sucht man bei Qype vergeblich.

Unterstützte Plattformen: Wie von einem so wichtigen Anbieter in diesem Marktsegment nicht anders zu erwarten, bietet auch Qype mobile Apps für alle wichtigen Plattformen, die natürlich kostenlos erhältlich sind.

Fazit: Yelp oder Qype? In Europa hat der deutsche Anbieter noch die Nase vorn. Für den User bedeutet dies mehr Geschäfte und mehr Bewertungen. Wer allerdings viel reist und überall auf der Welt einen einzigen Empfehlungsdienst nutzen möchte, wird wahrscheinlich besser mit Yelp fahren.

Foursquare: Erfinder des erfolgreichen Check-In-Konzepts

Foursquare bringt Spielecharakter in Location Based Services.

Eine weitere Software, die bei keiner Marktübersicht zum Thema Empfehlungsdienste fehlen darf, ist die populäre App "Foursquare". Was als nettes Geo-Location-Spiel angefangen hat, ist mittlerweile zu einer der wichtigsten und - vor allem in den USA - beliebtesten Empfehlungsplattformen geworden. Aktuell zählt der Check-In-Pionier rund 20 Millionen Anwender weltweit, die persönliche, Standort-bezogene Empfehlungen und spezielle Deals und Angebote erhalten. Diese richten sich nach den Locations und Orten, die sie, ihre Kontakte und andere Foursquare-Nutzer mit ähnlichen Interessen besuchen.

Pro: Foursquare ist einer der ersten Dienste im Internet gewesen, der mit dem innovativen Check-In-Konzept eindrucksvoll bewiesen hat, dass "Gamification" enormes Potenzial hat. Nicht ohne Grund haben Yelp, Qype und andere Dienste dieses Feature in ihre eigenen Produkte integriert. Mittlerweile bietet die App aber weitere leistungsfähige Funktionen wie eine ortsgebundene Suche.

Contra: Die App hat erst vor weniger Zeit die Features eingeführt, mit denen sie zur mächtigen Empfehlungsmaschine werden sollte. Insofern muss Foursquare in diesem Bereich noch den Vorsprung von Yelp, Qype und Co. aufholen.

Unterstützte Plattformen: Wie Yelp und Qype ist auch Foursquare für alle wichtige mobile Plattformen kostenlos erhältlich und bietet ebenfalls eine für Smartphones optimierte Webseite an.

Fazit: Wenngleich ursprünglich nicht als Empfehlungsdienst konzipiert, hat Foursquare heute das Potenzial, den klassischen Empfehlungsportalen mit innovativen Features echte Konkurrenz zu machen.

Plazaa: Newcomer mit Fokus auf Freundesempfehlungen

Plazaa - haben Freunde doch die besseren Tipps?

Neben den etablierten Top-Playern gibt es in diesem vielversprechenden und umkämpften Marktsegment natürlich auch viele Startups, die mit frischen und innovativen Ideen den Markt aufmischen wollen. Dazu zählt zum Beispiel die sich noch in der Betaphase befindliche Plattform "Plazaa", die zum Kölner Inkubator Crossventures gehört.

Pro: Wie der Anbieter erklärt, soll die Software den Charakter von Bewertungsplattform und sozialem Netzwerk verknüpfen. Dabei stehen im Vordergrund die Empfehlungen von Freunden und Bekannten - und nicht von wildfremden Leuten, wie es bei Yelp oder Qype überwiegend der Fall ist. Durch das persönliche Konzept soll der eigene Freundeskreis auf einfache Weise erfahren können, welche Locations empfehlenswert sind.

Contra: Knapp zwei Jahre nach seinem Debüt gibt es bei Plazaa Bewertungen in nur einem Dutzend Städte. Das heißt, dass viele Anwender hierzulande mit der App noch recht wenig anfangen werden können. Im Ausland funktioniert Plazaa ebenfalls nicht.

Unterstützte Plattformen: Plazaa bietet derzeit eine Web-App und eine mobile App für iPhone, die einen sehr guten Eindruck macht - sowohl was das Design als auch was die Funktionalität angeht.

Fazit: Mit einem besonderen Augenmerk auf Empfehlungen von Freunden, setzt Plazaa auf Qualität statt Quantität. Aus dem Grund muss es nicht unbedingt mit Yelp oder Qype konkurrieren. Die Software an sich ist wirklich brauchbar.

Shoutify: Immer auf dem Laufenden bleiben

Shoutify ist noch ganz neu und braucht infolgedessen mehr Nutzer.

"Shoutify" ist eine weitere vielversprechende Empfehlungs-Software, die erst dieses Jahr hierzulande gelauncht wurde. Zu den zentralen Features der Plattform zählen neben der Möglichkeit, gute Locations in der Umgebung zu finden, beispielsweise Listen, die Anwender nutzen können, um ihre Lieblingslocations zu gruppieren. In seinem persönlichen News-Feed kann der Anwender zudem sehen, was in seinen favorisierten Geschäften gerade los ist. Diese Nachrichten über Events, spezielle Angebote, etc, werden in der Plattform als "Shouts" bezeichnet, daher der Produktname.

Pro: Wer viel Wert auf ansprechende und ausgefeilte Anwendungsoberflächen legt, wird Shoutify sicherlich zu schätzen wissen. Mit einem Designkonzept, das stark an erfolgreiche Apps wie die Task-Management-App Wunderlist oder Pinterest erinnert, präsentiert sich der Dienst in einem schicken und modernen Outfit, der vor allem jüngere Nutzer ansprechen dürfte.

Contra: Um wirklich nützlich zu sein, muss ein Empfehlungsportal vor allem eins: Eine kritische Masse an aktiven Mitgliedern erreichen. Das hat Shoutify bei weitem noch nicht, hat die Plattform doch erst vor wenigen Monaten ihre Pforten geöffnet. Wer also einen konsolidierten Dienst mit vielen Reviews sucht, für den kommt diese Plattform noch nicht in Frage.

Unterstützte Plattformen: Bis dato ist Shoutify als Web-App und als iPhone-App verfügbar. Unterstützung für Android und andere mobile Plattformen sollen nach Herstellerangaben bald folgen.

Fazit: Shoutify befindet sich erst in der öffentlichen Betaphase und ist damit zunächst eher was für "Early Adoperts", die gerne neue Dienste ausprobieren. Ob es der Plattform gelingen wird, eine große, aktive Community aufzubauen, kann man heute nicht sagen. Die Anwendung macht aber einen rundum guten Eindruck und hat sicherlich viel Potenzial.

Urbany: Alles in einer App

Urbany spricht nur Englisch.

Mit "Urbany" bietet die Berliner Softwareschmiede Uberblic Labs GmbH eine schicke und vor allem nützliche iPhone-App, die Tips aus Foursquare, Reviews aus Yelp und Qype, Kontaktdaten, Bilder, Berichte aus dem Reiseführer Lonely Planet und weitere populäre Recommendation-Dienste unter einen Hut bringt. Damit umgeht diese junge App eine große Hürde, die jedes Startup in diesem Marktsegment bewältigen muss: Eine eigene Community aus engagierten Nutzern aufzubauen, die jeden Tag - oder zumindest jede Woche oder jeden Monat - etwas posten. Da die App als Aggregator agiert, wird sie automatisch für Nutzer interessant, die bereits den einen oder anderen Dienst nutzen, der in Urbany integriert ist.

Pro: Neben einem schlichten und modernen UI-Design wartet die Software mit einem interessanten Grundkonzept auf, die clever ist und gleichzeitig sehr gut umgesetzt ist.

Contra: Von einer App, die ortsbezogene Dienste bietet und zudem noch in der Hauptstadt entwickelt wird, könnte man eigentlich schon erwarten, dass sie auf Deutsch erhältlich ist. Urbany spricht bis dato aber leider nur English. Ansonsten hat man bei dieser App nicht viel zu meckern.

Unterstützte Plattformen: Urbany ist ausschließlich für iPhone im App Store erhältlich und anders als die restlichen Apps, die in diesem Beitrag aufgeführt wurden, kostenpflichtig. Der Download-Preis beträgt 1,59 Euro.

Fazit: Mashup-Dienste sind im Web weit verbreitet und sehr beliebt. Eine App wie Urbany, die aber speziell als Aggregator von Empfehlungsplattformen konzipiert wurde, findet man nicht alle Tage. (ph)