Der Markt für Server: Sinkende Margen - harter Preiskampf

27.09.2006
Trotz steigender Verkäufe verbuchten die Hersteller 2005 weniger Umsatz als im vorangegangenen Jahr. Der Druck auf die Margen verschärft den Wettbewerb.

Zuerst die gute Nachricht: Sun Microsystems hat im Server-Markt wieder an Vertrauen gewonnen. Das zumindest beobachtet Gartner-Analyst Andrew Butler. Noch vor einem Jahr sorgten sich Branchenbeobachter und Kunden ernsthaft um das Überleben des einstigen Börsenstars. "Diese Befürchtungen sind passé", berichtet Butler. Viel mehr Positives weiß er nicht vom deutschen Server-Markt zu berichten. Im Gegenteil: Die Umsätze sind 2005 gegenüber dem Vorjahr von 3,64 Milliarden auf 3,51 Milliarden Dollar zurückgegangen. Daran konnten auch die um gut neun Prozent gestiegenen Auslieferungen nichts ändern. Der Trend zu billigeren Systemen aus Standardkomponenten setzt sich fort.

Top 10: Server in Deutschland nach Stückzahl 2005

(einschließlich Intel-Server und Großkunden) - Marktanteile in Prozent

  1. Hewlett-Packard 30,3

  2. Fujitsu-Siemens 21,0

  3. IBM 15,2

  4. Dell 13,5

  5. Sun Microsystems 7,2

  6. Maxdata 3,4

  7. Acer 1,7

  8. Transtec 0,7

  9. Apple Computer 0,4

  10. NEC 0,3

Im vergangenen Jahr verkauften die Hersteller in Deutschland 383545 Server. Quelle: Gartner

Top 5: Server weltweit im 2. Quartal 2006

(Marktanteile nach Stückzahlen in Prozent)

  1. Hewlett-Packard 27,6

  2. Dell 21,5

  3. IBM 15,7

  4. Sun Microsystems 5,3

  5. Fujitsu/Fujitsu Siemens 2,6

  6. Andere 27,2

Quelle: Gartner (August 2006)

Im Ranking der Hersteller gab es gegenüber dem Vorjahr kaum Veränderungen (siehe Tabellen "Top 10"). Gemessen an ausgelieferten Servern heißt der Marktführer in Deutschland wie im gesamten europäischen Markt Hewlett-Packard (HP). Nachdem der Konzern 2004 Marktanteile an die Konkurrenten abgeben musste, laufe insbesondere das Geschäft mit Unix-Servern wieder besser, so der Gartner-Experte. HP profitiere davon, dass sich der lange kritisierte 64-Bit-Prozessor "Itanium" allmählich im Markt durchsetze.

Der Marktführer enttäuscht

Während HP die meisten Rechner absetzte, erzielte IBM den höchsten Umsatz - wenn auch mit einem zweiprozentigen Marktanteilsverlust. Unterm Strich sei die Entwicklung des weltgrößten IT-Konzerns enttäuschend verlaufen, kommentiert Butler. Big Blue, wie das Unternehmen unter Anspielung auf die Firmenfarben genannt wird, verfüge über eine gute Produktpalette und eingeschliffene operationale Prozesse. Vor diesem Hintergrund hätte man mehr erwarten können.

Das eher maue Abschneiden des Branchenführers dürfte auch mit einer Eigenart des deutschen Marktes zu tun haben, wo mit Fujitsu-Siemens Computers (FSC) nach wie vor ein starker lokaler Player agiert. Das japanisch-deutsche Gemeinschaftsunternehmen ist mit einem Marktanteil von 22,6 Prozent nach Umsatz dem Konkurrenten HP (23,7 Prozent) dicht auf den Fersen. Sun Microsystems landet mit einem Anteil von 12,8 Prozent weit abgeschlagen auf Platz vier, konnte sich im Vergleich zum Vorjahr (12,8 Prozent) aber stabilisieren. Noch weiter zurück liegt Dell (fünf Prozent).

Die Frage aller Fragen

"Sun hat Solaris als Open-Source-System repositioniert und zugleich als Alternative zu Linux und Windows aufgestellt", beschreibt Butler eine von mehreren Veränderungen in der strategischen Ausrichtung des Herstellers. Als das Management den Schritt ankündigte, herrschte eine gehörige Position Skepsis im Markt. In den vergangenen zwölf Monaten aber habe sich die Haltung etlicher Applikationsanbieter geändert. Sie ständen dem Sun-eigenen Unix-Derivat zumindest nicht negativ gegenüber. Dass Solaris und darauf basierende Sun-Server kurzfristig Windows- und Linux-Installationen ersetzen können, glaubt der Gartner-Mann dennoch nicht: "Die große Frage ist, ob sich Solaris neben Windows und Linux als überlebensfähiges Betriebssystem halten kann."

Weniger klar als die Frage nach dem Betriebssystem ist nach Butlers Einschätzung Suns Hardwarestrategie. Zwar führe das Unternehmen einige interessante Techniken im Portfolio, beispielsweise den Achtkern-Prozessor "Niagara" für Highend-Server. Auch die AMD-basierenden Maschinen für den unteren bis mittleren Leistungsbereich ernteten in technischen Vergleichen viel Lob. Andererseits aber schleppe Sun ebenso wie der Partner FSC einige Legacy-Plattformen mit sich herum, deren Ablösung eigentlich anstehe.

Top 10: Server in Deutschland nach Umsatz 2005

(einschließlich Intel-Server und Großrechner) - Marktanteile in Prozent

  1. IBM 29,3

  2. Hewlett-Packard 23,7

  3. Fujitsu-Siemens 22,6

  4. Sun Microsystems 12,9

  5. Dell 5,0

  6. Groupe Bull 1,2

  7. Maxdata 0,6

  8. Comparex 0,6

  9. Unisys 0,5

  10. NCR 0,4

Der Umsatz im deutschen Server-Markt betrug 2005 rund 3,51 Milliarden Dollar. Quelle: Gartner

Nervöse Sun-Kunden

Damit sind vor allem Server mit älteren Sparc-Prozessoren gemeint, wie sie auch FSC noch feilbietet. Theoretisch treten Sun und FSC in Sachen Sparc als Partner auf, so Butler. In der Praxis sei davon aber wenig zu spüren. Bezüglich der Hardware-Roadmap beobachte er eine gewisse Nervosität unter den Kunden beider Anbieter. Sie wüssten im Moment nicht so recht, was sie kaufen sollen. Innerhalb der kommenden sechs Monate dürfte die Situation aber klarer werden.

Neben den Big Four des Server-Geschäfts agieren im deutschen Markt noch immer einige Nischenanbieter. Unternehmen wie Acer oder die deutsche Maxdata tauchen zwar in den Statistiken auf, spielen gemessen am Umsatz aber kaum eine Rolle. Eine Alternative stellen sie aus Sicht von Gartner bestenfalls für kleine und mittlere Kunden dar, die einen lokalen Lieferanten bevorzugen oder in erster Linie auf den Preis achten. Großkunden dagegen kauften lieber bei den führenden Anbietern, da diese wie sie selbst international aufgestellt sind.

Top 5: Server in Emea im 2. Quartal 2006

(Marktanteile nach Stückzahlen in Prozent)

  1. Hewlett-Packard 38,2

  2. IBM 17,3

  3. Dell 17,1

  4. Fujitsu/Fujitsu Siemens 5,7

  5. Sun Microsystems 5,1

  6. Andere 16,4

Quelle: Gartner (August 2006)

Für nachhaltige Veränderungen im Markt sorgt weiterhin das rasche Vordringen von Linux-basierenden Rechnern. Das Open-Source-Betriebssystem wächst schneller als die Windows-Konkurrenz, lautet eine Erkenntnis der Marktforscher. Windows legt nach Einschätzung von Butler eher organisch zu, im Klartext: Bestehende Microsoft-Kunden kauften noch mehr Windows-Server. Wie schon 2004 zu beobachten war, geht das Linux-Wachstum vor allem zu Lasten von Unix und proprietären Altsystemen. Es gibt deutlich mehr Unix-zu-Linux-Migrationen als Unix-Ablösungen durch Windows.

Vor diesem Hintergrund erwartet Butler auch keine Migrationswelle von Windows- zu Linux-Plattformen: Für die meisten Kunden sei es relativ einfach, Windows-Rechner im gesamten Unternehmen einzusetzen. Dies gelte für Linux nur bedingt. Eines aber sei heute schon absehbar: Sowohl das Microsoft-Betriebssystem als auch der Open-Source-Konkurrent gewönnen weiter an Qualität. "Bis zum Ende des Jahrzehnts werden sich fast alle Teile der Unternehmens-IT auf Windows- oder Linux-Rechnern betreiben lassen."

Top 5: Server weltweit im 2. Quartal 2006

(Marktanteile nach Umsatz in Prozent)

  1. IBM 29,2

  2. Hewlett-Packard 27,3

  3. Sun Microsystems 13,1

  4. Dell 10,5

  5. Fujitsu/Fujitsu Siemens 4,5

  6. Andere 15,4

Quelle: Gartner (August 2006)

"Der Mainframe ist nicht tot"

Ganz anders sehen die Perspektiven im Mainframegeschäft aus, der einstigen Cash Cow etlicher Hardwaregrößen. Die Umsätze gehen langsam, aber stetig zurück. Nach Einschätzung von Marktforschern ist dies vor allem auf gesunkene Preise zurückzuführen. Butler sieht dennoch auch in Zukunft einen Bedarf für die Big Irons: "Der Mainframe ist nicht tot." Noch arbeiteten in vielen Unternehmen Großrechneranwendungen, für die ein Plattformwechsel keinen Sinn ergebe. Das werde sich auf absehbare Zeit nicht ändern. Kritischer sieht er die Herausforderung, neue Workloads auf die Mainframes zu bringen. Lediglich IBM könne dies mit einigen Linux-Anwendungen gelingen.