Wir schreiben das Jahr 1985. Die Welt diskutiert über den frisch ernannten Generalsekretär Michail Sergejewitsch Gorbatschow und seine Reden zum gemeinsamen Haus Europa. Die Berliner Mauer steht noch. Mit Joschka Fischer hat Deutschland den ersten Minister in Turnschuhen, und das Land freut sich über einen 17-jährigen Rotschopf aus Leimen, der in diesem Sommer das Tennisturnier von Wimbledon gewinnt.
Eher unbemerkt begann dagegen im Sommer 1985 eine Revolution, die langfristig die Softwareindustrie in ihren Grundfesten erschüttern sollte: Microsoft lieferte erste Testversionen von Windows 1.0 an Softwareentwickler und Computerhersteller aus. Wie auch viele der späterten Spielarten kam bereits das erste Release mit gewaltiger Verspätung auf den Markt. Offiziell wurde das erste Windows dann im November 1985 in New York auf einer Pressekonferenz vorgestellt. Mit Windows 1.0 wurde auch der Begriff "Vaporware" für lange ankündigte und nicht erschienene Produkte salonfähig. Die COMPUTERWOCHE-Schwesterzeitschrift "Infoworld" verlieh im November 1985 im Alexic Hotel in Las Vegas den Golden Vaporware Award an Bill Gates für die Verzögerung von Microsoft Windows 1.0.
Schwere Geburt eines Betriebssystems
Die Verspätung hatte jedoch einen guten Grund: Schon die erste Version war zu ressourcenhungrig für die damalige PC-Hardware (Intel-8088-CPUs), und die Programmierer mussten viel Arbeit in die Softwareentwicklung und -optimierung stecken. Dass sich die Mühe gelohnt hat, darf bezweifelt werden, denn selbst Jahre später wurden PC-Programme wie Pagemaker noch mit einer Windows-Runtime-Version (Release 2.11) verkauft, da der grafische Betriebssystem-Aufsatz kaum nachgefragt wurde. Die schwere Geburt von Windows sollte aber nicht weiter verwundern, denn zu dieser Zeit waren PCs mit zwei Floppy-Laufwerken (360 KB) noch zeitgemäß und Festplatten ein fast unbezahlbarer Luxus.
Als Benutzeroberfläche dominierte die Kommandozeile von PC/DOS (auf IBM-Rechnern) oder MS/DOS. Wer seinen Anwendern am Arbeitsplatz dennoch etwas Komfort bieten wollte, programmierte entweder mit [esc-Sequenzen Batch-Programme zum Applikationsaufruf oder nutzte eine konkurrierende Benutzeroberfläche. Ähnliche Angebote waren etwa "Visi On" von Visicorp, DESQview von Quarterdeck, Topview von IBM sowie GEM von Digital Research. Allen war gemeinsam, dass sie zu hohe Anforderungen an die Hardware stellten und den Kauf teurer Arbeitsplatzrechner verlangten. Erschwerend kam hinzu, dass es nicht viel Software gab, die die Vorteile dieser Oberflächen nutzte.
1987: Die Suche nach der Killerapplikation
So brachte Microsoft beispielsweise erst im Oktober 1987 mit Excel die erste speziell für Windows ausgerichtete Software auf den Markt, der dann 1989 Winword folgte. Zusammen mit Excel präsentierte der Konzern 1987 Windows 2.0 und legte damit den Grundstein für den späteren Windows-Erfolg.
Auf den ersten Blick war dieses Release alles andere als spektakulär - es war lediglich eine 16-Bit-Betriebssystem-Ergänzung, die nun überlappende Fenster bot. Allerdings führte Microsoft unter der bunten Oberfläche einige grundlegende Techniken ein, etwa den Dynamic Data Exchange (DDE), mit dem Programme untereinander kommunizieren und Informationen/Daten austauschen konnten. Ferner wurde das Verwalten und Nutzen von zusätzlichem Arbeitsspeicher (XMS sowie EMS) jenseits der 640 KB verbessert. Gleichzeitig splittete der Konzern die Windows-Linie in eine Variante für 286er und 386er Prozessoren auf. Windows/386 unterstützte den Protected Mode des neuen Intel-Prozessors und konnte so deutlich mehr Arbeitsspeicher adressieren.
Dass diese Version in Kombination mit Excel und Winword sowie dem DTP-Programm Pagemaker ernst zu nehmen und für Business-Kunden eine Überlegung wert war, belegt ein anderes Ereignis: Im März 1988 drohte Apple, gegen Windows juristisch vorzugehen, da es das Look and Feel der eigenen Benutzeroberfläche kopiere. Diesem Rechtsstreit um Windows sollten noch viele weitere folgen.
1990: Windows wird flügge
Viele jüngere Zeitgenossen verbinden jedoch den Beginn der Windows-Historie mit einem anderen Datum: Im Mai 1990 erschien Windows 3.0. Bereits in den ersten vier Monaten konnte Microsoft eine Million Lizenzen verkaufen. Technisch setzt 3.0 zwar noch immer auf dem 16-Bit-DOS auf, doch die grafische Benutzeroberfläche hat mit den Vorgängern wenig gemeinsam. Mit Icons, 3D-Schaltflächen oder VGA-Unterstützung erinnerte das Look and Feel mehr an einen MAC. Gleichzeitig hielten der Programm- sowie der Datei-Manager Einzug und lösten die bis dato übliche MS-DOS-Executive ab. Unter der bunten Oberfläche beherrscht das System mit Einschränkungen kooperatives und präemptives Multitasking. Gleichzeitig begründet Windows 3.0 das Prinzip der Systemdatenbank, auch als Registry bekannt.
Windows 3.0 blieb nicht lange auf dem Markt. Bereits im März 1992 folgte Windows 3.1. Offiziell nur als Update verkauft, markiert das Release einen endgültigen Bruch mit der Vergangenheit. Etliche für Windows 3.0 geschriebene Programme laufen unter dem Update nicht. Dafür entschädigt das System auf einem anderen Gebiet: Multimedia hält auf dem PC Einzug. So werden Soundkarten unterstützt und die damals noch recht neuen CD-ROM-Laufwerke. Zudem wurde DDE zum OLE (Object Linking und Embedding) weiterentwickelt, so dass nun etwa eine Tabelle aus Excel in Word eingefügt werden kann. Dabei sind zwei Wege möglich: Dynamisch (linking), so dass alle Änderungen an der Tabelle auch automatisch in Word nachvollzogen werden, oder statisch (embedded). Gleichzeitig läutet Windows 3.1 den langsamen Abschied von der 16-Bit-Welt ein: Als Win32s ist eine Programmierschnittstelle erhältlich, die es erlaubt, 32-Bit-Anwendungen auf der eigentlich auf 16 Bit ausgelegten Betriebssystem-Plattform laufen zu lassen.
Aus Sicht des einzelnen Anwenders sind aber zwei andere Neuerungen viel offensichtlicher. Mit TrueType konnten Vektorschriften dargestellt werden, ohne auf Adobes Postscript-Fonts angewiesen zu sein, die aufgrund der Patentpolitik des Herstellers nicht bei jedem IT-Hersteller große Gegenliebe fand. Neu für Windows-User war jetzt auch die Möglichkeit, Dateien einfach per Maus zwischen zwei Fenstern hin- und herzuziehen. Das von Apple bekannte Drag and Drop hielt in der Windows-Welt Einzug.
Unter Windows 3.x begann die Aufsplittung der Familie in zwei Linien: eine eher Consumer-orientierte und eine für die Business-Klientel. So war das im Oktober 1992 vorgestellte Windows für Workgroups 3.1 primär für Unternehmenskunden interessant, denn zum damaligen Zeitpunkt gehörte ein integrierter Netzadapter noch nicht zur Standardausstattung eines PC. Und die Experten stritten sich nicht über Gigabit Ethernet oder 10 Gibgabit Ethernet, sondern darüber, ob ein lokales Netz mit dicken oder dünnen Koaxkabeln (Thin oder Thick Ethernet) gebaut werden sollte. Vor diesem Hintergrund war Windows for Workgroups geradezu revolutionär mit seinen Peer-to-Peer-Möglichkeiten, einem integrierten Mail-Programm und einem Kalender, der gemeinsam in Arbeitgruppen genutzt wurde. Allerdings fehlte dem System noch ein wichtiger Aspekt, der im November 1993 mit Windows for Workgroups 3.11 nachgereicht wurde: TCP/IP hielt auf dem PC Einzug, womit die technische Grundlage für den späteren Internet-Erfolg gelegt war. Bisher mussten Unternehmen nämlich teure Zusatzpakete erwerben, um ihre PCs für TCP/IP fit zu machen. Zudem unterstützt diese Variante nun von Haus aus Standardmodems, so dass der Anwender sich aus der Ferne per PC oder Notebook mit einem Firmennetz verbinden konnte.
1993: Neue Technik für Windows
Dass Windows for Workgroups in der Windows-Historie lediglich eine Randnotiz ist, liegt am großen Sprung, zu dem Microsoft im Sommer 1993 ansetzte. Das Unternehmen präsentierte als New Technology Windows NT 3.1 sowie als Server-Variante Windows NT 3.1 Advanced Server. Bis auf die Gestaltung der grafischen Benutzeroberfläche hatte dieses System mit den anderen Windows-Varianten nichts gemeinsam. Von Beginn an besaß NT einen 32-Bit-Kernel und führte DOS nur noch in einer virtuellen Maschine aus. Gleichzeitig waren direkte Zugriffe der Software auf die Hardware durch ein mehrschichtiges Abstraktionsmodell nicht möglich. Das kam der Zuverlässigkeit von NT zugute. Mit NT hielt auch das neue Filesystem NTFS (New Technology File System) Einzug, das im Gegensatz zur FAT von DOS einen Zugriffschutz auf Dateiebene bot und größere Festplatte adressieren konnte.
Leiter der NT-Entwicklung war David Cutler, der sich seine Meriten bei der Entwicklung von Digital Equipments VMS erworben hatte. Um die Wogen des Ärgers, der durch die Abwerbung Cutlers von DEC entstand, zu glätten, wurde unter anderem eine NT-Version für DEC-Alpha-Prozessoren entwickelt. Ebenso gab es Releases für PowerPC und MIPS.
Mit NT wollte Microsoft ein Betriebssystem liefern, das mit der Stabilität und Sicherheit der weitverbreiteten Unix-Systeme konkurrieren konnte. Zudem sollte - auch in Verbindung mit dem Advanced Server - der lukrative Markt der Unternehmens-IT erobert werden. Unter IT-Profis wurden die Mausschubser aus Redmond mit diesem Ansinnen belächelt. Wer etwas auf sich hielt, arbeitete auf Kommandozeilen-Ebene unter Unix und blickte verächtlich auf die PC-Welt herab.
1995: Start me up mit den Rolling Stones
Die Stabilität von NT hatte allerdings ihren Preis: Die Systeme waren langsamer und ressourcenhungriger als die DOS-basierenden Windows-Versionen. Deshalb entwickelte Microsoft diese Reihe weiter, um damit Gamer und Privatkunden anzusprechen. Im Sommer 1995 beherrschte dann rund um den Globus ein Song der Rolling Stones die Werbung: "Start me up". Dazu rockte Steve Ballmer über die Bühne. Das PR-Spektakel sollte die potenzielle Kundschaft zum Umstieg auf Windows 95 und zur Nutzung des dortigen Startknopfes animieren. Der heute noch übliche Knopf links unten war eine der Neuerungen von Windows 95.
Windows 95 basierte zwar auf MS-DOS, kam aber im Gegensatz zum Vorgänger ohne ein separates DOS aus. Zudem besaß es einen eigenen 32-Bit-Systemkern, der Zugriffe über virtuelle Treiber (VxD = Virtual Device Driver) steuerte. Bei den Anwendern erlangte Windows bald aufgrund seiner zahlreichen Abstürze traurige Berühmtheit, und der Blue Screen of Death bürgerte sich als fester Begriff im Sprachgebrauch ein. Für die Abstürze waren aber weniger die oft kolportierten mangelhaften Programmierkünste der Microsoft-Entwickler verantwortlich als vielmehr eine strategische Entscheidung des Konzerns. Windows 95 sollte weiterhin zu den 16-Bit-Anwendungen der früheren Windows-Welt kompatibel sein, so dass ein kompletter Speicherschutz nicht gewährleistet war.
Auch eine andere Neuerung sorgte bald für Spott und Hohn. Das hoch gelobte Plug and Play, das die Einbindung neuer Hardware in das System vereinfachen sollte, funktionierte oft nicht zuverlässig. Unter Zynikern war die Funktion bald nur noch als Plug and Pray bekannt.
Insgesamt entwickelte Microsoft bis Ende 1997 noch drei weitere Windows-95-Varianten, die mit den Buchstaben a, b und c bezeichnet wurden. Ihre Bedeutung lässt sich etwa mit den heute üblichen Service Packs vergleichen. Die Varianten b und c warteten auch mit einer Unterstützung der damals jungen Geräteschnittstelle USB auf.
Mit Windows 95 begann zudem das Rennen um die Vorherrschaft im Browser-Markt. Seit August 1995 erhielt der User mit dem separat zu erwerbenden Erweiterungspaket Windows Plus die erste Version des Microsoft-Browsers "Internet Explorer".
1995: NT wird erwachsen
Parallel zur Windows-95-Entwicklung reifte NT. Im September 1994 war NT 3.5 fertig. Ziel war eine bessere Kompatibilität mit den Windows-95-Programmen, die die Verbreitung der NT-Reihe fördern sollte. Allerdings hatten sich etliche Fehler eingeschlichen, so dass diese Version bereits nach acht Monaten durch NT 3.51 abgelöst wurde. Familienzuwachs gab es ferner in Form des BackOffice Servers, der als Vorgängerversion des späteren Small Business Server betrachtet werden kann.
1996: Vorstoß in die Unternehmens-IT
Insgesamt hatten die NT-3.5-Versionen nur einen kurzen Lebenszyklus. Schon im August 1996 folgte NT 4.0 , das als letztes Windows-Betriebssystem die Namenserweitung "NT" trug. Optisch war das Look and Feel stark an Windows 95 angelehnt. Mit NT 4.0 baute der Konzern zudem seine Server-Reiher weiter aus: Mit Server, Terminal Server, Enterprise Edition und Small Business Server gelang es Microsoft, sich in der Unternehmens-IT etablieren. Diese Bestrebungen untermauerte die Company mit ergänzenden Server-Produkten wie im Juni 1996 mit der ersten Version von Exchange 4.0 als Nachfolger von MS Mail 3.5. Weitere Server-Software waren beispielsweise der Internet Information Server oder SQL.
1998: Windows 95 reloaded
Wie sein Vorgänger ist auch Windows 98 im Juni 1998 ein Zwitter aus 16- und 32-Bit-Betriebssystem. Im Gegensatz zu Windows 95 wartet 98 mit der neuen Treiberarchitektur WDM (Windows Driver Model) auf. Gleichzeitig wurde aber auch noch das alte Treibermodell unterstützt. Dieser Aspekt und auch eine verbesserte USB-Unterstützung gepaart mit eine höheren Stabilität führten dazu, dass die im Mai 1999 präsentierte Windows 98 Second Edition zu den beliebtesten Windows-Versionen zählt.
2000: Das Ende des 16-Bit-Windows
Im September 2000 präsentierte Microsoft mit Windows ME (Millennium Edition) die letzte Windows-Version, die noch auf DOS aufsetzt. Viele sahen in ME nur eine überarbeitete Version von Windows 98SE. In der Windows-Geschichte gehört ME zu den unpopulärsten Versionen. Ein Grund hierfür dürfte in der mangelnden Treiberunterstützung liegen, da ME nur noch WDM beherrschte. Erschwerend kam hinzu, dass Microsoft während der Entwicklung das Treibermodell noch änderte. In der Praxis klagten deshalb viele User über instabile Systeme, und die COMPUTERWOCHE-Schwesterpublikation "PC-Welt" verlieh dem Betriebssystem den Spitznamen "Repair Me".
2000: Windows NT verschwindet
Mit offiziellen Einführungspreisen um die 800 Mark hatte Microsoft mit dem im Frühjahr 2000 vorgestellten Windows 2000 eine klare Zielgruppe vor Augen: Unternehmenskunden. Sie erhielten zu diesem Preis ein Betriebssystem mit einer Benutzeroberfläche nahe an Windows 9x und der von NT bekannten Systemstabilität. Ferner konnte der Neuling mit einer breiteren Hardwareunterstützung (ebenfalls WDM-Treiber) sowie einigen unternehmensspezifischen Sicherheits-Features wie Gruppenrichtlinien oder Kerberos aufwarten. Erstmals verfügte Windows in dieser Version mit dem Active Directory über einen Verzeichnisdienst, der seinen Namen auch verdiente. Später gewann das System auch bei Privatkunden aufgrund seiner Stabilität viele Freunde.
Wie bei NT 4.0 rundeten Server-Varianten wie Windows 2000 Server, Advanced Server oder Datacenter Server die Angebotspalette ab.
2001: Ein Windows für alle
Eine besondere "Erfahrung" versprach Microsoft im Oktober 2001 mit Windows XP. Zumindest der Konzern machte sie: Es entwickelte sich zum bislang am besten verkauften Windows-Betriebssystem. Zu dem Erfolg trug unter anderem bei, dass mit XP die DOS-basierende Windows-Linie starb - sowohl private User als auch professionelle Anwender erhielten jetzt ein Windows mit NT-Basis. So meldete sich das Neue intern als NT5.1. Aufgrund seiner Multimedia-Features war XP anfangs gerade bei Unternehmenskunden als "Klicki-Bunt" verschrien, und viele zögerten mit einer Migration von Windows 2000 auf XP. Unter dem Strich sorgte aber gerade die Kombination aus Stabilität, Sicherheits-Features, Multimedia und Netzunterstützung für die Popularität der Plattform. Zumal gegen Ende des XP-Lebenszyklus selbst Billigstrechner mit der erforderlichen Rechenleistung für einen flüssigen Betrieb aufwarteten.
Für die Anwender gab es von XP fünf grundlegende Editionen: Starter, Home, Professional, Media Center sowie Tablet PC. XP läutete nicht nur das Ende der DOS-Linie ein, sondern brachte einen Umschwung bei der Server-Strategie. Die Server-Systeme werden nicht mehr wie bei den NT Workstations als Ergänzung geführt, sondern nun als eigene Produktreihe.
2003: Der Server für XP
2003 folgte mit dem Windows Server 2003 dann das erste Produkt der Server-Familie. Intern trägt es die Bezeichnung NT5.2. Im Vergleich zum Vorgänger wartet das System mit keinen fundamentalen Neuerungen auf. Vielmehr erfolgte an vielen Stellen ein Feintuning sowie eine Überarbeitung der Sicherheits-Features. Erneut brachte Microsoft verschiedene Server-Varianten auf den Markt, die vom kleinen Office-Server bis zum Rechenzentrums-Einsatz ein breites Feld abdecken sollten.
2006: Schlappe für Microsoft
Als das Unternehmen im November 2006 für Unternehmenskunden Windows Vista - intern NT6.0 - freigab, hoffte das Unternehmen, an die Verkaufserfolge von XP anknüpfen zu können. Doch der Konzern hatte die Rechnung ohne die Kundschaft gemacht. Hohe Hardwareanforderungen, etwa bedingt durch die transparente Oberfläche Aero Glass, sorgten bei den Anwendern für Ärger. Innerhalb kurzer Zeit war Vista genauso unbeliebt wie zuvor Windows ME. Und die Petition "Save XP" konnte über 100.000 Unterschriften einsammeln, die einen längeren Verkauf von XP forderten.
Auf dem Höhepunkt der Antipathie sah sich der Konzern dann genötigt, eine Downgrade-Option von Vista auf XP zu offerieren, um zu verhindern dass die Käufer neuer Rechner womöglich zu Apple oder Linux wechselten. Angesichts dieses Debakels sahen erste Analysten bereits das Ende des Windows-Imperiums nahen.
2008: Die aktuelle Server-Generation
Im Februar 2008 veröffentlichte Microsoft mit dem Windows Server 2008 die nächste Server-Generation. Hier wurden vor allem die Sicherheitsfunktionen überarbeitet sowie die Administrationsmöglichkeiten erweitert. In Verbindung mit Hyper-V können nun komplette Server-Systeme virtualisiert werden. Bereits im Oktober 2009 erscheint der Windows Server 2008 als Release 2 (R2). Im Gegensatz zur Ursprungsversion fällt beim R2 die Unterstützung der 32-Bit-Intel-Plattform weg.
2009: Ein Stern am Windows-Himmel
Nach der vernichtenden Kritik an Vista wurde im Sommer 2009 die aktuelle Betriebssystem-Version "Windows 7" mit einem geradezu überschwenglichen Medienecho begrüßt. So wird Windows 7 vor allem für seine Geschwindigkeit und Stabilität gepaart mit der modernen Benutzeroberfläche gelobt. Insgesamt wurde das Sicherheitskonzept überarbeitet und die Bedienung vereinfacht. Um Rückwärtskompatibilität zu gewährleisten, ist ab Windows 7 Professional eine virtuelle Maschine im XP-Modus erhältlich. Insgesamt gibt es das aktuelle Windows in sechs Varianten: Starter, Home Basic, Home Premium, Professional, Enterprise sowie Ultimate.
Ausblick
Ein Nachfolger der aktuellen Windows-Generation soll wohl 2012 mit Windows 8 folgen. Zudem orientiert sich das Unternehmen mit Azure in Richtung Cloud-Services.
Die Windows-Familie
Kommt die Sprache auf Microsofts Betriebssystem Windows, so wird meist nur zwischen Desktop- und Server-Versionen unterschieden. Doch die Windows-Familie umfasst mehr Reihen.
Windows CE
Eine Betriebssystem-Reihe für mobile Geräte, Kleinstrechner und Embedded Systems ist Windows CE. Unterstützte die Plattform ursprünglich verschiedene CPUs wie Intel und MIPS, so verträgt sie sich jetzt nur noch mit ARM-Prozessoren. Das Betriebssystem muss vom Hersteller jeweils an die spezifische Hardwareumgebung angepasst werden. CE wird wohl künftig als Microsoft Windows Embedded Compact 7.0 weitergeführt werden.
Windows Mobile
Eine Weiterentwicklung auf Basis von Windows CE ist Windows Mobile, das ursprünglich für Pocket-PCs gedacht war. 2003 kam mit "Windows Mobile 2003 Pocket PC Phone Edition" eine erste Betriebssystem-Version für Handy. In der Folge konnte Microsoft in diesem Segment etliche Achtungserfolge erzielen. Gerade für Unternehmenskunden waren die Smartphones auf Microsoft-Basis aufgrund ihrer Anbindung an die Server-Systeme im Backend eine interessante Alternative zum Platzhirsch Blackberry. Allerdings verschlief Microsoft gemeinsam mit seinen Hardwarepartnern ab etwa 2005 die aktuelle Entwicklung im Smartphone-Markt. Newcomer wie Apple oder Google mit Android stahlen dem Großkonzern die Show. Mit Windows Phone 7 will das Unternehmen Ende 2010 wieder Anschluss im Smartphone-Segment finden. Etliche Branchenkenner zweifeln aber daran, dass das System attraktiv genug ist, und erwarten eher einen Flopp. Zudem adressiert Microsoft mit den Features von Windows Phone 7 nicht die treue Business-Klientel.
Windows Embedded
Unter dem Stichwort Embedded hat der Konzern noch eine Betriebssystem-Reihe im Programm, die gerne mit Windows CE verwechselt wird: Windows Embedded. Im Gegensatz zu CE läuft diese Reihe nur auf x86-Hardware. Die neueste Ausführung ist Windows Embedded Standard 7. Im Alltag ist jedoch noch immer die XP-basierende Vorgängerversion anzutreffen. Mit ihr sollen beispielsweise die Kassensysteme von Aral und McDonalds arbeiten. Und wer ein Paket an einer DHL-Packstation abholt, trifft ebenfalls auf ein Windows Embedded XP. Neben den Client-Varianten sind auch die Server-Varianten als Embedded-Version erhältlich. Im Funktionsumfang unterscheiden sich diese Versionen kaum von einem "vollwertigen" Windows. Einschränkungen finden sich eher in den Lizenzbestimmungen, die etwa den Einsatz als Desktop-System untersagen.
Mehr über die Zukunft des Microsoft-Betriebssystems lesen Sie in dem Beitrag "Die Zukunft von Windows"