Trendthema Big Data

Datenanalysten müssen Strukturen verstehen

03.09.2013 von Andrea König
Wer sich nach dem Studium mit Datenanalysen beschäftigen möchte, sollte neben IT- auch Business-Wissen mitbringen. Die Nachfrage ist enorm: Im Bereich Big Data mangelt es vielen Unternehmen bereits jetzt an Bewerbern.
Gute Aussichten für Informatikabsolventen bietet der Arbeitsmarkt derzeit für die Bereiche Business Intelligence und Analytics.
Foto: Bitkom

Wer sich auf die Bereiche Business Intelligence und Analytics spezialisiert, ist aktuell auf dem Arbeitsmarkt sehr gefragt. Zum Trendthema hat sich besonders Big Data entwickelt. Experten für die Bereiche Business Intelligence und Analytics sind auf dem Markt begehrt: "Momentan gibt es relativ wenige gute Kandidaten, die die Kombination an gewünschten Eigenschaften mitbringen. Gerade im Bereich Big Data können Talente sich momentan die Stelle aussuchen. Auch wir würden gern mehr Mitarbeiter einstellen als der Markt gerade hergibt", sagt Andreas Geissler, Geschäftsführer des Softwareunternehmens Teradata GmbH.

Die Strukturen hinter den Algorithmen

"Künftig wird das Know-how im Bereich Big Data noch stärker nachgefragt werden", glaubt Teradata-Geschäftsführer Andreas Geissler.
Foto: Teradata

Die Kombination an gewünschten Eigenschaften stellt Geissler sich so vor: "Absolventen in den Bereichen Business Intelligence und Analytics sollten sich nicht nur mit Algorithmen auskennen, sondern auch die darunter liegenden Strukturen verstehen und sie in Verbindung zu einem Business Case setzen können. Diese Kombination aus IT- und Businesswissen macht einen starken Kandidaten aus." Wer im Bereich Business Intelligence arbeite, übernehme meist wichtige Positionen in großen Projekten, so Geissler. Deshalb brauche man neben einem hohen Maß an abstraktem Denken auch sehr gute kommunikative Fähigkeiten.

Big Data: Neue Berufsbilder
Big Data: Neue Berufsbilder
In den teilweise euphorischen Einschätzungen von Markforschern und IT-Unternehmen ist immer wieder die Rede von neuen Berufsbildern, die Big Data mit sich bringen soll. Dazu zählen unter anderem folgende Tätigkeiten:
Data Scientist
Er legt fest, welche Analyseformen sich am besten dazu eignen, um die gewünschten Erkenntnisse zu erzielen und welche Rohdaten dafür erforderlich sind. Solche Fachleute benötigen solide Kenntnisse in Bereichen wie Statistik und Mathematik. Hinzu kommen Fachkenntnisse über die Branche, in der ein Unternehmen beziehungsweise tätig ist und über IT-Technologien wie Datenbanken, Netzwerktechniken, Programmierung und Business Intelligence-Applikationen. Ebenso gefordert sind Verhandlungsgeschick und emotionale Kompetenz, wenn es um die Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen geht.
Data Artist oder Data Visualizer
Sie sind die "Künstler" unter den Big-Data-Experten. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, die Auswertungen so zu präsentieren, dass sie für Business-Verantwortliche verständlich sind. Die Fachleute setzen zu diesem Zweck Daten in Grafiken und Diagramme um.
Data Architect
Sie erstellen Datenmodelle und legen fest, wann welche Analyse-Tools Verwendung finden und welche Datenquellen genutzt werden sollen. Auch sie benötigen ein umfassendes Know-how auf Gebieten wie Datenbanken, Datenanalyse und Business Intelligence.
Daten-Ingenieur
Diese Aufgabe ist stark auf die IT-Infrastruktur ausgerichtet. Der Dateningenieur ist das Big-Data-Analysesystem zuständig, also die Hard- und Software sowie Netzwerkkomponenten, die für das Sammeln und Auswerten von Daten benötigt werden. Eine vergleichbare Funktion haben System- und Netzwerkverwalter im IT-Bereich.
Information Broker
Er kann mehrere Rollen spielen, etwa die eines Datenhändlers, der Kunden Informationen zur Verfügung stellt, oder die eines Inhouse-Experten, der Datenbestände von unterschiedlichen Quellen innerhalb und außerhalb des Unternehmens beschafft. Außerdem soll er Ideen entwickeln, wie sich diese Daten nutzbringend verwenden lassen.
Data Change Agents
Diese Fachleute haben eine eher "politische" Funktion. Sie sollen bestehende Prozesse im Unternehmen analysieren und anpassen, sodass sie mit Big-Data-Initiativen kompatibel sind. Nur dann lässt sich aus solchen Projekten der größtmögliche Nutzen ziehen. Wichtig sind daher ausgeprägte Kommunikationsfähigkeiten, Verständnis für Unternehmensprozesse sowie Kenntnisse im Bereich Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement (Six Sigma, ISO 9000).

Universitäten bauen ihre Business Intelligence- und Analytics-Angebote aus. Über alle Studien- und Weiterbildungsprogramme hinweg berichten 41 Prozent der für eine Studie befragten Professoren von einer Zunahme dieser Angebote, während nur sieben Prozent im Vergleich zu 2010 einen Rückgang verzeichnen. Aus Sicht der Professoren bestehen die drei größten Herausforderungen für die Lehre

Das ergab eine weltweite Studie, an der sich neben Professoren und Dozenten auch Studenten und Manager mit Personalverantwortung aus über 40 Ländern beteiligten. Sie wurde vom Business Intelligence Congress durchgeführt.

Wichtige Studieninhalte für Datenexperten

"Wichtige Studieninhalte sind meiner Meinung nach Datenanalyse, Datamining sowie Werkzeuge und Methoden zur Analyse. Erfahrungen mit diesen Themen sollte man während des Studium nicht nur in der Theorie sammeln, sondern mit möglichst viel Praxisbezug", so Teradata-Geschäftsführer Andreas Geissler. Den idealen Mix aus Theorie- und Praxiswissen bringen nicht alle Kandidaten mit. Die Studie des Business Intelligence Congress zeigt, dass 80 Prozent der befragten Arbeitgeber als Reaktion auf Lücken zusätzliche Fortbildungen für neue Mitarbeiter anbieten. Diese reichen von intensivem Unterricht über Mentorenprogramme und Praktika bis hin zur Kostenerstattung für Schulungen, so das Studienergebnis.

Viele Studierende wissen um ihre Karrierechancen in Berufen mit Bezug zu Datenanalysen: Zwei Drittel der künftigen Absolventen sind überzeugt, dass es für sie gute Beschäftigungsaussichten gibt, so die Studie. Manager mit Personalverantwortung aus dem Analytics-Umfeld gaben in der Umfrage an, dass sie bei Neueinstellungen von Absolventen vor allem nach IT- oder Systemanalysten (35 Prozent), Programmentwicklern (32 Prozent), Data Managern (30 Prozent) und Business Analysten (22 Prozent) suchen.

Künftig noch stärkere Nachfrage

Teradata-Manager Geissler geht davon aus, dass die Nachfrage in den Bereichen Business Intelligence und Analytics weiter steigt: "Themen wie die Analyse des Kundenverhaltens über mehrere Channels sowie in sozialen Netzwerken gewinnen an Bedeutung und haben enorm viel Potenzial." An einer Prognose für den Bereich Big Data hat sich zum Beispiel eine Studie des McKinsey Global Institute versucht. So sollen allein in den USA bis 2018 zusätzlich 190.000 spezialisierte Analysten und weitere 1,5 Millionen Manager mit einem Verständnis für Datenanalysen benötigt werden, um die Potenziale von Big Data auszuschöpfen. Auf Online-Stellenbörsen im deutschen Markt habe eine Suche nach "Big Data" mehr als 1000 Angebote ausgespuckt, sagte Jörg Besier, Analytics-Chef für die DACH-Region bei Accenture, vor wenigen Monaten gegenüber CIO. Der Befund lasse aus seiner Sicht eine ähnlich starke Entwicklung erwarten wie in Ländern wie etwa Großbritannien, in denen schon mehr Unternehmen Big-Data-Analysen durchführen als hierzulande.

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