Browser in 5 Jahren

Das können die Browser von morgen

14.03.2011
Surfen am Kühlschrank, im Auto und in 3D - Browser werden sich in 5 Jahren stark von Chrome 5, Firefox 3 oder IE 8 unterscheiden.

Haben Sie sich schon mal gefragt, wie ihr Browser 2015 aussehen wird? Fünf Jahre bringen bei einigen Technologien nicht unbedingt riesige Fortschritte mit sich: Ein aktueller Computer zum Beispiel unterscheidet sich nicht großartig von seinen Vorgängern von 2005, ein Browser hingegen wird ständig weiterentwickelt und die damit verbundenen Innovationen halten schnell Einzug in unseren Alltag.

Browser werden nicht nur zum Standard in unseren Autos werden, sie werden zukünftig auch Spracherkennung beherrschen, Text to speech und die berührungslose Bedienung. Denn Tasten, Touchpads oder auch Touchscreens sind beim Autofahren unbequem oder sogar gefährlich.

Laut Linus Upson, Vizepräsident der Google Entwicklungsabteilung, werden die Fortschritte, die im Browserbereich gemacht werden, enorm sein: „Wir wollen das Web so weiterentwickeln, dass Sie damit genauso arbeiten können wie unter Windows, dem Mac oder dem iPhone." Googles Vision der Zukunft ist ein Browser, der alle ihre Anwendungen ausführt, darin eingeschlossen: atemberaubende 3D Spiele, Tools zum Übersetzen von Texten und sogar Grammatik-Korrektoren. Manche dieser Dinge gibt es zwar schon in einfacher Form, die wirklich ausgereiften Anwendungen werden aber erst im Laufe der nächsten fünf Jahren erscheinen.

Neuer Look: AMDs Fusion Media Explorer, ein 3D-Browser, der die Multimedia-Fähigkeiten des hauseigenen Prozessors präsentieren soll, unterstützt Uploads bei Facebook oder anderen sozialen Netzen per Drag & Drop. Darüber hinaus ist er mit einem drehbaren 3D-Interface ausgestattet, um bequem seine Medien Dateien durchstöbern zu können.

Ein anderes, in Israel ansässiges Start-Up-Unternehmen mit dem Namen EyeSight Mobile Technologies entwickelt eine berührungslose Gesten-Steuerung für Android Smartphones: Bewegt man die Hand vor der Frontkamera, so kann man damit zum Beispiel durch die eigene Fotogallerie navigieren. Mittlerweile entwickelt Google auch Spracherkennung und Text to speech Anwendungen für den Browser. Und dann gibt es noch den freien Opera Browser von Opera Software, ein Pionier bei der Stimm- und Gesten-geführten Browsersteuerung. Somit verwundert es nicht, dass die führenden Autohersteller, darunter Audi, BMW, Ford, General Motors und Mercedes, versuchen Wege zu finden, um Browser in Autos oder LKWs anzusiedeln.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation PC-Welt. (ph)

Surfen am Kühlschrank

Die Browser schwappen langsam von den PCs und Smartphones auf andere Gerätegattungen über, darunter TV-Set-Top-Boxen und Drucker. Dieser Trend wird sich in den kommenden Jahren noch verstärken. Ein Beispiele, das gerade noch in Entwicklung ist, ist unter anderem Google TV, eine neue Plattform des Suchgiganten um Webinhalte auf den heimischen Fernseher zu bringen. Weiteres Beispiel: Der HP Photosmart Premium TouchSmart Web all-in-one-Drucker, ein 4,33-Zoll-Tintenstrahldrucker mit LCD-Farbbildschirm und der Möglichkeit auf Webanwendungen zugreifen zu können und zu guter Letzt, die gerade aufkommenden Tablet Geräte die dem allseits bekannten Apple iPad nacheifern.

Die neu aufkommenden Datendienste der 4G-Generation mit LTE und WiMax als auch das mittlerweile allgegenwärtige Wi-Fi helfen zusätzlich, dass die Browser immer mehr Einzug in Business- und Alltagsprodukte halten. Wer weiß, vielleicht kehrt auch der internetfähige Kühlschrank von LG zurück, ein Produkt, das bei seiner Markteinführung 2003 nicht ganz den Nerv der Zeit getroffen hat. Fakt ist, dass LG dieses Konzept nie aufgegeben hat. Die neuesten Geräte verfügen über einen LCD Bildschirm, einen Browser und einer On-Screen Tastatur.

Bei vielen dieser Geräte dient der Browser nicht einzig und allein der Darstellung von Webseiten: Er stellt die Plattform für Anwendungen und Unterhaltung bereit, darüber hinaus bietet er Zugriff auf die eigenen Daten, die online gespeichert sind. Ein fast marktreifes Beispiel ist Chrome OS von Google, ein browserbasiertes Betriebssystem, das noch dieses Jahr für Netbooks und Tablet Geräte erscheinen soll.

Wie werden wir also in ein paar Jahren mit diesen webfähigen Geräte umgehen? Die Webdesign Firma Adaptive Path, hat 2008 eine Konzeptstudie für das Mozilla Firefox Interface herausgebracht. Das Aurora genannte Konzept legt den Fokus auf das Web als Mittelpunkt wo alle Daten und Anwendungen innerhalb des Browser Frameworks bleiben. In einem Demo-Video sieht man einen Mann namens Tim, der über Gesten mit Aurora auf einem großen Wandbildschirm kommuniziert. Der Bildschirm besitzt eine Kamera, die die Hand- und Armbewegungen von Tim verfolgt und interpretiert. Der persönliche Arbeitsplatz, ähnlich einem Bookmark, erscheint als großes Thumbnail; Tim verwaltet seinen Desktop nur durch das „nehmen“ und an den richtigen Platz „schnippen“ von einzelnen Workspace-Objekten, ganz ohne Berührung versteht sich.

Und obwohl Aurora in dieser Art und Weise vielleicht nie erscheinen wird, so bekommt man doch einen interessanten Einblick in die browserbasierte Zukunft, an der unsere heutige Technikindustrie mittels Standardisierungsgremien wie dem W3C (World Wide Web Consortium) arbeiten.

3D im Browser

Es ist zwar unwahrscheinlich, dass bekannte und weit verbreitete Standardsoftware, vor allem aber Business-orientierte Anwendungen wie zum Beispiel Microsoft Office, bis 2015 komplett verschwinden werden. Durch das Aufkommen von webbasierten Anwendungen, darunter auch praktische Zusammenstellungen wie Google Docs und die neuen Microsoft Office Web Apps, könnte aber der Wechsel von relativ langsam startenden Desktop-Betriebssystemen wie Windows oder Mac OS zu kleinen, browserbasierten Systemen wie Google Chrome OS beschleunigt werden.

Um diese Vision des Computings Realität werden zu lassen, müssen sich die konkurrierenden Hersteller allerdings erst auf Standards einigen, die diese browserbasierte Welt ermöglichen. Ob das in dieser Art und Weise geschehen wird bleibt abzuwarten. Wird Apple, die mit ihrem gut geschütztem App Store große Erfolge verbuchen konnten, bereit sein, sich zu öffnen? Der App Store, der die alleinige Vermarktung von iPhone, iPad und iPod Touch Programmen erlaubt, ist nicht unerheblich an Erfolg von Apple beteiligt.

Microsoft hat angekündigt, sich an Webstandards wie HTML5 halten zu wollen. Durch dieses Zugeständnis können Programmierer dynamische Webanwendungen entwickeln, die gleichwertig auf einer Vielzahl von Browsern laufen, darunter auch die Pendants auf Handys und Tablet Geräten, die keine leistungshungrigen Plugins wie Adobe Flash, Apple QuickTime oder Microsoft Silverlight unterstützen.

Steve Jobs, CEO bei Apple, dürfte wahrscheinlich der größte Befürworter von HTML5 sein: Jobs wirft Adobe vor, dass deren weit verbreitetes Browser Plugin auf mobilen Geräten zu viel Strom verbraucht und auch so zu schwerfällig ist. Und obwohl Apples iPhone, andere Mediengeräte und Tablets kein Flash unterstützen, so sind Geräte mit Googles neuem Android 2.2 des mobilen Betriebssystem durchaus dazu in der Lage.

Erste Programme, die in einem HTML5 kompatiblen Browser laufen, erlauben bereits Ausblicke in die Zukunft. Der Flickr Explorer ermöglicht zum Beispiel schnelles Foto-Zoomen. Auch komplexe Spiele in 3D werden zukünftig in Browsern laufen. Webstandards wie WebGL, der eine 3D-Programmierschnittstelle ohne Plugins im Browser bereitstellt, ermöglichen die Entwicklung von spielerfreundlichen Browsergames.

(PC-Welt)