IT-Prognose

Das bringt das Jahr 2009

09.01.2009
Redakteure der COMPUTERWOCHE wagen einen Blick in die Glaskugel und sagen Ihnen, was Sie vom neuen Jahr aus IT-Sicht erwarten können.

Das erwarten Redakteure der COMPUTERWOCHE für die einzelnen Märkte:

Veredelte Infrastruktur

"Die Lichter im Rechenzentrum müssen am Brennen gehalten und die IT-Modernisierung muss ohne Unterbrechung weitergetrieben werden", mahnte noch kurz vor Jahresschluss Peter Prestele, Deutschland-Chef von HP Software. Die Chancen dafür stehen gut - trotz der wirtschaftlichen Turbulenzen und ihrer Auswirkungen auf das IT-Budget. CIOs sind Kostendruck schon seit Jahren gewohnt, weshalb in vielen Unternehmen die Projekte zur Standardisierung und Konsolidierung weit fortgeschritten sein dürften. Jetzt geht es darum, das Geschaffene zu veredeln. Für die Modernisierung des IT-Betriebs bedeutet das Aufgaben wie die Service-orientierte und verrechenbare Bereitstellung von Anwendungen, Automatisierung und Virtualisierung.

Um diese Aspekte seitens des IT-Managements abzudecken, sind große Hersteller wie BMC, CA, HP und IBM zu ihrem zeitweise aufgegebenen Framework-Konzept zurückgekehrt und bieten wieder eine, wenn auch inzwischen modularisierte Tool-Suite für das "360-Grad-IT-Management" (HP-Jargon) an. Im Mittelpunkt steht dabei immer die Configuration Management Database, deren Einführung viele Anwender 2009 beschäftigen dürfte. Denn erst sie erlaubt ein effizienteres Change- und Configuration-Management sowie die Automatisierung vieler IT-Standardprozesse. Wem solche IT-Management-Suiten zu teuer sind, dem raten Experten, bezüglich des reinen Monitorings auf Open-Source-Angebote zu setzen, hinsichtlich der Planungs-, Management- und Analyse-Systeme allerdings auf kommerzielle Produkte zurückzugreifen. (Stefan Ueberhorst)

Same Procedere im Rechenzentrum

Normalerweise sind Vorhersagen ja schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen - das Bonmot ist bekannt. Im Fall der zu erwartenden Planungen für Rechenzentren im Jahr 2009 dürfte aber ein Blick in das abgelaufene Jahr ein verlässlicher Indikator dafür sein, was im nächsten auf den Agenden der Unternehmens-IT steht: Sparen, Sparen, Sparen und trotzdem nach Optionen schauen, um das jeweilige Geschäftsmodell mit einer effizienten IT zu unterstützen. Ja, die Rede ist von den Hype-Themen Green IT, Desktop- und Server-Virtualisierung, Blade-Rechner und Blade-Storage.

Thema Virtualisierung: Diese Technik dürfte mittlerweile ein Selbstläufer sein - auch wenn noch längst nicht jedes Unternehmen darauf angesprungen ist. Aber die Erfahrungen von CIOs, die dieses IT-Konzept einsetzen, sind einfach zu eindeutig: Mit Virtualisierung gleich welcher Couleur lassen sich Kosten erheblich minimieren.

Thema Green IT: Hier rollen so manche IT-Verantwortliche genervt die Augen, wenn sie das Wort nur hören. Zum Teil lässt sich das nachvollziehen: Die Vermischung von moralischem Zeigefinger, ganzheitlichem, bewegtem Ansatz der Argumente einerseits mit nüchternen Anforderungen in einem Betrieb andererseits führt zu einer inkonsistenten Gemengelage der Emotionen. Natürlich fühlt man sich - irgendwie - verpflichtet, etwas für die Umwelt zu tun. Doch schon bei der Frage nach den Sparpotenzialen gibt es Unklarheiten.

Gerade in Zeiten der wirtschaftlichen Krise mag da mancher die ökonomische Schieflage zum Alibi nehmen, um ökologisches Engagement erst einmal aufzuschieben. Das aber wäre ein Fehler - für die Umwelt wie für die Unternehmensbilanz. (Jan-Bernd Meyer)

Die Mädels sollen es richten

Schon allein die Überschriften zweier Veranstaltungen zum Ende des Jahres 2008 - "Talente im Fokus" von Synergie und Pricewaterhouse Coopers sowie "IT-Personalmarkt im Umbruch" vom "Handelsblatt" - zeigen, womit sich die Computerbranche in Sachen Mitarbeiterrekrutierung und -entwicklung in diesem Jahr beschäftigen wird. Die demografischen Daten werden trotz zahlreicher Appelle und Neuinterpretation nicht besser - im Gegenteil. Langsam merken die Firmen, welch große Zeitbombe da tickt. Generationskonflikte spitzen sich zu, ältere Mitarbeiter fühlen sich oft abgeschoben.Auch in der Führungsebene nimmt die Überalterung zu. Unternehmer müssen sich überlegen, wer die Gamer-Generation führen soll. Die IT-Branche, allen voran ihr Präsident August-Wilhelm Scheer, geht trotz schwieriger Rahmenbedingungen davon aus, dass auch künftig jede Menge IT-Fachleute in diesem Land gebraucht werden. Große Hoffnungen setzt er auf das weibliche Geschlecht. Auf einigen Podiumsdiskussionen 2008 war das starke Bemühen um diese Zielgruppe deutlich erkennbar. Wenn sich mehr Frauen bereit erklärten, Informatik zu studieren, gäbe es genug Fachleute, und man hätte die kommunikativeren Personen an Bord - was als Qualifikation mindestens so wichtig ist wie der Umgang mit SAP oder Java. (Hans Königes)

Mit Vollgas in die Zukunft

Schneller, höher, breiter. Insbesondere bei den hiesigen Mobilfunk-Providern scheinen die Olympischen Spiele 2008 bleibenden Eindruck hinterlassen zu haben. So kündigten T-Mobile, Vodafone und O2 Germany an, den Netzausbau mit HSPA voranzutreiben. Auch E-Plus geht in die Fläche, allerdings vornehmlich mit dem kostengünstigeren Edge. Nicht minder spannend sind die Vorstöße zur flächendeckenden Breitbandversorgung im hiesigen Festnetz. Hier ist die Bundesregierung gefordert, langfristig zu denken und anstatt der von der Telekom bevorzugten Übergangstechnik DSL/VDSL einer performanten Glasfaserlösung, die bis zum Gebäude reicht, den Vorzug zu geben. Eine Entwicklung, die auch Firmen nicht kalt lassen dürfte, wenn sie sich mit der Anbindung von Nutzern im Home Office beschäftigen - ein wesentliches Netzwerkthema 2009 neben Data-Center-Konsolidierung und WAN-Optimierung. Unklar ist dagegen, ob das Hype-Thema Unified Communications (UC) den Durchbruch schafft.

Neue Ansätze wie UC könnte Cisco gut brauchen, denn 2009 dürfte es im Enterprise- Switching-Markt ungemütlich werden. Vor allem Hewlett-Packard, Foundry und der Newcomer Juniper wollen Cisco Marktanteile abjagen. Lachender Dritter ist der Anwender, der von besseren Lösungen und Preisen profitiert. Neuheiten am laufenden Band sind 2009 ebenfalls im Smartphone-Bereich zu erwarten. Hier feilen alle Hersteller am User Interface, um Geräte und Plattformen mehr in den Mittelpunkt zu rücken. Eine besondere Rolle nimmt dabei Googles Android-Plattform ein, da mit Motorola mindestens ein Hersteller seine Existenz darauf verwettet hat. Zumindest in einem Punkt wird sich 2009 nichts ändern: Die Freigabe des WLAN-Standards 802.11n steht weiter aus - nicht dass das Hersteller und Kunden irgendwie stören würde. (Manfred Bremmer)

Netbooks mischen die PC-Branche auf

Die Netbooks, die bereits im vergangenen Jahr für Furore gesorgt haben, dürften auch 2009 im Rampenlicht des weltweiten PC-Geschäfts stehen. Auf Anhieb hat die neue Geräteklasse ein Millionen-Publikum begeistert und damit natürlich auch Begehrlichkeiten auf Anbieterseite geweckt. Nach dem Erfolg des EeePC von Asus lieferten sich die anderen Hersteller ein Wettrennen, vergleichbare Rechner auf den Markt zu werfen. Mittlerweile buhlen rund ein Dutzend Netbook-Modelle um die Gunst der Kunden. Die dürften im laufenden Jahr von dem wachsenden Wettbewerb profitieren. Schon jetzt mehren sich die Anzeichen, dass die Preise der ohnehin schon günstigen Bonsai-Notebooks, weiter sinken werden. Musste man bis dato mit etwa 250 bis 400 Euro für ein Netbook kalkulieren, könnten die Kosten im Laufe des Jahres für die Basisversionen auf deutlich unter 200 oder sogar 150 Euro sinken. Allerdings sollten die Anwender im Trubel rund um die schicken Rechen-Minis die anderen Segmente nicht außer Acht lassen. Im Gefolge der Netbooks sind auch die Preise der herkömmlichen Notebooks ins Rutschen geraten. Inzwischen bekommt man einfache Geräte mit 15-Zoll-Display und integriertem DVD-Brenner für unter 500 Euro.

Auch im PC-Bereich versuchen die Hersteller mit dem Netbook-Konzept neuen Schwung in ihre Geschäfte zu bringen. Handliche und vor allem schicke und leise Mini-PCs sollen die Wohnzimmer erobern und sich dort als Multimediazentrale beziehungsweise Internet-Rechner etablieren. Ob das Konzept aufgeht, wird der Preis entscheiden. Gerade wenn die Börse nicht mehr so locker in der Tasche sitzt, werden es sich die Konsumenten zweimal überlegen, Geld für einen Zweitrechner auszugeben. Denn den Rechner im Arbeitszimmer wird der schicke Net-PC zwischen Hifi-Anlage und DVD-Player kaum ablösen.

Angesichts klammer Kassen bei Konsumenten und Firmenkunden werden die Hersteller im laufenden Jahr mit spitzer Feder rechnen müssen, um auf ihre Marge zu kommen. Auch wenn die Stückzahlen vielleicht weiter solide zulegen, bedeutet das nicht automatisch, dass auch die Umsätze und Gewinne stimmen. Nur wer als PC-Hersteller Geschmack und Preispunkt der Kunden trifft sowie seine Herstellung und Supply Chain auf Effizienz trimmt, wird 2009 überstehen. (Martin Bayer)