Neue AT-kompatible Rechner sollen Computerbauer aus Houston weiterbringen:

Compaq sucht seinen Platz hinter der IBM

10.05.1985

MÜNCHEN (rs) - Zwei neue, zum IBM-Mikro AT kompatible Rechner sollen dem amerikanischen Computerunternehmen Compaq das Hauptziel erreichen helfen: Binnen zwei Jahren wollen die Texaner Platz 2 auf dem Markt für kommerzielle 16-Bit-Mikrocomputer einnehmen.

Um dies zu schaffen, ist nach Ansicht von Eckhard Pfeiffer, Europa-Chef und gleichzeitig Geschäftsführer der deutschen Compaq-Tochter, ein Europa-Marktanteil von rund zehn Prozent erforderlich. Die derzeitige Position des Unternehmens zu erhellen gelang Pfeiffer auf der Produktpräsentation in München zunächst nicht: Erst im vierten Anlauf erschien das gewünschte Dia auf der bis dahin weißen Leinwand. Danach behauptet Compaq, weltweit Marktführer bei den Tragbaren zu sein, Platz 2 bei den 16-Bit-Mikrocomputern zu halten und Rang 3 bei den Kleinstrechnern überhaupt zu halten.

Sind derartige Angaben nur schwer nachprüfbar, so vermitteln die Ergebnisse, die Präsident Rod Canion den Aktionären vorlegen konnte, das folgende Bild: Der Umsatz stieg im abgelaufenen Geschäftsjahr gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um 196 Prozent auf 329 Millionen Dollar (Vorjahr: 111,2). Der Gewinn erreichte 12,9 Millionen Dollar (2,6) und wuchs damit um knapp 400 Prozent. Weniger beeindruckend stellt sich die Umsatzrendite dar: Sie erreichte im abgelaufenen Geschäftsjahr lediglich 3,9 Prozent (2,3). Die Compaq Computer GmbH mit Sitz in München erreichte nach Angaben ihres Geschäftsführers bis Ende 1984 einen Umsatz von rund 20 Millionen Mark

Zu den neuen Produkten, mit denen das Unternehmen seine angestrebte Entwicklung absichern will, gehört der Tischcomputer "Deskpro 286" sowie der "Portable 286". Mit dieser Typenbezeichnung will Compaq klar machen, daß beide Modelle auf dem Intel-Prozessor 80286 basieren, der auch im AT von IBM eingesetzt wird. Während Big Blue jedoch die 6-Megahertz-Variante des 80286 benutzt, arbeiten die neuen Compaqs mit der 8-Megahertz-Version, womit sich im Endeffekt eine 30 Prozent höhere Geschwindigkeit ergeben soll. Da Anwendungen aber nicht nur CPU-Leistung sondern beispielsweise auch Plattenzugriffe erfordern, dürfte dies eher ein theoretischer Wert sein.

Der Portable ist mit einer 20-MB-Festplatte ausgerüstet und enthält ein 10-MB-Bandlaufwerk für die Datensicherung. Der Arbeitsspeicher läßt sich Compaq zufolge bis auf 2,6 MB ausbauen. Die Deskpro-Modelle bieten maximal 70 MB Plattenkapazität sowie bis zu 8,2 MB Hauptspeicher. Die Kompatibilität zum AT von IBM soll auch das neue IBM-Netzwerk, die MS-DOS-Version 3.1 und das Xenix-Betriebssystem sowie das Topview-Windows-Programm und schließlich den erweiterten IBM-Grafik-Adapter umfassen. Endgültige Preise will Compaq erst bei Lieferbeginn (Anfang des dritten Quartals 1985) bekanntgeben. Die Grundversion der genannten Modelle dürfte jedoch rund 15 000 Mark kosten.