Wolkige Versprechen statt harte Fakten

Cloud Computing-Anbieter im Härtetest

08.12.2009
Selten gab es so wenig Transparenz im Markt für neue internetbasierte IT-Services wie seit Beginn des Cloud-Computing-Hypes. Die Experton Group vergleicht die wichtigsten Angebote.

Hybrid, Private, Public, IaaS, PaaS und SaaS. Die Begriffsverwirrung rund um Cloud Computing scheint mit jedem neuen Angebot nur noch zuzunehmen (siehe auch: Neun Mythen um Cloud Computing). Dass der IT-Markt in den kommenden Jahren einen fundamentalen Wandel durchlaufen wird, scheint offensichtlich. Doch noch fällt es IT-Entscheidern schwer, konkrete Projekte und Investitionen zu planen. Denn die Cloud-Computing-Angebote der Hersteller sind vielfach nur schwer zu vergleichen. Um CIOs und IT-Manager bei der Bewertung und Auswahl des passenden Angebots zu unterstützen, veröffentlicht die Experton Group Anfang 2010 mit dem "Cloud Vendor Benchmark 2010" den ersten Herstellervergleich für den deutschsprachigen Raum. Die ersten Ergebnisse lesen Sie auf den folgenden Seiten.

Microsoft Azure, Google, Amazon und Co.

Microsoft Azure, Google AppEngine, Amazon AWS - welches ist die richtige Cloud-Plattform für mein Unternehmen? Diese Frage stellen sich viele IT-Entscheider und Anwendungsentwickler. Aufgrund der derzeitigen Marktdynamik und einer Vielzahl von Produktankündigungen fällt es zunehmend schwer, den Überblick zu behalten. Und nicht nur diese Faktoren erschweren den Überblick. Es ist auch nicht leicht, diese Produkt- und Serviceankündigungen richtig einzuordnen. In der Branche kursieren unzählige Definitionen, was zu einer Unschärfe in der Abgrenzung der Angebote führt.

Die Experton Group bewertet die führenden Cloud-Anbieter nach mehreren Kriterien.
Foto: Experton Group

So fällt auf, in welchem Missverhältnis derzeit das Marketing und die PR der Anbieter zu den tatsächlichen Angeboten stehen. Es gilt deshalb genau zu unterscheiden, bei welchen Angeboten es sich um "echte" Cloud-Computing-Angebote handelt. Allzu oft erliegen Anbieter der Versuchung, zum Beispiel Outsourcing-Services als Cloud Computing zu deklarieren, um damit auf der aktuellen Cloud-Welle mit zu schwimmen. "Vieles was derzeit im Markt unter dem Label Cloud gehandelt wird, darf man getrost als Mogelpackung bezeichnen", so Steve Janata, Senior Advisor bei der Experton Group. Wirkliche Cloud-Angebote, wenn man einmal von SaaS absieht, sind nämlich noch eher dünn gesät.

Trotzdem gibt es heute schon genügend Angebote auf dem Markt, um die unterschiedlichsten Anforderungen und Bedürfnisse von Unternehmen und Entwicklern zu erfüllen. Nur welche Angebote von welchem Anbieter sind denn für welche Zwecke geeignet? Schließlich teilt sich der Markt nicht nur in die Bereiche Infrastructure-as-a-Service, Software-as-a-Service und Plattform-as-a-Service. Vielmehr konkurrieren auch Hardwarehersteller, Softwarefirmen sowie Internet- und Telekommunikationsunternehmen um die Vorherrschaft in der Cloud. "Hieraus das richtige Angebot und den richtigen Anbieter zu wählen, ist nicht leicht, für Anwender allerdings die Voraussetzung um wirklich Nutzen aus dem Modell zu ziehen", kommentiert Dr. Carlo Velten, Senior Advisor der Experton Group.

Deutsche Cloud-Angebote noch unzureichend

Unter professionellen Anwendern im deutschsprachigen Raum herrscht aber vielfach noch Unmut hinsichtlich der Cloud-Angebote der Hersteller. So existieren nur in wenigen Fällen die relevanten Produktinformationen in Landessprache. Auch die Nutzungsbedingungen sind auf den anglo-amerikanischen Rechtsraum ausgerichtet, Preise nur selten in Euro ausgewiesen.

Vor dem Hintergrund der spezifischen Anforderungen von Unternehmensanwendern erstellt die Experton Group eine vergleichende Studie zu den Cloud-Angeboten im deutschsprachigen Raum. "Mit unserem Cloud Vendor Benchmark 2010 wollen wir ein bisschen mehr Licht ins Dunkel bringen und den IT-Entscheidern im neuen Jahr eine Entscheidungsunterstützung bieten", sagt Velten. "Denn das Thema Cloud Computing wird in den kommenden Jahren auf der CIO-Agenda ganz oben stehen.", sagt Dr. Carlo Velten.

Derzeit bietet Microsoft mit seiner Azure-Plattform das wohl breiteste Angebot. So können Unternehmensanwender über Azure Infrastruktur wie CPU und Storage, aber auch Software und entsprechende Entwicklungs-Tools nutzungsabhängig beziehen und die erstellten Anwendungen auch mit der bestehenden IT-Infrastruktur verbinden. "Der Anwender kann sich allerdings den Rechenzentrumsstandort nicht frei wählen. Somit sind in vielen Fällen wichtige Compliance-Fragen noch ungeklärt", erläutert Janata.

Demgegenüber bietet T-Systems seinen Kunden ein ländermarktspezifisches Angebot mit entsprechendem Support und Datenspeicherung am Standort Deutschland. Das Angebot an Services ist bei T-Systems allerdings bei weitem nicht so umfangreich wie bei Microsoft. Die Auswahl des Rechenzentrumsstandortes ist auch bei Amazon mittlerweile möglich, auch wenn der Marktführer und Pionier im Bereich Infrastructure-as-a-Service sich mit seinem rein englischsprachigen Angebot noch primär an Kunden auf dem US-Markt und an Internetunternehmen richtet. IBM geht im Bereich Infrastructure-as-a-Service einen Sonderweg, denn durch eine Partnerschaft mit Amazon werden Services unter dem Namen "AMI - Amazon Machine Images" indirekt am Markt angeboten.

Die Experton Group will den "Cloud Vendor Benchmark 2010" Im Februar 2010 publizieren. Die Studie bewertet die wichtigsten Hersteller gemäß ihrer Cloud-Angebote aus der Perspektive deutscher IT-Manager und Anwendungsentwickler. So werden die Angebote nach der strategischen Ausrichtung der Hersteller (Roadmap), Tiefe und Breite des Portfolios, Technologie, Servicequalität sowie Preisgestaltung und Nutzungsbedingungen untersucht. Das Werk soll IT-Managern einen einheitlichen Marktüberblick und konkrete Unterstützung bei der Auswahl und Bewertung des passenden Angebotes an die Hand geben. (wh)