Angriff auf Microsoft, IBM und Google

Cisco setzt voll auf Collaboration

10.11.2009 von Manfred Bremmer
Um die Zusammenarbeit mit Partnern innerhalb und außerhalb eines Unternehmens zu verbessern, hat der Netzwerkriese im Rahmen des Cisco's Collaboration Summit neue oder erweiterte Produkte und Services präsentiert.
WebEx Mail lässt sich via Outlook sowie über ein Browser-Interface nutzen.
Foto: Cisco

Spektakulärste Neuigkeit ist wohl die Ankündigung von Cisco, mit "WebEx Mail" ein eigenes Hosted-E-Mail-Angebot auf den Markt zu bringen. Der Service geht auf die Übernahme von Postpath im August 2008 zurück, gleichzeitig kommen Ciscos Ironport Messaging Appliances zum Einsatz. Wie Tim Stone, Head of European Collaboration Marketing bei Cisco, gegenüber der COMPUTERWOCHE erklärte, will Cisco Unternehmen mit WebEx Mail eine sichere Möglichkeit bieten, ihre Mail-Infrastruktur in die Cloud auszulagern. Das Angebot unterstützt nativ Microsoft Outlook, kommt jedoch ohne kostspielige Exchange-Server aus. Alternativ können die Anwender aber auch via Browser-Interface und verschiedenste Endgeräte und Plattformen auf ihre Mailbox zugreifen. Je Nutzer stehen dabei bis zu 25 Gigabyte Speicher zur Verfügung. Im ersten Anlauf will Cisco den Dienst allerdings nur in USA und Kanada anbieten, der Gang auf den europäischen Markt ist jedoch geplant.

YouTube à la Cisco

YouTube lässt grüßen: Ciscos Social-Videosystem Show and Share"
Foto: Cisco

Doch nicht nur mit Hosted-E-Mail betritt Cisco strategisch Neuland. Die Company kündigte zusätzlich eine Reihe von Social-Software-Lösungen für Unternehmen an, die sich klar gegen Google und andere Web-2.0-Anbieter richten. Zu den neuen Produkten zählt unter anderem das Social-Videosystem "Show and Share". Die Plattform soll es professionellen Anwender ermöglichen, das Medium Video zur besonders persönlichen Kommunikation mit Mitarbeitern, Geschäftspartnern, Kunden oder Studenten zu nutzen - ähnlich wie Youtube, aber in einer sicheren Umgebung. Anstelle eine formelle E-Mail zu verfassen - so die Vorstellung Ciscos - erstellt der Nutzer dazu ein kurzes Video und postet es via "Show & Share". Dort können es andere Mitglieder der definierten Video-Community bearbeiten, kommentieren und weiterleiten. Neben kurzen Video-Botschaften lassen sich auch Live-Events einbetten oder stattgefundene Telepresence-Konferenzen abspielen.

Web-2.0-Plattform für Business-Nutzer

Mit Wikis, Blogs, Twitter-Integration etc.: Die Cisco Enterprise Collaboration Platform
Foto: Cisco

Eine Adaption von Facebook an die Geschäftswelt stellt die "Cisco Enterprise Collaboration Platform" dar: Hier erhält der Mitarbeiter in einem Portal gleich eine breite Auswahl an Kommunikations- und Collaborations-Tools quasi auf dem Tablett serviert. Dazu zählen unter anderem Widgets, Blogs, Wikis, Newsfeeds oder Foren. Dank integrierter Directories kann der Nutzer per Mausklick einen Chat, ein Telefonat (via Softphone) oder ein WebEx-Meeting initiieren.

"Cisco Unified Presence 8.0" sowie die neue Mietlösung "Cisco WebEx Connect Instant Messaging" wiederum sollen dem Anwender dabei helfen, schnell und einfach die gewünschten Ansprechpartner inner- oder außerhalb des Unternehmens zu finden und zu kontaktieren. Dank der Übernahme von Jabber beziehungsweise des XMPP-Standards (Extensible Messaging and Presence Protocol) ist es dabei möglich, auch mit anderen IM-Clients, etwa von IBM oder Microsoft, zu kommunizieren und Präsenzinformationen auszutauschen.

Um das Thema Unified Communications weiter über die Unternehmensgrenzen hinauszutragen, hat Cisco außerdem die "Intercompany Media Engine" vorgestellt. Die Collaboration-Software läuft auf einem Unternehmens-Server und ist mit dem Telefonsystem sowie via SIP-Trunking mit dem Web verbunden. Wählt der Nutzer eine bekannte Nummer wird das Telefonat via Internet geführt, bei schlechter Verbindung leitet die Engine das Gespräch über das Festnetz um.

Who is Who für Telepresence-Nutzer

Versteht sich künftig besser mit Konkurrenzprodukten: Cisco Telepresence System 500.
Foto: Cisco

Neuigkeiten gibt es auch im Bereich Videokonferenzen: Nicht zuletzt wegen der schwebenden Übernahme von Tandberg trug Cisco dafür Sorge, dass sich das hauseigene Telepresence-System auch mit Highend- oder Standardlösungen anderer Hersteller versteht. Die dafür entwickelte Media Experience Engine kann jedoch nur die von Tandberg, Polycom und Lifesize in ihren Telepresence- und HD-Video-Systemen genutzten Protokolle übersetzen, Geräte anderer Hersteller bleiben außen vor.

Einen weiteren Schritt in Richtung Interoperabilität stellt Ciscos neuer Dienst "Telepresence-Webex Exchange" dar. Dieser ermöglicht es Teilnehmer einer Telepresence-Sitzung, Dokumente via Webex bereitzustellen. Außerdem können sich Anwender über Webex in Telepresence-Konferenzen einwählen und daran teilnehmen. Zunächst ist jedoch nur eine telefonische Einbindung möglich, Video-Unterstützung via Webcam soll jedoch folgen.

Zusätzlich informiert der gehostete Verzeichnisdienst "Cisco Telepresence Directory" Unternehmen künftig darüber, welche anderen Firmen und Organisationen ebenfalls das Luxuskonferenzsystem von Cisco besitzen - weltweit sind das laut Cisco über 500.

Damit auch die Mitarbeiter im Branch Office in den Genuss von interaktivem Multimedia-Content kommen können, bietet der Netzwerkriese nun die Cisco Media Experience Engine 3500 und 5600 an. Die Devices arbeiten in Verbindung mit dem vor kurzem angekündigten Cisco Integrated Services Router ISR G2 und rechnen den Video-Stream auf jedes entsprechende Endgerät herunter. Ein Nutzungsszenario in Großunternehmen ist etwa die interne Bekanntgabe von Quartalszahlen durch das Management.

Neue Endgeräte erlauben Videotelefonate

Die Unified IP Phones 8900 und 9900 sind aus wiederverwertbarem Plastik.
Foto: Cisco

Außerdem stellt der Hersteller Version 8.0 des Cisco Unified Communications System vor. Dieses unterstützt jetzt unter anderem noch mehr mobile und fest installierte Endgeräte, darunter auch die neue vorgestellten Telefone "Cisco Unified IP Phone 8900" und "9900". Die Apparate "in europäischem Design" (O-Ton Cisco) bestehen aus wieder verwertbarem Plastik und sind mit WLAN und Bluetooth ausgestattet. Dank eines VGA-Displays eignen sie sich auch für Videotelefonate über den Standard H.264.