CIS

CIS AG: Programmieren muss Spaß machen

15.03.2004 von Holger Eriksdotter
Mit der Standardsoftware "Semiramis" macht die C.I.S. AG aus Hannover den etablierten Anbietern Konkurrenz. Von seinen Entwicklern erwartet das Unternehmen analytische Fähigkeiten, Abstraktionsvermögen, sehr gutes theoretisches Grundlagenwissen und Java-Kenntnisse. Diese Voraussetzungen brächten vor allem Informatiker, Mathematiker und Physiker mit.

Als "Denk- und Softwarefabrik" gründete Reinhold Karner die C.I.S. Cross Industrie Software AG 1995 in Hannover. Wichtigste Aufgabe: die komplette Neuentwicklung eines Enterprise-Resource-Planning (ERP)-Systems für den Mittelstand.

Mehr als 3500 Bewerbungen gingen vergangenes Jahr bei der Softwareschmiede ein. Trotz der Bewerberflut findet Vorstand Michael Wohlwend die passenden Leute nicht immer auf Anhieb: In den Bereichen Pre-Sales, Consulting und System-Consulting sind seine Ansprüche hoch und geeignete Mitarbeiter dementsprechend rar. Besonders den Betriebswirtschaftlern stellt er keine guten Noten aus. Häufig zeige sich schon im Bewerbungsgespräch, dass die Ausbildung an den Universitäten den Anforderungen in seinem Unternehmen nicht genügen: Viele Hochschulabsolventen kennen, wenn überhaupt, nur ein einziges ERP-System und das nur oberflächlich.

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Vorstand Michael Wohlwend

Betriebliche Abläufe seien ihnen oft nur aus theoretischer Sicht und nicht aus eigener Anschauung und Erfahrung bekannt. "An den Hochschulen wird zu viel Overhead unterrichtet - die eigentlichen Wertschöpfungsprozesse im Unternehmen kommen im Studium viel zu selten vor", sagt Wohlwend. Sein Rat: Studenten sollten sich unbedingt in Nebenjobs oder Praktika die Praxiserfahrung verschaffen, die die Hochschulen oft nicht vermitteln.

Ebenso vermisst Softwarechef Egon Steinkasserer bei den Bewerbern für das System-Consulting in vielen Fällen das unabdingbare breite Überblickswissen. "Wir entwickeln für alle gängigen Betriebssysteme wie Windows, Unix, Linux oder IBM-iSeries (AS400)", sagt Steinkasserer. "Natürlich sind wir zu Konzessionen bereit - kleine Wissenslücken lassen sich immer mit gezielter Weiterbildung schließen. Aber ein Experte, der sich nur mit Sun OS auskennt, und sei er auch noch so gut, kann die Anforderung nicht erfüllen".

Kein Prädikatsexamen nötig

Entscheidend ist für Vorstand Wohlwend und Softwarearchitekt Steinkasserer das Bewerbungsgespräch, das sie meist zu zweit führen. Hier geht es ihnen nicht nur darum, sich ein Bild von der Persönlichkeit des Bewerbers zu verschaffen, sondern auch um handfeste Fachkenntnisse. "Das hat gelegentlich auch Prüfungscharakter - und tiefer gehende Fachfragen gehören unbedingt dazu", verrät Steinkasserer.

Dabei solle natürlich der Bewerber nicht in die Enge getrieben werden, aber sehr gutes Fachwissen sei für den anspruchsvollen Job unabdingbar: "Wir entwickeln auf sehr hohem technischen und theoretischen Niveau, - da muss der Bewerber schon sattelfest sein", sagt der Softwarechef. Besonders aufschlussreich sind für ihn die Fragen, auf die der Bewerber keine Antwort weiß: "Hier erfährt man oft mehr über den Bewerber und dessen Abstraktionsvermögen, als wenn er erlerntes Fachwissen wiedergibt."

Es muss deshalb aber nicht unbedingt ein Prädikatsexamen sein, das den Weg ins Bewerbungsgespräch ebnet, von Vorteil ist eher ein breites und weniger tiefes Know-how. Doch das Grundlagenwissen dürfe auf keinen Fall fehlen. Deswegen spielen neben der Dauer des Studiums und der Examensnote auch Praktika, Nebenjobs und Programmierkenntnisse - besonders mit Java - eine wichtige Rolle. Letztlich sind bei der Softwareentwicklung im Team soziale und kommunikative Kompetenz genauso gefragt wie der Wille, sich weiterzubilden und Spaß an der Programmierung.

Betriebswirtschaftliche Kenntnisse hingegen hält Steinkasserer für reine Entwickler für entbehrlich: "Bei der Architektur und Entwicklung einer komplexen Software geht es vor allem darum, schwierige theoretische Probleme zu knacken. Praxiserfahrung und betriebswirtschaftliches Know-how sind eher bei der Anpassung oder der Entwicklung branchenspezifischer Lösungen gefragt." Deshalb sieht er den Einsatzort für Fachhochschulabsolventen mit der eher praxisorientierten Ausbildung vor allem bei den Systemhäusern, die für die CIS AG die Software anpassen und implementieren. Zurzeit sind es 26 Partnerunternehmen, die Semiramis im deutschsprachigen Raum vertreiben.

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Egon Steinkasserer: "Kleine Wissenslücken lassen sich mit gezielter Weiterbildung schließen."

Michael Weers hat alle Bewerbungshürden genommen und den Sprung ins Unternehmen geschafft. Nach dem Studium an der <a href="http://www.uni-oldenburg.de/">Universität Ol</a>denburg ist der 29-jährige Informatiker im Sommer 2003 als Entwickler bei der CIS AG eingestiegen. In einem dreimonatigen Ausbildungsprogramm - unter anderem mehrere Wochen in der Akademie der Muttergesellschaft KTW Group im österreichischen Kirchbichl - ist er in zahlreichen Kursen und Seminaren auf seine Tätigkeit vorbereitet und in die auf dem Borland- JBuilder basierende eigene Entwicklungs-Infrastruktur eingearbeitet worden. Am Arbeitsplatz betreut ihn ein Coach. Weers arbeitet in einem vierköpfigen Team an verschieden Systemfunktionen mit. Dazu gehören Datenbankanbindung, Konfiguration, Berechtigungskonzept und grafische Anwendungen.

Förderpreis für Frauen

Programmieren macht Weers Spaß. Dabei schätzt er die Neuentwicklung von Programmteilen mehr als Routinearbeiten wie Fehlerbehebung oder die Weiterentwicklung vorhandener Funktionen. Aber anders als an der Uni, wo er Programme fast ausschließlich zu Übungszwecken geschrieben hat, gefällt es ihm, dass die von ihm mitentwickelte ERP-Software tatsächlich zum Einsatz kommt und sich an den Anforderungen der Praxis messen lassen muss.

Mit dem Arbeitsklima in dem jungen Unternehmen - Durchschnittsalter 29 Jahre - ist Weers ebenso zufrieden wie mit dem Standort Hannover. Obwohl sein Studium keine Praktika vorsah, fühlte er sich durch seine Tätigkeit als Tutor und mit Nebenjobs an der Uni gut auf den Arbeitsalltag vorbereitet. Er will auf jeden Fall im Bereich der Softwareentwicklung bleiben und kann sich vorstellen, irgendwann zum Projektleiter aufzusteigen. Die Chancen hierfür stehen ganz gut: "Wir sind mit der Software Semiramis auf Expansionskurs; das bedeutet für unsere Mitarbeiter hervorragende Entwicklungsperspektiven", freut sich Vorstand Wohlwend.

Erst 1999 wurde mit der Entwicklung begonnen. Zurzeit arbeiten rund 100 Programmierer an mehreren Standorten an Semiramis. Die Absatzmöglichkeiten für die Software beurteilt der Vorstand optimistisch: "Im Gegensatz zu anderen ERP-Programmen schleppen wir keine Altlasten mit, sondern haben Semiramis von Anfang an nach neuesten Gesichtspunkten des Softwaredesigns konzipiert."

Momentan vertreibt er das ERP-System für mittelständische Unternehmen über Systemhäuser im deutschsprachigen Raum - eine weitere internationale Expansion ist geplant. Noch eines hat sich das Unternehmen auf die Fahnen geschrieben: Die Softwareentwicklung sollte keine Männerdomäne bleiben. So prämiert die Konzernmutter mit dem von den Firmengründern ins Leben gerufenen <a href="http://www.ktw.com/KTWDE/DE/award/award.html">KTW Software Award</a>, einem mit zweimal 10 000 Euro dotierten Förderpreis für Frauen, herausragende Abschlussarbeiten und Dissertationen von Wissenschaftlerinnen an deutschsprachigen Hochschulen. "Dieser Bereich ist nach wie vor von Männern dominiert - wir freuen uns deshalb besonders über die Bewerbung von Frauen", sagt KTW-Chef Reinhold Karner.

C.I.S. Cross Industrie Software AG

Großer Kolonnenweg 21, 30163 Hannover Tel.: 0511/ 96605- 0, <a href="http://www.cisag.com/">www.cisag.com</a>

Mitarbeiterzahl: 250 Mitarbeiter innerhalb der KTW-Gruppe, davon ca. 120 im Semiramis-Umfeld

Umsatz/Investition: bis dato wurden etwa 70 Millionen Euro in die Entwicklung von Semiramis investiert

Einstellungsbedarf für 2004 (Hochschulabsolventen und IT-Mitarbeiter): fünf bis zehn.

Gesuchte Fachrichtungen: Informatik, Wirtschaftsinformatik, Mathematik, Betriebswirtschaft, eventuell Naturwissenschaften, aber auch erfahrene ERP-Praktiker werden gebraucht. 

Geforderte Qualifikationen: abhängig von der Position

Stellenangebote unter <a href="http://www.cisag.com/stellenangebote_de.html%20Ansprechpartner">www.cisag.com/stellenangebote_de.html 

</a>Ansprechpartner für Bewerber: Michael Wohlwend, <a href="mailto:jobs@cisag.com">jobs@cisag.com</a>