re:Invent 2018

AWS stärkt sein KI- und IoT-Portfolio

30.11.2018 von Wolfgang Herrmann
Auf der Entwicklerkonferenz re:Invent 2018 präsentierte Amazon Web Services (AWS) eine Vielzahl zusätzlicher Services für Machine-Learning- und IoT-Umgebungen. Neu im Portfolio sind auch eine Plattform für die Entwicklung von Robotik-Anwendungen und Cloud-Services für Blockchain-Szenarien.

Einmal mehr kündigte der Public-Cloud-Marktführer AWS eine Fülle von Erweiterungen seines ohnehin schon umfangreichen Portfolios an. Neue Infrastrukturdienste und Optionen für eine effizientere Nutzung von Cloud-Ressourcen gehören ebenso dazu wie Services für die Entwicklung von Machine-Learning- und IoT-Applikationen (Internet of Things). Erstmals kündigte AWS zudem zwei Serviceangebote für die Nutzung von Blockchain-Technologien an.

AWS-Chef Andy Jassy warb auf der Entwicklerkonferenz re:Invent in Las Vegas auch für neue Machine-Learning-Services.
Foto: AWS

Mit AWS Managed Blockchain könnten Unternehmen besonders einfach in die Blockchain-Welt einsteigen, erklärte AWS CEO Andy Jassy auf der re:Invent-Konferenz in Las Vegas. Der Cloud-Service unterstütze die weitverbreiteten Blockchain-Frameworks Hyperledger Fabric und Ethereum. AWS-Techniker hätten die beiden Frameworks mit dem Ziel angepasst, dass Unternehmen sie schneller für eigene Anwendungen nutzen können. Daraus sei ein Produkt entstanden, mit dem Kunden ein Blockchain-Netzwerk "mit wenigen Mausklicks" aufsetzen und in Betrieb nehmen könnten.

Mit Amazon Quantum Ledger Database (QLDB) offeriert der Cloud-Riese darüber hinaus einen eigenentwickelten Datenbank-Service für Blockchain-Netzwerke. QLDB sei aus einem internen Amazon-Projekt entstanden, erläuterte Jassy. Über den neuen Service sollen Kunden Zugriff auf eine vollständig verwaltete "Ledger-Datenbank" erhalten, die ein transparentes, unveränderliches und kryptographisch überprüfbares Protokoll von Transaktionen bereitstellt, das von einer vertrauenswürdigen zentralen Stelle überwacht wird. Im Vergleich zu konkurrierenden Angeboten lasse sich QLDB unter anderem wesentlich besser skalieren, warb der Manager.

AWS steigt damit relativ spät in einen Markt ein, den nicht nur die großen Cloud-Provider, sondern auch viele klassische IT-Konzerne wie IBM und HPE schon seit längerem bearbeiten.

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Neuland betritt der Cloud-Arm des Amazon-Konzerns mit einem Angebot für den Raumfahrtsektor. Der Cloud-Service AWS Ground Station soll es Kunden erlauben, die Übertragung und Verarbeitung von Satellitendaten einfacher und kostengünstiger zu gestalten. Dazu greift AWS auf ein weltweit verteiltes Netz aus zwölf Bodenstationen zurück, die jeweils mit Antennen ausgestattet sind. Dort werden Satellitendaten empfangen und anschließend in einer Amazon EC2-Instanz verarbeitet und über den Cloud-Storage-Service S3 gespeichert.

Die Informationen stehen dann auch für weitere Analyse- und Machine-Learning-Dienste von AWS zur Verfügung. Der Anstoß für das Projekt kam von den Kunden, berichtete AWS CEO Andy Jassy auf der re:Invent-Konferenz in Las Vegas. Zu diesen gehören etwa die European Space Agency (ESA), das NASA Jet Propulsion Lab und das Raumfahrtunternehmen Blue Origin von Amazon-Chef Jeff Bezos.

Entwicklungsplattform für Robotik-Anwendungen

Ebenfalls neu im Portfolio ist die Robotik-Plattform AWS Robomaker. Unternehmen sollen damit Robotik-Anwendungen besonders einfach entwickeln, testen und nutzen können, so das Versprechen. Dienste von AWS ließen sich dabei auch mit dem Robot Operating System (ROS) verbinden, einem Open-Source-Framework, das im Bereich Robotik weitverbreitet ist. Zu AWS Robomaker gehört unter anderem eine integrierte Entwicklungsumgebung auf Basis von AWS Cloud9.

Benutzer können mithilfe der Plattform auch eine Art Flottenmanagement für Roboter einrichten und Remote-Applikationen bereitstellen. Erste Kunden setzten AWS Robomaker bereits ein, berichtete der Anbieter, darunter die NASA und der Werkzeughersteller Stanley Black & Decker.

Hosted TensorFlow und Pay as you go für Machine-Learning

Wie wichtig AWS die Themen künstliche Intelligenz und Machine Learning sind, zeigten zahlreiche neue Produkte, die insbesondere Entwicklern die Arbeit erleichtern sollen. Dazu gehört beispielsweise eine für AWS-Infrastruktur optimierte Version des quelloffenen Entwickler-Frameworks TensorFlow, die ab sofort verfügbar ist. TensorFlow-Jobs sollen sich damit etwa automatisch über mehrere EC2-Knoten hinweg skalieren lassen. Unternehmen könnten mit dem Dienst Machine-Learning-Modelle schneller trainieren, verspricht der Anbieter.

Ein weiterer Service, Amazon Elastic Inference, soll Kunden helfen, die Kosten von Deep-Learning-Anwendungen um bis zu 75 Prozent zu senken. Den Angaben zufolge sorgt der Cloud-Dienst dafür, dass besonders anspruchsvolle Anwendungen immer nur die jeweils benötigte Menge an GPU-Verarbeitungsleistung zugeteilt bekommen (GPU = Graphics Processing Unit). Der Kunde zahle nur für die GPUs in der AWS-Infrastruktur, die er auch tatsächlich nutze.

Für seine Machine-Learning Platform Amazon SageMaker kündigte AWS etliche Erweiterungen an. Dazu gehört beispielsweise der Dienst Amazon SageMaker Ground Truth, der Kunden den meist aufwändigen Prozess des Data Labeling für Machine-Learning-Modelle erleichtern soll. Auch hier verspricht der Provider Kosteneinsparungen im Vergleich zu manuellen Verfahren.

Neue Cloud-Services für IoT-Umgebungen

Vor allem auf Industriekunden zielen mehrere neue IoT-Services. Noch im Preview-Stadium befindet sich etwa AWS IoT SiteWise, ein Managed Service, der IoT-Daten von Industrieanlagen sammelt und mit gängigen Industrie-Metriken anreichert. Geräte und Produktionsanlagen sollen sich damit einfacher überwachen und analysieren lassen. Mit dem ebenfalls verwalteten Dienst AWS IoT Events können Unternehmen Ereignisse aus IoT-Sensoren erkennen und automatisch darauf reagieren. Das System erkennt Ereignisse als Datenmuster, die etwa Zustandswechsel in Geräten anzeigen und beispielsweise von einem fehlerhaften Gerät oder einem feststehenden Förderband stammen können. Im Fehlerfall löst der Service selbständig Reaktionen oder Warnmeldungen aus.

AWS IoT Events ist derzeit als Preview verfügbar, ebenso wie der neue Dienst AWS IoT Things Graph. Er soll es erlauben, IoT-Anwendungen mit wenig oder ganz ohne klassischen Code zu erstellen. Dazu verbinden Nutzer verschiedene Geräte und Cloud-Dienste über eine visuelle Drag-and-Drop-Schnittstelle. Bereits verfügbar sind die AWS IoT Greengrass Connectors. Entwickler können damit Anwendungen von Drittanbietern über gängige Cloud-Schnittstellen (APIs) mit AWS IoT Greengrass Geräten verbinden.

Ein Netzwerk für On-Premise und Cloud-Ressourcen

Auf die immer häufiger anzutreffenden hybriden Cloud-Umgebungen zugeschnitten ist das Tool AWS Transit Gateway. Unternehmen können damit eine Netzwerk-Topologie aufbauen, die AWS-eigene und On-Premise-Ressourcen verbindet.

AWS hat mit Amazon Virtual Private Cloud (VPC) bereits ein Produkt im Portfolio, mit dem Kunden private Instanzen ihrer Anwendungen einrichten können. Diese machen davon reichlich Gebrauch, sodass sich teilweise mehrere hundert VPCs in Unternehmen finden. Die Verbindung zwischen einzelnen VPCs herzustellen, ist allerdings kein einfaches Unterfangen. Das verwaltete Transit Gateway soll hier Abhilfe schaffen und bis zu 500 einzelne VPCs anbinden können. Unterm Strich ermögliche es der Service Unternehmen, sichere und einfach administrierbare Netzwerke aufzubauen, die sowohl On-Premise- als auch Cloud-Umgebungen umfassen, erklärte AWS-Manager Peter DeSantis auf der re:Invent-Konferenz.