Aufsteiger und Absteiger des Jahres 2006

13.12.2006
Sobald es nachmittags dunkel wird, kriechen die Jahresrückblicke aus den Archiven. Viel Vergnügen mit den Auf- und Absteigern 2006!

Die Aufsteiger des Jahres 2006

HSDPA

Die Mobilfunktechnik folgt auf UMTS und bietet Transferraten von 1,8 Mbit/s, die gegenwärtig auf 3,6 Mbit/s gesteigert werden. Maximal 14,4 Mbit/s sollen möglich sein. Das klingt nicht nur schnell, das ist es auch. Wenn sich eines Tages die Kosten mit dem Nutzen in Einklang bringen lassen, entfällt endgültig die Suche nach Restaurationsbetrieben mit WLAN-Hotspots beziehungsweise ungesicherten Funknetzen in der Umgebung.

Zweites Leben

Es gibt verschiedene Internet-3D-Welten, in denen jedermann ein zweites oder drittes Ich leben kann. "Second Life" hat die Virtualisierung auf die Spitze getrieben: Die Nachrichtenagentur "Reuters" hat dort bereits einen Korrespondenten, "Bild" folgte, Marken wie Adidas bieten ihre Produkte an, und von IBM-CEO Sam Palmisano gibt es bereits einen Avatar. Hintergrund für den Boom ist die Möglichkeit, virtuelle gegen reale Dollar und umgekehrt zu tauschen. Nach dem E-Commerce bahnt sich nun der V(irtual)-Commerce an.

Strom

Das Kreuz mit vermeintlichen Allgemeingütern: Wenn sie plötzlich knapp (und teuer) werden, fangen alle an zu jaulen. Nicht nur in den USA ist derzeit der Stromverbrauch von Rechenzentren ein heißes Eisen. Vor allem die Kühlung der Server geht ins Geld. Vermutlich erhalten Supercomputer künftig die gleichen Aufkleber wie Waschmaschinen und Kühlschränke, um die Energieeffizienzklasse auszuweisen.

Consumerization

Dieser unaussprechliche Begriff ist Gartners aktuelles Hype-Wort. Sinngemäß handelt es sich darum, dass IT-Trends aus dem Endverbraucherbecken in den Tümpel der ernsthaften IT hinüberschwappen. Als prominente Beispiele dienen das Internet an sich, der Einsatz von Instant Messengern sowie die Desktop-Suche. Gartner plädiert gegenüber Unternehmen dafür, sich dem Technologietransfer auf keinen Fall kategorisch zu verschließen, sondern neue Ansätze zum eigenen Vorteil zu nutzen.

AAL

"Andere arbeiten lassen" gilt inzwischen auch in ökonomisch interessierten Kreisen als salonfähig. Seine Wurzeln hat das Prinzip im Mitmach-Web 2.0. Hier sorgen - im übertragenen Sinn - Content-Liebhaber für den dringend benötigten Verkehr auf den Websites. Diesen Traffic kann man erfolgreich bewerben und das Gesamtkonzept an die Börse bringen. AAL ist in der IT als Outsourcing bekannt; der Unterschied zum Web 2.0 liegt darin, dass die "anderen" von vornherein eine monetäre Gegenleistung für ihre Arbeit erwarten.

Die Absteiger des Jahres 2006

Handy-TV

Auch wenn Fußball-Deutschland 2006 Weltmeister der Herzen geworden ist - das Fernsehen via Handy zur WM war ein klassischer Rohrkrepierer. Unterschiedliche Techniken, Lizenzprobleme und fehlende Endgeräte verdarben den Providern die Stimmung. Hinzu kommt ein Nachfrageproblem: Die Zuschauer frönten lieber dem "Public Viewing" vor riesigen Leinwänden - nicht alle Inhalte laufen auf jedem Kanal. "Content is King, Delivery is King Kong", heißt das neudeutsch.

UMPC/Origami

Foto: Getty Images

Aus den schlechten Vertriebserfahrungen mit Tablet-PCs haben die großen Hardwarehersteller offensichtlich gelernt. So wurde zur CeBIT der Ultra Mobile PC (UMPC/Origami) nur von wenigen asiatischen Firmen vorgestellt. Dabei hatten Intel und Microsoft im Vorfeld ein großes Tamtam ausgelöst und einen echten Messe-Hype (und Medienliebling) geschaffen. Selbst Angela Merkel musste sich wohl oder übel mit einem UMPC ablichten lassen. Seitdem hat man nichts mehr von den kleinen und teuren Kisten gehört.

Wimax

Die Wimax-Wette hat CW-Kollege Jürgen Hill gewonnen. Sein Standardsatz zur Breitband-Funktechnik lautet seit Jahren: "Das Zeitfenster wird immer kleiner." Für die Auktion der Wimax-Frequenzen durch die Bundesnetzagentur hat es einst hundert interessierte Unternehmen gegeben. Gegenwärtig bieten noch sechs Provider für die Lizenzen. Es sieht so aus, als habe sich das Zeitfenster des "DSL-Killers" hierzulande inzwischen in eine schmale Durchreiche verwandelt.

Der PC

Foto: IBM

Im Jahr 2005 war der PC überraschend zu einem Bestseller avanciert. Pünktlich zum 25. Geburtstag des Geräts, das wie kein anderes unser Leben veränderte, hat sich die Krise zurückgemeldet: Die Nachfrage im deutschen Markt ist so schwach wie schon seit Jahren nicht mehr. Dafür herrscht ein ruinöser Preiskampf. Verlierer unter den Anbietern war Fujitsu-Siemens, Gewinner war Hewlett-Packard, Dell war weder Fisch noch Fleisch. Nichts ist für die Ewigkeit.

VDSL

Wieder Fußball als Kundenköder, wieder eine Netztechnik, wieder ein Reinfall: VDSL (bis zu 52 Mbit/s) stand schon beim Start der neuen Bundesliga-Saison im Abseits. Die Telekom investiert drei Milliarden Euro in das Glasfasernetz, das als technische Übergangslösung gilt, und wünscht sich "Pioniergewinne" sowie "Regulierungsferien"; Wettbewerber wollen am liebsten kostenlos das Netz mitnutzen, und die EU-Kommission streitet sich mit Berlin um die Frage, wer wen in welchem Maße regulieren darf.