Custom Apps aus dem Baukasten

Apps zum Selbermachen

15.04.2012 von Oliver Schonschek
Eine eigene App bringt Kundenkontakte, ist aber kostspielig. App-Baukästen bieten eine Alternative zur teuren Eigenentwicklung.
Foto: Cybrain, Fotolia.de

Mobile Apps sind beliebt und erreichen viele mögliche Kunden. Das zeigt sich in den rund 962 Millionen Apps, die deutsche Smartphone-Besitzer laut BITKOM in 2011 herunter geladen haben. Es lohnt sich offensichtlich für Unternehmen, selbst Teil der App-Welt zu werden.

Mit eigenen Apps können individuelle Geschäftsmodelle im mobilen Internet umgesetzt werden, und die Kunden lassen sich ganz gezielt ansprechen. So jedenfalls die Theorie, denn individuelle Apps sind durchaus mit größeren Investitionen verbunden. Dies erschwert gerade kleinen und mittleren Unternehmen den Schritt ins mobile Internet.

Tipp: Anbieter sogenannter App-Baukästen versprechen einen bequemen, schnellen und preiswerten Weg zur eigenen App. Die Individualität der damit erstellbaren Apps variiert allerdings je nach Anbieter deutlich.

Mobilisierungs-Tools
User Agent Switcher
Das kostenlose Firefox-Add-on "User Agent Switcher" ändert die Browser-Kennung (User Agent String) und ermöglicht es so, die mobile Darstellung der Website auf dem Desktop zu testen.
Mobilizer iPhone
Die Adobe-AIR-Anwendung (PC und MacOS X) simuliert vier mehr oder weniger populäre Geräte und stellt auf ihnen Web-Seiteninhalte dar. Verfügbar sind unter anderem iPhone...
Mobilizer HTC Evo
...HTC Evo...
Mobilizer Blackberry Storm
...oder Blackberry Storm.
MobileOKChecker
Die Website MobileOKChecker gibt nach Eingabe der URL einer bereits laufenden Seite oder des Codes ein allgemeines Urteil in Prozenten aus. Außerdem bewertet sie die Seitengröße sowie die Zahl der Requests beim Aufbau.
MobileOKChecker
In einem detaillierten Bericht werden zusätzlich die - zumindest nach W3C-Gesichtspunkten - Fehler der Schwere nach geordnet angezeigt und Verbesserungsvorschläge gemacht.
Keynote Mite
Entwickler können mit dem kostenlosen Tool Keynote MITE ihre Inhalte aus Endnutzersicht überprüfen und anhand der Ergebnisse die Benutzerfreundlichkeit verbessern. Basis sind die Profile von über 1800 aktuellen mobilen Endgeräten.
Keynote Mite
Dazu werden sowohl eine Bewertung...
Keynote Mite
...als auch umsetzbare Empfehlungen bezüglich der Optimierung von Qualität, Performance und Compliance mit den Best-Practices-Empfehlungen des W3C für mobile Websites gegeben.
Keynote MWP
Mit der kostenpflichtigen Lösung Mobile Web Perspective (MWP) lassen sich Verfügbarkeit, Reaktionszeit und Qualität einer mobilen Website aus Sicht von tatsächlichen Endgeräten überwachen.
320 and up
Anstatt eine für Desktops gedachte Version nachträglich für kleine Bildschirme abzuspecken, kann man auch umgekehrt eine mobile Website als Ausgangspunkt nehmen. Bei 320 and up beginnt man mit einem einfachen Stylesheet, das nur Reset- (Grundeinstellungen), Farb- und Typografie-Styles enthält. Lediglich, wenn größere Formate benötigt werden, laden Media Queries weitere Styles hinzu.
Yimbel
Das Hamburger Startup Yimbel bietet eine vollautomatische Umwandlung von Websites für mobile Endgeräte an. Das "Yimbeln", wie es die Hamburger nennen, kostet je nach Komplexität der Seite zwischen 25 und 2400 Euro.
Gomometer
Auch Google ist um mobile Websites bemüht und bietet eine Art Selfcheck an.
Gomometer
Auf der Website können Besucher im Bereich GoMoMeter die URL ihrer Website eingeben und bekommen die aktuelle Darstellung der Inhalte auf einem mobilen Endgerät (natürlich einem Android-Smartphone) angezeigt.
Gomometer
Im Anschluss bewertet GoMo basierend auf dem Geschäftsfeld die Mobilität der Seite und macht Vorschläge für die weitere Verbesserung. Der sechsseitige "Gomometer-Report" richtet sich aber eher an die Geschäftsführung oder den IT-Leiter als an die Entwickler selbst.

App-Baukasten: Schneller Einstieg in die App-Welt

In nur fünfzehn Minuten zur eigenen App, das verspricht zum Beispiel der Anbieter AppYourself. Man muss keinen Crash-Kurs zum App-Entwickler absolvieren, um in dieser Zeit eine App zu erstellen. Innerhalb des Browsers kann man bei diesem App-Baukasten zwischen drei Layout-Typen wählen, auf Wunsch einen eigenen Menühintergrund hochladen und zwischen zwölf Modulen wählen, abhängig vom gebuchten Paket und natürlich von den eigenen Zielen, die man mit der App erreichen möchte.

App-Baukästen wie AppYourself bieten verschiedene Layouts und Module, um eine eigene App zusammen zu stellen.

Zur Auswahl stehen zum Beispiel Module wie RSS-Feeds, um den Nutzern automatisch aktuelle Unternehmensnachrichten anzeigen zu lassen, eine Foto- oder Video-Galerie z.B. für die Produktvorstellung, eine Navigationsfunktion für die Route zum eigenen Unternehmen, eine Veranstaltungsübersicht, ein Reservierungsmodul oder aber eine Gutschein-Funktion. Die Farbgestaltung der App lässt sich ebenso wählen wie das Icon, das die App zusammen mit dem Namen repräsentieren soll.

Die App für Android-Smartphone und iPhone gibt es bei AppYourself ab rund 40 Euro monatlich. Enthalten sind der Telefon- und E-Mail-Support sowie in Zukunft auch Nutzerstatistiken, um den Erfolg der eigenen App prüfen zu können.

Eigene Apps speziell für iPhone und iPad

Der App-Baukasten totallyApp bietet ebenfalls die Möglichkeit, online eine eigene App zu generieren. Allerdings sind nur Apps für iPhones und iPads möglich. Die sechs verfügbaren Module sehen zum Beispiel eine Kontaktseite, RSS-Feeds mit den eigenen Nachrichten, eine Foto-Galerie und eine Karten-Funktion in der eigenen App vor.

Die verschiedenen Module in App-Baukästen wie totallyApp lassen sich einfach auf das eigene Unternehmen anpassen, wie das Beispiel einer Kontaktseite zeigt.
Foto: totallyApp.com

Vor Bereitstellung und Veröffentlichung der selbst zusammen gestellten App erhält man eine kostenpflichtige Testversion für rund 60 Euro. Die Vollversion kostet dann rund 500 Euro, wobei die Veröffentlichung im App Store, die Abwicklung des Review-Prozesses und die Anlage eines Entwicklerkontos im App Store enthalten sind. Individuelle Funktionen werden auf Basis eines Stundensatzes angeboten.

Hinweis: Hier zeigt sich bereits eine der Herausforderungen beim Einstieg in die App-Welt: Apps sind plattformabhängig. Will man eine möglichst große Zahl an Nutzern und Kunden ansprechen, sollte man also eine App für Android, eine App für iPhone/iPad, eine App für Windows Phone und möglichst noch für weitere mobile Betriebssysteme wie BlackBerry OS anbieten, abhängig von der eigenen Zielgruppe. Diese Bandbreite kann jedoch kaum ein App-Baukasten bieten und wird viele Unternehmen erst einmal überfordern. Plattformübergreifende Apps wie die Mozilla HTML5 Apps könnten hier in Zukunft für Abhilfe sorgen.

Die eigene App als Online-Shop

Mobile Apps können mehr sein als Informations- und Kommunikationskanäle. Sie können auch für den Online-Vertrieb genutzt werden. So gibt es zum Beispiel im YourApp-Framework neben den Modulen für News, Impressum, Firmenprofil, Kartenfunktionen, Feedback und PDF-Dokumente auch die Möglichkeit zur Darstellung von Artikeln und eine Warenkorb-Funktion.

Apps aus einem Baukasten wie YourApp-Framework können auch zum mobilen Online-Shop werden.

Auch dieser App-Baukasten liefert Apps speziell für den iTunes App Store von Apple. Die Start-App mit RSS-Feeds, Unternehmensdarstellung, Impressum und der Darstellung von bis zu zehn Artikeln gibt es für rund 450 Euro, die Warenkorbfunktion soll zusätzlich 399 Euro kosten. Insgesamt werden mehr als 20 verschiedene Module angeboten, darunter auch eine Terminwunsch-Funktion oder ein Bonuscard-Modul zur Kundenbindung.

Fan-Apps in Eigenregie

Mobile Roadie bietet einen App-Baukasten für ausgewählte Branchen, insbesondere im Bereich Entertainment, Sport, Medien, Bildung und Restaurants. Der Baukasten-Anwender kann über ein Content-Management-System (CMS) auf Wunsch gleichzeitig eine iPhone-App und eine Android-App aktualisieren und anpassen.

Die Module, die Funktionen für die jeweiligen Fans oder Kunden anbieten, reichen zum Beispiel von der Produktdarstellung, einer Terminübersicht, Podcasts und Video-Clips über die Integration in soziale Netzwerke wie Facebook und einem mobilen Online-Shop bis hin zu gezielten Push-Nachrichten z.B. an Kunden oder Fans in einem bestimmten räumlichen Umkreis. Zu den Funktionen für den Anwender selbst gehören neben dem CMS zur Content-Pflege auch umfangreiche Statistiken zur App-Nutzung.

Anwender eines App-Baukastens wie MobileRoadie erhalten umfangreiche Statistiken zum Download und zur Nutzung ihrer App.
Foto: mobileroadie.com

Nach der Erstellung der App durch den Anwender übernimmt Mobile Roadie z.B. den Freigabe-Prozess für den iTunes App Store oder die Übermittlung der App an Android Market. Die Kosten betragen im Standard für die Einrichtung rund 500 Euro sowie 29 Euro monatlich, wobei die Zahl der App-Installationen auf 1.000 begrenzt ist. Unbegrenzte App-Installationen sind möglich, wenn man sich z.B. für das Jahresmodell entscheidet für 1.200 Euro jährlich. Dabei beziehen sich die Preise jeweils auf eine Plattform wie Android, für die zweite Plattform gibt es einen Preisnachlass.

Mit Fremdwerbung kostenlos

Mit AppMakr steht ein Baukastensystem für Apps zur Verfügung, das nicht nur eigene Apps liefern kann, sondern auch eine unverbindliche Vorschau auf die eigene App. Dazu gibt man auf der Startseite einfach ein passendes Schlagwort zum eigenen Unternehmen oder aber die Internetadresse des Unternehmens ein. Dann sucht AppMakr passende Inhalte, um eine App-Vorschau erzeugen zu können.

Der Baukasten AppMakr erlaubt ohne Anmeldung bereits eine erste Vorschau auf die eigene App. Dazu sucht AppMakr passende Inhalte aus dem Internet zu einem angegebenen Stichwort oder zur Internetadresse des Unternehmens.
Foto: appmakr.com

Der App-Simulator zeigt allerdings nicht die Bandbreite an Modulen, die in diesem Baukasten zur Auswahl stehen. Neben einem RSS-Modul zur Anzeige von Unternehmens- oder Branchennachrichten können z.B. Push-Nachrichten an die App-Nutzer verteilt, eine Foto-Galerie eingebunden oder mobile Werbeanzeigen integriert werden, um mit der eigenen App Werbeumsätze zu generieren.

Umgekehrt ist es auch möglich, eine App von AppMakr kostenlos erstellen zu lassen, wenn man dafür Fremdwerbung in der eigenen App akzeptiert. Wer dies nicht möchte, kann die App für monatlich rund 80 US-Dollar einsetzen. AppMakr unterstützt die App-Generierung für iPhones, Android-Smartphones und Windows Phones.

App-Baukasten für Google-Nutzer

Einen kostenlosen App-Baukasten bietet der MIT App Inventor. Dieses Projekt führt den Google App Inventor weiter, der von Google eingestellt wurde. Die Anmeldung für den MIT App Inventor setzt heute zumindest noch ein Google-Konto voraus. Erzeugt werden können eigene Android-Apps. Derzeit befindet sich der App Inventor allerdings in einer Beta-Phase, so dass er erst einmal nur für Tests, nicht aber für den produktiven Einsatz genutzt werden sollte.

Tipp: Es lohnt sich, den MIT App Inventor im Blick zu behalten, wenn eine eigene App auf Android-Basis ausreichend erscheint.

App-Entwickler statt Baukasten: Große Flexibilität, aber hoher Aufwand

App-Baukästen können abhängig vom Anbieter für die Kundenkommunikation und für den eigenen, mobilen Online-Shop einiges leisten, ohne Programmierkenntnisse oder größere Investitionen vorauszusetzen.

Doch je nach Geschäftsmodell im mobilen Internet können die Möglichkeiten eines App-Baukastens zu begrenzt sein. Wer Zugriff auf Entwicklerkapazitäten hat, findet im Internet ausführliche Leitfäden zur eigenen Programmierung von Android-Apps, iPhone-Apps oder Apps für Windows Phone. Mit einem eigenen App-Entwickler ist nahezu alles in der App-Welt möglich, doch gerade kleine und mittlere Unternehmen dürften kaum einen solchen Programmierer in den eigenen Reihen haben.

Hinweis: Alternativ gibt es Verzeichnisse und Verbände, über die sich App-Entwickler finden und beauftragen lassen. Erste Anhaltspunkte dafür, wie gut ein externer App-Entwickler ist, können zum Beispiel Nutzerbewertungen in den App-Marktplätzen liefern.

Auch die eigenen Apps müssen sicher sein

Nicht vergessen werden sollte, dass auch die selbst entwickelten oder im Baukasten zusammen gestellten Apps Vorgaben an den Datenschutz und die Datensicherheit erfüllen müssen. Eine eigene App zur Kundenbindung im mobilen Internet, die die Kundendaten gefährdet, wäre zweifellos schädlich für den Ruf des eigenen Unternehmens.

Doch es gibt auch für selbst entwickelte Apps die Möglichkeit, die Sicherheit zu verbessern, zum Beispiel das mIDentity App Security Toolkit (mID AST) von Kobil. Das Toolkit bietet unter anderem einen Schutz gegen schadhafte Apps, Verschlüsselungsfunktionen, eine Versionskontrolle, eine Update-Funktion sowie einen systemunabhängigen Zertifikatsspeicher für digitale Zertifikate, mit denen sich zum Beispiel die Echtheit einer App bescheinigen lässt.

Der eigene Weg in die App-Welt kann somit nicht nur schnell und relativ preiswert erfolgen, sondern auch möglichst sicher. Die Werkzeuge dafür sind bereits vorhanden.