31,2 Millionen iPhones verkauft

Apple tritt auf der Stelle

24.07.2013
Die gewaltigen Sprünge der Vergangenheit scheinen bei Apple vorbei. Seit drei Jahren hat das Unternehmen kein grundlegend neues Produkt mehr herausgebracht. Nun stagniert der Umsatz, der Gewinn fällt sogar. Alle warten nun auf den nächsten großen Wurf.

Das Wachstum bei Apple kommt zum Erliegen. Im dritten Geschäftsquartal (bis Ende Juni) lag der Umsatz des iPhone- und iPad-Herstellers bei 35,3 Milliarden Dollar und damit kaum höher als im Vorjahreszeitraum. Der Gewinn schrumpfte sogar das zweite Mal in Folge. Er lag um 22 Prozent niedriger bei unterm Strich 6,9 Milliarden Dollar (5,3 Mrd Euro), wie der Konzern am Dienstag nach Börsenschluss am Sitz in Cupertino mitteilte.

Apple verkauft mittlerweile viele iPad mini, die weniger Geld abwerfen als ein großes iPad oder ein iPhone. Das drückt auf die Margen. Zudem fiel der Durchschnittspreis für das iPhone, von dem in bestimmten Märkten auch noch ältere Modelle verkauft werden. Die Börsianer waren dennoch zufrieden: Sie hatten nach Enttäuschungen in der jüngeren Vergangenheit die Messlatte für Apple niedrig gelegt und freuten sich zudem über einen gestiegenen iPhone-Absatz. Die Aktie verteuerte sich nachbörslich um 4 Prozent.

Apple-Keynote
Die zehn wichtigsten Apple-Keynotes
Wir erinnern an die zehn wichtigsten Keynotes der Apple-Geschichte. Eine von Tim Cook moderierte Veranstaltung findet sich darin nicht - wir warten noch auf die Gelegenheit für den Jobs-Nachfolger eine völlig neue Produktkategorie vorstellen zu dürfen.
Platz 10:
Macworld Expo, 7. Januar 2003: Offiziell hatte Steve Jobs das Jahr 2003 als "Jahr des Notebook" eingeleitet und auf der Keynote die Alu-Powerbooks mit 12 und 17 Zoll Bildschirmdiagonale vorgestellt. Nicht weniger wichtig war aber mit Safari der erste Browser Apples, der als Standard den Internet Explorer (!) ablösen sollte. Mittlerweile ist Safari von iOS-Geräten nicht mehr weg zu denken und erreicht damit Marktanteile wie selten eine Apple-Software zuvor.
Platz 9:
Musik-Event, 7. September 2005: Kaum einer verstand zunächst, warum Apple sein zu der Zeit populärstes Produkt, den iPod Mini, in Ruhestand schickte und durch den iPod Nano ersetzte. Apple zeigte mit dem Schritt aber, auf der Höhe der Zeit zu sein, die Mikro-Festplatte des Mini wich einem noch robusterem Flash-Speicher. Die Farben kehrten dann mit der zweiten Auflage des Nano ein Jahr später zurück. Warum Apple übrigens auf dem Weg von Mini zu Nano gleich sechs Zehnerpotenzen nahm und nicht nur drei, ist klar: Den Begriff "Micro" hat schon jemand anderes besetzt. Auf einen iPod Pico warten wir indes vergeblich.
Platz 8:
WWDC, 6. Mai 2002: Rest in Peace, Mac-OS 9... Die Keynote zur Entwicklerkonferenz - damals noch in San Jose und im Mai - nutzte Steve Jobs dazu, das in die Jahre gekommene klassische Mac-Betriebssystem zu "beerdigen". Plakativ zeigte Jobs damit den Entwicklern auf, sich nicht an die Vergangenheit zu halten, sondern die Zukunft zu gestalten. OS X war zu dem Zeitpunkt seit gut einem Jahr auf den Markt und wurde fortan als Bootsystem mit jedem Mac ausgeliefert, Mac-OS 9 wurde für die nächsten fünf Jahre zur "Classic-Umgebung" degradiert und mit Mac-OS X 10.5 Leopard komplett über Bord geworfen. Apple war nie zimperlich, bewährte Technologien durch neuere zu ersetzen, siehe CD statt Floppy-Disk, USB statt ADB, SSD statt Festplatte und CD oder eben das Betriebssystem.
Platz 7:
Macworld Expo, 10. Januar 2006: Von drei großen Wandlungen, durch die Apple gehen musste, sprach Steve Jobs stets. In seiner Abwesenheit hatte Apple von der 68k-Architektur auf den PowerPC gewechselt, der Wandel vom klassischen Mac-OS zum modernen OS X begann mit seiner Rückkehr. Am unproblematischsten sollte sich jedoch der Wechsel vom PowerPC zu Intel erweisen, schon sieben Monate nach der Ankündigung brachte Apple die ersten Macs mit dem neuen Prozessor heraus. Macbook Pro und iMac zeigten sich äußerlich jedoch kaum gegenüber den Vorgängern verändert und dank des "Übersetzungslayers" Rosetta liefen auch alle alten Programme weiter - erst mit OS X Lion schnitt Apple 2011 diesen alten Zopf ab.
Platz 6:
Roadmap für iPhone-OS 2.0 und SDK für Apps, 6. März 2008: Entwickler hatten Apple geradezu dazu gezwungen, das iPhone für Anwendungen Dritter zu öffnen. Ursprünglich hatte Apple nur Web-Apps vorgesehen, Programmierer wollten aber mehr. Dazu musste Apple jedoch erst ein SDK schaffen und seine Infrastruktur für den Vertrieb von Apps erweitern. Der Rest ist Geschichte, mittlerweile zählt der App Store mehr als 50 Milliarden Downloads.
Platz 5:
iPad Special Event, 27. Januar 2010: Von seinem Krebs schon schwer gezeichnet und offiziell im Krankenstand, ließ es sich Steve Jobs nicht nehmen, das iPad selbst der Öffentlichkeit zu präsentieren. Nicht jeder hat die Relevanz des neuen Geräte, das erst Monate später in den Handel kommen sollte, gleich erkannt. Kritiker schmähten es als "großen iPod Touch". Apple hat damit aber eine neue Produktkategorie geschaffen und die Post-PC-Ära eingeleitet, am iPad kommt heute keiner mehr vorbei. Völlig neue Produkte stellt Apple nun gerne in eigenen Events vor und nicht mehr im Rahmen von Messen, wie etwa das iPhone auf der Macworld Expo 2007. "We don't believe in trade shows", heißt es seit 2009 lapidar.
Platz 4:
iPod Special Event, 23. Oktober 2001: Apple werde ein digitales Gerät vorstellen, das kein Mac sei, ließ der Hersteller im Vorfeld der Veranstaltung durchsickern. Während viele mit einem der damals noch populären PDAs (Personal Digital Assistent, etwa Palm Pilot) rechneten, hatte Apple die Zeichen der Zeit erkannt und zusammengefügt, was zusammengehört. Der iPod war der erste rasch füllbare mobile Speicher für eine ganze Plattensammlung und hat Apple den Aufbruch aus dem Dasein eines Nischenherstellers beschert.
Platz 3:
Macworld Expo Boston, 6. August 1997: Lang, lang ist es her, dass es in den USA gleich zwei Macworld Expos gab. Eine an der Ostküste im Sommer, die andere an der Westküste im Winter. Boston 1997 markiert einen Wendepunkt in der Geschichte Apples. Steve Jobs hielt die erste Keynote nach seiner Rückkkehr, kurz bevor GIl Amelio als CEO gehen musste. Doch so mancher im Auditorium hätte an diesem Sommertag Steve Jobs am liebsten wieder zum Teufel geschickt, denn überlebensgroß erschien dieser auf der Leinwand. Nein, das war natürlich nur Bill Gates, den seinerzeit aber nicht wenige Apple-Jünger als Herr der Finsternis ansahen. Was Gates und Jobs zu verkünden hatten, war aber weit wichtiger als jede Animosität. Apple legte seine Patentklagen gegen Microsoft nieder und bekam im Gegenzug versichert, Redmond werde weiterhin Software für den Mac entwickeln, insbesondere Office und den Internet Explorer. Die Finanzspritze in Höhe von 150 Millionen US-Dollar, die Microsoft für nicht stimmberechtigte Aktien überwies, rettete zudem den schwer strauchelnden Mac-Hersteller vor der Insolvenz. Einziger Fehler, wie Jobs seinem Biographen später erläuterte: Gegenüber dem riesenhaften Abbild Bill Gates' wirkte er winzig klein und nicht wie ein ernst zu nehmender Partner.
Platz 2:
Unternehmensversammlung, 24. Januar 1984: Nein, den Mac hat Steve Jobs nicht an seinem 30sten Geburtstag erstmals gezeigt, wie die Macher der Biopic-Parodie iSteve glauben machen, sondern exakt ein Jahr und einen Monat zuvor. An jenem Dienstag raunte die Szene immer noch über den spektakulären Werbespot vom Superbowl am Sonntag, in dem Apple nur andeutete, dass 1984 dank des Macintosh so anders werden würde wie Orwells "1984". Den ersten Blick auf die neue Wundermaschine warfen weder Messebesucher, noch Entwickler, noch Teilnehmer einer Pressekonferenz, sondern die Aktionäre des Unternehmens. Welch ein Schachzug! Denn der Mac brauchte noch ein ganze Weile, um Rendite abzuwerfen.
Platz 1:
Macworld Expo, 9. Januar 2007: Auf das iPhone mussten Verbraucher hingegen fast noch ein halbes Jahr nach der Vorstellung warten, Rendite warf es aber praktisch sofort ab. Trotz all der Zweifler, die meinten, Apple würde sich als Neuling im Mobiltelefonmarkt ja wohl kaum gegen die Platzhirsche von Nokia, Motorola, Sony-Ericsson und RIM durchsetzen. Aber das Gerät war ja nicht nur ein Telefon, wie ein damals noch gesunder Jobs nicht müde wurde zu betonen. Denn es handelte sich nunmal auch um einen iPod mit Touchscreen und ein revolutionäres Internetgerät. So etwas wie Smartphones gab es schon vor dem iPhone, doch Apple rollte den Markt dermaßen auf, dass wenige Jahre später kein Stein mehr auf dem anderen stand. Nokia? Motorola? RIM? Sony-Ericsson? Noch Fragen?

Apple verkaufte im Quartal 31,2 Millionen iPhones im Vergleich zu 26 Millionen vor einem Jahr. Das war ein neuer Rekord für die Jahreszeit. Dagegen schrumpfte die Zahl der insgesamt abgesetzten iPads erstmals im Jahresvergleich von 17 Millionen auf 14,6 Millionen. Die Zahl der verkauften Mac-Computer ging leicht zurück von 4 Millionen auf 3,8 Millionen. Eine genauere Aufschlüsselung nach einzelnen Typen legt Apple nicht vor.

Er sei besonders stolz auf die starken iPhone-Verkäufe und das Wachstum im iTunes Store, erklärte Konzernchef Tim Cook. Im Herbst und im kommenden Jahr kämen neue Produkte heraus. Er gab aber in typischer Apple-Geheimhaltung keinen konkreten Hinweis darauf, wann ein Nachfolger für das iPhone 5 erscheinen oder ob es eine billigere Variante des Smartphones geben wird.

iWatch als nächstes großes Ding?

Es ist mittlerweile drei Jahre her, dass Apple ein revolutionäres Produkt auf den Markt gebracht hat: den Tablet-Computer iPad. Das iPhone wurde vor sechs Jahren vorgestellt. Seitdem pflegte Apple die Baureihen lediglich. Mittlerweile verdichten sich allerdings die Hinweise auf eine "iWatch"-Uhr. Medien erfuhren von Neueinstellungen von Entwicklern, es tauchten Zeichnungen in Patentanträgen auf, und Apple hat sich den Namen in mehreren Ländern schützen lassen. Es wäre auch das erste komplett neue Produkt seit dem Tod von Apple-Gründer Steve Jobs im Herbst 2011.

Apple könnte einen neuen Verkaufsschlager gut gebrauchen: Vor allem im asiatisch-pazifischen Raum mit der einstigen Wachstums-Lokomotive China ist der Umsatz geschrumpft. In Europa gingen die Geschäfte ebenfalls zurück. Nur dank der besseren Verkäufe auf dem amerikanischen Kontinent und in Japan konnte sich Apple letztlich halten.

Allerdings läuft es auch bei der Konkurrenz nicht wirklich rund: So verkauft sich der iPhone-Rivale Galaxy S4 von Samsung nach Einschätzungen von Branchenexperten schlechter als erwartet. Der südkoreanische Konzern hatte in der Folge jüngst mit seinem Quartalsgewinn enttäuscht. Microsoft wiederum im vergangenen Quartal litt unter den rückläufigen Verkäufen von Windows-PC sowie einer massiven Preissenkung für seinen Tablet-Computer Surface. (dpa/mb)