Apple macht das iPhone zum Smartphone

17.10.2007
Den Begriff "Smartphone" definiert jeder anders. In unserer Redaktion hat sich eingebürgert, ein Telefon erst dann das Attribut "Smart" zuzugestehen, wenn es sich mit nativer Software - mit Programmen und Bibliotheken, die direkt für die zugrundeliegende Plattform und nicht für eine darauf aufsetzende Sandbox-Technologie - erweitern lässt. Ab Frühjahr 2008 soll diese Definition auch für Apples iPhone gelten.

Steve Jobs kündigt persönlich in einem Memo auf der Apple-Website an, dass Apple bis zum Februar nächsten Jahres ein SDK (Software Development Kit) für Entwickler schaffen werde, mit dem sich das iPhone um neue Funktionen erweitern lässt. Damit durchbricht das Unternehmen endlich die Spirale zwischen Hackern, die das begehrte Handy mit trickreichen Methoden um neue Funktionen erweitern und einem entgegen gesetzten Update-Konzept, das alle Modifikationen wieder rückgängig macht.

Dass Programmierer noch fast ein halbes Jahr die Finger still halten müssen, begründet Jobs in erster Linie mit der Zweischneidigkeit eines solchen Projekts. Einerseits wolle man sicher stellen, dass das Betriebssystem des iPhones nicht von Schadsoftware wie Viren oder Würmern kompromittiert werden könne. Andererseits müsse man Entwicklern die volle Leistungsfähigkeit des mobilisierten OSX-Systems an die Hand geben, um sie nicht mit den Beschränkungen des bislang gültigen, Web-basierten Ansatzes zu konfrontieren.

Der Weg wird laut Jobs über einen ähnliches Verifikationsprogramm führen, wie es auch auf Symbian-Geräten zum Einsatz kommt: eine native Software, die man auf einem aktuellen Smartphone von Nokia installieren will, muss erst einem vollständigen Check eines Zertifizierungsprogramms standgehalten haben, bis die sich digital signiert auf Handys installieren lässt.

Die Befürchtung, eine Flut von Viren, Würmern und Trojanern könnte bei einer allzu offenen Plattform das geliebte Kind iPhone überschwemmen, scheint derzeit unbegründet. Zwar lassen virale Bedrohungen beispielsweise im Symbian-Umfeld im Quartalstakt den Blätterwald rauschen, doch als Nemesis der Smartphones hat sich noch kein Symbian-Schädling erwiesen. Viren, die Mac OSX, der Kern für die iPhone-Oberfläche, angreifen, gibt es ohnehin nur wenige (einige 100 gegenüber mehreren Zehntausend auf Windows-Basis). Warum also einen Schutzwall gegenüber einer anonymen Bedrohung heraufbeschwören? Vielleicht, weil Antivirenexperten befürchten, Mac OSX könnte eine Schädlings-Zukunft mit Microsoftschen Ausmaßen bevorstehen.

Doch ein anderer Grund scheint uns viel realistischer: Apples lang zeitig vertretene Meinung, ein offenes System schade mehr als es nutze, könnte eine Verschleierung des Unvermögens gewesen sein, ein entsprechendes SDK zeitnah zum Launchtermin auf die Beine zu stellen. Für Apple war die frühzeitige Ankündigung des Telefons mit Sicherheit ein Kraftakt, den die hauseigene Entwicklungsabteilung stemmen musste. Und das Eingeständnis, einfach noch nicht so weit zu sein wie Microsofts oder Symbians Plattformen, die sich schon lange mit nativer Software erweitern lassen, hätte am Image des iPod-Herstellers genagt. So betrachtet könnte man den Launchtermin fürs SDK, auf den sich viele Entwickler weltweit freuen dürften, auch als einjährige Verspätung begreifen.

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