WWDC

Apple erneuert das iPhone und seine Notebook-Familie

08.06.2009 von Thomas Cloer
Apple hat heute Abend (MESZ) seine World Wide Developers Conference (WWDC) eröffnet. Angekündigt wurden erneuerte Notebooks, Mac OS X 10.6 "Snow Leopard", das iPhone OS 3.0 - und nicht zu vergessen das neue "iPhone 3G S".

Doch zunächst eines gleich vorweg: Der erkrankte Firmengründer Steve Jobs trat nicht auf. Stattdessen teilten sich Marketing-Chef Phil Schiller und andere Apple-Manager gut zwei Stunden lang die Keynote-Bühne für eine Vielzahl mehr oder weniger erwarteter Ankündigungen. Wir hatten bereits eifrig mitgetwittert und fassen jetzt noch einmal alles kurz zusammen.

iPhone 3G S - beschleunigte Evolution statt Revolution

iPhone 3G S - das 'S' steht für 'Speed'.
Foto: Apple

Mit Spannung erwartet worden war vor allem, ob Apple ein oder mehrere neue iPhone-Modelle vorstellen würde. Und in der Tat gibt es mit dem iPhone 3G S - das "S" steht dabei für "Speed" - ein neues Apple-Smartphone. Dessen Name lässt aber bereits erahnen, dass die Unterschiede zum aktuellen "3G" vielleicht weniger spektakulär ausgefallen sind als von manchem erhofft. Das 3G S soll zwei- bis dreimal so schnell arbeiten wie das 3G, was beispielsweise den Start von Anwendungen oder den Aufbau von Webseiten angeht. Die Netzverbindung ist mit 7,2-Mbps-HSDPA ebenfalls schneller geworden, trotzdem soll der Akku länger halten als bisher. Das 3G S sieht äußerlich aus wie das 3G, es ist außerdem nun auch - wie schon zuvor der "iPod touch" auch mit 32 GB Speicher erhältlich.

Die WWDC-Keynote als QuickTime-Stream

Inzwischen gibt es auch einen Mitschnitt der WWDC-Keynote als QuickTime-Stream. Und früher oder später dürfte dieses Video auch als Download in Apples Keynote-Podcast-Kanal im iTunes-Store auftauchen.

Weitere Neuerungen sind eine verbesserte Kamera mit 3 Megapixel Auflösung, Autofokus und Videoaufnahme, Sprachsteuerung von Anwahl und Applikationen, ein digitaler Kompass sowie - speziell im Business-Umfeld interessant - eingebaute Hardware-Verschlüsselung. Das iPhone 3G S erscheint in Deutschland am 19. Juni, erst dann sollen auch die Preise mitgeteilt werden.

iPhone OS 3.0 - mehr als 100 neue Funktionen

Manche Features des iPhone OS 3.0 benötigen das iPhone 3G S.
Foto: Apple

Viele weitere neue Funktionen stellt Apple über die Systemsoftware iPhone OS 3.0 bereit, die am 17. Juni veröffentlicht wird. Diese läuft (mit hardwarebedingten Abstrichen) auch auf iPhone-Telefonen der beiden ersten Generationen sowie auf dem iPod touch. Das iPhone OS 3.0 bringt über 100 neuen Funktionen mit. Besonders erwähnenswert sind die seit langem geforderte Unterstützung für Cut/Copy/Paste, Landscape-Modus für alle wichtigen Programme, Spotlight-Suche über das Gerät Suche in Mail auch über den Server hinweg, over-the-air-Kauf von Filmen, TV-Serien, Musikvideos und Hörbüchern in iTunes, Tethering (iPhone als Modem, wenn der Carrier mitspielt - T-Mobile tut das erfreulicherweise), die längst überfälligen Push Notifications und Peer-to-Peer-Verbindungen zwischen Geräten zum Beispiel für Spiele.

Zwei Features im iPhone OS 3.0 sind einer besonderen Erwähnung wert. Das eine heißt "Find my iPhone" und funktioniert im Zusammenspiel mit Apples Online-Dient "MobileMe". Geht ein iPhone verloren oder wird es gestohlen, kann sich der Besitzer bei MobileMe anmelden und sich den aktuellen Standort seines Telefons anzeigen lassen. Außerdem lassen sich die Daten auf dem Gerät über einen "Remote-Wipe"-Befehl komplett löschen (falls der Eigentümer das Gerät zurückbekommt, lassen sie sich über das Backup in iTunes wiederherstellen). Außerdem können Applikationen in iPhones OS 3.0 nun mit verschiedenen Peripheriegeräten "sprechen", also Daten austauschen. Das ist nicht zuletzt interessant für medizinische Applikationen und öffnet Apples Zubehör-"Ökosystem" noch einmal deutlich weiter als bisher schon. iPhone-Besitzer können das Update auf iPhone OS 3.0 in der kommenden Woche kostenlos über ihre iTunes-Software beziehen; für touch-Besitzer kostet die Software knapp zehn Euro.

Was man mit dem neuen iPhone OS 3.0 alles anstellen kann, durfte unter anderem TomTom demonstrieren. Die Niederländer bringen im Sommer eine vollwertige Turn-by-Turn-Navigationslösung für das iPhone auf den Markt, die aus Software plus passender Halterung fürs Auto besteht und TomToms eigenen Navis eigentlich in nichts nachsteht, soweit man das der Präsentation auf die Schnelle entnehmen konnte. Allerdings ist davon auszugehen, dass die TomTom-Software auch zum Teuersten gehören dürfte, was man im App Store von iTunes findet (jedenfalls mit Kartenmaterial).

Das 13,3-Zoll-MacBook ist jetzt auch ein "Pro"

Die neue MacBook-Pro-Familie: 13,3, 15 und 17 Zoll.
Foto: Apple

Bereits zu Beginn der Keynote hatte Apple ein überraschend deutlich verändertes Notebook-Lineup präsentiert. Überraschend deswegen, weil die Fehler! Hyperlink-Referenz ungültig. mit Aluminium-Unibody ja erst im letzten Herbst auf den Markt gekommen waren. Alle Modelle haben nun einen fest verbauten Akku, der bis zu sieben Stunden "drahtlose Produktivität" ermöglichen soll und zudem mehr Ladezyklen verkraftet als frühere Wechselbatterien. Das 13,3-Zoll-Modell trägt nun auch das "Pro" im Namen, hat wieder Firewire (800) sowie ganz neu einen SD-Kartenleser. Der findet sich nun auch im 15-Zoll-Modell, allerdings anstelle des Express-Card-Steckplatzes, der sich nur mehr im 17-zölligen MacBook Pro findet. Alle MacBook Pros sowie das extraflache MacBook Air haben außerdem schnellere Prozessoren, bessere Displays mit größerem Farbraum, mehr Arbeitsspeicher und andere Detailverbesserungen erfahren. Die Preise beginnen bei 1149 Euro. Gespannt darf man sein, wie Apples nächstes MacBook aussehen wird - vielleicht wird das dann endlich das Netbook, das viele auch aus Cupertino erwarten?

Snow Leopard spricht mit mit Microsoft Exchange

Mail, iCal und Adressbuch von 'Snow Leopard' verstehen sich mit Microsoft Exchange.
Foto: Apple

Einen ausführlichen Blick gewährte Apple natürlich auch in den Stand der Dinge bei der Entwicklung seines nächsten Macintosh-Betriebssystems Mac OS X 10.6 "Snow Leopard". Snow Leopard wird in weiten Teilen mit 64 Bit arbeiten und Mehrkern-Prozessoren deutlich besser nutzen als frühere OS-X-Versionen. Mac-Nutzer in Unternehmen dürfen sich auf Unterstützung von Microsoft Exchange in Apple Mail, iCal und Adressbuch freuen (Exchange 2007 auf der Server-Seite voraugsgesetzt). Bis zum Erscheinen von Snow Leopard muss sich die Apple-Gemeinde allerdings noch gedulden, es soll im September dieses Jahres verfügbar sein und dann mit 29 Dollar deutlich weniger kosten als bisher gewohnt.

Safari 4 für Mac und Windows ist fertig

Safari 4 mit Cover-Flow-Ansicht
Foto: Apple

Last, but not least steht nach längerem Beta-Test ab sofort die endgültige Version des Apple-Browers Safari 4 für Mac OS X (ab 10.4 Tiger) sowie Windows (ab XP) zum Download bereit. Zu den wichtigsten Neuerungen gehört die JavaScript-Engine "Nitro", die nach Angaben von Apple JavaScript fast acht Mal schneller ausführt als der neue IE8 von Microsoft und mehr als vier Mal so schnell wie Firefox 3. Ob der Webkit-Browser im alltäglichen Einsatz wirklich deutlich schneller ist als die Konkurrenz, bleibt abzuwarten - außerdem haben die anderen Browser jeweils spezifische Features, die Safari vermissen lässt, etwa die Web Slices und Schnellinfos im IE8 oder die Vielzahl von Add-ons für Firefox. Dafür wird der Apple-Browser unter Snow Leopard in einer nochmals schnelleren 64-Bit-Version laufen, die dann sogar Plug-ins in einen eigenen Prozess auslagert und den Browser damit absturzsicherer machen soll.