Platform as a Service

Anwendungsfall entscheidet über Cloud-Dienst

09.10.2012 von Daniel Liebhart
Plattform-Dienste sollen die Entwicklung und Vermarktung von Apps beschleunigen. Dabei entscheiden die Anwendungsfälle über den Nutzen.

Cloud Computing beginnt sich zu einer etablierten Technologie zu entwickeln. Gemäß der Unternehmensbefragung "Cloud-Monitor 2012" von KPMG und Bitkom nutzen 28 Prozent der deutschen Unternehmen Cloud-Services. Dabei spielen allerdings vor allem Private-Cloud-Varianten, also Anwendungen innerhalb eines Unternehmens, eine größere Rolle. Lediglich 6 Prozent nutzen Public-Cloud-Angebote.

Um den richtigen Dienstleister zu finden, muss sich der Anwender fragen: Welche Funktion lässt sich effektiver mit Cloud-Angeboten bereitstellen?
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Ein Hindernis für den breiten Einsatz ist die Befürchtung vieler Unternehmen, Daten in der Cloud zu verlieren. Die Anwender stehen immer wieder vor der Frage: Welche Funktion lässt sich effektiver mit Cloud-Angeboten bereitstellen als mit konventionellen Mitteln? Im Falle der Umsetzung betrieblicher Informationssysteme geht es in erster Linie darum, Funktionen auf die individuellen Business-Anforderungen abzustimmen. Ein Grund, warum Platform-as-a-Service-Angebote (PaaS) immer interessanter werden.

Anwendungsbeispiele

Privatanwender haben bei der Nutzung von Cloud-Angeboten im Gegensatz zu Unternehmen weniger Vorbehalte. So legen 75 Prozent der Online User private Daten wie Videos, Bilder oder andere Dokumente in der Cloud ab. Mit der Nutzung von Windows 8 wird dieser Anteil eventuell noch steigen. Es gibt jedoch Daten, die auch für Unternehmen nicht kritisch sind, aber online verfügbar sein sollten. Ein Beispiel ist das Bildarchiv der New York Times - mehr als vier Terabyte Material. Der Einsatz von Tape-Robotern, Optical Disks oder SAN Infrastrukturen, die nur zeitweise genutzt werden, lohnt sich für das Medium wirtschaftlich. Falls Anwendungen, die unstrukturierte Informationen wie Bilder oder Dokumente verarbeiten, entwickelt werden sollen, so eignen sich bereits bestehende PaaS-Angebote.

Eine zweiter Bereich von Anwendungsfällen für Unternehmen sind Community Plattformen. Alles was unter dem Begriff CSCW (Computer Supported Cooperative Work) läuft - also von E-Mails über Video Conferencing bis hin zu Umgebungen für gemeinsame Workflows - lässt sich mit Cloud-Angeboten umsetzen. Teilweise durch schlüsselfertige Software-Services oder eben durch Anwendungen, die auf einer virtuellen Plattform basieren.

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Ein weiteres Einsatzgebiet sind sogenannte "nichtproduktive Umgebungen", die nur zeitweise verwendet werden. Die Realisierung von Entwicklungs- und Testumgebungen für weitere Ansprüche liegt hier auf der Hand. Beispiele sind etwa der Aufbau von Teststufen für Integrations-, Last- und Systemtests. Oder die Bereitstellung von Entwicklungsplattformen für internationale Teams mit individuell zugeschnittenen Komponenten, wie Instrumente für die Qualitätssicherung, das Requirement-Mapping oder das Performance Monitoring.

Unbekanntes Terrain

Dabei ersetzen die Anwendungsfälle allerdings keinen systematischen Einsatz. Der kann nur durch den Einbezug von Cloud-Services in die IT-Strategie eines Unternehmens erfolgen. Hier muss man zwei Dinge beachten. Zum einen sind durch Cloud-Technologien und Frameworks neue Entwicklungsumgebungen entstanden, die eine Bereitstellung von Anwendungen in bestimmten Fällen vereinfachen. Diese sollten in eine IT-Strategie als Plattformvarianten einfliessen. Zum anderen sind durch Cloud-Infrastrukturen interessante Alternativen zu gängigen internen Umgebungen entstanden.

Das Forbes Magazin hat in einer kürzlich veröffentlichten Analyse deutlich gemacht, dass PaaS-Mechanismen sehr wichtig für die Entscheidung eines Unternehmens bezüglich einer Cloud-Lösung sind. Vor allem wenn es um die Umsetzung von Business-Anforderungen geht, sind Plattform-Services die flexibelste Variante für die Realisierung. Leider werden jedoch diese noch am wenigsten verstanden. Während sich Infrastructure as a Service (IaaS) und Software as a Service (SaaS) relativ einfach erklären lassen, besteht im Bereich PaaS großer Handlungsbedarf.

PaaS bedeutet, dass eine vollständige Plattform für Multitenant-Cloud-Umgebungen zur Verfügung steht. Diese Plattform umfasst Entwicklungs- und Laufzeitumgebung sowie Instrumente für das Testen, die Administration und die Verwaltung von Software. Außerdem müssen Services bereitstehen, die ein produktives Entwickeln zumindest für Entwicklungsumgebungen wie Java und .NET erlauben.

Vorhandene Angebote

Auch wenn Marktforscher wie beispielsweise Experton davon ausgehen, dass PaaS erst im Jahr 2014 ein substantielles Geschäft wird, lohnt es sich bereits heute für Unternehmen, diese Umgebungen einzusetzen. Die Qualität der Umgebungen ist in einigen Fällen schon marktreif. Als Basis für eine Umsetzung kann aus einer Reihe von ausgereiften PaaS-Angeboten ausgewählt werden. Beispiele sind die Plattformen von Salesforce, Microsoft, Amazon, Google, VMware und IBM. Neben den etablierten Services existieren eine Vielzahl interessanter Player wie beispielsweise Caspio, LongJump, Openshift (Red Hat), CloudBees oder Engine Yard.

Sie alle verwenden Instrumente, um die drei minimalen PaaS- Grundfunktionen abzudecken: Abstraktion, Lebenszyklus und Innovation. Abstraktion bedeutet, die darunterliegende Cloud Infrastruktur zu nutzen, ohne dass das Entwicklungspersonal jedes Detail der einzelnen Services kennen muss. Lebenszyklus heißt, Cloud-Anwendungen (skalierbar und elastisch) lassen sich aufbauen, in bestehende Umgebungen integrieren und mit anderen Cloud-Services kombinieren. Innovation meint, dem Entwickler produktive Instrumente an die Hand zu geben, die sich gegenüber den ausgereiften konventionellen Entwicklungsumgebungen nicht verstecken müssen.

Fazit

Der systematische Einsatz von PaaS als Grundlage für die schnelle Bereitstellung von geschäftsrelevanten Anwendungen steht in vielen Unternehmen noch aus. Heute sind die Angebote technologisch reif, so dass einer Prüfung im realen Umfeld nichts mehr im Wege steht. Jedes grössere Unternehmen ist gut beraten, mindestens einen der Anwendungsfälle, die sich für die Cloud eignen, umzusetzen. Schon alleine um die kommenden Entwicklungen und Innovationen in diesem Bereich nicht zu verpassen.