Kaum ein Anbieter hat im Markt jemals so viele Erwartungen geweckt wie Google mit seinem mobilen Betriebssystem Android. Lange bevor das T-Mobile G1, das erste Smartphone auf Basis von Google Android, am 22. Oktober an den Start ging, wurde das Gerät bereits zum iPhone-Killer gekürt. Die Plattform selbst, die unter einer Open-Source-Lizenz verfügbar ist, wurde gar zur Bedrohung von Windows Mobile oder Symbian hochstilisiert.
Strategische Bedeutung?
Nach Ansicht des US-amerikanischen Analysten Rob Enderle hat Android für den Internet-Riesen strategische Bedeutung: "Die Android-Plattform ist Teil von Googles Strategie, sich eventuell gegen Microsoft in den Unternehmen zu stellen." Google nutze dafür ein Mobiltelefon, da diese Plattform trotz ihres Potenzials als Notebook-Ersatz und integrierter Teil der Unternehmenskommunikation derzeit noch nicht von Microsoft oder einem anderen Anbieter dominiert werde. Ähnlich wie Microsoft den Wandel vom Mainframe zum Personal Computer im Enterprise getrieben habe, versuche Google, das Gleiche mit dem Smartphone zu erreichen. Andere Analysten argumentieren indes, dass Google wegen seines Fokus auf Werbeeinnahmen bevorzugt Privatanwender ansprechen wolle, die die große Mehrheit der Smartphone-Nutzer stellen.
Wie auch immer: Aktuell ist das von HTC hergestellte T-Mobile G1 noch weit davon entfernt, als Business-Handy durchzugehen. Dazu fehlen vor allem Sicherheits-Features wie die Möglichkeit, die Daten auf einem verlorengegangenen oder gestohlenen Handy remote zu löschen oder eine VPN-Verbindung aufzubauen.
Auch Push-Mail-Unterstützung suchen Benutzer vergebens, mit Anhängen in PDF- oder Office-Formaten kann das Smartphone ebenfalls nichts anfangen. Angesichts dieser Schwächen und des Fehlens einer zentralen Kontrollmöglichkeit erinnert das Gerät damit stark an die erste Version des Apple iPhone - mit dem Unterschied, dass Googlemail entsprechende Aufgaben von iTunes, wie die Freischaltung oder Synchronisierung, übernimmt.
Business-Applikationen fehlen (noch)
Der Vergleich mit dem Apple-Handy zeigt aber auch, dass sich die Rahmenbedingungen bereits mit einer Produktgeneration ändern können - angesichts der Geschwindigkeit, mit der die Open-Source-Community manche Dinge vorantreibt, womöglich sogar deutlich schneller als beim iPhone. Problematisch ist dabei allerdings gerade im Business-Umfeld die Haltung Googles, das Bereitstellen wichtiger Funktionen Dritten zu überlassen. Zwar sind Applikationen von Drittanbietern auf einer offenen Plattform theoretisch kein Problem. In der Praxis zahlen Unternehmen aber gerne für eine Leistung, wenn sie den Erbringer dafür anschließend in die Pflicht nehmen können.
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