Google Android

Alles ist offen

17.11.2008 von Manfred Bremmer
Wie viele andere Produkte aus dem Hause Google ist auch die mobile Android-Plattform primär für Privatnutzer ausgelegt - wichtige Funktionen für den Business-Einsatz fehlen noch.

Kaum ein Anbieter hat im Markt jemals so viele Erwartungen geweckt wie Google mit seinem mobilen Betriebssystem Android. Lange bevor das T-Mobile G1, das erste Smartphone auf Basis von Google Android, am 22. Oktober an den Start ging, wurde das Gerät bereits zum iPhone-Killer gekürt. Die Plattform selbst, die unter einer Open-Source-Lizenz verfügbar ist, wurde gar zur Bedrohung von Windows Mobile oder Symbian hochstilisiert.

Strategische Bedeutung?

Google Android weiss seine Stärken noch nicht auszuspielen.

Nach Ansicht des US-amerikanischen Analysten Rob Enderle hat Android für den Internet-Riesen strategische Bedeutung: "Die Android-Plattform ist Teil von Googles Strategie, sich eventuell gegen Microsoft in den Unternehmen zu stellen." Google nutze dafür ein Mobiltelefon, da diese Plattform trotz ihres Potenzials als Notebook-Ersatz und integrierter Teil der Unternehmenskommunikation derzeit noch nicht von Microsoft oder einem anderen Anbieter dominiert werde. Ähnlich wie Microsoft den Wandel vom Mainframe zum Personal Computer im Enterprise getrieben habe, versuche Google, das Gleiche mit dem Smartphone zu erreichen. Andere Analysten argumentieren indes, dass Google wegen seines Fokus auf Werbeeinnahmen bevorzugt Privatanwender ansprechen wolle, die die große Mehrheit der Smartphone-Nutzer stellen.

Wie auch immer: Aktuell ist das von HTC hergestellte T-Mobile G1 noch weit davon entfernt, als Business-Handy durchzugehen. Dazu fehlen vor allem Sicherheits-Features wie die Möglichkeit, die Daten auf einem verlorengegangenen oder gestohlenen Handy remote zu löschen oder eine VPN-Verbindung aufzubauen.

Android

... <b>Cab4me</b>, ein Location-based-Service unter Mitwirkung von Google Maps. Damit haben sich die deutschen Entwickler Konrad Hübner und Henning Böger (Skycoders) unter den zehn Hauptgewinnern platziert. Die Anwendung soll es ermöglichen, sich mobil von jedem beliebigen Ort aus ein Taxi zu bestellen - ohne die Nummer der Taxizentrale oder gar seine aktuelle Adresse zu kennen. Für Anwender, die lieber ...

... einkaufen gehen, ist eventuell <b>CompareEverywhere</b> von Jeffrey Sharkey interessant. Mit der Android-Anwendung lassen sich Preise vergleichen und Beurteilungen lesen. Dazu muss man lediglich den Barcode eines Produkts mit der Handy-Kamera aufnehmen. Die Anwendung zeigt anschließend nahe gelegene Läden an, die das gesuchte Produkt führen. Wer umweltbewusst ist ...

... installiert <b>Ecorio</b> auf seinem Android-Handy. Die von einer Gruppe Kanadiern ins Leben gerufene Applikation berechnet automatisch den durch Mobilität verursachten ökologischen Fußabdruck und schlägt umweltfreundliche Reisealternativen wie Bahnfahrten oder Mitfahrgelegenheiten vor. Sozial netzwerken ...

... lässt sich hingegen mit <b>Life360</b>. Bei der Anwendung des gleichnamigen Startups handelt es sich um ein Informationssystem, das alle nachbarschaftlichen Belange des täglichen Lebens abdecken will. Unter anderem lassen sich mit Life360 auf dem Android-Handy die Stati aller Familienmitglieder online verfolgen. Nicht auf dem iPhone, ...

... sondern auf Android-Handys läuft auch <b>PicSay</b>, obwohl Eric Wijngaard die Applikation ursprünglich für das iPhone entwickelte. Der mobile Bilder-Editor erlaubt es, mit der Handy-Kamera frisch geknipste Aufnahmen zu verfremden und sie via E-Mail, Blog oder Web-2.0-Seiten auch Freunden zugänglich zu machen. Für Zerstreuung sorgt auch ...

... <b>Softrace</b>. Mit Hilfe der Android-Anwendung können Menschen auf der ganzen Welt in verschiedenen Disziplinen gegeneinander antreten. Dank GPS-Positionierung und Internet-Anbindung, so die Idee der Softrace-Schöpfer Staffan und Thomas Kjellberg, wird der morgendliche Fahrrad-Tour zur Arbeit oder das nachmittägliche Joggen zum spannenden Wettrennen - mit internationaler Bestenliste, versteht sich. Unter den besten zehn Anwendungen ...

... befindet sich auch <b>Wertago</b>. Die Applikation liefert auf dem Android-Handy aktuelle Informationen, um mit Freunden und Bekannten mehr oder weniger spontan das Abendprogramm zu planen - wie erwartet mit freundlicher Unterstützung von Location based Services und Google Maps. Zu den weiteren Gewinnern der Android Developer Challenge zählen auch ...

<b>Cooking Capsules</b>, ein Web-2.0-Kochbuch für das Google-Smartphone, und ...

... die private mobile Mitfahrzentrale <b>Piggyback</b>.

Auch Push-Mail-Unterstützung suchen Benutzer vergebens, mit Anhängen in PDF- oder Office-Formaten kann das Smartphone ebenfalls nichts anfangen. Angesichts dieser Schwächen und des Fehlens einer zentralen Kontrollmöglichkeit erinnert das Gerät damit stark an die erste Version des Apple iPhone - mit dem Unterschied, dass Googlemail entsprechende Aufgaben von iTunes, wie die Freischaltung oder Synchronisierung, übernimmt.

Business-Applikationen fehlen (noch)

Bei Googles Android-Plattform haben die Entwickler noch viel zu tun.

Der Vergleich mit dem Apple-Handy zeigt aber auch, dass sich die Rahmenbedingungen bereits mit einer Produktgeneration ändern können - angesichts der Geschwindigkeit, mit der die Open-Source-Community manche Dinge vorantreibt, womöglich sogar deutlich schneller als beim iPhone. Problematisch ist dabei allerdings gerade im Business-Umfeld die Haltung Googles, das Bereitstellen wichtiger Funktionen Dritten zu überlassen. Zwar sind Applikationen von Drittanbietern auf einer offenen Plattform theoretisch kein Problem. In der Praxis zahlen Unternehmen aber gerne für eine Leistung, wenn sie den Erbringer dafür anschließend in die Pflicht nehmen können.

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