Bei Portalen entscheiden die Details

04.05.2004 von Frank Niemann
Portale haben sich in der IT-Landschaft etabliert. Orientierungshilfen bei der Produktauswahl gibt eine Studie des Beratungshauses CSC Ploenzke, die sechs Systeme miteinander vergleicht.

Viele Firmen entwickeln neue Portale oder migrieren bestehende Intranets in umfangreichere Websites. Der Web-Zugriff auf Informationen und Anwendungen soll das Zusammenarbeiten von Mitarbeiter, Kunden und Lieferanten effizienter machen. Darüber hinaus erwarten die Anwender, dass der Zugriff auf Informationen kostengünstiger vonstatten geht. Eine Reihe von Herstellern bieten komplette Portalsysteme an. Das Beratungshaus CSC Ploenzke hat sechs Anbieter ausgewählt und deren Erzeugnisse anhand von zehn Kriterien bewertet und in einem Labor getestet.

"Weblogic Portal 8.1" von Bea Systems eignet sich gut für Firmen, die ein individuelles Portal für eine heterogene IT-Landschaft bauen möchten. Dementsprechend bietet das Produkt ein flexibles Programmiermodell. Allerdings schneidet Bea in dieser wie auch in vorangegangenen Studien vergleichsweise schlecht in den Kategorien Content-Management und Integration ab, da im Standardlieferumfang zwar brauchbare, aber nicht sehr umfassende Funktionen enthalten sind.

In Sachen Content-Verwaltung stützt sich der Anbieter vornehmlich auf Partnerschaften. Gelungen sind die Implementierung von Java- und Web-Services-Standards, ebenso die Infrastruktur-Features wie Load Balancing und Failover. Auch die Präsentations- beziehungsweise Personalisierungsmechanismen sowie das integrierte Kampagnen-Management zum Anpreisen von Produkten auf Kundenportalen gefielen den Testern. Bemängelt wurde in diesem Zusammenhang jedoch das Fehlen von Layout- und Navigationsvorlagen sowie der hohe Entwicklungsaufwand für Java Server Pages (JSPs).

Auch Beas schärfstem Konkurrenten IBM ist mit dem "Websphere Portal" die Java- und Web-Services-Unterstützung gelungen. Zudem liefert Big Blue zur Anwendungsintegration viele Konnektoren für Standardsoftware sowie eine Prozessintegration mittels "Websphere Process Choreographer" mit. Allerdings müssen Kunden auch bei diesem Produkt für komplexe Integrationsvorhaben ein Zusatz-Tool kaufen. Beim User-Management fielen die Single-Sign-on-Methoden, also der Zugang zu allen Funktionen über ein einziges Passwort, positiv auf, nicht jedoch die Benutzeradministration, die als "undurchsichtig" kritisiert wird. Ferner ist das Delegieren der Portaladministration an verschiedene Benutzergruppen zwar möglich, gestaltet sich jedoch umständlich.

Portalentwickler können auf die reichhaltigen Features des auf der Open-Source-Technik Eclipse basierenden "Websphere Studio Site Developer" zurückgreifen. Den Portalbau beschleunigen zudem eine Reihe vorgefertigter Portlets. IBM liefert ein umfangreiches Content-Management-System mit, allerdings harrt das recht neue Modul noch der vollständigen Portalintegration.

Im Gegensatz zu allen anderen in dieser Studie in Augenschein genommenen Lösungen arbeiten die "Microsoft Integrated Portal Technologies" (MIPT) nur mit dem hauseigenen Betriebssystem Windows und der Datenbank SQL Server zusammen. Die Lösung besteht aus sechs Server-Produkten nebst der Entwicklungsumgebung "Visual Studio .NET". Nach Angaben des Herstellers werden die einzelnen Produkte entsprechend der Anforderungen im Projekt ausgewählt. Allerdings sind die Komponenten noch nicht optimal aufeinander abgestimmt. Als störend bezeichnet CSC Ploenzke beispielsweise die schwache Integration zwischen dem "Microsoft Office Sharepoint Portal Server 2003" und dem "Content Management Server 2002". Hier sei eine Kopplung über die Datenbank wünschenswert.

Gegenüber dem Vorgängerprodukt "Microsoft Solution for Internet Business" hat der Hersteller die Integrationsmöglichkeiten ausgeweitet. Dies liegt unter anderem am "Biztalk Server 2004", der mittlerweile zu einer Integrationsplattform herangewachsen ist. Das User-Management profitiert von der tiefen Integration mit Windows und dem Verzeichnisdienst "Active Directory".

Im Gegensatz zu Microsoft hat Oracle die einzelnen Komponenten der Portallösung gut aufeinander abgestimmt. Das "Oracle Application Server Portal" setzt auf dem Applikations-Server "10g" und der Datenbank auf. Zudem liefert der Hersteller die "Collaboration Suite" mit, die ein Dokumenten-Management-System sowie Instant-Messaging- und Document-Sharing-Mechanismen bereithält. Auch ein Content-Management-System ist dabei. Mit dem Oracle-Produkt lassen sich Portale dank zahlreicher Wizards und vieler vorgefertigter Portlets ohne großen Aufwand aufsetzen. Wie die anderen J2EE-Anbieter verstand es auch Oracle, Java- und Web-Services-Standards im Produkt umzusetzen. Zur Anwendungsintegration stehen mehrere Adapter zur Auswahl. Allerdings gibt es keine Tool-Unterstützung für das Erzeugen von Adapter-Portlets.

Mit der Version 6.0 des "Enterprise Portal" hat SAP einige Schwächen der Vorgängervariante beseitigt. Vor allem die Unix-Unterstützung ist ein Plus. Lief das Produkt früher nur unter Windows, können Kunden es jetzt ebenso unter Solaris, HP-UX und AIX betreiben. Mit der Freigabe von "Netweaver 2004" wird die Software auch unter Linux verfügbar sein. SAP nutzt das Portal als Frontend für seine Business-Applikationen. Dementsprechend weit reicht die Verzahnung mit der "Mysap Business Suite". Von allen Portalsystemen konnte Enterprise Portal die meisten Punkte für das User-Management sammeln. So bietet es ein Single-Sign-on, das an die SAP-Logon-Tickets gekoppelt ist. Leider ist die Portalfunktion "Unification" noch nicht unter Unix verfügbar. Sie erlaubt es, Inhalte und Daten aus unterschiedlichen Quellen zueinander in Beziehung zu setzen. Auch die schon seit langem versprochene .NET-Anbindung für die

Portalentwicklung lässt weiter auf sich warten.

Obwohl Sun Microsystems selbst Applikations-Server anbietet, unterstützt das Portalsystem des Herstellers zusätzlich die Ablaufumgebungen der Konkurrenz. So verträgt sich der "Java System Portal Server" sowohl mit dem hauseigenen "Java System Application Server" als auch mit IBMs "Websphere Application Server" sowie dem Weblogic Server von Bea Systems.

Herausragend sind das User-Management und die Sicherheitsfunktionen, die auf die integrierten Produkte "Java System Identity Server" und "Directory Server" zurückzuführen sind. Dieser stellt beispielsweise ein LDAP-Verzeichnis für Benutzeridentitäten bereit und unterstützt viele marktgängige Authentifizierungsverfahren wie Secure ID, Radius, Windows NT Domains und X.509-Zertifikate. Zwar liefert Sun mit "Fatwire Sparc PCM" ein einfaches Content-Management-System aus, stützt sich aber ansonsten auf Partnerprodukte.

Bemängelt wurde, dass die Administationsoberfläche für die Präsentation sich an technisch versierte Anwender richtet. Zudem vermissen die Autoren der Studie hierbei ein zentrales Navigationskonzept, was die Verwaltung des Portals erschwert. Für die Anwendungsintegration stehen zwar Java- und Web-Services-Funktionen bereit, Konnektoren für Fremdsysteme sind, ebenso wie Lösungen zur Datentransformation und Prozessintegration, jedoch nur über Dritthersteller zu beziehen. Der Portlet-Katalog fällt etwas dürftig aus - ein Manko, das Sun durch die Programmierunterstützung sowie die hervorragende technische Dokumentation zum Erstellen eigener Portlets zum Teil wieder ausgleicht.