Tablets, allen voran das iPad von Apple, haben mit 2011 ein starkes Jahr hinter sich. Den jüngsten Zahlen von Gartner zufolge wurden imm vergangenen Jahr über 60 Millionen dieser Flachmänner verkauft - 2012 soll sich die Zahl mit 119 Millionen fast verdoppeln. Immer mehr Firmen erlauben das Tablet in ihren Unternehmen oder rollen diese als Alternativen zu Notebooks aus. Trends wie Bring your own Device schlagen in den USA bereits durch, 2012 wird die IT Consumerization auch in Europa erwartet und stellen die IT-Abteilungen auf den Kopf. Dabei ist es überraschend, dass etwa das iPad nach dem Auspacken überraschend wenige Funktionen mitbringt.
Glücklicherweise gibt es dafür den AppStore. Das Software-Verzeichnis von Apple, vor vier Jahren gestartet und inzwischen zum De-Facto-Standard für Softwareverteilung auf mobilen Geräten etabliert hat, enthält zahlreiche Applikationen, mit denen das Tablet zu einer ernsten Konkurrenz für Notebooks wird.
Office-Apps: Das komplette Büro dabei
Die Hauptaufgabe von Notebooks dürfte das Bearbeiten von Texten, Tabellen und Präsentationen sein. Allerdings kann das iPad mit den passenden Apps (und optionalem Zubehör) zu einer ebenbürtigen Alternative werden.
Apple Office Paket: Noch fehlt eine iOS-Version von Microsoft Office, alternativ kann man zu den Produkten von Apple greifen, die der Konzern im AppStore veröffentlicht. Diese gibt es allerdings nicht im Paket, sondern als Einzel-App für die jeweilige Aufgabe. Pages ist übernimmt die Aufgabe der Textverarbeitung. Die Anwendung kann Dokumente aus Word oder Pages `09 verarbeiten. Tabellenkalkulationen erledigt, geht es nach Apple, die Anwendung Numbers. Auch hier handelt es sich um das mobile Pendant der Mac-Software. Für Präsentationen schließlich empfiehlt der Konzern aus Cupertino die App Keynote. Diese kann nicht nur Präsentationen im PowerPoint-Format anzeigen, sondern mit dem passenden Zubehör die Folien auf einem externen Gerät wiedergeben.
Quickoffice Pro HD: Natürlich gibt es zahlreiche Alternativen zu den Apps von Apple. Quickoffice Pro HD beispielsweise bündelt Textverwaltung, Tabellenkalkulation und Präsentation in einer Software. Die Software konzentriert sich auf die Bearbeitung von Office-Dateien, unterstützt sowohl frühere Office-Formate (*.doc, *.xls oder *.ppt) wie auch das mit Office 2007 als Standard eingeführte Office Open XML-Format (*.docx, *.xlsx und *.pptx). Außerdem kann die App Dokumente als PDF abspeichern. Neben lokalem Speicher werden Cloud-Dienste wie DropBox, Google Docs, oder MobileMe unterstützt, die App kann Dokumente per AirPrint an kompatible Drucker schicken.
iA Writer: Wer sein iPad hauptsächlich zum Tippen von Texten nutzen will, der kommt um die App iA Writer kaum herum. Die Anwendung verbessert die virtuelle Tastatur des iPad signifikant und führt zusätzliche Schaltflächen ein. Außerdem nutzt die App nahezu den kompletten Bildschirmbereich für die Darstellung, das minimiert Ablenkungen beim Schreiben von Texten. Die Dokumente lassen sich in der TXT-Form über verschiedene Dienste, darunter etwa Dropbox mit anderen Geräten synchronisieren.
Besser organisiert mit Listen und Notizen
Das iPad ist nahezu das perfekte Gerät, um unterwegs zu arbeiten. Wer sich unterwegs Notizen machen möchte oder Aufgaben erledigt, der findet im App Store zahlreiche spezialisierte Apps. Viele davon sind nicht auf das Gerät beschränkt, sondern nutzen Online-Verbindungen, um Daten zwischen verschiedenen Systemen abzugleichen.
Evernote: Die Anwendung sollte zum festen Bestandteil auf iPads gehören. Evernote gehört zu einem Web-Dienst, der alle Notizen über eine gesicherte Verbindung online speichert und auf alle anderen angeschlossenen Geräte überträgt. Die App und die Grundfunktionen sind kostenlos, wer einen Premium-Account abschließt, der kann die eigenen Notizen unter anderem für andere Teilnehmer freigeben.
OneNote: Die Notiz-App ist eine der wenigen offiziellen Microsoft-Apps für das iPad und eine praktische Alternative zu Evernote. OneNote speichert ebenfalls Gedanken, Notizen und Aufgaben und synchronisiert sich mit dem Microsoft SkyDrive. Daher setzt die App eine kostenlos Windows Live ID voraus.
Wunderlist: Die Anwendung ist eine Cloud-basierter Lösung zur Aufgabenplanung. Neue Aufgaben kann man nicht nur über Wunderlist anlegen, sondern auch über speziell formatierte E-Mails erstellen. Das ist beispielsweise praktisch, wenn man anderen Team-Mitgliedern oder Familienmitgliedern bestimmte Aufgaben zuweisen will. Dank der Cloud-Anbindung kann sich Wunderlist mit anderen Geräten abgleichen. Die App stammt übrigens von 6Wunderkinder, die kürzlich auch ihr neues Projekt Wunderkit in den öffentlichen Beta-Test geschickt haben.
OmniFocus: Die App arbeitet ähnlich wie Wunderlist. Allerdings macht OmniFocus zusätzlich auch von den verfügbaren Positionsdaten des Gerätes gebrauch. Damit kann man Aufgaben bestimmten Orten zuweisen. Die App erinnert den Nutzer dann an die Aufgabe, sobald er in Nähe der festgelegten Position ist. Allerdings ist die App alles andere als billig - die iPad-Version kostet stolze 31,99 Euro.
Bento: Hinter der App steckt der Datenbankentwickler FileMaker. Mit Bento kann man nicht nur Listen oder Notizen erstellen, sondern komplette Projekte und kleinere Datenbankprojekte anlegen. 25 Vorlagen für verschiedene Szenarien sind mit integriert. Die App kann sich mit der Bento-Software auf dem Mac per WiFi synchronisieren.
Browser-Alternativen zu Safari
Der auf dem iPad installierte Safari ist für die meisten Aufgaben brauchbar, wer aber viel im Internet unterwegs ist, der vermisst schnell Funktionen die man vom Desktop gewohnt ist. Das ist aber kein Problem, denn der AppStore bietet eine große Auswahl an alternativen Browsern.
Opera Mini: Der Browser war lange Zeit die erste Wahl, wenn man mit Smartphones im Web surfen wollte. Opera, ein Browser der auf dem Desktop nur einen minimalen Marktanteil besitzt, konnte sich im mobilen Umfeld deutlich besser behaupten. Der Vorteil von Opera Mini ist, dass die Anfragen über die Server von Opera geleitet und dort optimiert werden - vor allem wer über ein mobiles Internet online geht, der profitiert davon.
Mercury Web Browser: Die App von Mercury ist mit die vielseitigste Alternative zu Safari. Nicht nur kann man damit im Vollbildmodus surfen - und so jeden Pixel des iPads nutzen, Werbemittel dank einem integrierten AdBlocker ausblenden, alternative Themes nutzen oder Downloads über einen integrierten Dateimanager verwalten. Ebenfalls praktisch ist der private Modus, dann speichert der Mercury Web Browser keine Seiten im Verlauf und löscht alle Cookies wenn man den Browser beendet.
Skyfire: Einer der größten Kritikpunkte am iPad ist, dass es keine Flash-Videos unterstützt. Viele Anbieter haben darauf reagiert und bieten HTML5-fähige Videos an. Eine Alternative dazu ist der Browser Skyfire. Ähnlich wie bei Opera werden die Anfragen für Flash-Videos über die Server von Skyfire umgeleitet und dort in ein passendes Format umgewandelt. Allerdings klappt das nicht mit allen Webseiten.
LastPass: Eigentlich ist LastPass ein Passwort-Dienst, mit dem Nutzer ihre Zugangsdaten sicher im Internet ablegen und zwischen verschiedenen Systemen synchronisieren können. Leider erlaubt Apple auf dem Tablet kein Addons für den Browser - die Macher von LastPass haben daher als Alternative einen eigenen Browser entwickelt.
Praktische Helfer im Arbeitsalltag
Office, Browser und Notizen sind längst nicht alle Produktiv-Apps für das Tablet von Apple. Im AppStore finden sich zahlreiche andere Produkte, viele davon lassen sich am ehesten in den Begriff "Helfer" einordnen.
Cortado Workplace: Apple hat in iOS mit AirPrint inzwischen eine Druckfunktion integriert, diese arbeitet aber nur mit speziellen Druckern zusammen. Anders dagegen Cortado Workplace. Die Anwendung sucht im (WLAN)-Netzwerk nach freigegebenen Druckern und die zu druckenden Dokumente an gefundene Geräte schicken. Eine Treiberinstallation ist nicht notwendig, die notwendigen Informationen erhält Cortado Workplace von den Servern des Anbieters.
Dropbox: Der Dienst ist inzwischen das Synonym für Cloud-basierte Speicherdienste. Dropbox richtet auf jedem installierten Geräte einen entsprechenden Ordner ein, der sich automatisch mit dem Internet und allen angeschlossenen Geräten abgleicht.
Dragon Dictation: Noch gibt es den Sprachassistenten Siri nur auf dem iPhone 4S. Das bedeutet allerdings nicht, dass man dem iPad keinen Text diktieren kann. Das neue iPad ist mit Spracherkennung ausgestattet, für die älteren Modelle gibt es die App Dragon Dictation. Sie stammt von Nuance, einem Unternehmen, das sich auf Spracherkennung spezialisiert hat. Wie auch bei Siri werden in beiden Fällen die diktierten Sätze auf einem Server analysiert und anschließend als Text zurückgeschickt. Von dort aus können die Texte dann in andere Apps kopiert werden. Ein Nachteil gegenüber Siri: Leider kann Dragon Dictation keine Funktionen des iPads steuern, neue Termine kann man damit also nicht eintragen.
WebEx: Webkonferenzen haben zwar nicht, wie lange prophezeit, die herkömmlichen Meetings komplett abgelöst, sie haben aber inzwischen einen festen Platz in vielen Firmen. Die WebEx-App ermöglicht eine Teilnahme vom Apple-Tablet aus. Nutzer sind aber nicht auf den Cisco-Dienst beschränkt, auch GoToMeeting von Citrix oder Lync 2010 von Microsoft sind mit den passenden Anwendungen im AppStore vertreten.
Fazit
Das iPad definiert seit der Markteinführung den Tablet-Markt. Kaum zu glauben, dass seit der Markteinführung gerade einmal zwei Jahre vergangen sind. Doch selbst jetzt hat die Konkurrenz noch keinen wirklichen Konkurrenten hervorgebracht. RIM kämpft beim BlackBerry Playbook mit fehlenden Funktionen und kleinem Formfaktor, HP gab das TouchPad kurz nach der Einführung auf. Die große Hoffnung richtet sich nun auf Google und die neue Version von Android. Zahlreiche Hersteller setzen auf Ice Cream Sandwich als mögliche Alternative zu Apple. Android könnte Apple in der Tat gefährlich werden, wie man im Smartphone-Segment bereits jetzt beobachten kann.
Ebenfalls interessant ist, wie Microsoft seine Strategie im Tablet-Markt weiterverfolgt. Schafft es der Redmonder Konzern mit Windows 8 ein Betriebssystem abzuliefern, das sich sowohl mit Touchscreen wie auch mit Maus und Tastatur intuitiv bedienen lässt, könnten zahlreiche Käufer, Unternehmen und Hersteller der gut bekannten Windows-Oberfläche zu einem Durchbruch im Tablet-Bereich verhelfen.
Dennoch zeigt der Trend auch eine andere Seite: Ohne zusätzliche Applikationen nützt das beste Betriebssystem nichts. Die Zeiten, in denen Hersteller alle Funktionen und Programme fertig in die Systeme einpflanzten sind glücklicherweise lange vorbei. Entwickler haben einen großen Anteil daran, ob eine Plattform langfristig erfolgreich ist. Und die meisten Entwickler werden sich gut überlegen, wie viele Betriebssysteme sie langfristig unterstützen - schließlich ist selbst das Erstellen von Gratis-Apps und -Diensten eine kostspielige Angelegenheit.