Kooperation von Wissenschaft und Praxis

Zwischen Bachelor, Bologna und Berufserfahrung

12.05.2010 von Hans Königes
Praxisorientierte Zusammenarbeit von Unternehmen und Universitäten erleichtert Studierenden den Berufseinstieg.

Durch das abgestufte Studiensystem und die im Rahmen des Bologna-Prozesses beschlossene Einführung des Bachelor-Abschlusses hat sich die Studiendauer auch in den IT-Fächern deutlich verkürzt. Der vor zehn Jahren von den europäischen Bildungsministern beschlossene Bologna-Prozess hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2010 nicht nur einen einheitlichen europäischen Hochschulrahmen zu schaffen, sondern auch die Berufsqualifizierung der Absolventen zu forcieren.

Stephan Cord, Computacenter: 'Es fehlt die Fähigkeit, strukturiert ein Vorhaben zu planen.'

Der durch die Verkürzung der Studiendauer entstandene Zeitdruck löst jedoch nicht nur bei vielen Studierenden Stress aus, sondern ist auch in den Unternehmen zu spüren. Eine Kernanforderung von IT-Unternehmen an studierte Fachkräfte ist beispielsweise die Fähigkeit, Projekte zu managen: "Wir haben beobachtet, dass zwar mehr als die Hälfte der Absolventen über das theoretische Projektwissen verfügt", berichtet Stephan Cord, Director Projectmanagement beim IT-Dienstleister Computacenter. "Aber es fehlt oftmals die praktische Fähigkeit, strukturiert ein Vorhaben zu planen, kommunikativ zu begleiten sowie sich selbst und das Team zu organisieren." Gerade die Softs Skills kämen im verkürzten Studium oft zu kurz, seien jedoch in der IT-Branche sehr wichtig. "Auch Verhandlungsstrategien oder die Wahl der geeigneten Projektmethodik sind längst nicht allen Berufseinsteigern geläufig", so Cord.

Um die von Unternehmen geforderte Beschäftigungsfähigkeit schon in der Ausbildung zu schaffen, sind in den vergangenen Jahren zahlreiche Kooperationen zwischen Hochschulen und Wirtschaft entstanden. So beteiligt sich Computacenter an der praxisnahen Ausbildung der Studierenden etwa in Form von Workshops, die der IT-Dienstleister zusammen mit Universitäten organisiert.

Der Ansatz zeichnet sich vor allem durch die aktive Einbindung der Studenten aus. In diesen Veranstaltungen sollen Studierende der Informatik sowie der Wirtschafts- und Naturwissenschaften mit Interesse an Projekt-Management sowie einer gewissen IT-Affinität in Gruppenarbeit auf die Herausforderungen in der Praxis vorbereitet werden. Auf dem Stundenplan stehen Themen wie Kriterien für ein erfolgreiches Projekt-Management, Umgang mit Eskalationsszenarien oder strategische Projektplanung. Der 23 Jahre alte Tobias Obst, Student der Betriebswirtschaft an der Universität Regensburg, hat an einem solchen zweitägigen Workshop teilgenommen: "Der Workshop war eine gute Mischung aus Wissensvermittlung und Übungen, in denen das Gelernte angewandt werden konnte. Mir ist jetzt viel bewusster, welche Anforderungen an Projekt-Manager gestellt werden." Michael Alber, Student der Wirtschaftsinformatik an der Uni Regensburg, ergänzt: "Wir erhielten im Workshop gute Handlungsempfehlungen für Konfliktsituationen, die im Rahmen von IT-Projekten auftreten können."

Auch Günther Pernul, Professor am Fachbereich Wirtschaftsinformatik der Universität Regensburg, hat sich an einem Uni-Workshop beteiligt: "Aus meiner Sicht ist es wichtig, Studierenden einen frühen Einstieg und Kontakt mit potenziellen Arbeitgebern zu ermöglichen. Die Akzeptanz unserer Studierenden nach der Veranstaltung bestätigt, dass dieses Format einen wichtigen Baustein in einer praxisorientierten Ausbildung darstellt.

Karrierewebsites
1. Platz: Bertelsmann
Bertelsmann punktet im Ranking der Unternehmensberatung Potentialpark mit seiner Karriere-Site. Der Medienkonzern stellt die Jobmöglichkeiten multimedial dar: Von Youtube-Videos über Jobs via Twitter bis hin zu Unternehmenspräsentationen in den wichtigen sozialen Netzwerken.
2. Platz: Deutsche Telekom
Auch der TK-Konzern setzt im Recruiting auf Social Media. Die Jobangebote können auch über eine kostenlose iPhone-Applikation abgefragt werden.
3. Platz: ThyssenKrupp
Thyssen-Krupp hat die drittbeste Karriere-Website. Sie besticht mit einem übersichtlichen Aufbau: Auf einen Blick erkennen Bewerber, wie viel offene Stellen es für Einsteiger oder Berufserfahrene gibt.
4. Platz: RWE
Wer sich um einen Ausbildungsplatz bei RWE bewerben will oder dem Engergiekonzern eine Initiativbewerbung schicken will, muss sich vorher online registrieren.
5. Platz: Deutsche Post DHL
Aktuelle Stellenangebote finden sich bei der Post gleich auf der ersten Karriere-Site der Post im Überblick.
6. Platz: Bayer
Übersicht ist Trumpf: Bayer steht mit seiner differenzierten Jobsuchmaschine Online-Jobbörsen in nichts nach.
7. Platz: KPMG
KPMG liefert auf seiner Karriere-Site auch allgemeine Tipps und Informationen zum Thema Bewerbung.
8. Platz: Allianz
Multimedial informiert der Versicherungskonzern den Nachwuchs über Karriere- und Einstiegschancen.
9. Platz: PricewaterhouseCoopers
Die Praktikanten lässt die Unternehmensberatung PWC auf ihrer Karriere-Site zu Wort kommen.
10. Platz: Procter & Gamble
Eine Karriere-Site für Westeuropa hat der Konsumgüterhersteller Procter & Gamble.

Individuelle Workshops für verschiedene Universitäten

Jeder Workshop wird von Computacenter auf die konkreten Anforderungen der jeweiligen Universität zugeschnitten. "Er lässt sich in die Lehre integrieren und ist durch die Einbindung der Studierenden keine Veranstaltung, die nach zwei Wochen schon wieder vergessen ist", erklärt Katja Könnecke, Consultant Human Resources und verantwortlich für das Hochschul-Marketing bei Computacenter. Zur Stärkung der Soft Skills hat der IT-Dienstleister auch ein eigenes internes Weiterbildungsprogramm entwickelt, das die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fit für den Einsatz als "Project Manager der Zukunft" macht.

Neben Workshops zum Thema Projekt-Management wird es künftig auch andere Formate für Studierende geben. Darunter befindet sich der Themenkomplex "Cultural Awareness", der vor allem für Studierende hilfreich ist, die im Ausland studieren oder arbeiten möchten. Hier sollen vor allem interkulturelle und interaktionsorientierte Fähigkeiten entwickelt werden. Weitere Kurse sollen Themen wie Change-Management, Bewerbertraining, Präsentation, Feedback und Kommunikation abdecken.

Dass sich für Studierende der direkte Kontakt mit Unternehmen lohnt, zeigt auch die Erfahrung von Marcel Filla. Er nimmt als studentischer Mitarbeiter an dem Absolventen- und Praktikantenprogramm "Exploras" teil und weiß die frühzeitige Joberfahrung zu schätzen: "Die Arbeit ist eine effektive Ergänzung zum Studium, da hier zeitliche Flexibilität und die Förderung der Studierenden im Vordergrund stehen."

Im Rahmen des Nachwuchsförderungsprogramms erhalten Studierende die Chance, nicht nur ihre Diplomarbeit im kaufmännischen oder IT-Bereich zu schreiben oder einen Werksstudentenjob zu erhalten. Vielmehr können sie auch an einer informellen Fragerunde mit dem Senior Management des IT-Dienstleisters teilnehmen. Darüber hinaus können sich die Studierenden für ein Jahresstipendium bewerben oder sich über die Exploras Community per Chat und Blog mit IT-Experten und anderen Studierenden zu Fach- und Karrierethemen austauschen.