Weltweiter Outsourcing-Markt

Zweistellige Wachstumsraten trotz Krise

26.10.2009 von Thomas Pelkmann
Trotz weltweiter Wirtschaftskrise prognostizieren die Marktforscher des kanadischen Unternehmens XMG Global zweistellige Wachstumsraten im weltweiten Outsourcing-Markt. Dabei sorgt ein aggressiver Verdrängungswettbewerb dafür, dass der Anteil des Marktführers Indien sinkt.

Zum Ende des Jahres, so XMG Global, werde der weltweite Outsourcing-Markt einen Gesamtertrag von mehr als 25 Milliarden Euro erzielen. Das entspricht - allem Krisengerede zum Trotz - einem Anstieg von stolzen 14,4 Prozent.

"Wir bleiben bei unserer Vorhersage eines zweistelligen Wachstums", bekräftigt XMG-Analyst Vincent Altez, "aber es gibt keinen Zweifel darüber, dass die ökonomischen Sturmgewitter der Outsourcing-Industrie sehr zusetzen werden". Zum Outsourcing-Markt zählen die kanadischen Marktforscher die weltweiten In- und Offshore-Angebote gleichermaßen.

SAP-Anwender profitieren von Outsourcing

Für SAP Kunden hat sich Outsourcing als Instrument zur Unterstützung der Wettbewerbsfähigkeit in der Praxis bewährt. Das zeigt eine Vergleichsuntersuchung der ORGA GmbH zwischen 2004 und 2009. Die Vorteile für SAP-Anwender liegen vor allem in einer besseren Unterstützung der Marktprozesse und der schnelleren Umsetzung von Marktstrategien aufgrund der schlankeren IT-Organisation. In jedem zweiten Fall führten die sinkenden IT-Kosten auch zu niedrigeren Marktpreisen.

In der diesjährigen Erhebung gaben 68 Prozent der befragten Unternehmen an, mit SAP-Outsourcing eine Verbesserung der Wettbewerbssituation erreichen zu wollen - ein Plus von 7 Prozent gegenüber 2004. Als konkreten Nutzen der Auslagerung nennen die SAP-Anwender die höhere Qualität in der Unterstützung der marktbezogenen Geschäftsprozesse (69 Prozent). Rund zwei Drittel sehen die schnellere Umsetzung von Marktstrategien aufgrund einer schlankeren IT-Organisation als wichtigen Vorteil. Und mehr als die Hälfte sehen eine höhere Reaktionsfähigkeit im Markt als positiven Aspekt von Outsourcing.

Bei der Frage, ob durch die Kostenersparnisse beim Outsourcing größere finanzielle Freiräume für marktnahe Investitionen geschaffen werden konnten, gibt es wohl aufgrund der gegenwärtig schwierigen Konjunkturverhältnisse im Vergleich zu 2004 einen leichten Rückgang von 55 auf 52 Prozent.

Weiter auf den Spitzenplätzen sieht XMG die schon bisher führenden Outsourcing-Anbieter aus Indien, China und den Phillipinen. Indien hält einen Marktanteil von 44,8 Prozent, China sackt 25,9 Prozent der weltweiten Sourcing-Aufträge ein, gefolgt von den Phillipinen mit 6,7 Prozent.

Der Anteil Indiens blieb auf dem Stand des Vorjahres stehen, was den Analysten zufolge vor allem mit dem Skandal des Software- und Beratungsunternehmens Satyam zusammenhängt. Das Unternehmen hatte über Jahre falsche Bilanzen und Mitarbeiterzahlen vorgelegt, was unter anderem dazu geführt hat, dass ein Teil der Satyam-Umsätze in andere Länder abgeflossen ist.

Outsourcing als Teil einer ökonomischen Revolution

Hinter den Erwartungen zurück blieben auch die Phillipinen, für die XMG vor Jahresfrist noch ein Wachstum von 24 Prozent vorausgesagt hatte. Hier gedeihe die IT-Industrie langsamer als gedacht, konstatieren die Marktforscher. Zudem gebe es Verzögerungen bei den Expansionsplänen verschiedener Anbieter, so dass der weltweite Marktanteil insgesamt nur um schwache 0,2 Prozent ansteigen werde.

Trotz weltweiter Wirtschaftskrise blicken die Marktforscher optimistisch ins kommende Jahr. Hier werde die Konsolidierung der Märkte in den USA und Europa zu einer vermehrten Auslagerung von Geschäftsprozessen („Business Process Outsourcing“, BPO) führen und so den Anteil der IT-Dienstleistungen, der Applikations-Entwicklung und des IT-Supports zurückdrängen. Zudem werde die Attraktivität anderer Outsourcing-Märkte wie Südafrika, Ägypten und Mexiko steigen.

Zum weiteren Wachstum trügen auch die Aktivitäten der chinesischen und vietnamesischen Regierungen bei, die Infrastrukturen zu verbessern, um ausländische Investoren ins eigene Land zu locken.

Die kanadischen Marktforscher von XMG Global verteidigen ihre ambitionierten Wachstumsprognosen: Die Vorhersage eines zweistelligen Anstiegs in einer Zeit der Stagnation in anderen Wirtschaftszweigen zeige, so Vincent Altez, dass Offshoring und Outsourcing noch immer Teil einer ökonomischen Revolution seien, die jeder weltweiten Finanzkrise Stand halten könne.

Hoffnung auf neue Verdienstmöglichkeiten

Auch andere Marktforscher, etwa die Analysten von McKinsey, gehen von wachsenden Outsourcing-Märkten aus. Wie XMG Global sehen aber auch sie zunehmende Probleme für den Marktführer Indien: Neben China und Ägypten kämpften „Dutzende weiterer Wettbewerber aggressiv um Marktanteile“, so etwa Noshir Kaka, McKinsey-Direktor in Mumbai.

Das amerikanische CIO-Magazin sagt zudem für die kommenden Monate eine zunehmende Anzahl von Unternehmensübernahmen voraus. So hat Xerox jüngst rund 4,3 Milliarden Euro für den BPO-Outsourcing-Spezialisten Affiliated Computer Services (ACS) geboten. Nur wenige Tage zuvor war Dell mit einer ähnlichen Offerte an die Öffentlichkeit getreten war. Das, so der CIO, markiere das Ende der friedlichen Partnerschaft zwischen Computer-Herstellern und Service-Anbietern, weil neben Dell auch Anbieter wie IBM und HP in den Markt der IT-Dienstleistungen drängten. Dazu kommen laut AMR Research Director Phil Fersht auch andere Anbieter technischer Ausrüstung wie Cisco oder ECM, die ein Auge auf IT Service Provider würfen, weil es dort neue Verdienstmöglichkeiten zu geben scheine. Schließlich drängten auch Telekommunikations-Anbieter wie Verizon oder AT&T in den wachsenden Markt.(ib)