Zwei Konzepte fuer Modernisierung von Mainframe-Programmen Die Einbindung von Altlasten - teils Kosmetik, teils Integration

23.12.1994

MUENCHEN (qua) - Mit zwei unterschiedlichen Ansaetzen will die IBM ihren Kunden ermoeglichen, alte Mainframe-Applikationen aufzufrischen: Das Produkt "Visual Lift" dient lediglich dazu, die MVS-Programme mit einem GUI zu maskieren. Unter der Projektbezeichnung "Visual Bridge" bemueht sich der Hersteller hingegen um eine Integration von Mainframe-basierten OLTP- Anwendungen in Client-Server-Umgebungen.

Wie der Name bereits suggeriert, bietet Visual Lift nicht mehr als ein Facelifting fuer zeichenorientierte MVS-, VM- oder VSE- Programme, die im 3270-Modus auf den PC umgeleitet werden. Die damit erzeugten - in Teilbereichen am Style Guide "CUA '91" ausgerichteten - Benutzer-Schnittstellen lassen sich, so verspricht die IBM, auch auf Anwendungen applizieren, fuer die es keinen Quellcode mehr gibt.

Mit einem viel hoeheren Anspruch ist Visual Bridge konzipiert. Wer sich dafuer interessiert, muss allerdings zunaechst mit einer kalten Dusche rechnen: "Visual Bridge ist ein Technologieprojekt und kein angekuendigtes IBM-Produkt. Die vorliegende Information ... bedeutet keinerlei Commitment der IBM, kuenftig ein Produkt mit den bezeichneten oder aehnlichen Funktionen verfuegbar zu machen." So die kleingedruckte Warnung am Fussende des Informationsblattes.

Nichtsdestoweniger hat die Abteilung Objektorientierte Reengineering-Loesungen bei der IBM Deutschland Entwicklung GmbH zusammen mit der Bausparkasse Wuestenrot bereits ein Visual-Bridge- Projekt durchgezogen. Unter der Leitung des IBM-Managers Walter Hehl wurden dort auf dem Transaktionssystem IMS/DC aufgebaute Anwendungen mit Applikationen verbunden, die unter OS/2 und mit Hilfe der Smalltalk-Umgebung "Visual Age" entstanden waren.

Eigenen Angaben zufolge betreibt Hehl die "Objektifizierung" der alten Anwendungen. Dazu werde eine objektorientierte Schicht zwischen die Bildschirmmasken und die Transaktionsaufrufe geschoben. Durch Analyse der Masken beziehungsweise der Ein- Ausgabe-Formate lassen sich, so der IBM-Manager, Geschaeftsobjekte definieren, die mit Hilfe vorhandener Transaktionen materialisiert werden.

Wie Hehl einraeumt, existieren die Objekte in einem solchen Konzept ausschliesslich auf der OS/2-Workstation. Fuer die Zukunft stellt er jedoch die Moeglichkeit in Aussicht, Teile von Mainframe- Applikationen zu neuen Objekten zusammenzusetzen und damit tatsaechlich eine Client-Server-Umgebung zu schaffen. Voraussetzung dafuer sei die Marktfreigabe einer Smalltalk-Runtime fuer MVS.