Jubiläum

Zehn Jahre iPhone: Tony Fadell erinnert sich

28.06.2017 von Peter Müller
Der einstige Chef von Apples iPod-Abteilung erinnert sich an die Entwicklung des iPhone als eine Art von Präventivschlag gegen Handyhersteller.

Ehemalige Apple-Mitarbeiter und auch solche, die noch für das Unternehmen tätig sind, konnten sich dieser Tage vor Interviewanfragen zum Thema "Zehn Jahre iPhone" kaum retten. Nein, wir werden nicht wie die Zeitung mit den großen Buchstaben jetzt schreiben "Nun spricht der Vater des iPods", hoppala, jetzt haben wir das doch geschrieben. Korrekt ist aber: Das Magazin Wired hat mit Tony Fadell gesprochen, der, einst von Jon Rubinstein zu Apple gelockt, der Entwicklung des iPod wesentlichen Schub gab und bei der Geburt des iPhone ebenso intensiv involviert war.

Das originale iPhone
Foto:

Fadell erzählt im Interview zur Wired-Titelstory seine Erinnerungen wenig überraschend mehr aus einer Perspektive der Hardwareentwicklung: Es habe bei Apple da mehrere Produkte gegeben, die sich ergänzten und in eines zusammen liefen. Etwa ein iPod Video mit einem größeren Touch-Screen, der mit Single-Touch nicht so recht funktionierte. Oder das iPod-Telefon, auf dem das Clickwheel Nummern hätte wählen sollen. Der Touch-Mac, ein Tablet, das hätte Microsoft zeigen sollen, wie das mit berührbaren Computern wirklich funktioniere – Steve Jobs sei wenig amüsiert gewesen, dass ausgerechnet der alte Rivale aus Redmond wenige Jahre zuvor mit einem Touch-Notebook herausgekommen war.

Auch Fadell wirft einen Blick zurück auf das Motorola Rockr, das laut Fadell missglückt sei, weil die Software des Partners eben nicht so gut gewesen sein. Man habe aber schon damals gespürt, dass man den Handy-Herstellern nicht das Thema Musik würde überlassen können - der iPod machte damals bereits die Hälfte der Umsätze Apples aus. Stattdessen entschied sich Apple im Allgemeinen und Fadells iPod-Gruppe im Speziellen dazu, selbst in Richtung Mobiltelefone zu expandieren, die Erwartungen an stetes (und auch steigendes) Wachstum seien immens gewesen.

Ein weiterer Aspekt: Apple machte die meisten Profite mit iPods, die hohe Speicherkapazitäten brachten, in Cupertino sei es aber klar gewesen, dass 3G-Netze (und deren Nachfolger) dazu führen würden, dass die Leute ihre Musik stets aus dem Internet laden oder streamen könnten, anstatt sie ständig mit sich herumzutragen. Apples Entwicklerteam kannte auch alle anderen Versuche, Touchscreen-Smartphones zu entwickeln, Fadells Gruppe habe jedes einzelne gründlich zerlegt und analysiert. Das iPhone aber habe schließlich sein Leben und das vieler anderer Nutzer gründlich verändert.

Die iPhone-Historie
iPhone
Nach Monaten der Gerüchte und Spekulationen enthüllt Steve Jobs Anfang 2007 das erste iPhone. Das Smartphone bietet wahlweise 4 oder 8 GB Speicher, ein 3,5-Zoll-Multitouch-Display und eine 2-Megapixel-Kamera.
iPhone 3G
2008 kommt das iPhone 3G auf den Markt. Es erlaubt erstmals die Nutzung des 3G-Netzes, verfügt über GPS und mehr Speicher (8 oder 16 GB).
iPhone 3GS
Im Jahr 2009 bringt Apple das iPhone 3GS und sattelt nochmals in Sachen Speicherkapazität auf (bis zu 32 GB). Das entscheidende Kaufkriterium: Das 3GS ist doppelt so leistungsfähig wie sein Vorgänger.
iPhone 4
Im Jahr 2010 krempelt Apple das Design seines Erfolgs-Smartphones erstmals gründlich um. Sowohl das Retina-Display, als auch die Möglichkeit zum Videochat über Facetime feiern ihre Premiere im iPhone 4. Das zuvor iPhone OS genannte Betriebssystem wird mit der vierten Generation in iOS umbenannt.
iPhone 4S
Einige Wochen nachdem sich Steve Jobs aus gesundheitlichen Gründen von seinem CEO-Posten zurückzieht, präsentiert der neue Chef Tim Cook im Jahr 2011 das iPhone 4S. Es zeichnet sich in erster Linie durch seinen neuen Dual-Core-Prozessor aus. Erstmals haben die Kunden beim iPhone 4S die Option auf 64 GB Speicherkapazität.
iPhone 5
Das 2012 vorgestellte iPhone 5 bietet einen größeren 4-Zoll-Touchscreen und mehr Prozessor-Power. Der Body des iPhone wird hingegen immer dünner. Tim Cook preist die fünfte Generation des iPhone als "größte Sache seit dem Original-iPhone" an.
iPhone 5S
Die siebte iPhone-Generation erscheint 2013 und bringt im Vergleich zum Vorgänger einige Verbesserungen: Im Inneren werkelt ein 64-bit SoC, zudem gibt der Fingerabdrucksensor Touch ID sein Debüt.
iPhone 5C
Das iPhone 5C erscheint zeitgleich mit dem iPhone 5S, verfügt im Vergleich aber über schwächere Hardware (in etwa auf Niveau des iPhone 5). Dafür will das 5C mit farbenfrohem Polycarbonat-Body glänzen.
iPhone 6 & 6 Plus
2014 stellt Apple erneut zwei neue iPhone-Modelle vor: das iPhone 6S (4,7 Zoll) und das 6S Plus (5,5 Zoll). Beide Smartphones haben einen neuen, schnelleren Prozessor an Bord und sind energieefffizienter als ihre Vorgänger. Neu ist - zumindest für Apple-User - die NFC-Technologie (Android-Geräte verfügen bereits länger über NFC), die für den ebenfalls neuen Dienst Apple Pay genutzt wird.
iPhone 6S & 6S Plus
Mit iPhone 6S und 6S Plus legt Apple 2014 in Sachen Hardware ordentlich nach: der neue A9-SoC sorgt für Speed, Force Touch wird zu 3D Touch und die rückseitige Kamera nimmt erstmals in 4K-Auflösung auf. Außerdem ist das iPhone nun auch in roségold zu haben.
iPhone SE
Mit dem iPhone SE bietet Apple ab 2016 ein 4-Zoll-Mittelklasse-Smartphone an. Die technischen Innereien gleichen im Wesentlichen dem einige Monate zuvor präsentierten iPhone 6S - mit Ausnahme der 3D-Touch-Technologie, in punkto Design orientiert sich das SE am iPhone 5S.
iPhone 7 & 7 Plus
Die zehnte Generation des Apfel-Smartphones erscheint 2016 und hat erneut einige technische Neuerungen zu bieten - beispielsweise den neuen A10-Quadcore-Chipsatz und den neu designten Home Button. Neue Farboptionen gibt es ebenfalls. Sauer stößt vielen Apple-Enthusiasten allerdings auf, dass die 3,5mm-Klinkenbuchse ersatzlos gestrichen wird.

Was in den nächsten zehn Jahren kommt

Ja, das iPhone hat in den letzten zehn Jahren so manche Industrie auf den Kopf gestellt, keine Frage. Die digitalen Gazetten sind dieser Tage voll davon, auch die unsrigen. Wie geht die Geschichte aber weiter? Genau kann das natürlich niemand sagen, doch Macworld-Autor Michael Simon hat sich Gedanken über den Einfluss des iPhone auf die kommenden Dekade gemacht.

Hier stehen vor allem drei große Themen im Fokus, derer Apple sich schon angenommen hat, aber noch einen weiten Weg zu gehen hat. Augmented Reality wird gewiss in den nächsten Jahren eine gewaltige Rolle in der Industrie spielen, Apple ist mit dem ARKit und den jüngsten Übernahmen von Spezialisten einen guten Schritt voran gekommen. CarPlay und das gar nicht mehr so geheime Automobilprojekt wird ein weiteres großes Thema sein.

Man mag CarPlay als einen ersten Versuch sehen, wie das Auto digitalisiert wird, so wie das Motorola Rokr der erste Versuch war, iTunes auf das Handy zu bringen. HomeKit ist eine weitere Technologie, die Apple in den nächsten Jahren für das iPhone vorantreiben werde. Noch hakt es hier an vielen Ecken und Enden, doch werde es schon bald Technik in unseren Häusern geben, die dank Apples Expertise einfach funktionieren werde. (Macwelt)