Linux-Distribution

Workshop - Knoppix richtig installieren

01.12.2011 von Thomas Hümmler
Unser Workshop gibt Tipps, wie Sie Knoppix besser auf Festplatte oder USB-Stick installieren und an Ihr System anpassen. Bei Problemen helfen Ihnen die richtigen Cheatcodes weiter.
So klappt die Knoppix-Installation.

Knoppix hat eine automatische Hardware-Erkennung und unterstützt viele Grafik- und Soundkarten sowie SCSI- und USB-Geräte. Es kann laut Entwickler Klaus Knopper als produktives Linux-System für den Desktop, für Schulungen, als Plattform für kommerzielle Produktdemos und schließlich auch als Rettungssystem angepasst und genutzt werden.

Knoppix basiert auf Debian GNU/Linux; die auf CD oder DVD enthaltenen Pakete stammen aus dem Testing- und Sid-Zweig der bekannten Linux-Distribution. Eine Installation auf Festplatte ist nicht erforderlich, denn auf der CD können durch Dekompression bis zu zwei Gigabyte an Software installiert sein; auf der DVD sind sogar über neun Gigabyte möglich.

Mit der 6.0-Version von Knoppix wurde das Bootsystem überarbeitet. Dieses "Microknoppix" ändert seitdem außer den Konfigurationsdateien nichts mehr an der Debian-Standardinstallation. Knopper hat darüber hinaus den Bootvorgang beschleunigt, indem er mehrere Aufgaben während des Hochfahrens nun parallel ablaufen lässt. So erscheint die grafische Oberfläche, die auf dem schnellen und schlanken Desktop LXDE basiert, um einiges flotter. Außerdem hat der Entwickler den Softwareumfang der CD-Basisversion stark reduziert.

So ist ein Remastering auf Basis der CD wieder möglich - etwa für Schulungen oder Produktdemos. Auf der DVD-Version gibt es neben LXDE auch die Desktopumgebungen KDE 4 und Gnome sowie die Anwendungen für diese Boliden. Die Netzwerkanbindung von Knoppix wird wie in Ubuntu über Network-Manager realisiert. Knoppix nutzt eine spezielle Konfiguration mit nm-applet im Grafikmodus und einem textbasierten Grafikschnittstelle für die Terminals.

Einen Link zu den Mirrors der DVD- und der CD-Images finden Sie auf der Knoppix-Homepage. Dort stehen verschiedene Images zum Download bereit. Generell booten diejenigen auf Englisch, die auf "EN" enden. Images mit "DE" booten stattdessen mit Deutsch als Systemsprache. Tipp: Sprachen können auf der Boot-Kommandozeile mit der Option "lang=" umgestellt werden.

Tools und Programme: Dank transparenter Datenkompression sind auf einer Knoppix-CD bis zwei GByte Daten untergebracht.

Von der CD-Version gibt es außerdem auch Adriane-Knoppix. Das ist eine spezielle Version für Blinde und stark Sehbehinderte. Adriane (kurz für: Audio Desktop Reference Implementation and Networking Environment) liegt in der Version 1.4 vor; es kann mit Braille-Unterstützung arbeiten, kommt aber auch völlig ohne visuelle Ausgabegeräte zurecht. Es erleichtert vor allem den Zugang zu E-Mail und Internet. Ebenfalls möglich sind das Einscannen und Vorlesen lassen gedruckter Dokumente.

Das Surfen wird mit dem Elinks-Browser realisiert. Der präsentiert die Informationen einer Webseite in leicht lesbarer Form. Darüber hinaus kann der Text vorgelesen werden. Der Browser beherrscht Javascript und kann auch Bilder und Multimedia-Inhalte darstellen. Sogar Webformulare für den Einkauf im Netz und Online-Banking werden unterstützt. Die Kontaktverwaltung kann an die SMS-Funktion angebunden werden. Das Handy wiederum wird per Bluetooth oder Kabel an den Rechner angeschlossen. Es gibt in den Adriane-Utilities außerdem noch gesprochene Warnmeldungen, einen Taschenrechner, Textverarbeitung, Dateimanager, OCR-Programm und einen grafischen X-Login-Bildschirm.

Mit Compiz und dem Reader Orca stehen im Grafikmodus folgende Navigationsmöglichkeiten zur Verfügung: Wenn Sie die Maus in die rechte obere Ecke navigieren, erhalten Sie eine Übersicht über die geöffneten Fenster. Die Tastenkombination CapsLock + Leertaste startet die Orca-Einstellungen. In Verbindung mit der linken Super-Taste (die Taste mit dem Windows-Fenster-Logo) können Sie die Vergrößerung einstellen (Super + Mausrad hoch oder runter), den Ausschnitt fixieren oder lösen (Super + l) oder eine kleine Mauslupe einschalten (Super + m). Im Textmodus stellt die CapsLock-Taste um auf Großbuchstaben. In Verbindung mit anderen Tasten erhält sie weitere spezielle Funktionen:

10 Linux-Desktops im Vergleich
Ubuntu
Ubuntu gibt es in mehreren unterstützten Geschmacksrichtungen, hier Kubuntu.
Desktop
So sieht Kubuntu nach dem Start aus.
Netbook-Edition
In dieser Variante ist Unity bereits im Einsatz.
Büro-Software
Ubuntu hat natürlich OpenOffice.org an Bord.
Netzwerk
Heterogene Netzwerke sind kein Problem.
Linux Mint
Seit Linux Mint 10 ist das ganze System nicht mehr so extrem grün.
Mint-Menu
Das Menü in Linux Mint gestaltet sich sehr übersichtlich.
Software-Manager
Da sich in Mint Anwendungen bewerten lassen, können Nutzer Programme bereits vor der Installation einschätzen.
Backup-Tool
Mit Mint Backup können Sie auch die Liste der installierten Programme sichern.
Alles im Griff
Mit dem Mint Kontrollzentrum können Sie das System Finetunen.
Red Hat Enterprise Linux
Während der Installation gibt Ihnen RHEL diese Auswahlmöglichkeit.
GNOME
Red Hat Enterprise Linux verwendet GNOME per Standard.
Eclipse
Entwicklern muss man diese Software nicht weiter vorstellen.
Qt Designer
Plattformübergreifendes Framework.
Java
Bestimmte Java-Tools sind ebenfalls vorinstalliert.
Fedora
Fedora 14 ist erst vor kurzer Zeit erschienen.
Software
Weitere Pakete lassen sich bequem über den Software-Manager einspielen.
Anderer Desktop
So sieht die KDE-Ausgabe von Fedora 14 aus.
Mit LXDE
Fedora gibt es in verschiedenen Geschmacksrichtungen.
Thunar
Der Dateimanager und Geany in der Xfce-Variante.
Macpup
Nach dem Start lässt sich das System anpassen.
Midori
Auch der Browser ist klein und schnell.
Alles dabei
Macpup hat eigentlich alles an Bord, nur eben minimalistischer und unbekannter.
Weitere Software
Mittels Quickpet können Sie bequem weitere Pakete installieren.
Lucid Lynx
Da die aktuelle Macpup-Version mit Ubuntu 10.04 binärkompatibel ist, lassen sich die entsprechenden Repositories aktivieren.
Ultimate Gamers
Bei dieser Linux-Distribution dreht sich alles ums Spiel. Hier ist der Lemmings-Klon Pingus im Einsatz.
Voll
Das DVD-Abbild ist bis oben hin voll mit kostenfreien Games.
Frozen Bubble
Das Vorbild Puzzle Bobble war ein echter Renner auf den Spielautomaten.
PlayOnLinux
Dieses GUI für Wine hilft bei der richtigen Konfiguration und ermöglicht das Laufenlassen vieler Windows-Spiele und Aplikationen.
Urban Terror
Von freien Shootern bis zu Denkspielen ist alles vorhanden.
PCLinuxOS
PCLinuxOS ist eine Anfänger-freundliche Linux-Distribution.
Die Quelle
Am Installer Draklive merkt man den Ursprung von PCLinuxOS - Mandriva.
Sieht anders aus
Die beliebte Open-Source-Software lässt sich mittels nur einem Klick und der Eingabe des root-Passworts installieren.
OpenOffice.org
Die beliebte Open-Source-Software lässt sich mittels nur einem Klick und der Eingabe des root-Passworts installieren.
Konfiguration
Auch das Kontrollzentrum von PCLinuxOS ist schön und übersichtlich.
openSUSE 11.3
Die GNOME-Version der beliebten Linux-Distribution.
Menü
GNOME-unüblich startet sich das Menü in openSUSE von unten links.
Yet another Setup Tool
YaST ist openSUSEs Allzweckwaffe in Sachen Systemeinstellungen.
Übersichtlich
Alle Anwendungen im Überblick.
Software-Verwalter
Weitere Programm lassen sich auf einfache Weise nachträglich installieren.
Sabayon Linux
Sabayon Linux basiert auf Gentoo.
XBMC
Sabayon lässt sich als Multimedia-Station einsetzen.
Repository-Update mit Sulfur
Die Paketlisten auf den aktuellen Stand bringen.
Repository-Update mit Sulfur
Die Paketlisten auf den aktuellen Stand bringen.
Software mit Entropy
Sabayon bringt einen grafischen Paketverwalter mit sich.
Debian
Während der Installation können Sie schon vorgeben, wo es hinführen soll.
Desktop
So sieht die aktuelle Debian-Variante aus.
Konservativ
OpenOffice.org 2.4 ist etwas angestaubt im stabilen Debian-Zweig.
Netzwerk
Mit heterogenen Netzwerken klappt alles gut.
GParted
Der Partitions-Manager GParted ist per Standard installiert.

Das bringt die aktuelle Version

In der DVD-Version enthalten: Eviacam steuert die Maus über eine Webcam.

Die Knoppix-Version 6.7.1 verwendet den Kernel 3.0.4 und als grafischen Server X.org in der Version 7.6. Für Nvidia-Grafikkarten werden experimentelle Nouveau-Grafikmodule mit beschleunigter Grafik genutzt. Auf der CD sind über 1200 Softwarepakete installiert. Mit dabei sind unter anderem LibreOffice 3.4.3 und Firefox 6.0.2.

Auf der DVD sind ungefähr 2000 Pakete mehr enthalten, unter anderem der Chromium-Webbrowser. Außerdem kann von DVD ein 64-Bit-Kernel mit der Bootoption knoppix64 gestartet werden; der dient zur Unterstützung von Systemen mit mehr als vier GByte RAM sowie chroot in 64-Bit-Umgebungen für die Systemreparatur. Als weitere Bootoption ist bootfrom hinzugekommen. Dieser kann als Parameter Pfad und Dateiname eines Knoppix-Images übergeben werden, von dem gebootet werden soll, etwa:

bootfrom=/dev/sda1/knoppix-test.iso

Außerdem kann der Benutzer nun mit der Bootoption grub zu Rettungszwecken die Bootloader-Shell starten. Neu in der DVD-Version ist außerdem das Programm Eviacam 1.5.2. Mit diesem kann man die Maus über eine Webcam steuern.

Boot-Optionen richtig wählen

Wenn Knoppix startet, können Sie am Boot-Prompt verschiedene Cheatcodes eingeben. Das kann sinnvoll sein bei spezieller Hardware oder wenn Sie bestimmte Optionen benötigen. Zusätzlich zu den bereits erwähnten "knoppix64" gibt es zum Beispiel noch "adriane", um den blindenfreundlichen Desktop zu starten. Mit debug können Sie den Bootvorgang genau unter die Lupe nehmen und mit knoppix 2 das Livesystem im Runlevel 2, also im Textmodus starten.

Falls Knoppix nicht korrekt startet, kann es - gerade bei exotischerer Hardware - sinnvoll sein, bestimmte Geräte und Funktionen abzuschalten. Die folgenden Optionen sind Workarounds. Sie sind nützlich, falls Knoppix nicht korrekt booten sollte. Geben Sie diese am Bootprompt ein:

Start: Sobald dieser Bildschirm erscheint, können Sie Knoppix die gewünschten Startoptionen mitgeben.

Sollte Knoppix nicht automatisch starten, probieren Sie die genannten Optionen einzeln durch, bis es funktioniert. Sie können die meisten Optionen auch kombinieren. Darüber hinaus gibt es Bootoptionen, um andere Desktops wie KDE, GNOME oder Fluxbox zu starten. Sollten Sie Probleme mit der grafischen Darstellung haben, helfen auch da diverse Bootoptionen, mit denen Sie unter anderem die horizontale und vertikale Frequenz festlegen oder auch ein bestimmtes X.org-Grafikmodul laden können. Sogar für Terminalserver-Client gibt es Startoptionen. Sie können dafür unter anderem die MAC-Adresse und den Hostnamen festlegen. Eine vollständige Übersicht finden Sie in der Cheatcodes-Textdatei im Download-Ordner.

Falls die Knoppix-CD oder -DVD während des Hochfahrens seltsame Geräusche und Fehlermeldungen wie "cloop: read error", kann das Medium defekt sein oder das Image wurde nicht vollständig geschrieben. In dem Fall prüfen Sie CD oder DVD mit der Bootoption knoppix testcd.

Sollte Hardware nicht erkannt werden, schalten Sie die jeweiligen Optionen mit einem on oder off aus. Die folgende Startzeile überspringt einige für den Linux-Kernel kritische Punkte:

knoppix noagp noaudio noapm noapic nolapic acpi=off pci=bios pnpbios=off nodma nopcmcia noscsi nousb

Einige Motherboards melden nicht die korrekte Speichergröße an den Linux-Kernel. Das könnte die Ursache für die Kernel-Meldung "Panic: cannot mount root file system" sein mit der Folge, dass sich das System aufhängt. Geben Sie in dem Fall die Größe des Arbeitsspeichers am Bootprompt an, etwa: knoppix mem=512M.

Und noch ein Tipp zu den Bootoptionen: Da Knoppix in der Voreinstellung keine Passwörter nutzt, setzen Sie keinen Bildschirmschoner ein, der ein Passwort verlangt. Falls Sie aus Versehen doch einmal den Bildschirmschoner-Button betätigen, hilft folgendes Vorgehen: Wechseln Sie auf eine Textkonsole mit Strg-Alt-F1 und beenden dort den Bildschirmschonerprozess mit dem kill-Befehl; oder vergeben Sie alternativ ein Passwort für den Benutzer knoppix.

Knoppix-Installation auf einen USB-Stick

Empfehlenswert: Mit einem mitgelieferten Utility können Sie das Live-System auf einem USB-Stick installieren und ein persistentes Image für die eigenen Daten nutzen.

Es empfiehlt sich, Knoppix auf eine Flash-Disk wie zum Beispiel einen USB-Stick zu installieren. Der Stick oder das Laufwerk muss ein FAT-Dateisystem haben. Das dafür notwendige Installationsprogramm "flash-knoppix" finden Sie nach dem Start von Knoppix im Startmenü unter Einstellungen / KNOPPIX auf Flash-Disk installieren. Es richtet die notwendigen Dateien und den Master Boot Record (MBR) auf dem Flash-Laufwerk ein. Dort bereits vorhandene Dateien bleiben erhalten, "flash-knoppix" löscht das Medium selbst nicht.

Auf der Flash-Disk wird auch ein persistentes Image unterstützt. Das speichert Einstellungen und zusätzlich installierte Software in der Datei "KNOPPIX/knoppix-data.img". So bleiben eigene Einstellungen und nachträglich installierte Programme selbst dann erhalten, wenn der Rechner ausgeschaltet wird. Die Datei kann nach dem AES-256-Bit-Standard verschlüsselt werden. So ist bei Verlust des USB-Sticks gewährleistet, dass Dritte keinen Zugriff auf die persönlichen Daten haben.

Die Installation auf USB-Stick hat noch einen weiteren Vorteil: Man kann eigene Boot-Optionen in die Datei "boot/isolinux/isolinux.cfg" schreiben und so den gewünschten Knoppix-Start automatisieren. Ändern Sie dazu die erste Zeile DEFAULT knoppix zum Beispiel in DEFAULT adriane oder DEFAULT adriane64, so wird der Kernel mit den entsprechenden Optionen als Vorgabe genommen.

Interessante Software in Knoppix

Nützlich: Htop ist ein interaktiver Prozessbetrachter und in der Bedienung ähnlich wie der Norton Commander.

Schon die CD-Version von Knoppix bringt 1200 Softwarepakete mit. Dabei sind die Bürosuite LibreOffice, die Bildbearbeitung GIMP und der Internetbrowser Iceweasel, der in Debian integrierte Firefox). Außerdem ist der Pidgin-Sofortnachrichtendienst dabei sowie ein Terminalserver-Client. Im Knoppix-Startmenü findet der Benutzer darüber hinaus einige weitere interessante Programme:

Fazit

Knoppix ist zwar ein wenig in die Jahre gekommen. Der "alte Retter" kann aber nach wie vor sehr nützlich sein. Andere Livesysteme haben zwar nachgezogen, aber Klaus Knopper hat seiner Distribution mit Adriane und anderen Softwarepaketen ein eigenes Gesicht gegeben.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation TecChannel. (ph)