3 Ratschläge von Forrester

Woran Multisourcing noch scheitert

10.03.2011 von Werner Kurzlechner
Beim Multisourcing sind Innovation und Qualität oft nicht berauschend, wie Forrester in einer Umfrage herausfand. IT-Dienstleister fügen sich immer weniger der Subunternehmer-Rolle. Das zwingt Anwender, die Beziehungen besser zu steuern.
Foto: Pixelio, Berwis

Beim Glücksspiel empfiehlt es sich, nicht nur auf eine Zahl zu setzen. Eine ähnliche Strategie verfolgen immer mehr Unternehmen beim IT-Outsourcing. Sie setzen auf „Multisourcing“, die Zusammenarbeit mit einer Vielzahl zum Teil stark spezialisierter Dienstleister. Das Kalkül geht nach Einschätzung von Forrester Research bisher weitgehend auf, wenngleich es eine Reihe von Hürden zu meistern gilt.

31 Prozent der Anwender verteilten in einer Forrester-Umfrage die beste von fünf Bewertungen für ein Erfolgsmerkmal von Multisourcing: Diese Firmen sind demnach sehr erfolgreich, Zugang zu spezialisierten Fähigkeiten und Technologien zu finden. Weitere 49 Prozent geben hier die zweitbeste Note. Alles in allem gelingt es also tatsächlich, passgenau die am besten geeigneten Anbieter für die jeweiligen Anforderungen aufzutun.

Die 10 Outsourcing-Trends der Zukunft
Die 10 Outsourcing-Trends der Zukunft
US-Marktforscher Gartner zählt zehn Faktoren auf, die die IT-Services-Industrie und damit die IT in Unternehmen künftig immer stärker beeinflussen werden.
1. Hyperdigitalisierung:
Immer mehr Produkte und Dienstleistungen sind digitalisierte Dinge und Services. In etwa zehn Jahren wird weltweit ein Viertel der jeweiligen Bruttoinlandsprodukte auf digitalisierten Produkten und Dienstleistungen basieren.
2. Globalisierung:
Der Trend zur Globalisierung setzt sich fort. Entscheider werden Geschäftspartner, Zulieferer, Kunden und Mitarbeiter aus allen Teilen der Welt haben.
3. Consumerisation:
Verbraucher an die Macht - das gilt jedenfalls für die IT in Unternehmen. Der Begriff Consumerisation umschreibt, wie privat genutzte Smartphones und Laptops in die Arbeitswelt einziehen.
5. Intelligente Technologien:
Nach Jahren der Investition und Entwicklung diverser Anwendungen sind viele Entscheider mit ihrer IT noch immer unzufrieden. Grund: Sinn der IT ist zunehmend, Unternehmen bei Geschäftsentscheidungen zu unterstützen.
6. Sicherheit und Privacy:
Der Trend zur Hyperdigitalisierung bringt es mit sich, dass immer mehr persönliche Daten im Netz kursieren. Für Unternehmen heißt das zweierlei: Sie müssen einerseits gegenüber Verbrauchern und andererseits gegenüber dem Gesetzgeber klarstellen, dass sie für Sicherheit und Schutz der Privatsphäre sorgen.
7. Baukasten statt Fertigbau:
Gartner spricht von der "Componentisation" der IT. Das heißt: IT-Systeme bestehen aus einzelnen Elementen, die in anderen Zusammenhängen wieder- oder weiterverwendet werden können.
8. Harter Wettbewerb:
Outsourcing-Verträge laufen immer kürzer, weil Unternehmen ständig auf der Suche nach einem noch günstigeren Anbieter sind.
9. Wert-Netze:
Entscheider wollen sich für jeden einzelnen Bereich den jeweils besten Provider herauspicken.
10. Hypervertikalisierung:
Anbieter werden sich auf subvertikale Prozesse spezialisieren und branchenspezifisches Wissen aneignen.

Ähnlich gut fahren die Anwender bei der Kostensenkung durch verschärften Wettbewerb der Dienstleister. Indem nicht ein einziger Anbieter mit allen IT-Services betraut, sondern jede Aufgabe einzeln beauftragt wird, können in den Verhandlungen günstigere Preise ausgehandelt werden. 27 Prozent der Firmen sagten Forrester, sie seien dabei sehr erfolgreich. Weitere 39 Prozent bezeichnen sich in diesem Bereich als erfolgreich.

Einigermaßen gut gelingt es den Anwendern außerdem, durch Verteilung der Aufgaben die technologischen und wirtschaftlichen Risiken zu reduzieren und die Performance der Dienstleister zu verbessern. Nicht berauschend sind hingegen die Resultate bei Innovationskraft und Qualität, die nicht wie erhofft gesteigert werden konnten. Lediglich um die 15 Prozent der Unternehmen äußerten sich hierzu sehr zufrieden.

OLAs und ITIL v3 noch in Kinderschuhen

Hat 3 Tipps für Anwender parat: Forrester-Analyst Bill Martorelli. Bild: Forrester Research
Foto: Bill Martorelli, Forrester

Forrester-Analyst Bill Martorelli sieht Defizite nicht in der Zusammenarbeit mit verschiedenen Dienstleistern an sich, sondern in der systematischen Entwicklung eines Governance-Ansatzes dafür. Dies sei angesichts der praktischen Herausforderungen beim Multisourcing immer mehr unentbehrlich. Der Analyst nennt als eine Hürde, dass Anbieter sich immer weniger in die Rolle als Subunternehmer fügen wollen und stattdessen den direkten Kontakt zu ihren Kunden suchen. Dies zwinge Anwender, eine Vielzahl von Anbieter-Beziehungen selbst zu steuern.

Noch in den Kinderschuhen steckten Vertragsmechanismen, Techniken wie Operating-Level Agreements (OLAs) und Prozess-Standards wie ITIL v3, die das Management eines vielfältigen Partnernetzwerks erleichtern sollen. Zudem reagierten Outsourcing-Anbieter unterschiedlich auf Multisourcing, so Martorelli. Aufgeschlossen zeigten sich beispielsweise HP Enterprise Services, IBM und Infosys. „Viele andere Anbieter bleiben bei diesem Thema bisher ganz still“, so Martorelli.

Der Weg vom einfachen Outsourcing zum Multisourcing sei in jedem Unternehmen unterschiedlich komplex, so Forrester. Weil die Komplexität der Steuerung viele Firmen zunehmend überfordere, gewinne die Rolle von „Service Integratoren“ an Bedeutung. Allerdings bestünden auf Seiten der Kunden hier noch Vorbehalte, so die Analysten. Manche Unternehmen tun sich schwer damit, einen zusätzlichen Provider für das Management der eigentlichen Provider zu engagieren und fürstlich zu entlohnen. Zur Verbesserung der Multisourcing-Anstrengungen hat Forrester drei Ratschläge für die Anwender parat:

3 Tipps für Anwender

1. Die Wahl des Outsourcing-Modells beeinflusst den Governance-Ansatz:
Wer sich für ein Resource-basiertes Modell entscheidet und somit seine Wettbewerbsvorteile gegenüber der Konkurrenz in den Vordergrund rückt, hat zunächst die schnelleren Vergleichsmöglichkeiten von Preissätzen und Skill-Anforderungen. Das Augenmerk ist in diesem Fall auf die Messung der Supplier-Performance zu legen. Demgegenüber erfordert ein Managed Outcome-Ansatz, der die Leistungen und Verbesserungen im Hinblick auf die festgelegten Geschäftsziele ins Visier nimmt, andere Anstrengungen. Besondere Aufmerksamkeit sollte in diesem Fall den Schnittstellen zwischen Anbietern und Kunden zu Teil werden.

2. ITIL und OLAs sind großartig, aber erledigen nicht die Arbeit:
Standards und Service-Level-Agreements erleichtern zwar den Aufbau eines Multisourcing-Netzes. „Aber kein einzelnes Element garantiert sicheren und leichten Erfolg“, so Martorelli. Die Etablierung standardisierter Prozesse bleibe in jedem Fall eine Herausforderung, die im Unternehmen bewältigt werden müsse.

3. Die Einbeziehung der Anbieter kann Teil der Lösung sein: Als Multisourcing-Anwender sollte man nach Einschätzung von Forrester alles versuchen, die Zusammenarbeit der einzelnen Anbieter zu stimulieren.

Forrester hat seine Analyse unter dem Titel „Multisourcing: No Silver Bullet, But Benefits Are Achievable“ veröffentlicht.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation CIO. (mhr)