Die E-Mail-Kommunikation umfasst all unsere Lebensbereiche. Sie ist längst auf den mobilen Endgeräten angekommen und nicht mehr aus unserem Alltag wegzudenken. Unsere E-Mail-Adresse lässt sich kaum noch geheim halten. Je älter und bekannter sie ist, desto schneller füllt sich die Mailbox des Anwenders. Angesichts der Flut an elektronischen Nachrichten verwundert es kaum, dass viele Onliner nach Alternativen Ausschau halten und ausprobieren. Im privaten Umfeld haben sich Social-Media-Plattformen bereits ihren Platz erkämpft. Das wirkt sich auch auf die Business-Kommunikation aus.
Eine Panel-Befragung von 5000 europäischen Internet-Nutzern durch den E-Mail-Marketing-Anbieter Ecircle ergab vor Kurzem, dass sich rund die Hälfte der Befragten sowohl über E-Mail-Newsletter als auch über Social Media informieren lässt. Was das Kommunikationsverhalten von Berufstätigen angeht, liefert Gartner Zahlen:
Bis 2014 soll demnach jeder fünfte Angestellte in seiner beruflichen Kommunikation Social Networks statt E-Mails verwenden. Insgesamt zeigt sich, dass Arbeitnehmer ein größeres Spektrum an Kommunikationsgeräten nutzen und sich dabei möglichst frei bedienen möchten. Die E-Mail ist dabei nur noch eine Option von vielen.
Gute Zusammenarbeit dank Social-Media-Tools
Über Social-Media-Tools ist eine umfassendere Interaktion und eine effizientere Zusammenarbeit möglich. Gartner rät Anbietern wie Microsoft und IBM deshalb, mehr Social-Media-Funktionen in ihre Kommunikationslösungen zu integrieren. Auf diese Weise könnten Unternehmen auf die Wünsche der Digital Natives reagieren, die mit Facebook und Instant Messaging aufgewachsen sind und privat E-Mail schon jetzt kaum noch nutzen. Laut einer Studie des deutschen Branchenverbands Bitkom kommunizieren 72 Prozent der 12- bis 19-jährigen Jugendlichen am häufigsten per Instant Messaging.
Verzichten muss heute niemand auf die E-Mail, aber wer eine Nachricht verschickt, kann nicht mehr damit rechnen, dass der Empfänger schnell darauf antwortet. Unklar bleibt oft auch, ob die E-Mail-Adresse überhaupt noch aktuell ist.
Eine verlässliche Kommunikation ist so nicht möglich. Doch die gesellschaftlichen Konventionen im digitalen Austausch haben sich geändert. Heute erwarten Geschäftspartner ständige Erreichbarkeit. Die Kommunikation auf Social-Media-Plattformen ist darauf besser vorbereitet. Anhand der letzten Meldungen können Nutzer in der Regel erkennen, wann und wo jemand am besten erreichbar ist.
Wer sendet auf welchem Kanal?
Wer sich schnell mit jemandem online austauschen will, weicht oft erfolgreicher auf Twitter, Skype, Wikis, Facebook, Communities oder andere Social-Media-Tool aus. Problematisch hierbei ist allerdings, dass die Kommunikation immer fragmentierter wird. Den Nutzern verlangen die vielen Kanäle ein bewusstes Channel-Management ab, damit sie nach längerer Zeit noch wissen, wann und mit wem sie sich zuletzt mit welchem Medium ausgetauscht haben.
Letztlich muss sich jeder selbst entscheiden, wie er seine Nachricht dem Empfänger am besten zustellt. Die E-Mail bleibt eine wichtige Alternative, ist aber nicht immer der geeignetste Kanal. Geburtstagsgrüße etwa lassen sich besser über Twitter, Xing oder die Facebook-Pinwand übermitteln. Sie kommen schneller und persönlicher an, weil das eigene Foto eingebunden ist.
Mit Twitter schnell auf den Punkt
Auf 140 Zeichen ist die Kommunikation mit Twitter begrenzt. Das erleichtert den Austausch von Informationen ungemein und macht den Charme des Microblogging-Kanals aus. Die Verkürzung zwingt die Onliner, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Twitterer verzichten auf Höflichkeitsfloskeln, verstehen es aber dennoch, wichtige Inhalte auszutauschen und auf den Punkt zu kommen.
Wer als Marketier oder PR-Verantwortlicher einen Tweet schreibt, will darüber weniger diskutieren, sondern in der Regel die Öffentlichkeit erreichen. Der Link in einem Twitter-Beitrag führt idealerweise auf spannende Fachartikel im eigenen oder fremden Medium und ist so attraktiv formuliert, dass er per Retweet an andere Leser weiterverteilt wird.
Je interessanter der Tweet selbst ist, desto mehr Resonanz erhält er. Auf diese Weise lassen sich Informationen schnell und effizient verbreiten. Demgegenüber wirken E-Mail-Newsletter weniger effektiv. Der Aufbau einer Leserschaft ist wesentlich mühsamer.
Aber auch für den Dialog hat Twitter etwas anzubieten. Kleine Diskussionen sind durchaus möglich, indem Twitter-Follower sich einander private Direct-Messages senden. Das erweist sich als verlässliches Kommunikationsinstrument und ersetzt neben der E-Mail bei Bedarf auch die SMS. Die Empfänger können das Lesegerät für die Kurzbotschaften frei wählen, also etwa Smartphones, iPads oder Rechner dafür nutzen.
Facebook: Immer erreichbar
Mehr als 700 Millionen Mitglieder weist das Social Network auf. In Deutschland hat Facebook bereits mehr als 20 Millionen Nutzer. Damit sind sehr viele Menschen - darunter vor allem die Jüngeren - sehr gut über Facebook-Mails oder -Chats direkt erreichbar.
Allgemeine Botschaften wie Link-Tipps lassen sich an der Pinnwand veröffentlichen. Immer häufiger werden Bilder und Videos via Facebook verteilt. Darüber hinaus ist es möglich, mit Onlinern direkt im Chat-Modus zu kommunizieren. Ist ein Adressat nicht erreichbar, geht die Botschaft stattdessen ins Facebook-Postfach.
Im Unterschied zum E-Mail-Management haben Social Networks den großen Vorteil, dass die Adressaten ihre persönlichen Daten selbst pflegen. Geschäftskontakte, die via Xing und Facebook geschlossen wurden, eröffnen daher sichere Kommunikationswege, um den Gesprächspartner tatsächlich zu erreichen. Allerdings erfahren die Sender genauso wenig wie per E-Mail, ob ihre Botschaften tatsächlich gelesen wurden.
Skype: Einfaches Konferenz-Tool
Mit einem Instant Messenger wie Skype können schnell kurze Botschaften und Dateien ausgetauscht werden. Zudem sind darüber Konferenz-Chats und Videogespräche möglich. Anfang Mai hat Microsoft angekündigt, den Online-Dienst für 8,5 Milliarden Dollar zu übernehmen. Seitdem spekuliert die Branche darüber, welche Pläne die Software-Company mit Skype verfolgt.
Bislang wurde nichts Konkretes veröffentlicht. Unbenommen davon dürfte aber die Integration in Facebook voranschreiten. Beide Betreiber hatten schon vor der Microsoft-Akquisition angekündigt, dass Skype in Zukunft auch via Facebook genutzt werden könne. Da Microsoft auch Anteile an Facebook hält, dürfte dieser Plan nicht zur Diskussion stehen.
Corporate Blogs werden gefunden
Die Inhalte eines Blogs lassen sich via RSS-Feed abonnieren oder werden gezielt via Twitter, Facebook und andere Social-Media-Tools verteilt. Weil diese Dienste in den Suchmaschinen gut gelistet sind, werden die Inhalte bei einer gewissen Relevanz sehr gut von den Suchenden gefunden.
Zwar ist es oftmals auch möglich, die Inhalte eines Blogs per E-Mail zu beziehen, in der Regel ersetzt das Social-Corporate-Publishing-Format jedoch den Unternehmens-Newsletter. Während Letzterer per Push seine Leser findet, setzt ein Blog auf Pull-Effekte. Entscheidend für den Erfolg eines Blogs sind daher gute Inhalte und ein strategisches Blog-Marketing. Nur so findet der Corporate Blog seine Leser.
Social-Media-Vernetzung
Alle genannten Social-Media-Instrumente wirken eng zusammen und sind besonders dann erfolgreich, wenn sie zusammen eingesetzt werden. Nicht immer ist die E-Mail der richtige Weg zum Ziel. Manchmal reichen kurze Interaktionen auf Facebook oder Twitter, um miteinander in Kontakt zu bleiben. Die E-Mail wird dennoch nicht verschwinden, doch sie könnte sich zur Social-Media-Zentrale wandeln.
Tools wie Rapportive, Gist oder Gmail People ergänzen jede E-Mail automatisch um Social-Media-Daten des Senders. Das können etwa der aktuelle Facebook-Status, ein Foto oder die neuesten Tweets sein. Auf diese Weise wird aus der E-Mail von gestern ein modernes Social-Media-Instrument im Zentrum der digitalen Kommunikationswelt. (jha)
Transparent und glaubwürdig von Klaus Eck
Klaus Eck berät Unternehmen in ihrer Online-Kommunikation. Seit 1995 entwickelt und realisiert er Konzepte für Online-Medien. Zudem ist er Autor von Fachbüchern. Sein jüngstes Werk mit dem Titel "Transparent und glaubwürdig. Das optimale Online Reputation Management für Unternehmen" beschäftigt sich mit Firmenauftritten in Social-Networks. Es beschreibt, wie Unternehmen den Spagat zwischen Offenheit und Rufwahrung meistern können.