Sun-Chef Schröder

"Wir müssen uns dem Kostendruck stellen"

11.02.2009 von Martin Bayer
Was Sun in Sachen Green IT plant, wie sich das Geschäft 2009 entwickeln könnte und wie die Erwartungen an die CeBIT aussehen, darüber sprach Thomas Schröder, Geschäftsführer von Sun Microsystems in Deutschland, mit CW-Redakteur Martin Bayer.

CW: Was wird Sun in Sachen Green IT auf der CeBIT zeigen?

SCHRÖDER: Wenn jemand grün ist in der IT, dann sind das wir von Sun Microsystems. Wir können mit unseren Lösungen nicht nur virtuell Energie sparen, sondern faktisch. Das funktioniert beispielsweise durch unsere Chip-Multithreading-Technik (CMT). Durch die Parallelisierung der Rechenprozesse benötigen die Chips weniger Taktfrequenz, was wiederum Strom spart und weniger Abwärme produziert. Diese Kosteneinsparung ist schnell nachweisbar. Außerdem geht es bei Green IT um den "Virtual Desktop" mit unserer Sun-Ray-Technik. Die Systeme benötigen gerade einmal neun Watt, wohingegen herkömmliche PCs x mal neun Watt brauchen - also ein Vielfaches.

CW: Wie weit sind denn aus Ihrer Sicht die Anwender bei der Realisierung von Green-IT-Strategien?

SCHRÖDER: Wir sehen momentan großen Beratungsbedarf auf Seiten der Anwender für ihre Data-Center-Planungen. Wir nennen das "Sun Eco Services". Das ist eine Dienstleistung, mit der wir die Energieeffizienz eines Rechenzentrums unter die Lupe nehmen und Vorschläge machen, wie sich diese verbessern lässt. Das machen wir für fast alle unsere Kunden.

CW: Was kommen dabei für Ergebnisse heraus?

SCHRÖDER: Wir decken damit so genannte Blindleistungen auf - das heißt Stromverbrauch für Rechenleistung, die nicht optimal genutzt ist, und Server, die nicht optimal zu den Applikationen passen, die darauf laufen. Die Ergebnisse sind oft erstaunlich: In der Vergangenheit haben die Anwender zwar nicht sorglos Rechenleistung eingekauft, aber meist sehr Applikations-zentriert geplant und entsprechend Equipment angeschafft. Das Resultat: Die Server sind oft nicht voll ausgelastet, aber das ist ja nichts Neues. Mit unserer CMT-Technik können wir wesentlich effizientere Systeme anbieten. Auf dieser Basis rechnen sich auch die Business Cases. Der Administrationsaufwand und der Strombedarf sind deutlich geringer. Wir sehen hier teilweise schon Rentabilität nach deutlich unter zwölf Monaten.

CW: Also geht es den Anwendern beim Thema Green IT primär ums Geld?

SCHRÖDER: Die CIOs, die uns auf Green IT ansprechen, kommen rein von der Kostenseite. Weniger Energie heißt weniger Kosten. Das hilft, mit den Budgetkürzungen, die es in vielen Bereichen gegeben hat, zurechtzukommen. Dass wir unserer Umwelt an dieser Stelle etwas Gutes tun, ist prima, aber nicht der ausschlaggebende Punkt. So ist es nun mal.

"Den CIOs geht es primär um die Kosten"

CW: Ist Sparen unter den CIOs generell das Gebot der Stunde?

SCHRÖDER: In den vergangenen Wochen und Monaten haben alle Umfragen unter den CIOs gezeigt: Es geht um die Kosten. Der Druck lässt sich nicht verleugnen, so gern wir als Anbieter die Situation anders sehen würden. Aber dem muss man sich auch stellen. Darüber hinaus sind in der wirtschaftlich sehr angespannten Situation auch der Veränderungswille und der Veränderungsdruck größer geworden. Die Unternehmen sehen sich nach Alternativen um und stellen sich Fragen: Wie kann ich kostengünstiger meine Office-Strukturen realisieren, wie kann ich meine Datenbanken effizienter betreiben? Insgesamt steht für uns deshalb die gesamte CeBIT unter dem Thema "Kosten einsparen".

CW: Gilt das auch für Sun?

SCHRÖDER: Die CeBIT ist für uns weiterhin sehr wichtig, aber wir haben uns natürlich auch gefragt: Wie können wir die CeBIT möglichst effizient gestalten, mit geringeren Kosten? Das haben wir mit den zwei Ständen hinbekommen, wir sind genau bei den zwei anvisierten Zielgruppen. Früher haben wir unsere gesamte Server- und Storage-Palette gezeigt. Für jede Software wurde ein Best-Practice-Szenario präsentiert. Das alles findet heute viel fokussierter bei den einzelnen Kunden statt. Die Ansprache ist individueller geworden, auf den einzelnen Kunden zugeschnitten.

CW: Wie bewerten Sie das aktuelle Investitionsverhalten Ihrer Kunden?

SCHRÖDER: Wenn Sie fragen, wie viel die Kunden ausgeben, muss ich antworten: Das weiß ich nicht. Ich weiß nur, wie viel sie bei uns ausgeben. Da kann ich sagen: Hier haben wir unsere Ziele erreicht. Sie haben also das ausgegeben, was wir erwartet haben. Es kann sein, dass sie bei der Konkurrenz weniger Geld gelassen haben - das hoffen wir. Wir haben jedenfalls unser Quartal gut abgeschlossen.

CW: In allen Bereichen?

Thomas Schröder, Sun-Geschäftsführer in Deutschland: "Mit den vereinfachten Vergaberichtlinien werden die Geschäfte im öffentlichen Sektor weiter anziehen."

SCHRÖDER: Wenn wir uns einzelne Industrien ansehen, müssen wir differenzieren. Wir sind erfolgreich im Bereich Education und Government mit unserem Produktportfolio rund um High Performance Computing (HPC). Hier haben wir zuletzt zwei große Projekte gewonnen - beim Forschungszentrum Jülich und bei der RWTH Aachen. Dort steht ein System mit 200 Teraflops. Das System bewältigt an einem Tag eine Rechenleistung, für die ein gut ausgestatteter neuer PC rund 40 Jahre bräuchte. Banken und Versicherungen sind dagegen vorsichtiger und zurückhaltender, haben aber dennoch mehr ausgegeben, als wir budgetiert hatten. Das liegt daran, dass wir hier ein breites und rundes Portfolio von den Servern und Storage über Software bis hin zu Services anbieten können. Auch das Geschäft mit den großen Telekommunikationsanbietern wächst weiter. Schwieriger ist das Segment Manufacturing. Hier stellen wir eher eine Stagnation beziehungsweise Rückgänge fest. Das ist aber der einzige Bereich, der rückläufig ist.

CW: Entwickelt sich der öffentliche Sektor damit zu einer immer wichtigeren Stütze für das Sun-Geschäft?

SCHRÖDER: Ich bin optimistisch, dass dieser Markt im Zuge des Förderungspakets der Bundesregierung weiter anziehen wird, beispielsweise durch vereinfachte Vergaberichtlinien. Aufträge bis 100 000 Euro müssen künftig nicht mehr ausgeschrieben werden. Das wird deutlich mehr Schwung in den gesamten Markt bringen. Wann die Maßnahmen greifen, kann ich zwar noch nicht sagen. Aber ich gehe davon aus, dass es in diesem Jahr geschehen wird.

"Wir haben der Wirtschaftskrise getrotzt"

CW: Wagen Sie eine Prognose, wie es 2009 weitergehen wird?

SCHRÖDER: Für das unmittelbar zurückliegende Quartal kann ich gesicherte Statements und Informationen geben. Wir haben uns der Wirtschaftskrise mit allem, was wir haben, entgegengestellt und ihr getrotzt. Was die kommenden Quartale betrifft, sieht es anders aus - ein Ausblick ist sehr schwer. Wenn ich das wüsste, würde ich wahrscheinlich hier nicht arbeiten. Ich glaube, man wird von dem Quartals- in einen kürzeren Rhythmus kommen. Die Hersteller müssen in Wochen denken und planen.

CW: Ihre jüngste Bilanz war eher durchwachsen. Ist das ein schlechtes Omen für die kommenden Quartale?

SCHRÖDER: Der Verlust im zweiten Fiskalquartal basiert auf einer relativ hohen Restrukturierungsrückstellung in Höhe von 222 Millionen Dollar. Im Vergleich zum Vorquartal haben wir einen Umsatzanstieg verbucht, allerdings einen Rückgang gegenüber dem Vorjahresquartal. Dazu muss man aber auch wissen, dass es in diesem Zeitraum ziemlich starke Währungsschwankungen gegeben hat. Allein diese Effekte hatten Auswirkungen zwischen fünf und zehn Prozent. Deshalb lässt sich der Rückgang der Einnahmen nicht allein auf einen Geschäftsrückgang zurückführen. Die Bilanz ist insgesamt deutlich besser ausgefallen, als die Analysten vermutet hatten.

CW: Wie liefen die Geschäfte in Europa?

SCHRÖDER: In Europa hatten wir den größten Rückgang im Jahresvergleich. Das lag aber auch daran, dass unser zweites Quartal im Vorjahr besonders gut ausgefallen war, es war eines der besten überhaupt. Dazu kamen Währungseinflüsse von etwa sieben bis acht Prozent. Daraus ergibt sich, dass unsere Geschäfte um zwei bis drei Prozent rückläufig waren. Wenn wir allerdings den heftigen Einbruch in Großbritannien berücksichtigen, wo das Bruttoinlandsprodukt um 30 bis 40 Prozent zurückgegangen ist, sind wir noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen.

CW: Sun baut seine Organisation um. Was bezweckt das Unternehmen damit?

SCHRÖDER: Unser Management rund um Jonathan Schwartz hat nach dem schwachen ersten Fiskalquartal bereits angekündigt, dass die Firma umgebaut wird und Stellen gestrichen werden. Wir haben zwar drei Milliarden Dollar als Cash-Reserve auf der Bank. Diese Rücklagen wollen wir aber nicht aufbrauchen, um das Unternehmen durch eine Krise zu schleppen, von der niemand weiß, wie lang sie dauert. Wir wollen weiter ein funktionierendes Unternehmen betreiben, das auch unter den durch die Krise veränderten Rahmenparametern einen Gewinn erzielen kann. Da niemand abschätzen kann, wie lang die Wirtschaftskrise dauern wird - vier, fünf, sechs, sieben oder acht Quartale - war es eine richtige und weitsichtige Entscheidung.

CW: Welche Maßnahmen sind konkret geplant?

Thomas Schröder, Sun-Geschäftsführer in Deutschland: "Für den Umbau des Unternehmens gibt es kein Gießkannenprinzip."

SCHRÖDER: Die ersten Maßnahmen sind bereits angelaufen, wie auch die in der jüngsten Bilanz ausgewiesenen Kosten zeigen. Für die Länder in Europa stehen noch keine klaren Ziele fest. Das hängt auch damit zusammen, dass es kein Gießkannenprinzip gibt, wonach jeder ein bisschen was tun muss. Sondern es hängt davon ab, wie die Landesorganisationen aufgestellt sind, wie die Märkte aussehen und sich weiterentwickeln. Und zuletzt bleibt die magische Frage: Was erwartet man für die Zukunft?

CW: Wie sieht die Zukunft für Ihr Geschäft in Deutschland aus?

SCHRÖDER: Wir werden auch in Deutschland noch spüren, dass sich Umsätze rückläufig entwickeln. Momentan befinden wir uns noch relativ am Anfang des Abschwungs. Die Kollegen in Großbritannien sind uns bestimmt drei Quartale voraus. Es wird ein hartes Jahr - da brauchen wir uns nichts vorzumachen. Wenn sich Entlassungen vermeiden lassen, dann tun wir das natürlich. Aber genauso müssen wir handeln, wenn sich ein Geschäft durch die gesamtwirtschaftliche Situation rückläufig entwickelt. Dann kann man als Unternehmen kaum anders reagieren.

CW: Aber es gibt keine Quote für Deutschland?

SCHRÖDER: Nein. Wie gesagt - wir sind in den USA gestartet, in Europa noch nicht. Wir müssen erst einmal eine Idee haben, wie wir an die Sache herangehen. Wir können nicht einfach hier drei Leute rausnehmen und dort zwei. Dahinter muss ein gewisses Konzept stehen. Das wird derzeit entwickelt, ausgehend von der wirtschaftlichen Entwicklung der einzelnen Regionen und Länder. Mit Konsequenzen wird es aber noch eine Weile dauern. Ich gehe davon aus, dass frühestens Mitte des Jahres, also Ende unseres vierten Fiskalquartals beziehungsweise Anfang des neuen Geschäftsjahres, etwas passieren wird.

CW: … eine Galgenfrist also?

SCHRÖDER (lacht): Wir hätten das auch beschleunigen können, aber ich bin froh, dass es nicht so gekommen ist.

CW: Betreffen die Veränderungen in den USA die deutsche Organisation?

SCHRÖDER: Diese Änderungen, beispielsweise im Entwicklungsbereich, betreffen hauptsächlich die Sun-Zentrale - plus einige Kollegen in Deutschland, die an diesen Einheiten hängen, zum Beispiel die Star-Office-Entwicklung in Hamburg. Die spüren natürlich, dass die Berichtswege leicht verändert sind. Der Rest, beispielsweise der Vertrieb, spürt davon noch nichts.

CW: Dann heißt es also, erst einmal abwarten?

SCHRÖDER: Genau - ich gehe davon aus, dass wir Mitte des Jahres mehr Klarheit haben werden, wie sich die Wirtschaft und auch unser Geschäft hier in Deutschland entwickeln werden. Dann lassen sich auch bessere Entscheidungen treffen.

"Cloud Computing ist unser Gen"

CW: Sun hat sich immer als reiner Technologieanbieter definiert. Bleibt es dabei?

SCHRÖDER: Unser Fokus liegt auch in Zukunft ganz klar auf der Technik. Wir sind und bleiben ein Technologieanbieter. Unsere Partner lieben das an uns - dass wir uns genau auf diese Rolle beschränken und sie ihren Mehrwert dazu leisten können. Das wird auch so bleiben.

CW: In Sachen Technik reden heute alle über Cloud Computing. Hier sind andere Anbieter aber momentan sichtbarer. Woran liegt das?

Thomas Schröder, Sun-Geschäftsführer in Deutschland: "Wir beschäftigen uns seit der Gründung von Sun mit dem Thema Cloud Computing."

SCHRÖDER: Das mag vielleicht daran liegen, dass wir das Thema fast schon langweilig finden. Das klingt jetzt ein wenig seltsam: Aber eigentlich beschäftigen wir uns schon seit der Gründung von Sun mit diesem Thema - wie letztendlich der schon vor Jahren geprägte Slogan "The network is the Computer" zeigt. Im Grunde bedeutet das nichts anderes als Cloud Computing. Es ist nur eine neue Farbe für etwas, das wir seit Gründung von Sun postulieren. Wenn man uns nach Cloud Computing fragt, antworten wir, das ist unser Gen. Möglicherweise kommt es im Markt momentan nicht so rüber, dass wir im Kern nichts anderes machen als Cloud Computing. Vielleicht müssen wir stärker daran arbeiten, in diesem Umfeld sichtbarer zu werden.

CW: Wie viel Hype beziehungsweise Realität steckt derzeit in Cloud Computing?

SCHRÖDER: Man muss unterscheiden: Was sind Marketing-Positionen, um möglicherweise für Diskussionsbedarf zu sorgen, und was sind reale Anwendungsfälle? Sicher ist Cloud Computing ein Bestandteil des Sun-Geschäfts. Aber das funktioniert nicht so, dass ein Kunde kommt und sagt: Ich möchte jetzt einmal eine Wolke aufbauen. Die Motivation kommt vielmehr daher, dass die Anwender Kosten einsparen, die Effizienz verbessern und Prozesse optimieren wollen.

CW: Sun will also auf diesem Geschäftsfeld mitspielen?

SCHRÖDER: Sie haben vielleicht von unserer letzten Akquisition gehört. Mit der Übernahme von Q-Layer haben wir in Cloud Computing investiert, weil wir von dieser Idee überzeugt sind. Egal wie man es nennt, ob Cloud Computing oder "The Network is the Computer". Von daher werden wir in diesem Umfeld auf jeden Fall eine wichtige Rolle spielen. Aber eine Geschäftsentscheidung wird nicht nach dem Motto getroffen getroffen: Ich will eine Cloud haben, sondern richtet sich auf Kosteneinsparungen und mehr Effizienz, sei es durch Open Source, Green IT im Rechenzentrum oder andere Maßnahmen.

CW: Wie viel macht dieser Posten bei Sun aus?

SCHRÖDER: In unseren Bilanzen finden Sie keine Zeile "Cloud Computing". Die entsprechenden Zahlen sind versteckt in anderen Posten. Es ist auch schwer, das abzugrenzen. Wie wollen Sie einen Server klassifizieren, der in einer Cloud arbeitet?

CW: Wird es eine Evolution von einer Private- zu einer Public-Cloud geben?

SCHRÖDER: Wie lange versuchen Hersteller schon, Services im Netz anzubieten? Application-Service-Providing (ASP) oder Rechenleistung aus dem Netz. Grundsätzlich gibt das auf den ersten Blick mehr Sinn, als eine Cloud aufzubauen und zu hoffen, dass sie auch optimal genutzt wird. Damit tun sich momentan alle schwer. Gerade auch im Mittelstand. Wie schwer war es, die Idee nur leicht zum Abheben zu bringen, dass diese Zielgruppe im Grunde ihre IT nicht selbst betreiben müsse. Das war eine ziemliche Herausforderung. Cloud Computing ist prima: Techniker entwerfen Szenarien, wie man die Server auf dieser Welt noch effizienter nutzen kann. Und das wird auch sicher irgendwann in den Rechenzentren stärker umgesetztetzt werden. Aber im Moment ist das Business sicher noch anders getrieben.

CW: Wie lang wird es denn brauchen, bis Anwender ihre IT aus der Steckdose beziehen können?

SCHRÖDER: Das kann ich nicht genau sagen. Aber ich denke, dass es bestimmt noch fünf bis zehn Jahre dauern wird.

Server-Geschäft: Rückgänge im Highend

CW: Im Server-Markt gibt es neue Konkurrenz. Cisco will offenbar in dieses Geschäft. Geht es darum, wer die künftigen Cloud-Rechenzentren kontrolliert und betreibt?

SCHRÖDER: Das habe ich auch gelesen. Ich kenne das Engagement allerdings zu wenig, um es genau beurteilen zu können. Wir haben viel Erfahrung in Sachen Data-Center-Infrastruktur. Wenn ein Anbieter jetzt mit einer bestimmten Server-Linie in den Markt geht, wird er sehr schnell feststellen, dass er damit nur einen sehr kleinen Ausschnitt der Rechenzentrumsaufgeben abdecken kann. Möglicherweise ist es der eine Server-Part, der Cloud Computing möglich macht. Wir haben uns vor fünf oder sechs Jahren das Potenzial von CMT auch nicht vorstellen können. Die Kunden entscheiden sich allerdings heute für die aktuell beste Lösung. Das heißt: performant und kostengünstig. Ich weiß nicht, wie sich Cisco hier positionieren will. Möglicherweise wollen sie ganzheitliche Lösungen für Netzwerke anbieten. Wir werden uns das anschauen. Es wird sicher spannend.

CW: Der Server-Markt ist rückläufig, was Stückzahlen und Umsätze angeht. Wie betrifft das Sun?

Thomas Schröder, Sun-Geschäftsführer in Deutschland: "Trotz der rückläufigen Zahlen bleiben die Highend-Server ein wichtiges Geschäft für Sun."

SCHRÖDER: Die Bereiche x86 und CMT wachsen bei Sun. Letzteres ist das am schnellsten zulegende Produkt bei Sun. Stagnierend beziehungsweise rückläufig ist der Bereich Highend-Server, also die ganz großen Kisten. Das liegt auch daran, dass Konsolidierungsprojekte zum Teil in kleinere Server münden. Diese Rechner bieten heute eine so große Rechenleistung, dass manche Anwender keine Highend-Server mehr benötigen. Es gibt nur noch wenige Anwendungen wie Highend-Datenbanken oder Billing-Systeme bei Carriern, die solche Systeme erfordern. Deshalb sehen wir einen leichten Rückgang in diesem Bereich. Nun ist es leider so, dass wenn ich Server-Geschäfte des Volumenbereichs mit den Highend-Systemen vergleiche, die Volumensysteme nicht das Auftragsvolumen bringen wie Highend-Server. Der Auftragswert ist geringer geworden. Damit verbunden sind auch rückläufige Servicezahlen. Mit den Hochleistungs-Servern wurden in der Vergangenheit auch immer große Serviceverträge abgeschlossen.

CW: Wird das Highend damit auch weniger wichtig für Sun?

SCHRÖDER: Wir verkaufen von diesen Geräten immer noch zu viele, als dass wir sagen können, den Bereich brauchen wir nicht mehr. Außerdem handelt es sich hier um eine komplette Server-Familie: Das beginnt bei der M3000 und reicht bis zu Highend-Maschinen der 8000- und 9000-Reihe. Damit sind wir immer noch stark in den Bereichen Carrier und Financial Services vertreten. Möglicherweise wird sich die Zahl der Banken verändern, weil manche Häuser fusionieren oder verschwinden, aber die Anzahl der Kunden und Accounts wird gleich bleiben und damit auch der Aufwand, das Geschäft abzuwickeln. Die Zahl der Bankkonten reduziert sich durch die Wirtschaftskrise schließlich nicht. Irgendwann wird die Flaute vorbei sein, und auch die Banken werden wieder in ihre Systeme investieren - und die haben entsprechende Anforderungen für große Systeme. Das Segment Highend bleibt also fester Bestandteil im Sun-Portfolio.

CW: Die Sparc-Entwicklung geht dementsprechend auch weiter?

SCHRÖDER: Der Chip stammt aus einer Gemeinschaftsentwicklung mit Fujitsu und kommt in der gesamten Server-Palette von Sun zum Einsatz. Die Entwicklung geht also wie geplant weiter. Es gibt bereits eine Roadmap für die nächsten Generationen.

"Software soll sich mit Open Source viral verbreiten"

CW: In der Vergangenheit hat sich Software zu einem wichtigen Pfeiler für Sun entwickelt. Wie passen Open Source und Geschäft zusammen?

SCHRÖDER: Maximale Verbreitung durch Open Source und eine hohe Qualität sicherstellen, so dass sich die Software quasi viral in den Unternehmen verbreitet. Das funktioniert beispielsweise bei MySQL sehr gut. Wenn man Unternehmen fragt, wie oft sie die Datenbank nutzen, dann heißt es oft, ein- oder zweimal. Die Download-Zahlen zeigen aber meist eine wesentlich höhere Verbreitung an. Dann sprechen wir die Firmen darauf an, dass möglicherweise Business-kritische Anwendungen darauf laufen. Das liegt an der hohen Verbreitung der Software. Jeder IT-Student, der heute von der Uni kommt, hatte schon Berührung mit MySQL. Wenn er später in einer Firma eine Aufgabe zu lösen hat und dazu eine Datenbank braucht, lädt er sich MySQL herunter. Das Projekt geht in den Echtbetrieb und schon wird MySQL zu einer wichtigen geschäftskritischen Basis. Dann braucht das Unternehmen die entsprechende Betreuung und Services, um den Betrieb sicherzustellen.

CW: Sie haben also genau im Blick, was Anwender mit der Open-Source-Software von Sun tun?

Thomas Schröder, Sun-Geschäftsführer in Deutschland: "Wir schauen genau, was die Anwender mit der heruntergeladenen Software von uns machen."

SCHRÖDER: Wenn Business-kritische Anwendungen darauf laufen, dann fakturieren wir dort. Das funktioniert auch deshalb immer besser, weil wir sehr genau darauf schauen, wo die Downloads landen und was die Kunden damit machen. Wir suchen den Kontakt zu den Anwendern, die unsere Software aus dem Netz herunterladen.

CW: Wie sichert Sun die Qualität seiner Open-Source-Produkte?

SCHRÖDER: Für jedes Open-Source-Produkt gibt es einen bestimmten Status, den Sun kontrolliert. Dafür übernehmen wir ja auch die Verantwortung in den Serviceverträgen und damit für mögliche Klagen, wenn das System mal nicht funktioniert. Das bleibt klar in unserer Hand und wird auch klar von uns gemanagt. Außerdem gibt es Prozesse, die sicherstellen, dass hier keine Fehler und Pannen passieren und dies unter der Kontrolle von Sun bleibt.

CW: Was treibt die Entwicklung der Software voran?

SCHRÖDER: Die Releases entstehen mit Unterstützung der Community und durch Sun-Entwickler. Wir investieren jährlich zwei Milliarden Dollar in Forschung und Entwicklung - der größte Teil davon fließt in die Softwareentwicklung. Wir müssen das auch aktiv vorantreiben. Es bringt nichts, darauf zu warten, dass eine Community die Software von selbst weiterentwickelt. Ganz so einfach ist das nicht. Diese Prozesse muss man steuern und managen.

CeBIT als Indikator für die Folgen der Finanzkrise

CW: Was erwarten Sie sich von der CeBIT 2009?

SCHRÖDER: Die diesjährige CeBIT wird ein starker Indikator dafür sein, inwieweit die IT von der Finanzkrise betroffen sein wird. In den vergangenen Jahren sind die Besucher- und Ausstellerzahlen stetig zurückgegangen, obwohl sich die CeBIT immer weiter geöffnet hat. Das wurde der Messe auch zum Vorwurf gemacht - zu wenig fokussiert, zu stark diversifiziert. Mit dem diesjährigen Ansatz, Kernthemen aufzugreifen und zu positionieren - auch mit dem Partnerland Kalifornien, das eines der wichtigsten IT-Standorte weltweit ist - bekommt die Messe wieder einen stärkeren Fokus.

CW: Wird es damit auch einen Aufwärtstrend geben, was die Zahlen betrifft?

SCHRÖDER: Ich glaube nicht, dass sich das positiv auf die Besucherzahlen auswirken wird. Aber ich erwarte, dass nur diejenigen zur CeBIT fahren, die konkret Investitionen planen. Es wird also weniger Besucher geben, die einfach so über die Messe tingeln. Die Hersteller warten heute nicht mehr auf die CeBIT, um ihre Neuheiten zu veröffentlichen. Den Ansporn, auf die Messe zu gehen, um sich über das Neueste zu informieren, gibt es nicht mehr. Das wird sich auch nicht mehr ändern.

CW: Was können die Besucher dann von der CeBIT erwarten?

SCHRÖDER: Wir leben in einer neuen, stark vernetzten Welt. Was es auf der CeBIT daher sehr wohl gibt, ist der Austausch von Best Practices, Erfahrungen und Communities. Gerade Letztere agieren zwar hauptsächlich im Netz. Es ist aber erstaunlich, wie viele Leute beispielsweise auf unseren Community-Day im Rahmen der CeBIT kommen. Es gibt also in diesen Kreisen durchaus eine gewisse soziale Komponente - um Geschäfte zu machen, sich mit Technik auseinanderzusetzen und neue Ideen zu finden.

CW: Inwieweit beeinflusst das den Messe-Auftritt von Sun?

SCHRÖDER: Wir präsentieren uns in diesem Jahr auf zwei Themenständen: Open Source und Green IT. Durch den Open-Source-Stand von Sun locken wir eine Community auf die CeBIT, die sonst möglicherweise nicht nach Hannover kommen würde. Wir sind der größte Anbieter von Open-Source-Produkten und Open-Source-Erfahrung, wenn es darum geht, Communities zu bilden, aber auch Geschäfte zu machen. Wir wollen zeigen, wie Unternehmen ihr Geschäft mit Open-Source-Software betreiben können, wie der Business Case dazu aussieht und welche Einsparungen sich damit realisieren lassen.