RIM-CEO Thorsten Heins im Interview

"Wir haben in Sachen Innovation nichts falsch gemacht"

26.07.2012
Unser Kollege Al Sacco von CIO.com hatte die Gelegenheit, RIM-CEO Thorsten Heins in einem exklusiven Interview zur Lage bei dem angeschlagenen Smartphone-Hersteller zu befragen.
Der frühere Siemens-Manager und Ingenieur Thorsten Heins.

Nur wenigen Wochen ist es her, als der nicht mehr ganz so neue RIM-Chef Thorsten Heins die letzten Quartalsergebnisse in einer besonders düsteren Telefonkonferenz bekanntgeben musste. Wie Heins berichtete, verzeichnete RIM im ersten Quartal einen Verlust von 518 Millionen Dollar. Die Einnahmen gingen gegenüber dem Vorjahresquartal von 4,9 Milliarden auf 2,8 Milliarden Dollar zurück. Gleichzeitig kündigte Heins an, dass RIM rund 5000 Stellen streichen werde. Schwere Zeiten für den einstigen Smartphone-Riesen. Doch Heins ist augenscheinlich noch nicht bereit, das Handtuch zu werfen. Mit dem Launch einer neuen Plattform Anfang 2013, so ist der ehemalige Siemensianer überzeugt, kann RIM und Blackberry den Turnaround schaffen. Gleichzeitig ist er sich aber auch darüber im Klaren, mit welchen großen Herausforderungen sein Unternehmen zu kämpfen hat.

Al Sacco, Redakteur der US-Schwesterpublikation Cio.com unterhielt sich mit Heins über diese Schwierigkeiten, die früheren Versäumnisse von RIM und die Pläne, Blackberry 10 zu einem ernstzunehmenden Rivalen für iOS und Android zu machen.

Sacco: Ich bin neugierig, warum Sie gerade in einer so schwierigen Phase die Leitung von RIM übernahmen. Haben Sie Erfahrungen mit einer vergleichbaren Situation, in der es darum ging, den Turnaround bei einem Unternehmen einzuleiten - so wie Sie nun Blackberry wiederbeleben wollen?

HEINS: Als ich 2007 zu RIM kam, bewunderte ich die Company für ihre Innovationskraft und die Position, die sie im Enterprise-Umfeld erreicht hatte. Was mich dabei wirklich begeisterte, war die Tatsache, dass RIM nicht nur ein Gerätehersteller war, sondern eine echte End-to-End-Lösung besaß.

Als ich gebeten wurde, CEO zu werden, hatte ich eine klare Sicht auf RIM aus meiner Position als COO. Ich bin dieser Company verpflichtet, ich denke, sie besitzt eine Menge Stärke und Kraft. Aktuell hat sie Probleme und Herausforderungen und ich wollte ihr über diese Phase helfen und sicherstellen, dass die Company eine Erfolgsgeschichte bleibt - und das wird sie wieder, lassen Sie mich das klar stellen. Mit der ins Leben gerufenen Struktur und Blackberry 10 glaube ich, dass wir das schaffen.

Zum zweiten Punkt: Ja, ich habe Erfahrungen mit zwei Turnaround-Szenarios. Eines davon war 2002, als ich mich bei der Siemens AG um die Sparte Optical Transport kümmern musste. Sie besaß ein in die Jahre gekommenes Portfolio und stand unter Druck durch chinesische Wettbewerber, aber wir haben sie restrukturiert. Eineinhalb, zwei Jahre später schrieb sie wieder Gewinnen und danach wurde sie sogar die profitabelste Division bei Siemens. Ironischerweise schafften wir das, weil wir ein großartiges Produkt erneuerten, das sich anschließend die ganze Welt zum Vorbild nahm. Urplötzlich geriet die Lawine und wir konnten gar nicht genug produzieren. Ich sehe da auch eine Parallele zu RIM. Zwar würde ich nicht sagen, dass wir ein überaltertes Produktportfolio haben, aber sicher eine Plattform, die an ihre Grenzen gestoßen ist. Wir haben aber auch die Innovation um Blackberry 10 als eine Plattform, nicht nur für Smartphones, sondern auch für das Enterprise-Geschäft, für Mobile Computing und natürlich auch für Hardware. Es gibt also Parallelen, wie ich finde.

Ja, ich bin mit der Situation vertraut und kann - wie ich denke - für mich in Anspruch nehmen, dass ich die Erfahrung besitze, ein Unternehmen und eine Division durch diese Situation zu bringen.

"Ich gehöre zu der Gattung, die ein Blackberry anspricht"

Sacco: Sie arbeiten seit ein paar Jahren für RIM, daher werden Sie sich auch schon eine gewisse Zeit Blackberrys nutzen. Haben Sie schon einmal ein Smartphone der Konkurrenz verwendet?

HEINS: Selbstverständlich nutze ich ein Blackberry, aber um informiert zu bleiben habe ich immer auch ein zweites Gerät von einem Wettbewerber. So weiß ich, wo wir stehen in Hinblick auf die Konkurrenz.

Sacco: Welches andere Gerät nutzen Sie?

HEINS: Ich habe gerade das Samsung Galaxy S III.

Sacco: Kein iPhone? Sie nutzen nur ein Android-Device?

HEINS: Das iPhone hatte ich schon. Ich gehe wirklich flächendeckend vor, daher hatte ich schon ein iPhone zum Testen, es war wichtig für mich, Touch-Geräte aus der Sicht eines Einsteigers zu verstehen. Eine Zeitlang hatte ich auch das Samsung Mini. Ich wechsele die Geräte ziemlich häufig.

Sacco: Gut für Sie - das war nicht die Antwort, die ich erwartet hatte. Aber wenn Sie nicht für RIM arbeiten würden, sondern sagen wir für eine andere Technologiefirma: Glauben Sie, Sie würden immer noch ein Blackberry nutzen?

Heins: Ja, ich glaube absolut. Und ich sage das wirklich nicht, weil ich Blackberry leite. Ich gehöre zu der Gattung die ein Blackberry anspricht. Produktive Menschen, Menschen die ständig unterwegs sind, die in Bewegung bleiben müssen. Weil ich nicht viel Zeit habe. Ich hatte in meiner Laufbahn nie genug Zeit, um Dinge zu erledigen und daher benötigt man ein Werkzeug, das einfach extrem hilfreich ist. Das heißt aber nicht, dass ich auf einem Gerät nichts anderes mache, etwa zur Unterhaltung. Ich liebe Rennspiele, da bin ich auch besonders gut. Formel Eins auf dem PC. Aber ich brauche auch griffbereite Informationen, und zwar sofort. Offen gesagt, ich liebe noch immer diese Tastatur. Sie lässt mich blind tippen, hat ein wunderbares haptisches Feedback. Ich kann mich sogar mit Leuten unterhalten, während ich tippe, es ist einfach mein Werkzeug.

Ich nutzte auch schon während meiner Zeit bei Siemens Blackberrys. Ich hatte das 87 - keine Ahnung, welches Modell das war, es hatte ein Track Wheel. Und ich war so begeistert, weil ich immer auf meine E-Mails zugreifen konnte, zu jeder Zeit. Es war fantastisch - und ich besitze es nebenbei bemerkt noch immer.

"RIM ist noch immer ein sehr innovatives Unternehmen"

Sacco: Noch vor wenigen Jahren war RIM der unbestrittene König im Mobile-Geschäft. Heute schreibt sein CEO Leitartikel, um Aktionäre davon zu überzeugen, dass RIM weder tot ist noch im Sterben liegt. Wie konnte sich das Blatt so schnell wenden? Aus Ihrer Sicht: Was hat RIM in den vergangenen paar Jahren versäumt zu tun?

HEINS: Es gab eine Strategie, die besagte: Macht RIM global und last uns den weltweiten Smartphone-Markt in Angriff nehmen. Zur Erinnerung: In den Jahren 2007, 2008 und 2009 war der Markt gerade erst im Entstehen und Blackberry hatte geschaffen, was man später das Smartphone-Segment nannte. Das bedeutete, dass wir in regionales Portfolio aufbauen mussten und den Markt wirklich ins Visier nehmen mussten. Und das führte zu dem unbestreitbaren Erfolg des Unternehmens.

Auch im Tablets-Bereich verzeichnete RIM nur begrenzten Erfolg.
Foto:

Was ebenfalls passierte, in den USA, war der Wechsel auf 4G und dieser Trend nahm Geschwindigkeit auf. Die Carrier übersprangen buchstäblich ihre Ausbaupläne mit 3G, etwa HSPA+ und investierten stark in 4G LTE. Ich glaube, wir waren nicht darauf vorbereitet. Wir waren zu sehr damit beschäftigt, unser weltweites Portfolio aufzubauen. Wir hatten außerdem eine leicht andere Vorstellung, wann der LTE-Rollout stattfinden wird. Und wir hatten beschlossen, uns auf den Rest der Welt zu konzentrieren, was uns zwar sehr hohe Absatzzahlen brachte. Letztendlich aber führte es dazu, dass wir uns nicht auf die neuen innovativen Technologien in den USA fokussierten. Die USA erlangte jedoch mit diesem Schritt die Führung im Bereich Mobile-Technologie zurück. So gesehen lag nicht nur unser Unternehmen falsch, es war auch so, dass der ganze Markt in den USA wieder technologisch gesehen Weltspitze erlangte. Das ist ein großer Schritt.

Das Blackberry-Betriebssystem, das wir heute haben, ist eine gute und solide Plattform, die uns erlaubte, all das zu machen, was wir taten. Aber gemessen an unserer Auffassung, dass Mobile Computing jetzt mit Laptops gleichzieht, mit Dual-Core, Quad-Core, hochauflösender Grafik, GPU, brauchten wir eine neue Plattform. Aus diesem Grund entschlossen wir mit Blackberry 10 eine neue Mobile-Computing-Plattform aufzubauen.

In den USA haben wir eine sehr sehr große Herausforderung und wir sind in puncto Innovation zurückgefallen, aber in der restlichen Welt erfreuen wir uns noch eines guten Geschäfts und - wie ich sagen würde - etlichen Platz-Eins-Positionen in bestimmten Ländern.

Sacco: Ich höre oft, dass RIM es verpasst habe, "Neuerungen vorzunehmen" und dass der Mangel an Innovationen zu der Klemme führte, in der RIM heute steckt. Ist es so einfach?

HEINS: Ich würde nicht sagen, dass wir es verpasst haben, Innovationen vorzunehmen. RIM ist immer noch ein sehr innovatives Unternehmen. BlackBerry 10 wird das auf jeden Fall beweisen. Ich denke, der Grund liegt woanders. Wir hatten ein sehr sehr erfolgreiches Rezept mit dem, worum es bei Blackberry ging. Da gab es vier Säulen: Akkulaufzeit, Texteingabe, Sicherheit und Komprimierung. Und dann kam der Wechsel mit LTE. Mit LTE war es auf einmal nicht mehr wichtig, Netzwerk-Ressourcen zu sparen, es war wichtig, die Netze voll zu machen, Datenverträge und Datenvolumen zu verkaufen. Wir haben in Sachen Innovation nichts falsch gemacht. Ich denke, unser Fehler lag in der mangelnden Erkenntnis, insbesondere in den USA, dass sich der Trend verändert und unsere Positionierung und unser Wertbeitrag im US-Markt ist diesem Trend nicht gefolgt.

"Wenn wir ein Blackberry ausliefern, hat es höchste Qualität"

Sacco: Wie haben sich Ihrer Meinung nach verspätete Produkte auf RIMs aktuelle Situation im Markt ausgewirkt? Und warum gab es bei RIM überhaupt so viele verspätete Produkte in den letzten Jahren?

HEINS: Ein Teil davon lässt sich eigentlich auf die vorangegangene Frage zurückführen. Wir sind ein sehr innovatives Unternehmen, wir sind und wir waren das. Da passiert es manchmal, dass wir so begeistert von unseren Innovationen sind, dass wir sie noch in schon bestehende Entwicklungsprojekte mitaufnehmen. Und was ich in meinem Bereich, in 25 Jahren Forschung & Entwicklung und Telekommunikation gelernt habe: Hat man sich einmal für ein Projekt entschieden, muss man es durchziehen. Wegen unseres Drangs, extrem innovativ zu sein, neigten wir dagegen dazu, neue Sachen in bestehende Projektprogramme einzubringen - und das ist nicht das Patentrezept, um pünktlich und qualitativ hochwertig zu liefern.

Hein bei der Vorstellung des BB10-Entwicklergeräts auf der Blackberry World.

Mit Blackberry 10 ändern wir das dramatisch. Wir werden weiter Innovationen hervorbringen, aber wir haben auch eine klare Vorstellung davon, worum es bei Blackberry 10 geht. Und wir bleiben bei dem Programm sehr sehr fokussiert.

Die Verspätung bei Blackberry 10 (RIM hat den Launch bereits mehrmals verschoben und rechnet jetzt Anfang 2013 mit dem ersten Gerät) rührt nicht daher, dass wir weitere Dinge hinzugefügt haben. Vielmehr waren unsere Software-Teams so erfolgreich beim Kodieren der verschiedenen Feature-Komponenten und -Bausteinen, dass wir von den Integrationsbemühungen überwältigt waren, als wir sie in das erste Haupt-Release einbauten.

Ich musste eine Entscheidung treffen. Ich hätte den Zeitplan einhalten können, wenn ich Opfer bei Qualität und Stabilität der Plattform gebracht hätte. Und ich beschloss, es nicht zu tun, weil ich sicherstellen wollte: Wenn wir ein Blackberry ausliefern, hat es höchste Qualität.

Bin ich darüber enttäuscht, dass wir den Launch ins erste Quartal verschieben mussten? Ja, bin ich. Der Punkt ist aber, dass wir eine Entscheidung treffen mussten: Bring es schnell raus und bessere dann bei der Qualität nach oder bring es gleich in Topqualität. Ich sehe mich gegenüber der Öffentlichkeit verpflichtet, dass wir Blackberry 10 mit hoher Qualität ausliefern. Das war die Entscheidung, die ich getroffen habe.

Sacco: Ich habe Ihren Leitartikel in "The Globe and Mail" gelesen und finde ihn gut geschrieben.

HEINS: Danke.

Sacco: Ich habe aber Fragen zu einigen Aussagen von Ihnen. In dem Leitartikel bemerkten Sie, dass RIM in vielen verschiedenen Ländern außerhalb von Nordamerika wachsende Abonnentenzahlen verzeichnet. Betrachtet man jedoch das Gesamtbild, beunruhigen einen jedich die schrumpfenden Marktanteile. IDC beispielsweise geht davon aus, dass RIM weltweit nur sechs oder sieben Prozent Marktanteil besitzt. Währenddessen legen Android (59 Prozent) und iOS (23 Prozent) weiterhin zu.

HEINS: Uh huh.

"Wir haben die Talsohle bereits erreicht"

Sacco: Während RIM also in einigen Regionen wachsen mag, verliert es insgesamt betrachtet an Boden und das scheint mit der Entwicklung in Nordamerika zusammenzuhängen. Kann RIM ohne einen hohen Marktanteil in Nordamerika erfolgreich sein? Oder anders gefragt: Würde sich RIM mit dem anhaltenden Erfolg in kleineren Märkten zufrieden geben?

HEINS: Wir sind Nordamerikaner, wir sind eine kanadische Company und wir wollen in unserem Heimatmarkt gewinnen. Das ist der Grund, warum wir BlackBerry 10 entwickeln - damit wir eine Plattform und ein Produkt haben, mit dem wir im nordamerikanischen Markt wettbewerbsfähig sind und Marktanteile zurückgewinnen können. Und das werden wir tun.

RIMs erstes Touchscreen-Gerät, das Blackberry Storm, erschien schon 2008.
Foto: Vodafone

Was die Marktzahlen anbelangt, das war Teil des Wertesystems über das ich geredet habe. Wir sind noch nicht sehr stark im Markt für Touchscreen-only-Geräte vertreten. Sicher gab es da ein paar Versuche von uns. Ich wäre aber der Erste, der zugibt, dass sich der Erfolg eher in Grenzen hielt. Einer der großen Maßnahmen, die wir nun ergreifen, um Marktanteile zurückzugewinnen, ist daher der Eintritt in diesen Bereich. Darum geht es uns mit unserem ersten Blackberry-10-Produkt. Unser zweites Produkt wird dann ein Qwertz-Gerät und erscheint kurz nach dem Full-Touch-Device. Wir brauchen also dieses Produkt, um in den Touchscreen-only-Markt einzudringen, sowie für das BYOD-Segment im Enterprise-Geschäft, das ebenfalls in Richtung Full Touch geht.

Sie haben Recht, dass unser Marktanteil insgesamt zurückgeht. Der Grund ist das Wachstum bei Touch. Qwertz ist dagegen ziemlich stabil, ein stabiles Segment, das langsam wächst. Das wahre Wachstum liegt im Geschäft mit den Touch-Devices und dort werden wir Wachstum sehen. Es gibt ein loyales Segment von Blackberry-Nutzern in den USA. Ich denke, dass das Schrumpfen im Blackberry-Markt bald zuende ist. Ich glaube, wir haben hier die Talsohle bereits erreicht. Nicht, dass ich damit zufrieden wäre, okay? Der Grund, warum ich Blackberry 10 baue, ist, um dagegen anzukämpfen.

Sacco: In Ihrem Artikel in "The Globe and Mail" nennen sie RIMs Beziehungen mit 650 Carriern weltweit als die größte Stärke der Marke Blackberry. Offensichtlich spielen Carrier eine wichtige Rolle bei Verkauf und Vermarktung von Mobiltelefonen und die Bemühungen der Carrier beim Marketing können über Erfolg oder Mißerfolg entscheiden. Es mag in andernen Ländern unterschiedlich sein, aber hier sehe ich in Mobilfunk-Shops kaum Blackberrys. Was unternimmt RIM, um seine Mobilfunkpartner davon zu überzeugen, den Blackberry-10-Launch mit Ressourcen zu unterstützen?

HEINS: Ich kann Ihnen jetzt keine Details dazu geben, aber unser neuer Chief Marketing Officer Frank Boulben arbeitet bereits mit Carriern an einer Go-to-Market-Strategie, nicht nur in den USA, sondern weltweit und zwar im ersten Quartal des nächsten Jahres.

Wir werden alles tun, um erfolgreich zu sein. Und die Carrier unterstützen uns, Al, weil sie ein Duopol sehen. iPhone und iOS sind proprietär und für sie weitgehend abgeschlossen. Und dann sehen sie Android, bei dem Samsung weitgehend eine Art Monopol hat. Also wollen sie eine Auswahl bieten - und wir müssen ihnen mit Blackberry 10 beweisen, dass wir diese Auswahl liefern können und für den von ihnen gesuchten Ausgleich im Wettbewerb sorgen können.

Sacco: Die Grundaussage Ihres jüngsten Leitartikels und Ihre Botschaft in der Keynote auf der Blackberry World im Mai ist, dass Sie die Frustration von Blackberry-Aktionären, -Kunden und -Anwendern verstehen, diese sollen aber den Glauben bewahren und ihre Geduld werde belohnt. Aber wie lange müssen sie warten, bis RIM beweist, dass die Company noch immer im Spiel ist? Wird Blackberry 10 alle Probleme lösen? Oder dauert es noch zwei oder drei Jahre mehr, bis RIM restrukturiert ist?

HEINS: Das Vertrauen in RIM und die finanzielle Darstellung davon sind zwei verschiedene Dinge. Auch ich bin mit der Situation bei RIM nicht zufrieden. Wer kann glücklich und zufrieden mit dem sein, wo wir gerade stehen? Womit ich zufrieden bin, ist, dass ich weiß, wir haben einen Weg in die Zukunft mit Blackberry 10, weil ich ihn sehe.

Ich glaube, im Januar, mit dem Full-Touch-Device und dem Qwertz in Anflug, werden wir das Vertrauen in RIM wiederherstellen. Daran arbeiten wir. Das ist unser Ziel und als ich mit Carriern über die Verspätung von Blackberry 10 sprach, war das überwältigende Feedback: Erstens, Danke dafür, dass Sie uns das im Voraus sagen. Zweitens, Q4 ist ohnehin mehr ein Quartal für Prepaid-Verträge, mit viel Wirbel, warum konzentrieren wir uns nicht auf einen Launch in Q1 und machen was Großes daraus?" Ich glaube, wir haben da viel Unterstützung.

Ich bin für die Zukunft zuversichtlich. Mein Team arbeitet unermüdlich daran, diese Zukunft zu gestalten.

"Die Menge der Geräte wird drastisch reduziert"

Sacco: Sie machen sich keine Sorgen, weil sie das Weihnachtsgeschäft 2012 verpassen?

HEINS: Ich bin darüber nicht glücklich, aber der Punkt ist, dann ist ohnehin viel los. Man muss sich fragen, ob es gut ist, inmitten dieses Getöses einen Launch vorzunehmen? Wie schafft man es, herausgehört zu werden? Oder man startet ein Produkt außerhalb des Lärms und findet viel mehr Beachtung?

Es ist nie gut, spät dran zu sein. Aber ohne hier den gesamten Ablaufplan zu verraten, den wir uns für Blackberry 10 ausgedacht haben: Was den Absatz und die prognostizierten Geschäftsergebnisse anbelangt, ist es eigentlich nicht so dramatisch wie es viele Leute sehen.

Sacco: Wie lange wird es dauern, bis wire in zweites oder drittes Blackberry-10-Gerät zu sehen bekommen? Wieviele verschiedene Devices wird RIM 2013 herausbringen?

HEINS: Nur kurze Zeit später. Ich gebe Ihnen keinen genauen Termin, aber es wie eine Schlagfolge beim Boxen. Sie werden mehr als zwei Devices sehen. Ich kann Ihnen aber auch verraten, dass wir uns stärker auf das Produktportfolio fokussieren, das wir herausbringen wollen. Die Menge der Geräte, die wir anbieten, wird ziemlich drastisch reduziert. Grund dafür ist nicht, dass wir nicht mehr Geräte anbieten könnten, sondern die Qualität des Portfolios, das ich ins Spiel bringen möchte.

Das war mit ein Effekt der Globalisierung von Blackberry. Wir hatten einfach zu viele Produkte auf dem Markt. Dabei haben wir sehr loyale Kunden, die ihren Blackberry wirklich mögen - es ist gar nicht notwendig, sie alle sechs Monate vom Wechsel abzuhalten.

Sacco: Zum Abschluß bitte ich Sie um eine Prognose: Wo wird RIM in einem Jahr stehen? Was werde ich im Juli 2013 über RIM und Blackberry schreiben?

HEINS: Ich denke, Sie werden darüber schreiben, dass Sie von der Performance und dem Nutzungserlebnis des BlackBerry-10-Produkts begeistert sind, dass es Ihnen hilft, Ihre täglichen Ziele zu erreichen und trotzdem Spaß zu haben. Zu diesem Zeitpunkt warden Sie sehen, dass es sich um eine wahre Mobile-Computing-Plattform handelt, die es Blackbery erlaubt, sogar andere Bereiche und Räume zu entdecken, etwa Automotive, in Autos.

Ich denke, Sie werden darüber schreiben, dass Blackberry, wenn es richtig und geradlinig vorgeht, eine großartige Zukunft haben wird.

Ich weiß, dass Sie persönlich enttäuscht von uns sind, weil wir Blackberry 10 verschoben haben und ich verstehe das. Ich verstehe das vollkommen. Aber ich möchte auch Ihr persönliches Vertrauen zurückgewinnen, und Ihre Überzeugung, dass wir eine großartige Company sind und eine Company, die die Zukunft gestalten kann. (mb)